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Let's Encrypt: Unterschied zwischen den Versionen

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DanielZorin (Diskussion | Beiträge)
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'''Let’s Encrypt''' - [[Zertifizierungsstelle]] für [[X.509]]-[[Digitales Zertifikat|Zertifikate]] für [[Transport Layer Security]] (TLS)
'''Let's Encrypt''' ist eine kostenlose, automatisierte und offene [[Zertifizierungsstelle]] für [[X.509]]-basierte [[Transport Layer Security|TLS]]-[[Digitales Zertifikat|Zertifikate]]. Der Dienst wird von der gemeinnützigen Internet Security Research Group (ISRG) betrieben


== Beschreibung ==
== Eigenschaften ==
; Zertifikatsarten
* Ausstellung von Domain-Validation-(DV)-Zertifikaten für DNS-Namen (Einzelnamen, Subject-Alternative-Name-Zertifikate und Wildcard-Zertifikate)
* OV- und EV-Zertifikate werden bewusst nicht angeboten, da deren Antragsprozesse nicht vollständig automatisierbar sind


== Installation ==
; Gültigkeit
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
* Standardgültigkeit der Zertifikate beträgt 90 Tage
</syntaxhighlight>
* Für den produktiven Betrieb ist eine automatisierte Erneuerung vorgesehen (z. B. über ACME-Clients. Details in [[#Nutzung|Nutzung]])
 
; Kosten
* Ausstellung und Nutzung der Zertifikate sind kostenfrei.
* Es wird weitgehend auf [[freie Software]] und offene Standards gesetzt
 
; Transparenz
* Ausgestellte Zertifikate werden in öffentlichen Logsystemen (z. B. Certificate Transparency) protokolliert
* Die Betreibenden veröffentlichen regelmäßig Transparenz- und Sicherheitsberichte
 
== Organisation ==
Let’s Encrypt ist ein von der Internet Security Research Group angebotener Dienst
* Finanzierung erfolgt überwiegend durch Sponsoring großer Unternehmen aus Browser-, CDN- und Infrastrukturbereich sowie durch Spenden
* Zu den wichtigen Unterstützenden gehören unter anderem die Electronic Frontier Foundation (EFF), die [[Mozilla|Mozilla Foundation]], Akamai, Google Chrome und [[Cisco Systems]]
 
== Vertrauensmodell und Zertifikatskette ==
Let’s Encrypt betreibt eigene Root-Zertifikate (z. B. ''ISRG Root X1'') und stellt davon abgeleitete Zwischenzertifikate bereit.
* Zur Sicherstellung der Kompatibilität mit älteren Clients wurden zeitweise zusätzlich von IdenTrust signierte Zwischenzertifikate eingesetzt
* Die aktuell verwendeten Root- und Intermediate-Zertifikate sowie Details zur Schlüsselinfrastruktur sind in [[Let's Encrypt/Technik]] beschrieben
 
== Technik ==
Let’s Encrypt verwendet das ACME-Protokoll (Automatic Certificate Management Environment) zur automatisierten Ausstellung und Erneuerung von Zertifikaten.
* ACME-Clients führen die Authentifizierung der Domain und die Installation der Zertifikate auf dem Zielsystem aus
* Unterstützte Validierungsmethoden (z. B. ''HTTP-01'', ''DNS-01'', ''TLS-ALPN-01'') sowie konkrete Anwendungsbeispiele werden in [[Let's Encrypt/Anwendungen]] beschrieben
* Weitere technische Details zur Implementierung, zur CA-Software und zur Infrastruktur sind in [[Let's Encrypt/Technik]] zusammengefasst
 
== Bedeutung ==
Let’s Encrypt hat die Verbreitung von HTTPS im [[World Wide Web]] wesentlich beschleunigt und die Hürden für den Einsatz von Transportverschlüsselung deutlich gesenkt
* Das Projekt unterstützt Bestrebungen großer [[Webbrowser]]-Projekte, unverschlüsseltes [[Hypertext Transfer Protocol|HTTP]] als unsicher zu kennzeichnen
* Für den gesellschaftlichen Nutzen erhielt Let’s Encrypt mehrere Auszeichnungen, darunter den FSF Award 2019
 
