Geschäftsprozess: Unterschied zwischen den Versionen
(17 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt) | |||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
''' | '''Geschäftsprozess''' - [[Prozess]] in [[Unternehmen]] der Erfüllung der [[Unternehmensziel]]e | ||
== Beschreibung == | == Beschreibung == | ||
[[Datei: | [[Datei:Struktur_GP.png|mini|400px|Struktur eines Geschäftsprozesses]] | ||
Der '''Geschäftsprozess''' ( | |||
Der '''Geschäftsprozess''' (GP) ist im [[Prozessmanagement]] ein [[Prozess]], der in [[Unternehmen]] der Erfüllung der [[Unternehmensziel]]e dient, indem er vorhandene [[Geschäftsfeld]]er bearbeitet und neue [[Geschäftsfeldentwicklung|entwickelt]] | |||
== Allgemeines == | == Allgemeines == | ||
Diese Definition ergibt sich aus der Sichtweise des Prozessmanagements | Diese Definition ergibt sich aus der Sichtweise des Prozessmanagements | ||
* Allgemein sind Geschäftsprozesse an den [[Betriebliche Funktion|betrieblichen Funktionen]] ausgerichtet, wobei vor allem die [[Schnittstelle]]n zwischen [[Beschaffung]], [[Produktion]], [[Finanzierung]], [[Verwaltung]] und [[Vertrieb]] von Interesse sind | |||
* Organisatorisch ist er als eine sich wiederholende [[Prozesskette]] aufzufassen, die zur Herstellung und Vermarktung eines [[Produkt (Wirtschaft)|Produktes]] oder einer [[Dienstleistung]] beiträgt | |||
* Dazu sind zudem [[Beschaffungsprozess|Beschaffungs-]], [[Arbeitsprozess (Betriebswirtschaft)|Arbeits-]], [[Führungsprozess|Führungs-]], [[Managementprozess|Management-]], [[Produktionsprozess|Produktions-]] und [[Vertriebsprozess]]e erforderlich | |||
Allgemein kann der Geschäftsprozess als eine Menge logisch verknüpfter Einzeltätigkeiten ([[Aufgabe (Pflicht)|Aufgaben]], [[Arbeitsablauf|Arbeitsabläufe]]), die ausgeführt werden, um ein bestimmtes geschäftliches oder betriebliches Ziel zu erreichen, charakterisiert werden | |||
Er wird durch ein definiertes Ereignis ausgelöst und transformiert ‚Input‘ durch den Einsatz materieller und immaterieller Güter und unter Beachtung bestimmter Regeln und unternehmensinterner und -externer Faktoren zu einem ‚Output‘ | |||
Ein Geschäftsprozess kann gekapselt und Teil eines anderen Geschäftsprozesses sein und/oder andere Geschäftsprozesse enthalten bzw. diese anstoßen | Ein Geschäftsprozess kann gekapselt und Teil eines anderen Geschäftsprozesses sein und/oder andere Geschäftsprozesse enthalten bzw. diese anstoßen | ||
* Geschäftsprozesse gehen oft über [[Abteilung (Organisation)|Abteilungs-]] und Betriebsgrenzen hinweg und gehören zur [[Ablauforganisation]] eines [[Betrieb]]s | |||
Viele Definitionen von Geschäftsprozessen verlangen das Vorhandensein von genau einem Anfang und genau einem Ende, sowie genau definierte Inputs und Outputs des Prozesses und seiner Teilprozesse | Viele Definitionen von Geschäftsprozessen verlangen das Vorhandensein von genau einem Anfang und genau einem Ende, sowie genau definierte Inputs und Outputs des Prozesses und seiner Teilprozesse | ||
* Input und Output (Eingaben / Ergebnisse) können jeweils Informationen, Gegenstände, Ereignisse und/oder Zustände sein | |||
