Debian/Projekt: Unterschied zwischen den Versionen
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Debian-Entwickler kann jeder werden, der den sogenannten New-Member-Prozess erfolgreich durchläuft: Bewerber werden hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten geprüft, außerdem wird sichergestellt, dass sie mit der Philosophie des Projektes vertraut sind. | |||
Debian-Entwickler kann jeder werden, der den sogenannten New-Member-Prozess erfolgreich durchläuft: Bewerber werden hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten geprüft, außerdem wird sichergestellt, dass sie mit der Philosophie des Projektes vertraut sind. | |||
Der Name des Betriebssystems leitet sich von den Vornamen des Debian-Gründers Ian Murdock und seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Debra Lynn ab. | Der Name des Betriebssystems leitet sich von den Vornamen des Debian-Gründers Ian Murdock und seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Debra Lynn ab. | ||
Das System ist bekannt für seine [[Paketverwaltung]] [[Debian Package Manager|dpkg]] und deren Frontend [[Advanced Packaging Tool|APT]]. Mit diesen ist es möglich, alte Versionen von Debian GNU/Linux durch aktuelle zu ersetzen oder neue Softwarepakete zu installieren. Sie sind ebenfalls dafür zuständig, alle von einem Programm benötigten [[Kopplung (Softwareentwicklung)|Abhängigkeiten]] aufzulösen, also alle Programmpakete zu laden und zu installieren, welche die gewünschte Software benötigt. | Das System ist bekannt für seine [[Paketverwaltung]] [[Debian Package Manager|dpkg]] und deren Frontend [[Advanced Packaging Tool|APT]]. Mit diesen ist es möglich, alte Versionen von Debian GNU/Linux durch aktuelle zu ersetzen oder neue Softwarepakete zu installieren. Sie sind ebenfalls dafür zuständig, alle von einem Programm benötigten [[Kopplung (Softwareentwicklung)|Abhängigkeiten]] aufzulösen, also alle Programmpakete zu laden und zu installieren, welche die gewünschte Software benötigt. | ||
== Organisation == | == Organisation == | ||
Das Debian-Projekt konstituiert sich durch die Debian-[[Verfassung]]. Sie regelt die demokratische Organisationsstruktur mit regelmäßigen Wahlen. | Das Debian-Projekt konstituiert sich durch die Debian-[[Verfassung]]. Sie regelt die demokratische Organisationsstruktur mit regelmäßigen Wahlen. Darüber hinaus verpflichtet sich das Projekt mit dem [[Gesellschaftsvertrag]] ''Debian Social Contract'' zu ''[[Freie Software|freier Software]].'' | ||
Seit dem 26. April 2004 ist die Version 1.1 des Gesellschaftsvertrages gültig. Die eigentliche inhaltliche Änderung besagt, dass alle Komponenten des Debian-Systems (im Hauptzweig ''main'') frei sein müssen, nicht mehr nur die Software. Die ''[[Debian Free Software Guidelines|Debian-Richtlinien für freie Software]]'' beziehen sich also nicht mehr nur auf freie Software, sondern allgemein auf freie Werke. Da diese Auswirkungen einer als „editoriell“ bezeichneten Änderung für viele Entwickler überraschend war, wurde in einer zusätzlichen Abstimmung im Juli 2004 beschlossen, dass diese Änderung erst nach dem Release von Sarge im Juni 2005 wirksam wird. | Seit dem 26. April 2004 ist die Version 1.1 des Gesellschaftsvertrages gültig. Die eigentliche inhaltliche Änderung besagt, dass alle Komponenten des Debian-Systems (im Hauptzweig ''main'') frei sein müssen, nicht mehr nur die Software. Die ''[[Debian Free Software Guidelines|Debian-Richtlinien für freie Software]]'' beziehen sich also nicht mehr nur auf freie Software, sondern allgemein auf freie Werke. Da diese Auswirkungen einer als „editoriell“ bezeichneten Änderung für viele Entwickler überraschend war, wurde in einer zusätzlichen Abstimmung im Juli 2004 beschlossen, dass diese Änderung erst nach dem Release von Sarge im Juni 2005 wirksam wird. | ||
Aktueller Leiter des Debian-Projekts ist Jonathan Carter. | Aktueller Leiter des Debian-Projekts ist Jonathan Carter. Der Posten wird einmal im Jahr per Wahl neu vergeben. Alle Wahlen und Abstimmungen erfolgen elektronisch (mit Hilfe einer [[Digitale Signatur|digitalen Signatur]]) nach der [[Schulze-Methode]]. | ||