== Nutzung ==
=== Überblick ===
[[Let's Encrypt|Let’s Encrypt]] ermöglicht die automatisierte Ausstellung und Erneuerung von TLS-Zertifikaten über das ACME-Protokoll (RFC 8555)
* Ein ACME-Client weist die Kontrolle über eine Domain nach und ruft ein Zertifikat ab
* Zertifikate besitzen eine maximale Gültigkeit von 90 Tagen, daher sollte eine automatische Erneuerung konfiguriert werden
 
=== ACME-Client-Implementierungen ===
Zur Nutzung von Let’s Encrypt muss eine ACME-Clientsoftware eingesetzt werden
* Es stehen zahlreiche Clients von Drittanbietern zur Verfügung. 
:* Keine Überprüfung oder Zertifizierung dieser Clients durch Let’s Encrypt
* Browserbasierte Clients werden nicht berücksichtigt, da sie manuelle Erneuerungen fördern
 
==== Certbot ====
Für die meisten Szenarien wird Certbot empfohlen. 
* Unterstützt automatisiertes Ausstellen, Installieren und Erneuern von Zertifikaten
* Bietet Auto-Konfiguration sowie Expertenmodus. 
* Umfangreiche Dokumentation und breite Betriebssystemunterstützung
 
==== ACMEv1 / ACMEv2 ====
Alle unterstützten ACME-Clients verwenden '''ACMEv2 (RFC 8555)'''
* ACMEv1 wurde am 1. Juni 2021 vollständig abgeschaltet
 
=== Erste Schritte ===
Zur Aktivierung von HTTPS wird ein Zertifikat benötigt, das über ACME angefordert wird
* Der Nachweis der Domainkontrolle erfolgt über einen ACME-Client oder über Integrationen beim Hosting-Provider
* Entscheidend ist, '''ob Shell-Zugang verfügbar ist'''


== Aufruf ==
==== Mit Shell-Zugang ====
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
Für Shell-Umgebungen wird Certbot empfohlen
</syntaxhighlight>
* Unterstützt automatische Abläufe ohne Ausfallzeit
* Alternativ können weitere ACME-Clients eingesetzt werden


=== Optionen ===
Für Tests kann die Staging-Umgebung genutzt werden, um Rate Limits nicht auszulösen
{| class="wikitable sortable options gnu big"
|-
! Unix !! GNU !! Parameter !! Beschreibung
|-
| || || ||
|-
|}


=== Parameter ===
==== Ohne Shell-Zugriff ====
=== Umgebungsvariablen ===
Optimal ist die Nutzung integrierter Let’s-Encrypt-Unterstützung des Hosting-Providers
=== Exit-Status ===
* Zertifikate werden automatisch angefordert und erneuert
{| class="wikitable options col1center big"
|-
! Wert !! Beschreibung
|-
| 0 || Erfolg
|-
| >0  || Fehler
|}


== Anwendung ==
Falls keine Integration vorhanden ist, kann ein Zertifikat manuell erzeugt und anschließend beim Provider hochgeladen werden
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
* Dieser Ansatz ist aufwendig und muss regelmäßig wiederholt werden. Gilt als Notlösung
</syntaxhighlight>


=== Problembehebung ===
=== ACME-Challenge-Typen ===
Für die Domainvalidierung stehen mehrere Verfahren zur Verfügung. Auswahl und Einsatz hängen von Infrastruktur, DNS-Zugriff und Port-Verfügbarkeit ab


== Konfiguration ==
=== Dateien ===
{| class="wikitable options big"
{| class="wikitable options big"
! Methode
! Port
! Vorteile
! Nachteile
|-
|-
! Datei !! Beschreibung
| HTTP-01
| Port 80
|
* Einfach einzurichten
* Kompatibel mit den meisten Webservern
* Automatisierbar
|
* Erfordert offenen Port 80
* Probleme hinter CDN/Reverse-Proxy möglich
* Nicht nutzbar für Wildcard-Zertifikate
|-
|-
| ||  
| DNS-01
| TXT-Record
|  
* Ermöglicht Ausstellung von Wildcard-Zertifikaten
* Unabhängig von Ports oder Webserver
* Sehr flexibel bei komplexen Infrastrukturen
|
* Erfordert DNS-API oder manuellen Eingriff
* DNS-Propagation kann Verzögerungen verursachen
|-
|-
| ||  
| TLS-ALPN-01
| Port 443
|  
* Keine Abhängigkeit von Port 80
* Funktioniert hinter bestimmten Proxies besser
|
* Benötigt direkte Kontrolle über TLS-Konfiguration
* Nicht überall unterstützt
|}
|}
 
