Stabsstelle: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine '''Stabsstelle''' (kurz ''Stab'') ist in der [[Organisationslehre]] eine [[Organisationseinheit]], die nur indirekt durch Unterstützung einer oder mehrerer [[Leitungsstelle|Instanzen]] zur Lösung einer [[Aufgabe (Pflicht)|Aufgabe]] beiträgt.<ref>[https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/stab-45274 Stab] – Definition im Gabler Wirtschaftslexikon</ref>
Eine '''Stabsstelle''' (kurz ''Stab'') ist in der [[Organisationslehre]] eine [[Organisationseinheit]], die nur indirekt durch Unterstützung einer oder mehrerer [[Leitungsstelle|Instanzen]] zur Lösung einer [[Aufgabe (Pflicht)|Aufgabe]] beiträgt.


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Eine Stabsstelle ist ein Element der [[Aufbauorganisation]]. Die Aufbauorganisation beschreibt die Gliederung eines Unternehmens in [[Stelle (Organisation)|Stellen]] und [[Abteilung (Organisation)|Abteilungen]] sowie die Regelung der [[Führungsaufgabe|Leitungs-]], [[Stab (Team)|Stabs-]] und [[Kommunikation]]sbeziehungen.<ref>Walter Weidner/Gerhard Freitag, ''Organisation in der Unternehmung'', 1998, S. 652; ISBN 978-3446210028</ref> Stabsstellen können auf nahezu allen Ebenen einer [[Hierarchie]] eingerichtet werden. Sie sind das zentrale Element zur Erweiterung der [[Linienorganisation]] hin zur [[Stablinienorganisation]]. Neben der [[Assistenzstelle|Assistenz-]], der [[Dienstleistungsstelle]] und der [[Ausführungsstelle]] zählen sie zu den [[Stelle (Organisation)#Stellenarten|unterstützenden Stellen]] in [[Unternehmen]], [[Regierung]]en und [[Behörde]]n.
Eine Stabsstelle ist ein Element der [[Aufbauorganisation]].  
* Die Aufbauorganisation beschreibt die Gliederung eines Unternehmens in [[Stelle (Organisation)|Stellen]] und [[Abteilung (Organisation)|Abteilungen]] sowie die Regelung der [[Führungsaufgabe|Leitungs-]], [[Stab (Team)|Stabs-]] und [[Kommunikation]]sbeziehungen.  
* Stabsstellen können auf nahezu allen Ebenen einer [[Hierarchie]] eingerichtet werden.  
* Sie sind das zentrale Element zur Erweiterung der [[Linienorganisation]] hin zur [[Stablinienorganisation]].  
* Neben der [[Assistenzstelle|Assistenz-]], der [[Dienstleistungsstelle]] und der [[Ausführungsstelle]] zählen sie zu den [[Stelle (Organisation)#Stellenarten|unterstützenden Stellen]] in [[Unternehmen]], [[Regierung]]en und [[Behörde]]n.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Die Geschichte der Stabsidee lässt sich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen.<ref>Georg Schreyögg, ''Organisation'', 5. Auflage, Gabler, ISBN 978-3-8349-0703-5, S.&nbsp;125, ''Fokus 3.5 Zur Geschichte der Stab-Linie-Organisation''</ref> Die Perser, Griechen und vor allem die [[römische Armee]] haben stabsähnliche Institutionen gekannt, meist in der Form von Spezialisten für Befestigungen, Lager- und Brückenbau, Befestigungsmaschinen, aber auch für Nachschub und Aufklärung.<ref>Georg Müller, ''Die Stabsstelle der Regierung als staatsrechtliches Problem'', 1970. S. 27</ref> Stabsstellen befanden sich im römischen Heer sowohl an den zur Kriegführung und langfristigen Planung eingerichteten übergeordneten Kommandopositionen als auch beispielsweise an den untergebenen Grenzschutzabschnittskommandos. Vielfach mussten auch weiter unterstellte Kastellkommandanten in Krisensituationen eigenständige Stabsstellen einrichten.  
Die Geschichte der Stabsidee lässt sich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen.  
* Die Perser, Griechen und vor allem die [[römische Armee]] haben stabsähnliche Institutionen gekannt, meist in der Form von Spezialisten für Befestigungen, Lager- und Brückenbau, Befestigungsmaschinen, aber auch für Nachschub und Aufklärung.  
* Stabsstellen befanden sich im römischen Heer sowohl an den zur Kriegführung und langfristigen Planung eingerichteten übergeordneten Kommandopositionen als auch beispielsweise an den untergebenen Grenzschutzabschnittskommandos.  
* Vielfach mussten auch weiter unterstellte Kastellkommandanten in Krisensituationen eigenständige Stabsstellen einrichten.


