Risikomanagement/Psychologie

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Psychologische Aspekte

Risikowahrnehmung

Bei der subjektiven Einschätzung, wie relevant und wahrscheinlich ein Risiko ist, spielen die psychologischen Aspekte eine bedeutende Rolle.

  • Die Risikowahrnehmung ist u. a.
  • abhängig von persönlichen Erfahrungen, Erziehung, Moralvorstellung oder dem Bildungshintergrund.
  • Die intuitive Risikowahrnehmung ist gleichzusetzen mit dem wahrgenommenen Risiko.


Die Risikowahrnehmung ist beeinflusst durch qualitative Risikomerkmale.

  • Die Eigenschaften der Risikoquelle beachten das Ausmaß der Folgen sowie die Gewöhnung an diese Quelle.
  • Die Eigenschaften der Risikosituation behandeln die persönliche Kontrollmöglichkeit und die Eindeutigkeit der Gefahreninformation.


Der Mensch strebt nach Sicherheit und vollkommener Kontrolle.

  • Es fällt ihm schwer, eine Risikoeinschätzung rein rational und objektiv vorzunehmen.
  • Zu unterscheiden ist in das intuitive sowie rationale Denken.

Das intuitive Denken erfolgt schnell und häufig unterbewusst, es wird nicht willentlich gesteuert.

  • Die zu behandelnden Probleme sind bekannt und können deshalb spontan und mit dem vorhandenen Wissen gelöst werden.
  • Entscheidungen kosten wenig Anstrengung.
  • Aus mangelnder Erfahrung benötigt das rationale Denken mehr Zeit und erzeugt eine bewusste, kognitive Anstrengung.
  • Um eine Fragestellung lösen zu können, ist gezielte Konzentration notwendig.
  • Ursachen von Fehlhandlungen und subjektive Bewertungen von Risiken können mit Hilfe der Strukturlegetechnik abgebildet und kommunikativ evaluiert werden.

Entscheidungstheorie unter psychologischen Gesichtspunkten

Die Entscheidungstheorie geht davon aus, dass Entscheidungen rational getroffen und Informationen in unbegrenzter Größe aufgenommen und verarbeitet werden können.

  • Emotionale, zufällige Entscheidungen werden außen vor gelassen.
  • Es geht somit verstärkt darum vorzugeben, wie eine Entscheidung getroffen werden soll, nicht wie die Umsetzung in der Realität aussieht.
  • Der Homo oeconomicus gilt im Modell als idealer Entscheider.
  • Er entscheidet sich anhand seiner persönlichen Präferenzen und vorliegender Restriktionen.

Abweichend von der Theorie des Homo oeconomicus agiert der wirtschaftlich handelnde Mensch nicht vollständig rational und ist nicht vollständig informiert.

  • Seine Präferenzen verändern sich mit der Zeit und damit auch seine Handlungen.
  • Die persönlichen Ziele sind nur schwer messbar, ihre Entstehung und Veränderung wird nicht erklärt.

Problemlösungen werden durch heuristische Strategien bewältigt.

  • Hierbei geht es um die Befriedigung der Ansprüche, nicht um die Erreichung des Optimums.
  • Die meisten Entscheidungen werden intuitiv gefällt, um Komplexität zu reduzieren.

Die Prospect Theory beschreibt das risikoscheue Verhalten bei Gewinnchancen sowie ein risikofreudiges Verhalten bei möglichen Verlusten.

  • Bei kognitiven Heuristiken werden gut zugängliche, vorhandene Informationen genutzt, um einen Sachverhalt unter geringem Aufwand einzuschätzen.
  • Sogenannte Biases bezeichnen Fehlurteile, die auf Basis dieser Faustregeln getroffen werden.


Die Beurteilung von Wahrscheinlichkeiten und die Vorhersage von Werten unterscheiden Kahneman und Tversky drei Heuristiken:

