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BIND/Slave: Unterschied zwischen den Versionen

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'''{{BASEPAGENAME}}''' - Praktischer Kurs zur Konfiguration eines Slave-Servers für eine DNS-Zone.
'''BIND/Slave''' - Praktischer Kurs zur Konfiguration eines Slave-Servers für eine DNS-Zone


 
== Einleitung ==
== Erstellen eines BIND-Slave-Servers ==
Ein Nameserver mit BIND kann so konfiguriert werden, dass jede Zone entweder als Master- oder als Slave-Zone bereitgestellt wird
=== Einleitung ===
Ein Nameserver mit BIND kann so konfiguriert werden, dass jede Zone entweder als Master- oder als Slave-Zone bereitgestellt wird:
* Ein Slave erhält seine Kopie der Zonendaten per Zonenübertragung von einem anderen Nameserver.
* Ein Slave erhält seine Kopie der Zonendaten per Zonenübertragung von einem anderen Nameserver.
* Ein Master bezieht die Zonendaten aus einer unabhängigen Quelle und ist daher nicht auf andere Nameserver angewiesen.
* Ein Master bezieht die Zonendaten aus einer unabhängigen Quelle und ist daher nicht auf andere Nameserver angewiesen.
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Für jede Zone wird der Betrieb von mindestens zwei Nameservern empfohlen. Typischerweise existiert ein Master sowie ein oder zwei Slaves, die ihre Zonendaten vom Master übernehmen.
Für jede Zone wird der Betrieb von mindestens zwei Nameservern empfohlen. Typischerweise existiert ein Master sowie ein oder zwei Slaves, die ihre Zonendaten vom Master übernehmen.


==== Szenario ====
=== Szenario ===
* Zone: '''''example.com''''' mit zwei Nameservern:
* Zone: '''''example.com''''' mit zwei Nameservern
:* '''''ns0.example.com''''' ('''198.51.100.1''')
:* '''''ns0.example.com''''' ('''198.51.100.1''')
:* '''''ns1.example.com''''' ('''203.0.113.1''')
:* '''''ns1.example.com''''' ('''203.0.113.1''')
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* Auf beiden Nameservern läuft '''BIND Version 9'''.
* Auf beiden Nameservern läuft '''BIND Version 9'''.


==== Dateispeicherorte (Debian-basiert) ====
=== Dateispeicherorte (Debian-basiert) ===
{| class="wikitable options big"
{| class="wikitable options big"
! Zweck !! Pfad
! Zweck !! Pfad
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|}
|}


=== Vorgehen ===
== Vorgehen ==
Für den Betrieb von ''ns1'' als Slave von ''ns0'' sind drei Aspekte relevant:
Für den Betrieb von ''ns1'' als Slave von ''ns0'' sind drei Aspekte relevant
# ''ns1'' wird als Slave-Nameserver für die Zone konfiguriert.
# ''ns1'' wird als Slave-Nameserver für die Zone konfiguriert.
# ''ns1'' muss erkennen können, wann eine Zonenübertragung erforderlich ist. Bevorzugt sendet ''ns0'' hierzu eine NOTIFY-Benachrichtigung.
# ''ns1'' muss erkennen können, wann eine Zonenübertragung erforderlich ist. Bevorzugt sendet ''ns0'' hierzu eine NOTIFY-Benachrichtigung.
# ''ns0'' wird so konfiguriert, dass Zonenübertragungen (AXFR/IXFR) nach ''ns1'' zulässig sind.
# ''ns0'' wird so konfiguriert, dass Zonenübertragungen (AXFR/IXFR) nach ''ns1'' zulässig sind.


==== Slave-Zone-Deklaration ====
=== Slave-Zone-Deklaration ===
In der ''named''-Konfiguration ist für jede bereitgestellte Zone eine Zonendeklaration erforderlich. Für ''ns1'' als Slave für die Zone ''example.com'' kann beispielsweise folgende Deklaration verwendet werden:
In der ''named''-Konfiguration ist für jede bereitgestellte Zone eine Zonendeklaration erforderlich. Für ''ns1'' als Slave für die Zone ''example.com'' kann beispielsweise folgende Deklaration verwendet werden


<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
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;Hinweis
;Hinweis
: Um ''masters'' anhand von Domänennamen anzugeben, muss vor der Zonendeklaration eine Masterliste erstellt werden:
: Um ''masters'' anhand von Domänennamen anzugeben, muss vor der Zonendeklaration eine Masterliste erstellt werden


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
masters masterslist {
masters masterslist {
     192.0.2.10;    # master1.example.com
     192.0.2.10;    # master1.example.com
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* Danach muss diese Liste in der Anweisung ''masters'' bekannt gegeben werden.
* Danach muss diese Liste in der Anweisung ''masters'' bekannt gegeben werden.