Ein weiteres Beispiel stellt die [[römisch-katholische Kirche]], deren zentral operierende [[Kirchenverwaltung]] in Rom durch [[Kardinalskollegium]] und [[Römische Kurie]] unterstützt wurde, d.&nbsp;h. die dem [[Papst]] als Helfer und Berater in Spezialfragen zur Verfügung standen.  
Ein weiteres Beispiel stellt die [[römisch-katholische Kirche]], deren zentral operierende [[Kirchenverwaltung]] in Rom durch [[Kardinalskollegium]] und [[Römische Kurie]] unterstützt wurde, d.&nbsp;h.  
* die dem [[Papst]] als Helfer und Berater in Spezialfragen zur Verfügung standen.


[[Gustav II. Adolf (Schweden)|König Gustav Adolf von Schweden]] führte im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] erstmals Stabsstellen ein, um die [[Offizier]]e seiner [[Heer|Armee]] von [[Erkundung]]s- und [[Analyse]]tätigkeiten zu entlasten und für die eigentliche [[Entscheidung]]saufgabe freizuhalten.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Best_Practices_im_Value_Management/4NysMiUYRE4C?hl=de&gbpv=1&dq=Gustav+Adolf+von+Schweden+stabsstellen&pg=PA81&printsec=frontcover Martin Kruschel/Tanja Lingohr, ''Best Practices im Value Management'', 2011, S. 81]</ref>
[[Gustav II.&nbsp;Adolf (Schweden)|König Gustav Adolf von Schweden]] führte im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] erstmals Stabsstellen ein, um die [[Offizier]]e seiner [[Heer|Armee]] von [[Erkundung]]s- und [[Analyse]]tätigkeiten zu entlasten und für die eigentliche [[Entscheidung]]saufgabe freizuhalten.


== Arten von Stabsstellen ==  
== Arten von Stabsstellen ==
Nach dem Umfang der zu erfüllenden Aufgabe wird unterschieden:<ref>[https://www.google.de/books/edition/Einf%C3%BChrung_in_die_Organisation/G0IhBgAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=adjutantive+Stabsstellen&pg=PA42&printsec=frontcover Götz Schmidt, ''Einführung in die Organisation'', 2000, S. 42 f.]</ref>
Nach dem Umfang der zu erfüllenden Aufgabe wird unterschieden:
* Bei ''mengenmäßiger'' [[Arbeitsüberlastung]] ([[Arbeitsvolumen]]) gibt es
* Bei ''mengenmäßiger'' [[Arbeitsüberlastung]] ([[Arbeitsvolumen]]) gibt es
** ''adjutantive Stabsstellen'': Sie erledigen ausführende [[Arbeitsaufgabe]]n (etwa die [[Sekretär]]in);
** ''adjutantive Stabsstellen'': Sie erledigen ausführende [[Arbeitsaufgabe]]n (etwa die [[Sekretär]]in);
** ''generalisierte Stabsstellen'' oder ''Assistentenstellen'': Sie übernehmen allgemeine Aufgaben (wie etwa ein [[Wissenschaftlicher Assistent|Direktionsassistent]]).
** ''generalisierte Stabsstellen'' oder ''Assistentenstellen'': Sie übernehmen allgemeine Aufgaben (wie etwa ein [[Wissenschaftlicher Assistent|Direktionsassistent]]).
* Bei ''qualitativer'' Überlastung ([[Arbeitsqualität]]) bieten sich ''spezialisierte Stabsstellen'' an, die fundierte Detailkenntnisse auf einem bestimmten [[Fachgebiet]] haben (wie [[Informationstechnik]]).  
* Bei ''qualitativer'' Überlastung ([[Arbeitsqualität]]) bieten sich ''spezialisierte Stabsstellen'' an, die fundierte Detailkenntnisse auf einem bestimmten [[Fachgebiet]] haben (wie [[Informationstechnik]]).
Durch Stabsstellen wird die [[Personalkapazität]] der [[Entscheidungsträger]] erweitert, weil sie die an eine Stabsstelle delegierten Aufgaben nicht selbst wahrnehmen müssen.
Durch Stabsstellen wird die [[Personalkapazität]] der [[Entscheidungsträger]] erweitert, weil sie die an eine Stabsstelle delegierten Aufgaben nicht selbst wahrnehmen müssen.


