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|  | == Methoden der Risikobeurteilung ==
 |  | [[Kategorie:Risikobeurteilung]] | 
|  | Es gibt eine große Anzahl von Methoden zur Risikobeurteilung. Unterschiede liegen insbesondere
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|  | im Anwendungsbereich, der generellen Vorgehensweise sowie dem zu betreibenden Aufwand.
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|  | Welche Methode letztendlich am besten geeignet ist, hängt von vielen Faktoren und vom
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|  | konkreten Anwendungsfall ab.
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|  | Zu den Faktoren gehören zum Beispiel die zur Verfügung stehenden Ressourcen (Personal, Zeit,
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|  | Budget), die Komplexität des Risikos sowie die zur Verfügung stehenden Daten und Informationen.
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|  | Je nachdem, welcher Prozessschritt bearbeitet wird (Risikoidentifikation, Risikoanalyse,
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|  | Risikobewertung), werden unterschiedliche Methoden angewandt, teilweise werden die Methoden
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|  | auch kombiniert eingesetzt.
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|  | Die nachfolgenden Erläuterungen sollen einen Überblick über verschiedene Methoden
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|  | verschaffen. Die Anwendung einiger Methoden setzt eine intensive Beschäftigung mit diesem
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|  | Thema voraus.
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|  | ==== Szenario – Analysen ====
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|  | * Einzelschadenanalyse (Root Cause Analysis)
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|  | * Fehlerbaumanalyse
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|  | * Credible -Worst - Case - Analyse
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|  | ==== Funktionale Analysen ====
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|  | * FMEA-Analysen
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|  | * HAZOP
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|  | * HACCP
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|  | ==== Kreativitätstechniken ====
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|  | * Brainstorming
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|  | * Delphi-Methode
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|  | ==== SWOT Analyse ====
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|  | === BRAINSTORMING ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Beim Brainstorming treffen sich verschiedene Personen, um eine bestimmte Problemlösung zu
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|  | erarbeiten. Durch spontane Ideenäußerung und ohne ablehnende Kritik zu den Beiträgen werden
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|  | neue Impulse gesetzt.
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|  | Durch bereits geäußerte Ideen werden wiederum die anderen Teilnehmer in ihren Überlegungen
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|  | beeinflusst.
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|  | Insbesondere durch verschiedene Sicht- oder Denkweisen sowie breit gefächertes
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|  | Hintergrundwissen der Teilnehmer wird dieser gruppendynamische Effekt verstärkt.
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|  | Jede vorgebrachte Idee wird protokolliert, ohne dass darüber diskutiert oder Kritik geäußert wird.
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|  | Am Ende einer Sitzung werden die vorgebrachten Ideen gesichtet, thematisch sortiert und bewertet.
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|  | Die optimale Gruppengröße liegt circa zwischen 5 bis 10 Teilnehmern.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Das Brainstorming wird hauptsächlich dem Marketing-Bereich zugeordnet, um schnell und effizient
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|  | innovative Ideen zu generieren.
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|  | Im Prozess des Risikomanagements dient diese Methode häufig der Risikoidentifikation.
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|  | Bemerkungen
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|  | Mit wenig Aufwand können in kurzer Zeit viele Ideen gesammelt werden.
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|  | === DELPHI-Methode ===
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|  | Beschreibung der Methode
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|  | Strukturiertes, systematisches und mehrstufiges Verfahren zur Befragung von Experten. Es dient
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|  | dazu, zukünftige Ereignisse zu prognostizieren.
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|  | Einer Gruppe ausgewählter Experten wird ein Fragenkatalog zu einem bestimmten Thema vorgelegt
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|  | - zum Beispiel Thema „Risiko“.
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|  | Die schriftlichen Antworten werden anonym zusammengefasst und den Experten erneut vorgelegt.
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|  | Auf diese Weise erfolgt eine Meinungsbildung in verschiedenen Stufen.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Ermittlung technologischer Prognosen - zum Beispiel für Technologieentwicklung oder
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|  | Entwicklungsplanung. Besonders geeignet für Methoden, deren Aufwand unklar ist.
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|  | Im Risikomanagement kann die Methode eingesetzt werden, um Risikoszenarien
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|  | einzugrenzen, sowie deren Auswirkungen und Wahrscheinlichkeiten einzuschätzen.
