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Aktuelle Version vom 19. Oktober 2024, 13:43 Uhr
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Die Internationale Fernmeldeunion (engl. International Telecommunication Union (ITU); spanische und französische Abkürzung UIT; deutsch auch Weltnachrichtenverein) mit Sitz in Genf ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen und die einzige völkerrechtlich verankerte internationale Organisation, die sich offiziell und weltweit mit technischen Aspekten der Telekommunikation beschäftigt. Sie ist Veranstalter der Weltfunkkonferenz (engl. Vorlage:Lang, WRC), die die Vollzugsordnung für den Funkdienst (engl. Vorlage:Lang, RR) fortschreibt, sowie der Weltweiten Konferenz für internationale Fernmeldedienste (World Conference on International Telecommunications, WCIT), die die Vollzugsordnung für internationale Fernmeldedienste (engl. International Telecommunication Regulations, ITR) fortschreibt.
Die ITU bildet zusammen mit der ISO und der IEC die World Standards Cooperation.
Überblick
Die ITU geht zurück auf den am 17. Mai 1865 gegründeten Internationalen Telegraphenverein und ist damit – nach der Zentralkommission für die Rheinschifffahrt (gegründet 1815) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (1863 gegründet) – die drittälteste heute noch bestehende internationale Organisation. Heute hat sie als UN-Sonderorganisation 191 Mitgliedstaaten. Ihr Gründungstag wurde von 1969 bis 2006 jährlich als Weltfernmeldetag oder Weltkommunikationstag (engl. Vorlage:Lang) gewürdigt. Nachdem die Generalversammlung der Vereinten Nationen im März 2006 beschlossen hatte, den 17. Mai ebenfalls als Welttag der Informationsgesellschaft (engl. Vorlage:Lang) zu begehen, beschloss im November 2006 die Konferenz der Regierungsbevollmächtigten bei der ITU, fortan den 17. Mai als Welttag der Kommunikation und der Informationsgesellschaft (engl. Vorlage:Lang, WTISD) zu feiern.
Die Ziele der ITU sind Abstimmung und Förderung der internationalen Zusammenarbeit im Nachrichtenwesen durch:
- Internationale Regelungen für die Nutzung von Frequenzen
- Internationale Zuweisung und Registrierung von Sende- und Empfangsfrequenzen
- Internationale Zuweisung von Rufzeichenblöcken, das ITU-Präfix
- Koordinierung der Entwicklung von Telekommunikationsanlagen
- Koordinierung von Bemühungen zur Störungsbearbeitung im internationalen Funkverkehr
- Vereinbarungen von Leistungsgarantien und Gebühren
In ihrem Rahmen arbeiten Staatsregierungen, Unternehmen des privaten Sektors, sowie weitere regionale und nationale Organisationen zusammen. Grundlage der ITU ist die Konstitution und Konvention der Internationalen Fernmeldeunion (Genf 1992), die Aufgaben, Rechte und Pflichten der ITU-Organe festlegt.
Die Amts- und Arbeitssprachen der ITU sind arabisch, chinesisch, englisch, französisch, russisch und spanisch, wobei in Streit- oder Zweifelsfällen der französische Wortlaut maßgebend ist. Entsprechend hat die Union auch sechs verschiedene Namen, unter denen sie Dokumente veröffentlicht.
Die übergeordneten Gremien der ITU, die Plenipotentiary Conference und die World Conference bearbeiten allgemeine Prinzipien und generelle Konventionen. Die Studiengruppen der ITU hingegen leisten die eigentliche Arbeit: Sie bearbeiten technische Fragestellungen, die sie in regelmäßigen Sitzungen diskutieren. Die Ergebnisse werden als Empfehlungen (Recommendations) veröffentlicht und haben erst durch die Übernahme durch normative Organisationen wie der ISO, ANSI oder ETSI oder durch nationale Regulierungsbehörden wie der Bundesnetzagentur in Deutschland den Charakter von Normen. Die Zusammenarbeit der ITU-T mit Foren und Konsortien wird insbesondere in den Empfehlungen A.4, A.5, A.6 und A.23 (zusammen mit A.23, Annex A) geregelt.
Die ITU organisiert die Fachmessen ITU Telecom, mit Weltmessen seit 1971 und Regionalmessen in Asien, Afrika und Lateinamerika seit 1985.