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
zone "example.com" {
zone "example.com" {
   type slave;
   type slave;
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


==== Benachrichtigungen von ns0 aktivieren ====
=== Benachrichtigungen von ns0 aktivieren ===
; Zone-Übertragungsintervall
; Zone-Übertragungsintervall
Zeitpunkte für Zonenübertragungen lassen sich im Wesentlichen auf zwei Arten steuern:
Zeitpunkte für Zonenübertragungen lassen sich im Wesentlichen auf zwei Arten steuern
* regelmäßiges Abfragen (Polling) durch den Slave
* regelmäßiges Abfragen (Polling) durch den Slave
* Benachrichtigung des Slave durch den Master, sobald sich die Zone geändert hat (NOTIFY)
* Benachrichtigung des Slave durch den Master, sobald sich die Zone geändert hat (NOTIFY)
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; Einstellung NOTIFY
; Einstellung NOTIFY
* BIND sendet standardmäßig NOTIFY-Benachrichtigungen. Wenn NOTIFY ein wesentlicher Bestandteil der Konfiguration ist, wird eine explizite Aktivierung empfohlen. Dies kann zonenweise erfolgen:
* BIND sendet standardmäßig NOTIFY-Benachrichtigungen. Wenn NOTIFY ein wesentlicher Bestandteil der Konfiguration ist, wird eine explizite Aktivierung empfohlen. Dies kann zonenweise erfolgen


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
zone "example.com" {
zone "example.com" {
   type master;
   type master;
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


: oder global für alle Zonen:
: oder global für alle Zonen


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
options {
options {
   notify yes;
   notify yes;
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Einstellungen innerhalb einer Zonendeklaration haben Vorrang vor globalen Vorgaben in der Sektion ''options''.
Einstellungen innerhalb einer Zonendeklaration haben Vorrang vor globalen Vorgaben in der Sektion ''options''.


Damit NOTIFY sinnvoll arbeitet, muss der Master wissen, welche Nameserver benachrichtigt werden sollen. Standardmäßig benachrichtigt BIND diejenigen Nameserver, für die ''NS''-Resource-Records existieren. Für zusätzliche Empfänger wird die Direktive ''also-notify'' verwendet. Diese kann für eine einzelne Zone gesetzt werden:
Damit NOTIFY sinnvoll arbeitet, muss der Master wissen, welche Nameserver benachrichtigt werden sollen. Standardmäßig benachrichtigt BIND diejenigen Nameserver, für die ''NS''-Resource-Records existieren. Für zusätzliche Empfänger wird die Direktive ''also-notify'' verwendet. Diese kann für eine einzelne Zone gesetzt werden


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
zone "example.com" {
zone "example.com" {
   type master;
   type master;
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


oder global:
oder global


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
options {
options {
   notify yes;
   notify yes;
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Wichtige Punkte im Überblick:
Wichtige Punkte im Überblick
* ''notify yes;'' aktiviert NOTIFY-Benachrichtigungen.
* ''notify yes;'' aktiviert NOTIFY-Benachrichtigungen.
* ''also-notify { …; };'' ergänzt die Standardliste der Empfänger, die über ''NS''-Resource-Records definiert ist.
* ''also-notify { …; };'' ergänzt die Standardliste der Empfänger, die über ''NS''-Resource-Records definiert ist.
* ''also-notify'' eignet sich insbesondere für Nameserver, die nicht im öffentlichen ''NS''-Satz der Zone aufgeführt werden sollen (z. B. versteckte Master oder zusätzliche Slaves).
* ''also-notify'' eignet sich insbesondere für Nameserver, die nicht im öffentlichen ''NS''-Satz der Zone aufgeführt werden sollen (z. B. versteckte Master oder zusätzliche Slaves).