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Ausführende [[Tätigkeit]]en sind dadurch gekennzeichnet, dass die [[Arbeitnehmer]] überwiegend an [[Direktionsrecht|Weisungen]] gebunden sind, wobei der [[Arbeitgeber]] gegenüber seinen Arbeitnehmern [[Arbeitsinhalt]], [[Arbeitsort]] und [[Arbeitszeit]] der [[Arbeitsleistung]] nach [[Billigkeit|billigem Ermessen]] näher bestimmen darf. Bei [[Leitungsstelle]]n steht die Weisungsbefugnis im Vordergrund, mit Hilfe von [[operative Entscheidung|operativen]] oder [[konstitutive Entscheidung|konstitutiven Entscheidungen]] [[Ausführungsstelle]]n mit der Ausführung dieser Entscheidungen zu betrauen. Stabsstellen dienen der [[Entscheidungsvorbereitung]] und Entlastung der Leitungsstellen und sind mit [[Durchführungskompetenz]]en ausgestattet. Sie unterscheiden sich von der Leitungsstelle formal dadurch, dass sie keine Weisungsbefugnis gegenüber unter- oder übergeordneten Stellen haben.  
Ausführende [[Tätigkeit]]en sind dadurch gekennzeichnet, dass die [[Arbeitnehmer]] überwiegend an [[Direktionsrecht|Weisungen]] gebunden sind, wobei der [[Arbeitgeber]] gegenüber seinen Arbeitnehmern [[Arbeitsinhalt]], [[Arbeitsort]] und [[Arbeitszeit]] der [[Arbeitsleistung]] nach [[Billigkeit|billigem Ermessen]] näher bestimmen darf.  
* Bei [[Leitungsstelle]]n steht die Weisungsbefugnis im Vordergrund, mit Hilfe von [[operative Entscheidung|operativen]] oder [[konstitutive Entscheidung|konstitutiven Entscheidungen]] [[Ausführungsstelle]]n mit der Ausführung dieser Entscheidungen zu betrauen.  
* Stabsstellen dienen der [[Entscheidungsvorbereitung]] und Entlastung der Leitungsstellen und sind mit [[Durchführungskompetenz]]en ausgestattet.  
* Sie unterscheiden sich von der Leitungsstelle formal dadurch, dass sie keine Weisungsbefugnis gegenüber unter- oder übergeordneten Stellen haben.
 
In der [[Stablinienorganisation]] ''mit Führungsstab'' ist die Stabsstelle ausschließlich der [[Unternehmensleitung]] zugeordnet, in der Stablinienorganisation ''mit zentraler Stabsstelle'' ist diese zwar auch der Unternehmensleitung zugeordnet, erbringt aber [[Dienstleistung]]en für untergeordrete Instanzen, bei der Stablinienorganisation ''mit Stabshierarchie'' besitzen die Stabsstellen der oberen Ebenen gegenüber den Stäben der unteren Ebenen ein fachliches und gegebenenfalls auch ein disziplinarisches Weisungsrecht.