=== Funktionsweise von ACME ===
==== Architektur ====
Der ACME-Ablauf folgt festen Objekten und Schritten:


<noinclude>
* '''Account Key''' – kryptografische Identität des Clients
* '''Order''' – Anforderung eines oder mehrerer Zertifikate
* '''Authorization''' – Nachweis der Kontrolle für jede Domain 
* '''Challenge''' – konkrete Prüfaufgabe (HTTP-01, DNS-01, TLS-ALPN-01)
* '''Finalization''' – Übermittlung des CSR
* '''Certificate''' – Ausstellung des Zertifikats
 
Diese Struktur entspricht dem ACME-Standard (RFC 8555)


== Anhang ==
==== Domain-Validierung ====
=== Siehe auch ===
Der Client erzeugt ein Schlüsselpaar und fordert Validierungsaufgaben an.
<div style="column-count:2">
* Nach Bereitstellung der Challenge-Ressourcen prüft die Zertifizierungsstelle deren Erfüllung.
<categorytree hideroot=on mode="pages">{{BASEPAGENAME}}</categorytree>
* Bei Erfolg gilt der Account Key als autorisiert.
</div>
----
{{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}/}}
----
* [[CAcert]]


=== Dokumentation ===
==== Zertifikatausstellung und Widerruf ====
; Man-Page
Zur Ausstellung wird eine Zertifikatsanforderung (CSR) übermittelt
# [https://manpages.debian.org/stable/procps/pgrep.1.de.html prep(1)]
* Nach erfolgreicher Prüfung wird ein Zertifikat zurückgegeben
* Widerrufe erfolgen über signierte Widerrufsanfragen
* Entsprechende Informationen werden über die üblichen Kanäle publiziert


<!--
=== Rate Limits ===
; Info-Pages
Let’s Encrypt setzt verschiedene Beschränkungen ein, um Missbrauch zu verhindern. Für einen stabilen Betrieb sollte die automatisierte Erneuerung auf die Staging-Umgebung getestet werden.
-->


=== Links ===
Limits:
==== Projekt ====
* Begrenzte Anzahl neuer Zertifikate pro registrierter Domain pro Woche. 
# [https://letsencrypt.org/ Offizielle Website]
* Begrenzung fehlerhafter Validierungsversuche pro Stunde. 
* Begrenzte Anzahl neuer Orders pro Account innerhalb kurzer Zeiträume.


==== Weblinks ====
Für Tests steht eine Staging-Umgebung mit deutlich höheren Limits zur Verfügung.
# [https://media.libreplanet.org/u/libreplanet/m/seth-schoen-lets-encrypt/ Seth Schoens Vorlesung bei Libre Planet 2015 zu Let’s Encrypt]
# [https://cryptologie.net/article/274 technische Einführung] in einem Blogeintrag von David Wong


[[Kategorie:new]]
; Staging-Umgebung 
Die Staging-Umgebung ist eine separate ACME-Testinfrastruktur mit hohen Limits und nicht vertrauenswürdigen Testzertifikaten. Sie dient zur sicheren Überprüfung von Validierung, Konfiguration und Automatisierung, ohne produktive Limits zu belasten.


</noinclude>
; Aktivierung der Staging-Umgebung 
Die Nutzung erfolgt über den Staging-ACME-Endpunkt oder entsprechende Client-Optionen:


= TMP =
* Certbot: ''--staging'' 
== Beschreibung ==
* ACME-Endpoint:
Die Zertifikate haben eine Gültigkeit von jeweils 90 Tagen und können manuell oder automatisch erneuert werden
<syntaxhighlight lang="ini" copy line>
* Dabei ersetzt ein automatisierter Prozess die bisher gängigen komplexen händischen Vorgänge bei der Erstellung, Validierung, Signierung, Einrichtung und Erneuerung von Zertifikaten für verschlüsselte Websites
https://acme-staging-v02.api.letsencrypt.org/directory
* kostenlos
</syntaxhighlight>
* Certbot-Erneuerungstest: ''certbot renew --dry-run''


=== Überblick ===
=== Beste Praxis ===
Ziel des Projekts ist es, verschlüsselte Verbindungen im [[World Wide Web]] zum Normalfall zu machen
* Port 80 sollte für '''HTTP-01'''-Challenges und Weiterleitungen auf HTTPS offen bleiben. 
* Indem unter anderem Zahlung, [[Webserver]]konfiguration, Validierungs-E-Mails und die Sorge um abgelaufene Zertifikate überflüssig werden, sollen Aufwand für Einrichtung und Pflege von TLS-Kryptografie deutlich gesenkt werden
* Das Schließen von Port 80 reduziert das Sicherheitsrisiko kaum. 
* Falls Port 80 durch den Anbieter blockiert ist, können '''DNS-01''' oder '''TLS-ALPN-01''' eingesetzt werden.