==== Zonenübertragungen auf ns0 erlauben ====
=== Zonenübertragungen auf ns0 erlauben ===
* Standardmäßig erlaubt BIND Zonenübertragungen von beliebigen Adressen.  
* Standardmäßig erlaubt BIND Zonenübertragungen von beliebigen Adressen.
* Es wird empfohlen, strengere Richtlinien anzuwenden.
* Es wird empfohlen, strengere Richtlinien anzuwenden.


Die zugelassenen Empfänger werden mit der Direktive '''''allow-transfer''''' definiert. Dies kann für eine einzelne Zone erfolgen:
Die zugelassenen Empfänger werden mit der Direktive '''''allow-transfer''''' definiert. Dies kann für eine einzelne Zone erfolgen


<syntaxhighlight lang="json" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" copy line>
zone "example.com" {
zone "example.com" {
   type master;
   type master;
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


oder global für alle Zonen:
oder global für alle Zonen


<syntaxhighlight lang="json" highlight="" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="" copy line>
options {
options {
   notify yes;
   notify yes;
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Die Angabe ''allow-transfer { 203.0.113.1; };'' beschränkt Zonenübertragungen auf den Nameserver mit der IP-Adresse 203.0.113.1.
Die Angabe ''allow-transfer { 203.0.113.1; };'' beschränkt Zonenübertragungen auf den Nameserver mit der IP-Adresse 203.0.113.1.


Wenn Zonenübertragungen nicht eingeschränkt werden sollen, kann dies explizit mit dem Schlüsselwort ''any'' ausgedrückt werden:
Wenn Zonenübertragungen nicht eingeschränkt werden sollen, kann dies explizit mit dem Schlüsselwort ''any'' ausgedrückt werden


<syntaxhighlight lang="json" highlight="" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="" copy line>
options {
options {
   notify yes;
   notify yes;
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In diesem Fall sind Zonenübertragungen für beliebige Clients zulässig. Ob dies sinnvoll ist, hängt von den Sicherheitsanforderungen der jeweiligen Umgebung ab.
In diesem Fall sind Zonenübertragungen für beliebige Clients zulässig. Ob dies sinnvoll ist, hängt von den Sicherheitsanforderungen der jeweiligen Umgebung ab.


 
=== Neustart der Dienste ===
==== Neustart der Dienste ====
Sie müssen den Bind-Dienst auf ns0 und ns1 nacheinander mit dem folgenden Befehl neu starten
 
Sie müssen den Bind-Dienst auf ns0 und ns1 nacheinander mit dem folgenden Befehl neu starten:


<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


=== Tests ===
== Tests ==
==== Überprüfung des ns1-Servers ====
=== Überprüfung des ns1-Servers ===
Die Funktionsfähigkeit von ''ns1'' lässt sich über eine SOA-Abfrage mit ''dig'' prüfen:
Die Funktionsfähigkeit von ''ns1'' lässt sich über eine SOA-Abfrage mit ''dig'' prüfen


<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
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Der Parameter ''+norecurs'' erzwingt eine nicht-rekursive Abfrage. Eine korrekte SOA-Antwort zeigt, dass der Server als autoritativer Nameserver antwortet. Das allein bestätigt jedoch nicht den Slave-Status, da die Daten aus einem Cache stammen können.
Der Parameter ''+norecurs'' erzwingt eine nicht-rekursive Abfrage. Eine korrekte SOA-Antwort zeigt, dass der Server als autoritativer Nameserver antwortet. Das allein bestätigt jedoch nicht den Slave-Status, da die Daten aus einem Cache stammen können.


Zur Unterscheidung müssen die Flags im Header analysiert werden:
Zur Unterscheidung müssen die Flags im Header analysiert werden


<syntaxhighlight lang="console" line>
<syntaxhighlight lang="console" line>
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Das relevante Flag ist ''aa''. Ist es gesetzt, stammt die Antwort aus der autoritativen Zone von ''ns1''. Ein gesetztes ''aa'' zeigt damit in der Regel an, dass der Slave die Zone geladen hat.
Das relevante Flag ist ''aa''. Ist es gesetzt, stammt die Antwort aus der autoritativen Zone von ''ns1''. Ein gesetztes ''aa'' zeigt damit in der Regel an, dass der Slave die Zone geladen hat.