Bei der zunehmenden Nutzung des Weltraumes durch staatliche und private Akteure wie SpaceX hat die ITU eine entscheidende Rolle inne. Sie erteilt den jeweiligen Anträgen für neue Erdsatelliten, die über die nationalstaatlichen Vertreter eingereicht werden, die Zulassung.
Struktur
Die ITU teilt sich auf in
- ITU-D (Telecommunication Development Sector)
- ITU-R (Radiocommunication Sector), früher Comité Consultatif International des Radiocommunications (CCIR)
- ITU-RRB (Radio Regulations Board), früher International Frequency Registration Board (IFRB)
- ITU-T (Telecommunication Standardization Sector), gegründet am 1. März 1993, früher CCITT
ITU-R
Vorlage:Hauptartikel Der ITU-R Sektor ist beauftragt über die technischen und betrieblichen Fragen, speziell Funkkommunikation betreffend, Studien durchzuführen und Empfehlungen zu erlassen, ohne Beschränkungen hinsichtlich der Frequenzbereiche. Dabei umfasst die Zuständigkeit dieses Sektors die Bereiche Weltraumfunkdienste, terrestrische Funkdienste und die Vollzugsordnung für den Funkdienst (VO-Funk), einschließlich der zugehörigen Studiengruppen.
ITU-T
Die meisten Standards (streng genommen „Empfehlungen“, englisch „recommendations“) werden innerhalb der ITU von der ITU‑T (Telecommunication Standardization Sector) verabschiedet. Diese Empfehlungen werden im Gegensatz zu nationalen Normen wie DIN, RS oder ANSI weltweit anerkannt.
Die Bereiche der ITU-T sind:
- A Organization of the work of ITU-T
- B Means of expression: definitions, symbols, classification
- C General telecommunication statistics
- D General tariff principles
- E Overall network operation, telephone service, service operation and human factors
- F Non-telephone telecommunication services
- G Transmission systems and media, digital systems and networks
- H Audiovisual and multimedia systems
- I Integrated services digital network
- J Cable networks and transmission of television, sound programme and other multimedia signals
- K Protection against interference
- L Construction, installation and protection of cables and other elements of outside plant
- M TMN and network maintenance: international transmission systems, telephone circuits, telegraphy, facsimile and leased circuits
- N Maintenance: international sound programme and television transmission circuits
- O Specifications of measuring equipment
- P Telephone transmission quality, telephone installations, local line networks
- Q Switching and signalling
- R Telegraph transmission
- S Telegraph services terminal equipment
- T Terminals for telematic services
- U Telegraph switching
- V Data communication over the telephone network
- X Data networks and open system communications
- Y Global information infrastructure and Internet protocol aspects
- Z Languages and general software aspects for telecommunication systems
Empfehlungen sind mit einem Buchstaben für den Bereich, einem Punkt und einer Nummer gekennzeichnet. Ähnliche Versionen werden z. B. durch ein nachgestelltes „bis“ oder „ter“ gekennzeichnet. Bekannte Beispiele für ITU-T-Empfehlungen sind V.24 (Schnittstellenleitungen für die Datenübertragung), JPEG (Bildkompression), H.264 (Videokompression) oder E.164 (internationales Telefonnummernschema).
Diese Empfehlungen wurden ursprünglich jeweils nach Ende einer Studienperiode (im Rhythmus von vier Jahren) in einzelnen Bänden geordnet nach Themen und Zuordnung zu Studiengruppen veröffentlicht; alle Bände hatten jeweils die gleiche Farbe. Der inoffizielle Sprachgebrauch benutzt deshalb die Begriffe „Yellow Book“ (1972–1976), „Orange Book“ (1976–1980), „Red Book“ (1981–1984) und „Blue Book“ (1985–1988). Danach wurden die Empfehlungen jeweils einzeln veröffentlicht und zwar frühestens nach zwei aufeinanderfolgenden Plenarsitzungen der zuständigen Studiengruppe (in der Regel neun Monate). Derzeit werden die Empfehlungen entweder nach dem TAP- (Traditional Approval Process) oder dem AAP-Verfahren (Alternative Approval Process) veröffentlicht. Das TAP-Verfahren (nach zwei aufeinanderfolgenden Plenarsitzungen) wird benutzt, wenn neben technischen zusätzlich regulatorische Aspekte berührt werden. Das AAP-Verfahren wird bei rein technischen Empfehlungen benutzt; eine Veröffentlichung ist dann schon nach vier Wochen (nach der Plenarsitzung der zuständigen Studiengruppe) möglich.