Bei aktuellen Bestrebungen von großen [[Webbrowser]]-Projekten, unverschlüsseltes [[Hypertext Transfer Protocol|HTTP]] als überholt zu erklären und zukünftig davor zu warnen oder die Unterstützung einzuschränken, wird unter anderem auf die Verfügbarkeit von Let’s Encrypt gesetzt


Um sowohl die eigene Vertrauenswürdigkeit zu erhöhen, als auch gegen Angriffe und Manipulationsversuche zu schützen, soll auf größtmögliche Transparenz gesetzt werden
<noinclude>
* Dazu werden etwa regelmäßig Transparenzberichte veröffentlicht, alle Ausstellungstransaktionen öffentlich protokolliert (u.&nbsp;a.&nbsp;mit [[Certificate Transparency]]) und möglichst viel auf [[Offener Standard|offene Standards]] und [[freie Software]] gesetzt


Das Projekt erhielt den [[FSF Award]] 2019
== Anhang ==
=== Siehe auch ===
<div style="column-count:2">
<categorytree hideroot=on mode="pages">Let's Encrypt</categorytree>
</div>
----
{{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}/}}


Es werden TLS-Zertifikate mit [[Domain Validation Certificate|Domain Validation]] (DV) ausgestellt
<!--
* Bewusst nicht angeboten werden TLS-Zertifikate mit einer Prüfung auf [[Organization Validation Certificate|Organization Validation]] (OV) und [[Extended Validation Certificate|Extended Validation]] (EV), da deren Antragsprozess per Definition nicht vollautomatisiert möglich ist und der Zweck von Let’s Encrypt ist, eine niederschwellige unmittelbare Ausstellung von TLS-Zertifikaten zu ermöglichen
=== Dokumentation ===


=== Beteiligte ===
Platz für interne Hinweise oder zusätzliche Dokumentation.
Let’s Encrypt ist ein von der gemeinnützigen [[Internet Security Research Group]] (ISRG) angebotener Dienst
-->
* Hauptsponsoren sind unter anderem die [[Electronic Frontier Foundation]] (EFF), die [[Mozilla Foundation]], [[Akamai]], [[Google|Google Chrome]] und [[Cisco Systems]]
* Weitere Beteiligte sind die Zertifizierungsstelle [[IdenTrust]], die [[University of Michigan]] (U-M), die [[Stanford Law School]], die [[Linux Foundation]]


== Weblinks ==
# [https://letsencrypt.org/ Offizielle Website von Let’s Encrypt]
# [https://cryptologie.net/article/274 Technische Einführung in Let’s Encrypt]


[[Kategorie:Let's Encrypt]]
[[Kategorie:Let's Encrypt]]
</noinclude>

Aktuelle Version vom 18. Dezember 2025, 09:32 Uhr

Let's Encrypt ist eine kostenlose, automatisierte und offene Zertifizierungsstelle für X.509-basierte TLS-Zertifikate. Der Dienst wird von der gemeinnützigen Internet Security Research Group (ISRG) betrieben

Eigenschaften

Zertifikatsarten
  • Ausstellung von Domain-Validation-(DV)-Zertifikaten für DNS-Namen (Einzelnamen, Subject-Alternative-Name-Zertifikate und Wildcard-Zertifikate)
  • OV- und EV-Zertifikate werden bewusst nicht angeboten, da deren Antragsprozesse nicht vollständig automatisierbar sind
Gültigkeit
  • Standardgültigkeit der Zertifikate beträgt 90 Tage
  • Für den produktiven Betrieb ist eine automatisierte Erneuerung vorgesehen (z. B. über ACME-Clients. Details in Nutzung)
Kosten
  • Ausstellung und Nutzung der Zertifikate sind kostenfrei.
  • Es wird weitgehend auf freie Software und offene Standards gesetzt
Transparenz
  • Ausgestellte Zertifikate werden in öffentlichen Logsystemen (z. B. Certificate Transparency) protokolliert
  • Die Betreibenden veröffentlichen regelmäßig Transparenz- und Sicherheitsberichte

Organisation

Let’s Encrypt ist ein von der Internet Security Research Group angebotener Dienst

  • Finanzierung erfolgt überwiegend durch Sponsoring großer Unternehmen aus Browser-, CDN- und Infrastrukturbereich sowie durch Spenden
  • Zu den wichtigen Unterstützenden gehören unter anderem die Electronic Frontier Foundation (EFF), die Mozilla Foundation, Akamai, Google Chrome und Cisco Systems

Vertrauensmodell und Zertifikatskette

Let’s Encrypt betreibt eigene Root-Zertifikate (z. B. ISRG Root X1) und stellt davon abgeleitete Zwischenzertifikate bereit.

