BSI/200-3/Risikoeinstufung

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Häufigkeit und Auswirkungen

Häufigkeit und Auswirkungen einschätzen

"Schritte bei der Risikoanalyse: Risiken einstufen (Bild hat eine Langbeschreibung)"

Die Höhe eines Risikos ergibt sich aus der Häufigkeit einer Gefährdung und der drohenden Schadenshöhe.

  • Ein Risiko ist umso größer, je häufiger eine Gefährdung ist, umgekehrt sinkt es, je geringer der mögliche Schaden ist.

Grundsätzlich können beide Größen sowohl quantitativ, also mit genauen Zahlenwerten, als auch qualitativ, also mit Hilfe von Kategorien zur Beschreibung der Größenordnung, bestimmt werden.

  • Erfahrungsgemäß sind jedoch hinreichend verlässliche quantitative Angaben, insbesondere zur Häufigkeit von Schadensereignissen im Bereich der Informationssicherheit, so gut wie nicht vorhanden und auch dort, wo es verlässliche Statistiken gibt, sind daraus abgeleitete exakte Prognosen auf zukünftige Ereignisse problematisch, wenn nicht gar unmöglich.
  • Daher empfiehlt sich ähnlich wie bei der Schutzbedarfsfeststellung ein qualitativer Ansatz mit einer begrenzten Anzahl an Kategorien.

Die Anzahl der Kategorien, mit denen Sie Eintrittshäufigkeit und Schadenshöhe beschreiben, und deren Definition sollten auf die konkreten Gegebenheiten Ihrer Institution angepasst sein.

  • Im Allgemeinen genügen maximal fünf Stufen zur Abgrenzung von Häufigkeiten und Auswirkungen.
  • Wenn bei Ihnen ein übergeordnetes Risikomanagement bereits eingeführt ist, empfiehlt es sich zudem, Informationssicherheitsrisiken in Übereinstimmung mit den dort verwendeten Systemen zur Bewertung und Klassifikation von Risiken zu verwenden.

Nachfolgend als Beispiel ein Vorschlag aus dem -Standard 200-3 für ein mögliches vierstufiges Klassifikationsschema zur Bewertung von Eintrittshäufigkeiten.

Klassifikation von Häufigkeiten
Eintrittshäufigkeit Beschreibung
selten Das Ereignis könnte nach heutigem Kenntnisstand höchstens alle fünf Jahre auftreten.
mittel Das Ereignis tritt einmal alle fünf Jahre bis einmal im Jahr ein.
häufig Das Ereignis tritt einmal im Jahr bis einmal pro Monat ein.
Sehr häufig Das Ereignis tritt mehrmals im Monat ein.

Auch für die Klassifikation möglicher Schadensauswirkungen enthält der -Standard als Beispiel ein vierstufiges Klassifikationsschema.

Klassifikation von Schadensauswirkungen
Schadenshöhe Schadensauswirkungen
vernachlässigbar Die Schadensauswirkungen sind gering und können vernachlässigt werden.
begrenzt Die Schadensauswirkungen sind begrenzt und überschaubar.
beträchtlich Die Schadensauswirkungen können beträchtlich sein.
existenzbedrohend Die Schadensauswirkungen können ein existenziell bedrohliches, katastrophales Ausmaß annehmen.

Berücksichtigen Sie bei der Definition der Kategorien zur Bewertung der Auswirkungen einer Gefährdung auch die bei Ihnen vorgenommene Definition der Schutzbedarfskategorien.

  • Beide Systeme sollten in einer Institution zueinander passend definiert werden.

Risikobewertung und Risikobehandlung

Nachdem Sie die Eintrittshäufigkeiten und Schadensauswirkungen einer Gefährdung eingeschätzt haben, können Sie das aus beiden Faktoren resultierende Risiko bewerten.

  • Es ist auch hierfür zweckmäßig, eine nicht zu große Anzahl an Kategorien zu verwenden, drei bis fünf sind üblich, oft werden auch nur zwei Kategorien verwendet.
  • Der -Standard 200-3 enthält ein Beispiel mit vier Stufen, das Sie an die Gegebenheiten und Erfordernisse Ihrer Institution anpassen können.
  • Die folgende Tabelle ist an dieses Beispiel angelehnt.

Risikoklassifikation

Risikokategorie Definition
gering Die bereits umgesetzten oder zumindest im Sicherheitskonzept vorgesehenen Maßnahmen bieten einen ausreichenden Schutz.
mittel Die bereits umgesetzten oder zumindest im Sicherheitskonzept vorgesehenen Maßnahmen reichen möglicherweise nicht aus.
hoch Die bereits umgesetzten oder zumindest im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen bieten keinen ausreichenden Schutz vor der jeweiligen Gefährdung. Das Risiko kann mit einer großen Wahrscheinlichkeit nicht akzeptiert werden.
sehr hoch Die bereits umgesetzten oder zumindest im Sicherheitskonzept vorgesehenen Sicherheitsmaßnahmen bieten keinen ausreichenden Schutz vor der jeweiligen Gefährdung. Das Risiko kann mit einer sehr großen Wahrscheinlichkeit nicht akzeptiert werden.

Risikomatrix

Zur Darstellung von Eintrittshäufigkeiten, Schadensauswirkungen und Risiken ist eine Risikomatrix ein gebräuchliches und sehr anschauliches Instrument.

  • Auch hierzu enthält der BSI-Standard 200-3 einen Vorschlag, den Sie an die Festlegungen Ihrer Institution zur Risikobewertung anpassen können.

Die Risikobewertung nehmen Sie vor, um begründete Entscheidungen zum Umgang mit möglichen Gefährdungen treffen zu können.