In der [[Stablinienorganisation]] ''mit Führungsstab'' ist die Stabsstelle ausschließlich der [[Unternehmensleitung]] zugeordnet, in der Stablinienorganisation ''mit zentraler Stabsstelle'' ist diese zwar auch der Unternehmensleitung zugeordnet, erbringt aber [[Dienstleistung]]en für untergeordrete Instanzen, bei der Stablinienorganisation ''mit Stabshierarchie'' besitzen die Stabsstellen der oberen Ebenen gegenüber den Stäben der unteren Ebenen ein fachliches und gegebenenfalls auch ein disziplinarisches Weisungsrecht.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Gabler_Lexikon_Unternehmensberatung/_24pBAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Stabsstelle+lexikon&pg=PA418&printsec=frontcover Friedrich Bock/Rolf-Dieter Reineke, ''Gabler Lexikon Unternehmensberatung'', 2007, S. 418]</ref>
== Beispiele ==
== Beispiele ==
Typische Stabsstellen in Unternehmen, Behörden und anderen [[Personenvereinigung]]en sind [[Organisationsabteilung]], [[Personalabteilung]] oder [[Rechtsabteilung]]. Insbesondere letztere ist eine spezialisierte Stabsstelle, welche die im Unternehmen anfallenden [[Rechtsfrage]]n untersucht und den [[Fachabteilung]]en eine Entscheidungsvorbereitung unterbreitet.  
Typische Stabsstellen in Unternehmen, Behörden und anderen [[Personenvereinigung]]en sind [[Organisationsabteilung]], [[Personalabteilung]] oder [[Rechtsabteilung]].  
* Insbesondere letztere ist eine spezialisierte Stabsstelle, welche die im Unternehmen anfallenden [[Rechtsfrage]]n untersucht und den [[Fachabteilung]]en eine Entscheidungsvorbereitung unterbreitet.


Weitere Beispiele sind im [[Militär]] die höchste militärische Kommandobehörde, der [[Generalstab]] oder der [[Stab (Militär)|Stab]] eines Kommandeurs ab der [[Bataillon]]sebene. Der [[Krisenstab]] ist eine Organisationsform für Notfälle, der [[Verwaltungsstab]] ist ein Personenkreis in der [[Verwaltung]]. In der [[Filmindustrie]] gibt es den [[Filmstab]].
Weitere Beispiele sind im [[Militär]] die höchste militärische Kommandobehörde, der [[Generalstab]] oder der [[Stab (Militär)|Stab]] eines Kommandeurs ab der [[Bataillon]]sebene.  
* Der [[Krisenstab]] ist eine Organisationsform für Notfälle, der [[Verwaltungsstab]] ist ein Personenkreis in der [[Verwaltung]].  
* In der [[Filmindustrie]] gibt es den [[Filmstab]].


== Vor- und Nachteile ==
== Vor- und Nachteile ==
Stäbe sollen zunächst Führungsinstanzen entlasten, indem sie ihr [[Experte]]nwissen bereitstellen und beratend tätig sind. Theoretisch ermöglicht ihre Unabhängigkeit eine konzeptionelle, strategische Arbeit ohne Rücksicht auf eingefahrene Organisationsabläufe und -strukturen. Idealtypisch sollten Stäbe keine Weisungsbefugnisse haben, also nur beratend tätig sein, demnach selbst nicht entscheiden dürfen.
Stäbe sollen zunächst Führungsinstanzen entlasten, indem sie ihr [[Experte]]nwissen bereitstellen und beratend tätig sind.  
 