  • Zur Sicherstellung der Kompatibilität mit älteren Clients wurden zeitweise zusätzlich von IdenTrust signierte Zwischenzertifikate eingesetzt
  • Die aktuell verwendeten Root- und Intermediate-Zertifikate sowie Details zur Schlüsselinfrastruktur sind in Let's Encrypt/Technik beschrieben

Technik

Let’s Encrypt verwendet das ACME-Protokoll (Automatic Certificate Management Environment) zur automatisierten Ausstellung und Erneuerung von Zertifikaten.

  • ACME-Clients führen die Authentifizierung der Domain und die Installation der Zertifikate auf dem Zielsystem aus
  • Unterstützte Validierungsmethoden (z. B. HTTP-01, DNS-01, TLS-ALPN-01) sowie konkrete Anwendungsbeispiele werden in Let's Encrypt/Anwendungen beschrieben
  • Weitere technische Details zur Implementierung, zur CA-Software und zur Infrastruktur sind in Let's Encrypt/Technik zusammengefasst

Bedeutung

Let’s Encrypt hat die Verbreitung von HTTPS im World Wide Web wesentlich beschleunigt und die Hürden für den Einsatz von Transportverschlüsselung deutlich gesenkt

  • Das Projekt unterstützt Bestrebungen großer Webbrowser-Projekte, unverschlüsseltes HTTP als unsicher zu kennzeichnen
  • Für den gesellschaftlichen Nutzen erhielt Let’s Encrypt mehrere Auszeichnungen, darunter den FSF Award 2019

Nutzung

Überblick

Let’s Encrypt ermöglicht die automatisierte Ausstellung und Erneuerung von TLS-Zertifikaten über das ACME-Protokoll (RFC 8555)

  • Ein ACME-Client weist die Kontrolle über eine Domain nach und ruft ein Zertifikat ab
  • Zertifikate besitzen eine maximale Gültigkeit von 90 Tagen, daher sollte eine automatische Erneuerung konfiguriert werden

ACME-Client-Implementierungen

Zur Nutzung von Let’s Encrypt muss eine ACME-Clientsoftware eingesetzt werden

  • Es stehen zahlreiche Clients von Drittanbietern zur Verfügung.
  • Keine Überprüfung oder Zertifizierung dieser Clients durch Let’s Encrypt
  • Browserbasierte Clients werden nicht berücksichtigt, da sie manuelle Erneuerungen fördern

Certbot

Für die meisten Szenarien wird Certbot empfohlen.

  • Unterstützt automatisiertes Ausstellen, Installieren und Erneuern von Zertifikaten
  • Bietet Auto-Konfiguration sowie Expertenmodus.
  • Umfangreiche Dokumentation und breite Betriebssystemunterstützung

ACMEv1 / ACMEv2

Alle unterstützten ACME-Clients verwenden ACMEv2 (RFC 8555)

  • ACMEv1 wurde am 1. Juni 2021 vollständig abgeschaltet

Erste Schritte

Zur Aktivierung von HTTPS wird ein Zertifikat benötigt, das über ACME angefordert wird

  • Der Nachweis der Domainkontrolle erfolgt über einen ACME-Client oder über Integrationen beim Hosting-Provider
  • Entscheidend ist, ob Shell-Zugang verfügbar ist

Mit Shell-Zugang

Für Shell-Umgebungen wird Certbot empfohlen

  • Unterstützt automatische Abläufe ohne Ausfallzeit
  • Alternativ können weitere ACME-Clients eingesetzt werden

Für Tests kann die Staging-Umgebung genutzt werden, um Rate Limits nicht auszulösen

Ohne Shell-Zugriff

Optimal ist die Nutzung integrierter Let’s-Encrypt-Unterstützung des Hosting-Providers