* Das Prozesssystem strebt einen [[Wertschöpfung (Wirtschaft)|Wertschöpfungsprozess]] an, der bezüglich [[Ressource]]nverzehr, Durchlaufzeiten und Qualität permanent optimiert werden sollte | |||
* Idealerweise stellt demnach der erzielte Output für das jeweilige Unternehmen einen höheren Wert als der ursprünglich eingesetzte Input dar | |||
== Begriffsabgrenzung == | == Begriffsabgrenzung == | ||
Zeile 18: | Zeile 28: | ||
; Typ-Begriff (Prozess-Modell) | ; Typ-Begriff (Prozess-Modell) | ||
: Auf dieser Ebene wird der Geschäftsprozess definiert, modelliert, dokumentiert etc. Zuständig: [[Prozessmanagement]] im Zusammenhang mit [[Geschäftsprozessmodellierung]] | : Auf dieser Ebene wird der Geschäftsprozess definiert, modelliert, dokumentiert etc. Zuständig: [[Prozessmanagement]] im Zusammenhang mit [[Geschäftsprozessmodellierung]] | ||
* Dieser Bedeutung entspricht die Definition:[[Margit Osterloh]]/[[Jetta Frost]]: ''Prozessmanagement als Kernkompetenz – Wie Sie Business Reengineering strategisch nutzen können'', 2. Auflage, Wiesbaden, 1998, ISBN 3-409-23788-7, S. 31</ref> „Ein Prozess bildet den Fluss und die Transformation von [[Materialfluss|Materialien]], [[Informationsfluss|Informationen]], Operationen und [[Entscheidungsprozess|Entscheidungen]] ab.“ | |||
; Instanz-Begriff (Prozess-Instanz) | ; Instanz-Begriff (Prozess-Instanz) | ||
: Das tatsächliche und beliebig oft stattfindende ''Ausführen'' des Geschäftsprozesses im laufenden Geschäftsbetrieb | : Das tatsächliche und beliebig oft stattfindende ''Ausführen'' des Geschäftsprozesses im laufenden Geschäftsbetrieb | ||
Beispielsweise wird der Prozess „[[Barauszahlung]] am [[Geldautomat]]“ einmalig (als Typ) definiert und modelliert, aber im täglichen Betrieb wiederholt (als Instanz) ausgeführt | * Dieses ‚Geschehen‘ wird mindestens über die Dimensionen Zeit (z. B. Datum, Uhrzeit, von-bis) und Beteiligte (z. B. Kunde, Mitarbeiter, Gerät …) individuell bestimmt | ||
* Jegliches Geschehen, auch wenn es nicht modelliert ist, ist in zweitgenanntem Sinn „Prozess“ | |||
Beispielsweise wird der Prozess „[[Barauszahlung]] am [[Geldautomat]]“ einmalig (als Typ) definiert und modelliert, aber im täglichen Betrieb wiederholt (als Instanz) ausgeführt | |||
== Geschäftsprozesse in betrieblichen Funktionen == | == Geschäftsprozesse in betrieblichen Funktionen == | ||
Zeile 49: | Zeile 62: | ||
== Entwicklung == | == Entwicklung == | ||
Lange beschäftigte sich die [[Betriebswirtschaftslehre]] ausschließlich mit der Gestaltung der [[Aufbauorganisation]] | Lange beschäftigte sich die [[Betriebswirtschaftslehre]] ausschließlich mit der Gestaltung der [[Aufbauorganisation]] | ||
* Dies führte zu einer Entfremdung vom Kunden sowie zu mangelnder [[Flexibilisierung|Flexibilität]] und Schlagkraft am [[Markt]] und damit verbundenen [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Wettbewerbsnachteilen]] | |||
* Deshalb kam es zu einer Fokussierung auf die [[Qualität]] im [[Unternehmen]], so dass die Prozessorientierung an Bedeutung gewann | |||
* Erste Arbeiten zu diesem Thema wurden 1932 von [[Fritz Nordsieck]], 1960 von [[Erich Kosiol]] und in den 1980er Jahren von [[Michael Gaitanides]] und [[August-Wilhelm Scheer]] veröffentlicht | |||