* Theoretisch ermöglicht ihre Unabhängigkeit eine konzeptionelle, strategische Arbeit ohne Rücksicht auf eingefahrene Organisationsabläufe und -strukturen.  
Die Praxis zeigt, dass es bei der Zusammenarbeit von Stab und Linie zu einer Reihe von [[Konflikt]]en kommen kann. Zum einen ist der Einfluss von Stäben auf die Entscheidungsfindung nicht gering, da Führungskräfte in informationeller Abhängigkeit von den Experten stehen. Einher mit dem theoretischen Fehlen von Weisungsbefugnissen geht die faktische Verantwortungsfreiheit, was bedeutet, dass [[Fehlentscheidung]]en der Stabsstellen keine direkten Auswirkungen auf die Berater haben. Ferner kann ihre funktionale Autorität die Stellung der Führungskräfte in der Organisationshierarchie untergraben (Gefahr der Schattenhierarchie).
* Idealtypisch sollten Stäbe keine Weisungsbefugnisse haben, also nur beratend tätig sein, demnach selbst nicht entscheiden dürfen.
 
== Literatur ==
* [[Manfred Schulte-Zurhausen]]: ''Organisation.'' Vahlen, München 2002, ISBN 3-8006-2825-2, S.&nbsp;153&nbsp;f.
* Götz Schmidt: ''Einführung in die Organisation'' Gabler, Wiesbaden 2002; ISBN 3-409-21504-2, S.&nbsp;42&nbsp;f.
* Erich Frese (Hrsg.): ''Handwörterbuch der Organisation.'' Poeschel, Stuttgart 1992, ISBN 3-7910-8027-X, S.&nbsp;2311–2322.
 
== Einzelnachweise ==
<references />


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Die Praxis zeigt, dass es bei der Zusammenarbeit von Stab und Linie zu einer Reihe von [[Konflikt]]en kommen kann.
* Zum einen ist der Einfluss von Stäben auf die Entscheidungsfindung nicht gering, da Führungskräfte in informationeller Abhängigkeit von den Experten stehen.
* Einher mit dem theoretischen Fehlen von Weisungsbefugnissen geht die faktische Verantwortungsfreiheit, was bedeutet, dass [[Fehlentscheidung]]en der Stabsstellen keine direkten Auswirkungen auf die Berater haben.
* Ferner kann ihre funktionale Autorität die Stellung der Führungskräfte in der Organisationshierarchie untergraben (Gefahr der Schattenhierarchie).


[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]

Version vom 10. Mai 2024, 10:50 Uhr

topic - Kurzbeschreibung

Beschreibung

Anhang

Siehe auch

Links

Weblinks
  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Stabsstelle

TMP

Eine Stabsstelle (kurz Stab) ist in der Organisationslehre eine Organisationseinheit, die nur indirekt durch Unterstützung einer oder mehrerer Instanzen zur Lösung einer Aufgabe beiträgt.

Allgemeines

Eine Stabsstelle ist ein Element der Aufbauorganisation.

Geschichte

Die Geschichte der Stabsidee lässt sich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen.

  • Die Perser, Griechen und vor allem die römische Armee haben stabsähnliche Institutionen gekannt, meist in der Form von Spezialisten für Befestigungen, Lager- und Brückenbau, Befestigungsmaschinen, aber auch für Nachschub und Aufklärung.
  • Stabsstellen befanden sich im römischen Heer sowohl an den zur Kriegführung und langfristigen Planung eingerichteten übergeordneten Kommandopositionen als auch beispielsweise an den untergebenen Grenzschutzabschnittskommandos.
  • Vielfach mussten auch weiter unterstellte Kastellkommandanten in Krisensituationen eigenständige Stabsstellen einrichten.

Ein weiteres Beispiel stellt die römisch-katholische Kirche, deren zentral operierende Kirchenverwaltung in Rom durch Kardinalskollegium und Römische Kurie unterstützt wurde, d. h.

  • die dem Papst als Helfer und Berater in Spezialfragen zur Verfügung standen.