Als eine Dachorganisation für Debian und weitere Freie-Software-Projekte wurde 1997 [[Software in the Public Interest]] gegründet. | Als eine Dachorganisation für Debian und weitere Freie-Software-Projekte wurde 1997 [[Software in the Public Interest]] gegründet. | ||
=== Debian-Gesellschaftsvertrag === | === Debian-Gesellschaftsvertrag === | ||
Der Debian-Gesellschaftsvertrag ({{enS|Debian Social Contract}}) ist eine vom Debian-Projekt beschlossene öffentliche Richtlinie, die Grundlagen regelt, wie die freie Software Debian hergestellt, verteilt und betreut wird. Der Gesellschaftsvertrag geht auf einen Vorschlag von Ean Schuessler zurück. Bruce Perens entwarf eine erste Version des Dokumentes, das dann mit anderen Debian-Entwicklern im Juni 1997 verfeinert wurde, bevor es als öffentliche Richtlinie akzeptiert wurde. | Der Debian-Gesellschaftsvertrag ({{enS|Debian Social Contract}}) ist eine vom Debian-Projekt beschlossene öffentliche Richtlinie, die Grundlagen regelt, wie die freie Software Debian hergestellt, verteilt und betreut wird. Der Gesellschaftsvertrag geht auf einen Vorschlag von Ean Schuessler zurück. Bruce Perens entwarf eine erste Version des Dokumentes, das dann mit anderen Debian-Entwicklern im Juni 1997 verfeinert wurde, bevor es als öffentliche Richtlinie akzeptiert wurde. Sie ersetzt seitdem ihren Vorgänger. | ||
Ein besonders bedeutender, auch über das Debian-Projekt hinaus genutzter Teil des Vertrages sind die ''Debian-Richtlinien für freie Software'' (DFSG). Die Gemeinschaft um die Etablierung des Begriffes ''Open Source'' in der Öffentlichkeit verwendete diese als Grundlage, um ihre Definition von ''Open Source'' zu verfassen. Bruce Perens verallgemeinerte die Richtlinien, indem er Debian aus dem Text strich, um ''[[Open Source Definition|The Open Source Definition]]'' (dt. ''Die Open Source Definition'') zu schaffen. | Ein besonders bedeutender, auch über das Debian-Projekt hinaus genutzter Teil des Vertrages sind die ''Debian-Richtlinien für freie Software'' (DFSG). Die Gemeinschaft um die Etablierung des Begriffes ''Open Source'' in der Öffentlichkeit verwendete diese als Grundlage, um ihre Definition von ''Open Source'' zu verfassen. Bruce Perens verallgemeinerte die Richtlinien, indem er Debian aus dem Text strich, um ''[[Open Source Definition|The Open Source Definition]]'' (dt. ''Die Open Source Definition'') zu schaffen. Mit der Zeit haben sich hier allerdings einige Unterschiede ergeben. | ||
Die im Vertrag festgehaltene Verpflichtung zur Bereitstellung von freier Software wird vom Debian-Projekt sehr ernst genommen. Zentrale Diskussionen im Linux-Umfeld werden maßgeblich vom Projekt bestimmt, wie die konsequent freie Dokumentation der Programme (Diskussion über die [[GNU-Lizenz für freie Dokumentation|GFDL]]) oder die Vermeidung von Markennamen, weil ein Hersteller darüber das Projekt beeinflussen kann. Eine Auswirkung dieser Politik war der [[Namensstreit zwischen Debian und Mozilla]], der zu einer Umbenennung der Anwendung [[Firefox]] in [[Iceweasel]] innerhalb von Debian führte. | Die im Vertrag festgehaltene Verpflichtung zur Bereitstellung von freier Software wird vom Debian-Projekt sehr ernst genommen. Zentrale Diskussionen im Linux-Umfeld werden maßgeblich vom Projekt bestimmt, wie die konsequent freie Dokumentation der Programme (Diskussion über die [[GNU-Lizenz für freie Dokumentation|GFDL]]) oder die Vermeidung von Markennamen, weil ein Hersteller darüber das Projekt beeinflussen kann. Eine Auswirkung dieser Politik war der [[Namensstreit zwischen Debian und Mozilla]], der zu einer Umbenennung der Anwendung [[Firefox]] in [[Iceweasel]] innerhalb von Debian führte. | ||
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[[Kategorie:Debian]] |
Aktuelle Version vom 29. März 2023, 11:04 Uhr
Debian-Entwickler kann jeder werden, der den sogenannten New-Member-Prozess erfolgreich durchläuft: Bewerber werden hinsichtlich ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten geprüft, außerdem wird sichergestellt, dass sie mit der Philosophie des Projektes vertraut sind.