  • Eine solche Entscheidung kann sein, durch zusätzliche Maßnahmen die Eintrittshäufigkeit und/oder die Auswirkungen einer Gefährdung zu verringern.
  • Mit Hilfe der Risikomatrix können Sie auch verdeutlichen, wie sich die Umsetzung solcher Maßnahmen auf ein Risiko auswirken würde.

Beispiel

  • Risikomanagementsystem
  • Erstellung der Gefährdungsübersicht

Ermittlung zusätzlicher Gefährdungen

Quellen
  • BSI-Gefährdungskataloge
  • Produktdokumentation
  • Publikationen über Schwachstellen im Internet
  • Auch Schwächen eingesetzter Komponenten und Protokolle
  • Anfrage bei Herstellern
  • Fachliteratur
  • Bewertungskriterien (z. B. Common Criteria)
  • eigene Bedrohungsanalysen
Weitere Informationsquellen
  • Security Mailing List Archive: seclists.org
47. Elementargefährdung

G 0.47 Schädliche Seiteneffekte IT-gestützter Angriffe

  • Von Tätern nicht beabsichtigt Auswirkungen
  • nicht die unmittelbar angegriffenen Zielobjekte betreffen oder
  • unbeteiligte Dritte schädigen.

Beispiele

  • Für DDoS-Angriffe als Bots missbrauchte IT-Systeme
  • (IoT-) Geräte, die als ein Einfallstor in Netze missbraucht werden
  • Ransomware-Angriffe auf IT-Systeme Kritischer Infrastrukturen

Lösungsansätze

  • Die Bewertung des Risikos erfolgt durch den populären Matrix-Ansatz anhand weniger Stufen.
  • Wenn das Risiko nicht akzeptabel ist, werden Maßnahmen zur Senkung, Vermeidung oder Übertragung des Risikos in Betracht gezogen.
  • Im Sinne einer Was-Wäre-Wenn-Analyse wird dann in der Risiko-Matrix "eingezeichnet", wie sich das Risiko bei Umsetzung der jeweiligen Maßnahme ändern würde.
  • Dadurch wird automatisch auch das Restrisiko dokumentiert.
  • Restrisiko muss der Leitung zur Zustimmung vorgelegt werden (Risikoakzeptanz)

Bewertungsverfahren

Beispiel

Als Beispiel für die Risikobewertung werden zwei Gefährdungen für den Virtualisierungsserver S007 bei der RECPLAST betrachtet
  • Die Risiken werden mit Hilfe der zuvor beschriebenen Kategorien für Häufigkeiten, Auswirkungen und resultierendem Risiko bewertet.

Risikobewertung für die Gefährdung G 0.15 Abhören

Das Risiko besteht, weil zu Wartungszwecken die auf dem Server S007 betriebenen virtuellen Maschinen von Zeit zu Zeit auf einen zweiten Virtualisierungsserver verschoben werden.
  • Bei dieser Live-Migration werden folglich die aktuelle Speicherinhalte der virtuellen Maschinen zwischen beiden Servern übertragen.
  • Da wegen der damit verbundenen Performance-Verluste darauf verzichtet wurde, die Daten zu verschlüsseln, können die übertragenen Informationen grundsätzlich mitgelesen werden.
  • Dies gilt auch für Datenübertragungen vom Virtualisierungsserver S007 zu den angeschlossenen zentralen Speichersystemen.
Bei der Bewertung werden die Eintrittshäufigkeit und die möglichen Auswirkungen betrachtet
  • Die Eintrittshäufigkeit wird auch ohne zusätzliche Maßnahmen als selten bewertet.
  • Diese Entscheidung wurde getroffen, weil durch eine geeignete Netzsegmentierung und Konfiguration dafür gesorgt wurde, dass die Datenübertragungen bei der Live-Migration wie auch zu den Speichersystemen in abgetrennten, von außen nicht zugänglichen Teilnetzen stattfinden, auf die nur die berechtigten und als vertrauenswürdig eingeschätzten Administratoren Zugriff haben.
  • Gleichwohl handelt es sich bei den übertragenen Daten um solche, bei denen Verletzungen der Vertraulichkeit beträchtliche negative Folgen haben könnten.
  • Die Auswirkungen bei Eintreten der Gefährdung werden daher als beträchtlich eingestuft.
Aus diesen Einschätzungen ergibt sich gemäß sich der festgelegten Kriterien für die Risikobewertung ein insgesamt mittleres Risiko.

"Risikomatrix mit eingetragener Gefährdung. (Bild hat eine Langbeschreibung)"

Risikobewertung für die Gefährdung G 0.25 Ausfall von Geräten oder Systemen

Der BSI-Standard 200-3 enthält in Kapitel 5.2 verschiedene Beispiele dafür, wie eine Risikobewertung tabellarisch dokumentiert werden kann.
  • Da oftmals eine Vielzahl an Gefährdungen zu berücksichtigen sind, kann auf ausführliche Erläuterungen zu den vorgenommenen Bewertungen verzichtet werden.
  • Die folgende Tabelle zeigt anhand der Gefährdung G 0.25 eine hinreichende Dokumentation der Risikobewertung.

Risikobewertung

Virtualisierungsserver S007
  • Vertraulichkeit: hoch
  • Integrität: hoch
  • Verfügbarkeit: hoch
Gefährdung G 0.25 Ausfall von Geräten oder Systemen
  • Beeinträchtigte Grundwerte:Verfügbarkeit
  • Eintrittshäufigkeit ohne zusätzliche Maßnahmen: mittel
  • Auswirkungen ohne zusätzliche Maßnahmen: beträchtlich
  • Risiko ohne zusätzliche Maßnahmen: mittel




Anhang

Siehe auch

Links

Weblinks