==== Benachrichtigungen überprüfen ====
=== Benachrichtigungen überprüfen ===
Die erste Zonenübertragung erfolgt unabhängig von Benachrichtigungen, spätere Übertragungen benötigen jedoch funktionierendes NOTIFY (sofern kein Polling verwendet wird).
Die erste Zonenübertragung erfolgt unabhängig von Benachrichtigungen, spätere Übertragungen benötigen jedoch funktionierendes NOTIFY (sofern kein Polling verwendet wird).


Für einen Test wird auf ''ns0'' die Seriennummer im SOA-Eintrag erhöht:
Für einen Test wird auf ''ns0'' die Seriennummer im SOA-Eintrag erhöht


<syntaxhighlight lang="ini" line>
<syntaxhighlight lang="ini" line>
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Die Seriennummer wird beispielsweise auf 42 gesetzt:
Die Seriennummer wird beispielsweise auf 42 gesetzt


<syntaxhighlight lang="ini" line>
<syntaxhighlight lang="ini" line>
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Anschließend wird die Konfiguration von ''named'' auf ''ns0'' neu geladen. Nach dem Reload sendet ''ns0'' eine Benachrichtigung an ''ns1''. Da die lokale Kopie auf ''ns1'' noch die ältere Seriennummer besitzt, sollte eine erneute Zonenübertragung ausgelöst werden.
Anschließend wird die Konfiguration von ''named'' auf ''ns0'' neu geladen. Nach dem Reload sendet ''ns0'' eine Benachrichtigung an ''ns1''. Da die lokale Kopie auf ''ns1'' noch die ältere Seriennummer besitzt, sollte eine erneute Zonenübertragung ausgelöst werden.


Die erfolgreiche Replikation lässt sich erneut durch eine SOA-Abfrage prüfen:
Die erfolgreiche Replikation lässt sich erneut durch eine SOA-Abfrage prüfen


<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" copy line>
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</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Erscheint die Seriennummer 42, wurde die Zone übertragen:
Erscheint die Seriennummer 42, wurde die Zone übertragen


<syntaxhighlight lang="console" line>
<syntaxhighlight lang="console" line>
ANSWER SECTION:
ANSWER SECTION
example.com. 86400 IN SOA example.com. hostmaster.example.com. 42 28800 7200 604800 86400
example.com. 86400 IN SOA example.com. hostmaster.example.com. 42 28800 7200 604800 86400
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== Anhang ==
= Anhang =
=== Siehe auch ===
== Siehe auch ==
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=== Dokumentation ===
== Dokumentation ==
<!--
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; Man-Page  
; Man-Page
# [https://manpages.debian.org/stable/procps/pgrep.1.de.html prep(1)]
# [https://manpages.debian.org/stable/procps/pgrep.1.de.html prep(1)]


; Info-Pages  
; Info-Pages
-->
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=== Links ===
== Links ==
==== Projekt ====
=== Projekt ===
==== Weblinks ====
=== Weblinks ===


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[[Kategorie:BIND]]
[[Kategorie:BIND/Server]]
[[Kategorie:Domain_Name_System]]
[[Kategorie:Domain_Name_System/Server]]
[[Kategorie:Domain_Name_System/Server]]
</noinclude>
</noinclude>

Version vom 20. November 2025, 08:57 Uhr

BIND/Slave - Praktischer Kurs zur Konfiguration eines Slave-Servers für eine DNS-Zone

Einleitung

Ein Nameserver mit BIND kann so konfiguriert werden, dass jede Zone entweder als Master- oder als Slave-Zone bereitgestellt wird

  • Ein Slave erhält seine Kopie der Zonendaten per Zonenübertragung von einem anderen Nameserver.
  • Ein Master bezieht die Zonendaten aus einer unabhängigen Quelle und ist daher nicht auf andere Nameserver angewiesen.

Für jede Zone wird der Betrieb von mindestens zwei Nameservern empfohlen. Typischerweise existiert ein Master sowie ein oder zwei Slaves, die ihre Zonendaten vom Master übernehmen.