Der Name des Betriebssystems leitet sich von den Vornamen des Debian-Gründers Ian Murdock und seiner damaligen Freundin und späteren Ehefrau Debra Lynn ab.
Das System ist bekannt für seine Paketverwaltung dpkg und deren Frontend APT. Mit diesen ist es möglich, alte Versionen von Debian GNU/Linux durch aktuelle zu ersetzen oder neue Softwarepakete zu installieren. Sie sind ebenfalls dafür zuständig, alle von einem Programm benötigten Abhängigkeiten aufzulösen, also alle Programmpakete zu laden und zu installieren, welche die gewünschte Software benötigt.
Organisation
Das Debian-Projekt konstituiert sich durch die Debian-Verfassung. Sie regelt die demokratische Organisationsstruktur mit regelmäßigen Wahlen. Darüber hinaus verpflichtet sich das Projekt mit dem Gesellschaftsvertrag Debian Social Contract zu freier Software.
Seit dem 26. April 2004 ist die Version 1.1 des Gesellschaftsvertrages gültig. Die eigentliche inhaltliche Änderung besagt, dass alle Komponenten des Debian-Systems (im Hauptzweig main) frei sein müssen, nicht mehr nur die Software. Die Debian-Richtlinien für freie Software beziehen sich also nicht mehr nur auf freie Software, sondern allgemein auf freie Werke. Da diese Auswirkungen einer als „editoriell“ bezeichneten Änderung für viele Entwickler überraschend war, wurde in einer zusätzlichen Abstimmung im Juli 2004 beschlossen, dass diese Änderung erst nach dem Release von Sarge im Juni 2005 wirksam wird.
Aktueller Leiter des Debian-Projekts ist Jonathan Carter. Der Posten wird einmal im Jahr per Wahl neu vergeben. Alle Wahlen und Abstimmungen erfolgen elektronisch (mit Hilfe einer digitalen Signatur) nach der Schulze-Methode.
Als eine Dachorganisation für Debian und weitere Freie-Software-Projekte wurde 1997 Software in the Public Interest gegründet.
Debian-Gesellschaftsvertrag
Der Debian-Gesellschaftsvertrag () ist eine vom Debian-Projekt beschlossene öffentliche Richtlinie, die Grundlagen regelt, wie die freie Software Debian hergestellt, verteilt und betreut wird. Der Gesellschaftsvertrag geht auf einen Vorschlag von Ean Schuessler zurück. Bruce Perens entwarf eine erste Version des Dokumentes, das dann mit anderen Debian-Entwicklern im Juni 1997 verfeinert wurde, bevor es als öffentliche Richtlinie akzeptiert wurde. Sie ersetzt seitdem ihren Vorgänger.
Ein besonders bedeutender, auch über das Debian-Projekt hinaus genutzter Teil des Vertrages sind die Debian-Richtlinien für freie Software (DFSG). Die Gemeinschaft um die Etablierung des Begriffes Open Source in der Öffentlichkeit verwendete diese als Grundlage, um ihre Definition von Open Source zu verfassen. Bruce Perens verallgemeinerte die Richtlinien, indem er Debian aus dem Text strich, um The Open Source Definition (dt. Die Open Source Definition) zu schaffen. Mit der Zeit haben sich hier allerdings einige Unterschiede ergeben.
Die im Vertrag festgehaltene Verpflichtung zur Bereitstellung von freier Software wird vom Debian-Projekt sehr ernst genommen. Zentrale Diskussionen im Linux-Umfeld werden maßgeblich vom Projekt bestimmt, wie die konsequent freie Dokumentation der Programme (Diskussion über die GFDL) oder die Vermeidung von Markennamen, weil ein Hersteller darüber das Projekt beeinflussen kann. Eine Auswirkung dieser Politik war der Namensstreit zwischen Debian und Mozilla, der zu einer Umbenennung der Anwendung Firefox in Iceweasel innerhalb von Debian führte.