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|  | Bemerkungen
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|  | Experten ändern ihre einmal geäußerte Meinung trotz Anonymität eher selten.
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|  | Bei der „Breitband Delphi“-Methode wird nach den Befragungsrunden eine zusätzliche
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|  | Diskussionsrunde zum Abgleich eingebaut.
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|  | Die Konsensbildung wird beschleunigt und Fehleinschätzungen werden verringert.
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|  | === Morphologische Matrix ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Die morphologische Matrix ist ein Verfahren der Kreativitätstechnik, welches bei komplexen Problem
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|  | eingesetzt wird.
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|  | Alle Lösungsvorschläge zu einzelnen Teil-Problemen werden erfasst und anschließend die
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|  | wichtigsten und sinnvollsten Lösungsmöglichkeiten weiterbearbeitet. Die einzelnen Lösungen werden
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|  | im weiteren Verlauf miteinander sinnvoll kombiniert , so dass eine Gesamtlösung gefunden werden
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|  | kann.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Die Methode wird häufig bei der Entwicklung von Produkten eingesetzt sowie bei der Bearbeitung
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|  | von komplexen Problemen.
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|  | Im Rahmen des Risikomanagements hat sich die morphologische Matrix bei der Bestimmung
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|  | von Lösungsmöglichkeiten in der Risikobewältigung bewährt.
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|  | === Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis) ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Die Fehlerbaumanalyse ist eine Methode zur Erkennung von Schwachstellen zumeist in technischen
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|  | Systemen.
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|  | Ausgangspunkt ist das sogenannte TOP-Ereignis, ein Ereignis welches eben nicht eintreten soll.
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|  | Anschließend untersucht und beschreibt man alle vorausgegangen Ereignisse (Fehler, Ursachen),
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|  | welche ursächlich für den Eintritt des TOP-Ereignisses sind.
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|  | Die Darstellung erfolgt in einer Baumstruktur, man spricht deshalb von der Fehlerbaumanalyse.
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|  | Beim Aufbau wird zwischen den logischen Verknüpfungen UND, ODER beziehungsweise NICHT
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|  | unterschieden.
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|  | Die UND-Verknüpfung sagt aus, dass alle Ereignisse (Ursachen) unabhängig von anderen eintreten
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|  | müssen, damit das Ausgangsereignis erfüllt ist (die Wahrscheinlichkeiten werden multipliziert), bei
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|  | der ODER-Verknüpfung löst der Eintritt eines Ereignisses das Folgeereignis aus (die
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|  | Wahrscheinlichkeiten werden addiert) und beim logischen NICHT tritt das Folgeereignis genau dann
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|  | ein, wenn das vorhergehende Ereignis nicht eintritt.
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|  | Mithilfe dieser Methode kann man verschiedenste Ausfallkombinationen und deren Ursachen, die zu
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|  | dem unerwünschten TOP-Ereignis führen identifizieren und somit auch Fehlfunktionen, die zu diesem
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|  | Ereignis führen, darstellen.
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|  | Weiterhin lassen sich die Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten des TOP-Ereignisses berechnen.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Die Methode wird häufig bei der Planung von Industrieanlagen eingesetzt, aber auch in der
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|  | Automobilindustrie und beim Design von komplexen technischen Systemen - zum Beispiel Flugzeuge
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|  | oder Kernkraftwerke.
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|  | Im Rahmen des Risikomanagements wird die Fehlerbaumanalyse systematisch für die
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|  | Risikobeurteilung eingesetzt.
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|  | === FMEA (Failure Mode and Effects Analysis) ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Ziel einer FMEA ist es, bereits präventiv mögliche Schwachstellen oder Fehlerursachen zu
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|  | erkennen..
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|  | Mithilfe der FMEA werden komplexe Prozesse in seine Teilprozesse zerlegt und anschließend
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|  | systematisch alle denkbaren und möglichen Fehlfunktionen oder Fehlerursachen ermittelt.
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|  | Man unterscheidet zwischen drei Varianten der FMEA:
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|  |  Die Design FMEA
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|  |  Die System FMEA
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|  |  Die Prozess FMEA
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|  | Bei allen Varianten wird eine Bewertung anhand der Risikoprioritätszahl
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|  | RZP = A x B x E durchgeführt.