Szenario

  • Zone: example.com mit zwei Nameservern
  • ns0.example.com (198.51.100.1)
  • ns1.example.com (203.0.113.1)
  • ns0 ist bereits als Master für example.com konfiguriert.
  • ns1 soll als Slave konfiguriert werden und seine Zonendaten von ns0 beziehen.
  • Auf beiden Nameservern läuft BIND Version 9.

Dateispeicherorte (Debian-basiert)

Zweck Pfad
Zonendeklarationen /etc/bind/named.conf.local
Globale Optionen /etc/bind/named.conf.options
Hauptdatei von BIND (nicht ändern) /etc/bind/named.conf
Slave-Zonendateien (schreibbar für named) /var/lib/bind
Protokollmeldungen /var/log/daemon.log

Vorgehen

Für den Betrieb von ns1 als Slave von ns0 sind drei Aspekte relevant

  1. ns1 wird als Slave-Nameserver für die Zone konfiguriert.
  2. ns1 muss erkennen können, wann eine Zonenübertragung erforderlich ist. Bevorzugt sendet ns0 hierzu eine NOTIFY-Benachrichtigung.
  3. ns0 wird so konfiguriert, dass Zonenübertragungen (AXFR/IXFR) nach ns1 zulässig sind.

Slave-Zone-Deklaration

In der named-Konfiguration ist für jede bereitgestellte Zone eine Zonendeklaration erforderlich. Für ns1 als Slave für die Zone example.com kann beispielsweise folgende Deklaration verwendet werden

zone "example.com" {
  type slave;
  masters { 198.51.100.1; };
  file "/var/lib/bind/db.example.com";
};
Parameter Beschreibung
type slave; Legt fest, dass die Zonendaten von einem anderen Nameserver per Zonenübertragung bezogen werden.
masters { 198.51.100.1; }; Definiert eine Liste von Nameservern, von denen Zonendaten bezogen werden können. Ein Slave kann seine Daten auch von einem anderen Slave übernehmen.
Werden IP-Adressen und nicht Domainnamen angegeben
file "/var/lib/bind/db.example.com"; Gibt den Speicherort der lokalen Kopie der Zonendaten auf ns1 an. Die Zonendatei für den Slave-Nameserver ist nicht obligatorisch, aber ohne sie verliert der untergeordnete Server beim Neustart den Inhalt der Zone.
Hinweis
Um masters anhand von Domänennamen anzugeben, muss vor der Zonendeklaration eine Masterliste erstellt werden
masters masterslist {
    192.0.2.10;     # master1.example.com
    198.51.100.12;  # master2.example.net
};
  • Danach muss diese Liste in der Anweisung masters bekannt gegeben werden.
zone "example.com" {
  type slave;
  masters { masterslist; };
  file "/var/lib/bind/db.example.com";
};

Benachrichtigungen von ns0 aktivieren

Zone-Übertragungsintervall

Zeitpunkte für Zonenübertragungen lassen sich im Wesentlichen auf zwei Arten steuern

  • regelmäßiges Abfragen (Polling) durch den Slave
  • Benachrichtigung des Slave durch den Master, sobald sich die Zone geändert hat (NOTIFY)

Die Benachrichtigung durch den Master ist in der Praxis schneller und ressourcenschonender.

Einstellung NOTIFY
  • BIND sendet standardmäßig NOTIFY-Benachrichtigungen. Wenn NOTIFY ein wesentlicher Bestandteil der Konfiguration ist, wird eine explizite Aktivierung empfohlen. Dies kann zonenweise erfolgen
zone "example.com" {
  type master;
  file "/var/lib/bind/db.example.com";
  notify yes;
  // };
oder global für alle Zonen
options {
  notify yes;
  // };

Einstellungen innerhalb einer Zonendeklaration haben Vorrang vor globalen Vorgaben in der Sektion options.