* Grundlage für die hier entworfenen Modelle hat [[Adam Smith]] bereits 1776 mit dem Buch [[Der Wohlstand der Nationen]] ({{enS|An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations}}) gelegt | |||
Fritz Nordsieck weist in folgendem Zitat auf die Notwendigkeit einer an Prozessen ausgerichteten Unternehmensgestaltung hin: „Der Betrieb ist in Wirklichkeit ein fortwährender Prozess, eine ununterbrochene [[Wertschöpfungskette|Leistungskette]]. […] Anzustreben ist in jedem Fall eine klare Prozessgliederung.“ | Fritz Nordsieck weist in folgendem Zitat auf die Notwendigkeit einer an Prozessen ausgerichteten Unternehmensgestaltung hin: „Der Betrieb ist in Wirklichkeit ein fortwährender Prozess, eine ununterbrochene [[Wertschöpfungskette|Leistungskette]]. […] Anzustreben ist in jedem Fall eine klare Prozessgliederung.“ Nordsieck begründete damit zwar noch kein prozessorientiertes Konzept, bildet aber immerhin die gedankliche Grundlage, denn er erkennt einen abstrakten Betriebsprozess als Grundlage für die Strukturierung der Aufbauorganisation | ||
== Standardisierung / Modellierbarkeit == | == Standardisierung / Modellierbarkeit == | ||
Die Methoden zur Anwendung und zum Management von Geschäftsprozessen werden als [[Prozessmanagement]] bezeichnet | Die Methoden zur Anwendung und zum Management von Geschäftsprozessen werden als [[Prozessmanagement]] bezeichnet | ||
Durch die [[Geschäftsprozessmodellierung]] werden Informationen wie Auslöser, Ausführende, Input, Ergebnis(se) ('Output') ermittelt und der Prozessfluss dokumentiert – besonders, wenn das Ausführen der Geschäftsprozesse durch automatisiertes [[Workflow-Management]] unterstützt werden soll | Durch die [[Geschäftsprozessmodellierung]] werden Informationen wie Auslöser, Ausführende, Input, Ergebnis(se) ('Output') ermittelt und der Prozessfluss dokumentiert – besonders, wenn das Ausführen der Geschäftsprozesse durch automatisiertes [[Workflow-Management]] unterstützt werden soll | ||
* Geschäftsprozesse oder betriebswirtschaftliche Prozesse gibt es in allen Unternehmensteilen, sei es im Verkauf, bei der [[Produktion]] oder im [[Controlling]] | |||
* Beispiele sind die Auftragsabwicklung, der Kreditvergabeprozess einer Bank oder die Ausbildung von Studierenden in einer Universität | |||
Administrative und logistische Vorgänge in einem Unternehmen (z. B. [[Einstellung (Arbeit)|Personaleinstellung]], [[Buchhaltung]] oder [[Wareneingangskontrolle]]) lassen sich relativ einfach als Geschäftsprozess beschreiben | Administrative und logistische Vorgänge in einem Unternehmen (z. B. [[Einstellung (Arbeit)|Personaleinstellung]], [[Buchhaltung]] oder [[Wareneingangskontrolle]]) lassen sich relativ einfach als Geschäftsprozess beschreiben | ||
* Ebenso trifft dies – aufgrund ihrer hohen Häufigkeit – meist für [[Kernprozess]]e (wie z. B. die [[Auftrag]]serteilung) zu | |||
* Betrachtet man den als Beispiel genannten Prozess Auftragserteilung genauer, so zeichnen sich ab einer bestimmten Detaillierungsebene Bereiche ab, in denen eine exakte Beschreibung der Aktivitäten nicht möglich ist | |||
* Dies ist auch und insbesondere bei kreativen Wertschöpfungsprozessen der Fall, wie sie in der Produktentwicklung vorherrschen<!--Belege?--> | |||