König Gustav Adolf von Schweden führte im Dreißigjährigen Krieg erstmals Stabsstellen ein, um die Offiziere seiner Armee von Erkundungs- und Analysetätigkeiten zu entlasten und für die eigentliche Entscheidungsaufgabe freizuhalten.

Arten von Stabsstellen

Nach dem Umfang der zu erfüllenden Aufgabe wird unterschieden:

Durch Stabsstellen wird die Personalkapazität der Entscheidungsträger erweitert, weil sie die an eine Stabsstelle delegierten Aufgaben nicht selbst wahrnehmen müssen.

Aufgabenverteilung

Die Aufgabenverteilung zwischen Leitungs-, Ausführungs- und Stabsstellen sieht folgendermaßen aus:

Stelle Aufgaben Kompetenzen Art der
Entscheidung
Leitungsstellen Führungsaufgaben Führungskompetenzen Fremdentscheidungen
konstitutive Entscheidungen
Ausführungsstellen ausführende Tätigkeiten Durchführungskompetenzen Selbstentscheidungen
operative Entscheidungen
Stabsstellen Entscheidungsvorbereitung und
Entlastung der Leitungsstellen
Durchführungskompetenzen Selbstentscheidungen

Ausführende Tätigkeiten sind dadurch gekennzeichnet, dass die Arbeitnehmer überwiegend an Weisungen gebunden sind, wobei der Arbeitgeber gegenüber seinen Arbeitnehmern Arbeitsinhalt, Arbeitsort und Arbeitszeit der Arbeitsleistung nach billigem Ermessen näher bestimmen darf.

In der Stablinienorganisation mit Führungsstab ist die Stabsstelle ausschließlich der Unternehmensleitung zugeordnet, in der Stablinienorganisation mit zentraler Stabsstelle ist diese zwar auch der Unternehmensleitung zugeordnet, erbringt aber Dienstleistungen für untergeordrete Instanzen, bei der Stablinienorganisation mit Stabshierarchie besitzen die Stabsstellen der oberen Ebenen gegenüber den Stäben der unteren Ebenen ein fachliches und gegebenenfalls auch ein disziplinarisches Weisungsrecht.

Beispiele

Typische Stabsstellen in Unternehmen, Behörden und anderen Personenvereinigungen sind Organisationsabteilung, Personalabteilung oder Rechtsabteilung.

  • Insbesondere letztere ist eine spezialisierte Stabsstelle, welche die im Unternehmen anfallenden Rechtsfragen untersucht und den Fachabteilungen eine Entscheidungsvorbereitung unterbreitet.

Weitere Beispiele sind im Militär die höchste militärische Kommandobehörde, der Generalstab oder der Stab eines Kommandeurs ab der Bataillonsebene.

Vor- und Nachteile

Stäbe sollen zunächst Führungsinstanzen entlasten, indem sie ihr Expertenwissen bereitstellen und beratend tätig sind.

  • Theoretisch ermöglicht ihre Unabhängigkeit eine konzeptionelle, strategische Arbeit ohne Rücksicht auf eingefahrene Organisationsabläufe und -strukturen.
  • Idealtypisch sollten Stäbe keine Weisungsbefugnisse haben, also nur beratend tätig sein, demnach selbst nicht entscheiden dürfen.

Die Praxis zeigt, dass es bei der Zusammenarbeit von Stab und Linie zu einer Reihe von Konflikten kommen kann.

  • Zum einen ist der Einfluss von Stäben auf die Entscheidungsfindung nicht gering, da Führungskräfte in informationeller Abhängigkeit von den Experten stehen.
  • Einher mit dem theoretischen Fehlen von Weisungsbefugnissen geht die faktische Verantwortungsfreiheit, was bedeutet, dass Fehlentscheidungen der Stabsstellen keine direkten Auswirkungen auf die Berater haben.
  • Ferner kann ihre funktionale Autorität die Stellung der Führungskräfte in der Organisationshierarchie untergraben (Gefahr der Schattenhierarchie).