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|  | Dabei bedeuten:
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|  | A = Auftretenswahrscheinlichkeit des Fehlers
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|  | B = Bedeutung der Auswirkung des Fehlers beim Kunden
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|  | E = Wahrscheinlichkeit des Entdeckens
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|  | Die Bewertung der einzelnen Faktoren erfolgt mit Werten zwischen 1 bis 10.
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|  | Die RZP-Werte liegen dann zwischen 1 bis 1.000.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Entwicklung, Fertigung und Planung von Produkten; für komplexe Systeme
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|  | === HAZOP ===
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|  | Beschreibung der Methode
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|  | Die HAZOP Analyse (Hazard and Operability Study) hat zum Ziel, gefährliche Vorgänge oder
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|  | Zustände in chemischen Prozessen zu erkennen - zum Beispiel Personenschäden, Brand,
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|  | Explosion, Umweltbeeinträchtigungen und den daraus resultierenden Sachschäden.
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|  | Ähnlich wie bei der FMEA wird die Anlage in ihre Komponenten „zerlegt“. Anschließend wird für jede
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|  | Komponente nach möglichen Fehlfunktionen gesucht, indem die individuelle Art der möglichen
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|  | Fehlfunktion berücksichtigt wird.
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|  | Die einzelnen Komponenten beziehungsweise Funktionen werden mit Leitworten:„kein / nicht / mehr
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|  | / weniger / sowohl als auch / zum Teil / umgekehrt / anders als“ geprüft.
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|  | Die Leitwörter führen zu Abweichungen von der gewünschten Soll-Funktion einer Komponente. Es
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|  | werden die Auswirkungen und Ursachen gebildet und anschließend quantifiziert.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Chemische Industrie
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|  | === Szenario Analyse ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Die Risiken einer Organisation werden anhand einer Gefahrenliste identifiziert. Darauf aufbauend
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|  | werden Szenarien entwickelt und deren Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkungen eingeschätzt.
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|  | Die Darstellung erfolgt in einer Risikomatrix. Die Erstellung erfolgt stufenweise.
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|  | Zuerst wird der Ist-Zustand dargestellt, in dem bereits vorhandene Abwehrmaßnahmen berücksichtigt
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|  | werden.
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|  | In einer zweiten Matrix wird der Sollzustand beschrieben. Es wird das verbleibende Risiko nach der
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|  | Risikobewältigung (Risikovermeidung, Risikominderung, Risikoakzeptanz, Risikoüberwälzung)
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|  | dargestellt.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Die Methode wird im Rahmen des Risikomanagements in der qualitativen oder quantitativen
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|  | Risikobeurteilung eingesetzt. |  | 
|  | === SWOT-Analyse ===
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|  | ==== Beschreibung der Methode ====
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|  | Die SWOT-Analyse ist eine Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse
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|  | (engl. Akronym für Strengths (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen) und
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|  | Threats (Gefahren) beziehungsweise eine Positionierungsanalyse der eigenen Aktivitäten gegenüber
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|  | dem Wettbewerb.
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|  | In dem ihr zugrunde liegenden Arbeitsverfahren werden die Ergebnisse der externen Unternehmens-
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|  | Umfeld-Analyse in Form eines Chancen-Risiken-Katalogs zunächst zusammengestellt und dem
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|  | Stärken-Schwächen-Profil der internen Unternehmensanalyse gegenübergestellt.
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|  | Stärken?
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|  | (strengths)
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|  | Chancen?
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|  | (opportunities)
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|  | Schwächen?
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|  | (weakness)
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|  | Risiken
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|  | (threats)
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|  | In einem weiteren Schritt werden die jeweiligen Überschneidungen gefiltert, die dann in der jeweiligen
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|  | SWOT-Matrix zur Darstellung gelangen.
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|  | Anwendungsbeispiele
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|  | Die SWOT-Matrix zeigt die weiter ausbaufähigen Chancen auf, konkretisiert die Gefährdungen,
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|  | gegen die sich die Unternehmung zur Nutzung ihrer Stärken absichern sollte, als auch diejenigen
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|  | Schwächen, die in der gleichen Absicht aufgeholt werden sollten. Schließlich deckt sie auch
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|  | diejenigen Risiken auf, die es doppelt zu meiden gilt, da gerade in ihnen die internen Schwächen der
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|  | Unternehmung mit den externen Risiken des Umfeldes zu einer doppelt gefährlichen Deckung
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|  | kommen
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