* Eine Geschäftsprozessmodellierung mit klaren Vorgaben bzgl. der Aktivitäten und ihrer Reihenfolge ist in diesen Fällen oft nicht möglich | |||
* Die Beteiligten werden die erforderlichen Aktivitäten vielmehr aufgrund ihrer eigenen Erfahrung und Problemlösungskompetenz [[Selbstorganisation|selbstorganisierend]] festlegen und durchführen – ggf. als [[Projekt]] | |||
Daraus ergibt sich, ob sich ein Geschäftsprozess gut modellieren lässt oder nur unvollständig | Daraus ergibt sich, ob sich ein Geschäftsprozess gut modellieren lässt oder nur unvollständig | ||
* Dies hängt u. a. vom „Vernetzungsgrad“ (Maß für die Anzahl vernetzter Aktivitäten bzw. Akteure) und „Veränderlichkeit der Vernetzung“ (zeitliche Stabilität der Prozessbeschreibung) ab | |||
* Geschäftsprozesse weisen dann einen hohen Vernetzungsgrad und eine hohe Veränderlichkeit der Vernetzung auf, wenn sie zyklisch, iterativ, hochdynamisch, selbstorganisierend, [[Emergenz|emergent]] und evolutionär sind (etwa die Fallbearbeitung durch einen Anwalt) | |||
* Sie entziehen sich damit den Möglichkeiten der normalen Geschäftsprozessmodellierung und einer Umsetzung mittels [[Workflow-Management]] | |||
== Prozesskategorien == | == Prozesskategorien == | ||
Prozesse lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien typisieren / kategorisieren | Prozesse lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien typisieren / kategorisieren | ||
; [[Frist]]igkeit | |||
* [[Strategie (Wirtschaft)|strategisch]] (langfristig) | |||
* [[taktisch]]e (mittelfristig) | |||
* [[Operatives Geschäft|operativ]] (kurzfristig) | |||
; Wiederholungs[[häufigkeit]] und [[Determinismus|Determiniertheit]] | |||
* [[Gewohnheit|Routineprozesse]] (hohe Wiederholungshäufigkeit und hohe Determiniertheit) | |||
* Regelprozesse (jeweils mittlere Wiederholungshäufigkeit und Determiniertheit) | |||
* [[Ad-hoc]]-Prozesse (geringe Wiederholungshäufigkeit und Determiniertheit) | |||
; Betriebliche Stellung/Bedeutung | |||
* Entwicklung (hierzu gehören auch [[Projekt]]e) | |||
* [[Beschaffung]] | |||
* [[Vertrieb]] | |||
* [[Produktion]] | |||
* Infrastruktur (z. B. IT-Prozesse) | |||
* hoheitliche Aufgaben (z. B. Meldewesen, Steuern) | |||
In diesen Kategorien stehen Prozesse häufig als Vorläufer / Nachfolger miteinander in Beziehung ([[Wertkette]]) | |||
An diesem Kriterium orientiert sich auch die Unterscheidung in | |||
* [[Kernprozess]]e | |||
* [[Supportprozess]]e | |||
; Prozesscluster | |||
* [[ | ähnlich der im [[St. Galler Management-Modell#Prozessperspektive|St. Galler Management-Modell]] getroffenen Unterscheidung | ||
* [[ | * Ausführungsprozesse (mit eigentlicher [[Wertschöpfung (Wirtschaft)|Wertschöpfung]]) | ||
* [[Supportprozess|Unterstützungsprozesse]] (benötigte Ressourcen bereitstellen) | |||
* Führungsprozesse (zur Koordination von Ausführungs- und Unterstützungsprozessen), auch [[Managementprozess]]e genannt | |||
; Hierarchische Struktur | |||
: Je nach Sprachgebrauch in Organisationen werden Prozesse z. B. als | |||
* Top-Prozess (Geschäftsprozess, Hauptprozess etc.) oder als | |||
* Teilprozess (Subprozess, elementarer Prozess etc.) bezeichnet | |||