  • Repräsentativitätsheuristik: Es wird die Übereinstimmung einer Kategorie bzw.
  • Klasse mit einer Stichprobe überprüft.
  • Die Wahrscheinlichkeit der Zugehörigkeit steigt mit der Anzahl der zutreffenden Eigenschaften des speziellen Sachverhaltes mit dem klassischen Fall.
  • Basisraten werden zu Gunsten von konkreten Informationen zum Einzelfall vernachlässigt, was zu Fehlentscheidungen führen kann.
  • Verfügbarkeitsheuristik: Je einfacher Informationen zugänglich und abrufbar sind, desto wahrscheinlicher ist eine Entscheidungsfindung anhand der bekannten Beispiele.
  • Ein Ereignis, das leicht im Kopf aufrufbar ist, scheint besonders häufig einzutreten.
  • Die Beurteilung anhand von Erfahrungen kann durch mediale oder persönliche Einflüsse verfälscht werden.
  • Ankerheuristik/Anpassungsheuristik: Als Ausgangswert für eine Entscheidung dient ein Anker, der im weiteren Verlauf durch Umgebungseinflüsse verändert und angepasst wird.
  • Es handelt sich um eine Urteilsheuristik, bei der das Ergebnis eine Verzerrung in Richtung des Startwertes enthält.

Umgang mit Risiken

Die persönliche Einschätzung eines Risikos variiert stark, weshalb keine Standardisierung des Umfangs möglich ist.

  • Um eine Einschätzung vornehmen zu können, müssen Risiken erfasst und Konsequenzen gesammelt werden, um abschließend die Eintrittswahrscheinlichkeiten abzuschätzen.
  • Das menschliche Unterbewusstsein wird dabei durch Erfahrungen bei der Entscheidungsfindung beeinflusst.
  • Je leichter verfügbar Informationen bezüglich eines Risikos sind, desto wahrscheinlicher erscheinen sie.
  • Risiken, die stärker thematisiert werden, werden somit mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eingeschätzt, obwohl die Fakten dagegen sprechen.

Wenn ein Risiko beurteilt werden soll, erfolgt häufig ein Vergleich mit ähnlichen Risiken und ihren Wahrscheinlichkeiten.

  • Das zu treffende Ergebnis wird durch bekannte Skalen beeinflusst.

Stereotype führen dazu, dass die Basisrate ausgeblendet wird und wahrgenommene Faktoren die Beurteilung des Risikos verzerren.

  • Aus der risikoaversen Einstellung heraus ignorieren Menschen Risiken und wägen sich in Sicherheit.
  • Eintretende Konsequenzen werden stärker fokussiert als Eintrittswahrscheinlichkeiten.
  • Bei potentiell höheren Gewinnmöglichkeiten werden die Wahrscheinlichkeiten für deren Eintritt eher ausgeblendet, ebenso wie das Schadensausmaß wichtiger als die Wahrscheinlichkeit ist.
  • Um ein Nullrisiko zu erreichen, werden durch Unternehmen große Investitionen getätigt.
  • Um ein Risiko möglichst genau abzuschätzen, vertraut man auf Urteile durch Experten und Autoritäten.
  • Expertenkompetenzen werden gern überschätzt.
  • Hierbei wird oft vernachlässigt zu prüfen, ob die Informationen verlässlich, relevant für die Risikobewertung sind und auf einer stabilen Regelmäßigkeit beruhen.
  • Eine andere Verfälschungs- und Vereinfachungstechnik beruht darauf, dass komplexe Fragestellungen zu einfach beantwortet und potentielle Risiken übersehen werden. Heuristiken werden genutzt, um die begrenzten kognitiven Ressourcen bestmöglich zu nutzen.

Generell ist im Umgang mit Risiken in folgende Strategien zu unterscheiden:

  • Vermeidung von Risiken
  • Risikoreduktion
  • Risikooptimierung
  • Risikotransfer
  • Festhalten an Risikostruktur.

Entscheidungstypen

Übertragen aus dem Bereich der Anlegertypologie gibt es bei risikobehafteten Entscheidungen drei Typen:

  • Bauchmensch: Das intuitive Handeln lässt sich auf Basis einer risikofreudigen Risikoeinstellung erklären.
  • Innerhalb kurzer Zeit können Entscheidungen getroffen werden.
  • Herzmensch: Die menschlichen Emotionen prägen sein Handeln stark.
  • Vor allem positive Gefühle werden verstärkt zum Ausdruck gebracht, negative hingegen versucht zu unterdrücken.
  • Er versucht zu vermeiden Entscheidungen alleine treffen zu müssen und zu viel Verantwortung zu tragen.
  • Kopfmensch: Ein breites Wissen soll dabei helfen, Gefahren unter Kontrolle zu behalten.
  • Ursache, Wirkung und deren Zusammenhang besitzen Vorrang bei der Entscheidungsfindung, um das Risiko bestmöglich kontrollieren zu können.