  • Zertifikate werden automatisch angefordert und erneuert

Falls keine Integration vorhanden ist, kann ein Zertifikat manuell erzeugt und anschließend beim Provider hochgeladen werden

  • Dieser Ansatz ist aufwendig und muss regelmäßig wiederholt werden. Gilt als Notlösung

ACME-Challenge-Typen

Für die Domainvalidierung stehen mehrere Verfahren zur Verfügung. Auswahl und Einsatz hängen von Infrastruktur, DNS-Zugriff und Port-Verfügbarkeit ab

Methode Port Vorteile Nachteile
HTTP-01 Port 80
  • Einfach einzurichten
  • Kompatibel mit den meisten Webservern
  • Automatisierbar
  • Erfordert offenen Port 80
  • Probleme hinter CDN/Reverse-Proxy möglich
  • Nicht nutzbar für Wildcard-Zertifikate
DNS-01 TXT-Record
  • Ermöglicht Ausstellung von Wildcard-Zertifikaten
  • Unabhängig von Ports oder Webserver
  • Sehr flexibel bei komplexen Infrastrukturen
  • Erfordert DNS-API oder manuellen Eingriff
  • DNS-Propagation kann Verzögerungen verursachen
TLS-ALPN-01 Port 443
  • Keine Abhängigkeit von Port 80
  • Funktioniert hinter bestimmten Proxies besser
  • Benötigt direkte Kontrolle über TLS-Konfiguration
  • Nicht überall unterstützt

Funktionsweise von ACME

Architektur

Der ACME-Ablauf folgt festen Objekten und Schritten:

  • Account Key – kryptografische Identität des Clients
  • Order – Anforderung eines oder mehrerer Zertifikate
  • Authorization – Nachweis der Kontrolle für jede Domain
  • Challenge – konkrete Prüfaufgabe (HTTP-01, DNS-01, TLS-ALPN-01)
  • Finalization – Übermittlung des CSR
  • Certificate – Ausstellung des Zertifikats

Diese Struktur entspricht dem ACME-Standard (RFC 8555)

Domain-Validierung

Der Client erzeugt ein Schlüsselpaar und fordert Validierungsaufgaben an.

  • Nach Bereitstellung der Challenge-Ressourcen prüft die Zertifizierungsstelle deren Erfüllung.
  • Bei Erfolg gilt der Account Key als autorisiert.

Zertifikatausstellung und Widerruf

Zur Ausstellung wird eine Zertifikatsanforderung (CSR) übermittelt

  • Nach erfolgreicher Prüfung wird ein Zertifikat zurückgegeben
  • Widerrufe erfolgen über signierte Widerrufsanfragen
  • Entsprechende Informationen werden über die üblichen Kanäle publiziert

Rate Limits

Let’s Encrypt setzt verschiedene Beschränkungen ein, um Missbrauch zu verhindern. Für einen stabilen Betrieb sollte die automatisierte Erneuerung auf die Staging-Umgebung getestet werden.

Limits:

  • Begrenzte Anzahl neuer Zertifikate pro registrierter Domain pro Woche.
  • Begrenzung fehlerhafter Validierungsversuche pro Stunde.
  • Begrenzte Anzahl neuer Orders pro Account innerhalb kurzer Zeiträume.

Für Tests steht eine Staging-Umgebung mit deutlich höheren Limits zur Verfügung.

Staging-Umgebung

Die Staging-Umgebung ist eine separate ACME-Testinfrastruktur mit hohen Limits und nicht vertrauenswürdigen Testzertifikaten. Sie dient zur sicheren Überprüfung von Validierung, Konfiguration und Automatisierung, ohne produktive Limits zu belasten.

Aktivierung der Staging-Umgebung

Die Nutzung erfolgt über den Staging-ACME-Endpunkt oder entsprechende Client-Optionen:

  • Certbot: --staging
  • ACME-Endpoint:
https://acme-staging-v02.api.letsencrypt.org/directory
  • Certbot-Erneuerungstest: certbot renew --dry-run

Beste Praxis

  • Port 80 sollte für HTTP-01-Challenges und Weiterleitungen auf HTTPS offen bleiben.
  • Das Schließen von Port 80 reduziert das Sicherheitsrisiko kaum.
  • Falls Port 80 durch den Anbieter blockiert ist, können DNS-01 oder TLS-ALPN-01 eingesetzt werden.



Anhang

Siehe auch



Weblinks

  1. Offizielle Website von Let’s Encrypt
  2. Technische Einführung in Let’s Encrypt