; Grad der Automatisierung | |||
* vollständig automatisiert (z. B. durch IT) | |||
* durch IT unterstützt | |||
* vollständig manuell | |||
<noinclude> | <noinclude> | ||
Zeile 102: | Zeile 136: | ||
== Anhang == | == Anhang == | ||
=== Siehe auch === | === Siehe auch === | ||
* [[Geschäftsprozessoptimierung]] | |||
* [[Prozessoptimierung]] | |||
{{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}}} | {{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}}} | ||
==== Links ==== | ==== Links ==== | ||
===== Weblinks ===== | ===== Weblinks ===== | ||
Zeile 110: | Zeile 147: | ||
[[Kategorie:Geschäftsprozessmanagement]] | [[Kategorie:Geschäftsprozessmanagement]] | ||
[[Kategorie:Planung und Organisation]] | [[Kategorie:Planung und Organisation]] | ||
</noinclude> | </noinclude> |
Aktuelle Version vom 25. November 2024, 18:49 Uhr
Geschäftsprozess - Prozess in Unternehmen der Erfüllung der Unternehmensziele
Beschreibung
Der Geschäftsprozess (GP) ist im Prozessmanagement ein Prozess, der in Unternehmen der Erfüllung der Unternehmensziele dient, indem er vorhandene Geschäftsfelder bearbeitet und neue entwickelt
Allgemeines
Diese Definition ergibt sich aus der Sichtweise des Prozessmanagements
- Allgemein sind Geschäftsprozesse an den betrieblichen Funktionen ausgerichtet, wobei vor allem die Schnittstellen zwischen Beschaffung, Produktion, Finanzierung, Verwaltung und Vertrieb von Interesse sind
- Organisatorisch ist er als eine sich wiederholende Prozesskette aufzufassen, die zur Herstellung und Vermarktung eines Produktes oder einer Dienstleistung beiträgt
- Dazu sind zudem Beschaffungs-, Arbeits-, Führungs-, Management-, Produktions- und Vertriebsprozesse erforderlich
Allgemein kann der Geschäftsprozess als eine Menge logisch verknüpfter Einzeltätigkeiten (Aufgaben, Arbeitsabläufe), die ausgeführt werden, um ein bestimmtes geschäftliches oder betriebliches Ziel zu erreichen, charakterisiert werden
Er wird durch ein definiertes Ereignis ausgelöst und transformiert ‚Input‘ durch den Einsatz materieller und immaterieller Güter und unter Beachtung bestimmter Regeln und unternehmensinterner und -externer Faktoren zu einem ‚Output‘
Ein Geschäftsprozess kann gekapselt und Teil eines anderen Geschäftsprozesses sein und/oder andere Geschäftsprozesse enthalten bzw. diese anstoßen
- Geschäftsprozesse gehen oft über Abteilungs- und Betriebsgrenzen hinweg und gehören zur Ablauforganisation eines Betriebs
Viele Definitionen von Geschäftsprozessen verlangen das Vorhandensein von genau einem Anfang und genau einem Ende, sowie genau definierte Inputs und Outputs des Prozesses und seiner Teilprozesse
- Input und Output (Eingaben / Ergebnisse) können jeweils Informationen, Gegenstände, Ereignisse und/oder Zustände sein
- Das Prozesssystem strebt einen Wertschöpfungsprozess an, der bezüglich Ressourcenverzehr, Durchlaufzeiten und Qualität permanent optimiert werden sollte
- Idealerweise stellt demnach der erzielte Output für das jeweilige Unternehmen einen höheren Wert als der ursprünglich eingesetzte Input dar
Begriffsabgrenzung
Im allgemeinen Sprachgebrauch und umgangssprachlich wird der Ausdruck Prozess (auch Geschäftsprozess) für zwei unterschiedliche Ebenen benutzt:
- Typ-Begriff (Prozess-Modell)
- Auf dieser Ebene wird der Geschäftsprozess definiert, modelliert, dokumentiert etc. Zuständig: Prozessmanagement im Zusammenhang mit Geschäftsprozessmodellierung
- Dieser Bedeutung entspricht die Definition:Margit Osterloh/Jetta Frost: Prozessmanagement als Kernkompetenz – Wie Sie Business Reengineering strategisch nutzen können, 2. Auflage, Wiesbaden, 1998, ISBN 3-409-23788-7, S. 31</ref> „Ein Prozess bildet den Fluss und die Transformation von Materialien, Informationen, Operationen und Entscheidungen ab.“
- Instanz-Begriff (Prozess-Instanz)
- Das tatsächliche und beliebig oft stattfindende Ausführen des Geschäftsprozesses im laufenden Geschäftsbetrieb
- Dieses ‚Geschehen‘ wird mindestens über die Dimensionen Zeit (z. B. Datum, Uhrzeit, von-bis) und Beteiligte (z. B. Kunde, Mitarbeiter, Gerät …) individuell bestimmt
- Jegliches Geschehen, auch wenn es nicht modelliert ist, ist in zweitgenanntem Sinn „Prozess“
Beispielsweise wird der Prozess „Barauszahlung am Geldautomat“ einmalig (als Typ) definiert und modelliert, aber im täglichen Betrieb wiederholt (als Instanz) ausgeführt
Geschäftsprozesse in betrieblichen Funktionen
Je nach betrieblicher Funktion gibt es folgende Geschäftsprozesse:
Entwicklung
Lange beschäftigte sich die Betriebswirtschaftslehre ausschließlich mit der Gestaltung der Aufbauorganisation
- Dies führte zu einer Entfremdung vom Kunden sowie zu mangelnder Flexibilität und Schlagkraft am Markt und damit verbundenen Wettbewerbsnachteilen
- Deshalb kam es zu einer Fokussierung auf die Qualität im Unternehmen, so dass die Prozessorientierung an Bedeutung gewann
- Erste Arbeiten zu diesem Thema wurden 1932 von Fritz Nordsieck, 1960 von Erich Kosiol und in den 1980er Jahren von Michael Gaitanides und August-Wilhelm Scheer veröffentlicht
- Grundlage für die hier entworfenen Modelle hat Adam Smith bereits 1776 mit dem Buch Der Wohlstand der Nationen () gelegt
Fritz Nordsieck weist in folgendem Zitat auf die Notwendigkeit einer an Prozessen ausgerichteten Unternehmensgestaltung hin: „Der Betrieb ist in Wirklichkeit ein fortwährender Prozess, eine ununterbrochene Leistungskette. […] Anzustreben ist in jedem Fall eine klare Prozessgliederung.“ Nordsieck begründete damit zwar noch kein prozessorientiertes Konzept, bildet aber immerhin die gedankliche Grundlage, denn er erkennt einen abstrakten Betriebsprozess als Grundlage für die Strukturierung der Aufbauorganisation
Standardisierung / Modellierbarkeit
Die Methoden zur Anwendung und zum Management von Geschäftsprozessen werden als Prozessmanagement bezeichnet
Durch die Geschäftsprozessmodellierung werden Informationen wie Auslöser, Ausführende, Input, Ergebnis(se) ('Output') ermittelt und der Prozessfluss dokumentiert – besonders, wenn das Ausführen der Geschäftsprozesse durch automatisiertes Workflow-Management unterstützt werden soll
- Geschäftsprozesse oder betriebswirtschaftliche Prozesse gibt es in allen Unternehmensteilen, sei es im Verkauf, bei der Produktion oder im Controlling
- Beispiele sind die Auftragsabwicklung, der Kreditvergabeprozess einer Bank oder die Ausbildung von Studierenden in einer Universität
Administrative und logistische Vorgänge in einem Unternehmen (z. B. Personaleinstellung, Buchhaltung oder Wareneingangskontrolle) lassen sich relativ einfach als Geschäftsprozess beschreiben
- Ebenso trifft dies – aufgrund ihrer hohen Häufigkeit – meist für Kernprozesse (wie z. B. die Auftragserteilung) zu
- Betrachtet man den als Beispiel genannten Prozess Auftragserteilung genauer, so zeichnen sich ab einer bestimmten Detaillierungsebene Bereiche ab, in denen eine exakte Beschreibung der Aktivitäten nicht möglich ist
- Dies ist auch und insbesondere bei kreativen Wertschöpfungsprozessen der Fall, wie sie in der Produktentwicklung vorherrschen
- Eine Geschäftsprozessmodellierung mit klaren Vorgaben bzgl. der Aktivitäten und ihrer Reihenfolge ist in diesen Fällen oft nicht möglich
- Die Beteiligten werden die erforderlichen Aktivitäten vielmehr aufgrund ihrer eigenen Erfahrung und Problemlösungskompetenz selbstorganisierend festlegen und durchführen – ggf. als Projekt
Daraus ergibt sich, ob sich ein Geschäftsprozess gut modellieren lässt oder nur unvollständig
- Dies hängt u. a. vom „Vernetzungsgrad“ (Maß für die Anzahl vernetzter Aktivitäten bzw. Akteure) und „Veränderlichkeit der Vernetzung“ (zeitliche Stabilität der Prozessbeschreibung) ab
- Geschäftsprozesse weisen dann einen hohen Vernetzungsgrad und eine hohe Veränderlichkeit der Vernetzung auf, wenn sie zyklisch, iterativ, hochdynamisch, selbstorganisierend, emergent und evolutionär sind (etwa die Fallbearbeitung durch einen Anwalt)
- Sie entziehen sich damit den Möglichkeiten der normalen Geschäftsprozessmodellierung und einer Umsetzung mittels Workflow-Management
Prozesskategorien
Prozesse lassen sich nach unterschiedlichen Kriterien typisieren / kategorisieren
- strategisch (langfristig)
- taktische (mittelfristig)
- operativ (kurzfristig)
- Wiederholungshäufigkeit und Determiniertheit
- Routineprozesse (hohe Wiederholungshäufigkeit und hohe Determiniertheit)
- Regelprozesse (jeweils mittlere Wiederholungshäufigkeit und Determiniertheit)
- Ad-hoc-Prozesse (geringe Wiederholungshäufigkeit und Determiniertheit)
- Betriebliche Stellung/Bedeutung
- Entwicklung (hierzu gehören auch Projekte)
- Beschaffung
- Vertrieb
- Produktion
- Infrastruktur (z. B. IT-Prozesse)
- hoheitliche Aufgaben (z. B. Meldewesen, Steuern)
In diesen Kategorien stehen Prozesse häufig als Vorläufer / Nachfolger miteinander in Beziehung (Wertkette)
An diesem Kriterium orientiert sich auch die Unterscheidung in
- Prozesscluster
ähnlich der im St. Galler Management-Modell getroffenen Unterscheidung
- Ausführungsprozesse (mit eigentlicher Wertschöpfung)
- Unterstützungsprozesse (benötigte Ressourcen bereitstellen)
- Führungsprozesse (zur Koordination von Ausführungs- und Unterstützungsprozessen), auch Managementprozesse genannt
- Hierarchische Struktur
- Je nach Sprachgebrauch in Organisationen werden Prozesse z. B. als
- Top-Prozess (Geschäftsprozess, Hauptprozess etc.) oder als
- Teilprozess (Subprozess, elementarer Prozess etc.) bezeichnet
- Grad der Automatisierung
- vollständig automatisiert (z. B. durch IT)
- durch IT unterstützt
- vollständig manuell
Anhang
Siehe auch
Links
Weblinks