Damit NOTIFY sinnvoll arbeitet, muss der Master wissen, welche Nameserver benachrichtigt werden sollen. Standardmäßig benachrichtigt BIND diejenigen Nameserver, für die NS-Resource-Records existieren. Für zusätzliche Empfänger wird die Direktive also-notify verwendet. Diese kann für eine einzelne Zone gesetzt werden

zone "example.com" {
  type master;
  notify yes;
  also-notify { 203.0.113.1; };
  file "/var/lib/bind/db.example.com";
};

oder global

options {
  notify yes;
  also-notify { 203.0.113.1; };
  // };

Wichtige Punkte im Überblick

  • notify yes; aktiviert NOTIFY-Benachrichtigungen.
  • also-notify { …; }; ergänzt die Standardliste der Empfänger, die über NS-Resource-Records definiert ist.
  • also-notify eignet sich insbesondere für Nameserver, die nicht im öffentlichen NS-Satz der Zone aufgeführt werden sollen (z. B. versteckte Master oder zusätzliche Slaves).

Zonenübertragungen auf ns0 erlauben

  • Standardmäßig erlaubt BIND Zonenübertragungen von beliebigen Adressen.
  • Es wird empfohlen, strengere Richtlinien anzuwenden.

Die zugelassenen Empfänger werden mit der Direktive allow-transfer definiert. Dies kann für eine einzelne Zone erfolgen

zone "example.com" {
  type master;
  notify yes;
  allow-transfer { 203.0.113.1; };
  file "/var/lib/bind/db.example.com";
};

oder global für alle Zonen

options {
  notify yes;
  allow-transfer { 203.0.113.1; };
  // };

Die Angabe allow-transfer { 203.0.113.1; }; beschränkt Zonenübertragungen auf den Nameserver mit der IP-Adresse 203.0.113.1.

Wenn Zonenübertragungen nicht eingeschränkt werden sollen, kann dies explizit mit dem Schlüsselwort any ausgedrückt werden

options {
  notify yes;
  allow-transfer { any; };
  // };

In diesem Fall sind Zonenübertragungen für beliebige Clients zulässig. Ob dies sinnvoll ist, hängt von den Sicherheitsanforderungen der jeweiligen Umgebung ab.

Neustart der Dienste

Sie müssen den Bind-Dienst auf ns0 und ns1 nacheinander mit dem folgenden Befehl neu starten

rndc reload

Tests

Überprüfung des ns1-Servers

Die Funktionsfähigkeit von ns1 lässt sich über eine SOA-Abfrage mit dig prüfen

dig @203.0.113.1 -t SOA example.com +norecurs

Der Parameter +norecurs erzwingt eine nicht-rekursive Abfrage. Eine korrekte SOA-Antwort zeigt, dass der Server als autoritativer Nameserver antwortet. Das allein bestätigt jedoch nicht den Slave-Status, da die Daten aus einem Cache stammen können.

Zur Unterscheidung müssen die Flags im Header analysiert werden

;; flags: qr aa rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 2, ADDITIONAL: 2

Das relevante Flag ist aa. Ist es gesetzt, stammt die Antwort aus der autoritativen Zone von ns1. Ein gesetztes aa zeigt damit in der Regel an, dass der Slave die Zone geladen hat.

Benachrichtigungen überprüfen

Die erste Zonenübertragung erfolgt unabhängig von Benachrichtigungen, spätere Übertragungen benötigen jedoch funktionierendes NOTIFY (sofern kein Polling verwendet wird).

Für einen Test wird auf ns0 die Seriennummer im SOA-Eintrag erhöht

@   IN  SOA example.com. hostmaster.example.com. (
        41
        8H
        2H
        1W
        1D )

Die Seriennummer wird beispielsweise auf 42 gesetzt

@   IN  SOA example.com. hostmaster.example.com. (
        42
        8H
        2H
        1W
        1D )

Anschließend wird die Konfiguration von named auf ns0 neu geladen. Nach dem Reload sendet ns0 eine Benachrichtigung an ns1. Da die lokale Kopie auf ns1 noch die ältere Seriennummer besitzt, sollte eine erneute Zonenübertragung ausgelöst werden.

Die erfolgreiche Replikation lässt sich erneut durch eine SOA-Abfrage prüfen

dig @203.0.113.1 -t SOA example.com +norecurs

Erscheint die Seriennummer 42, wurde die Zone übertragen

ANSWER SECTION
example.com. 86400 IN SOA example.com. hostmaster.example.com. 42 28800 7200 604800 86400
  • Für zusätzliche Sicherheit kann der Test mehrfach wiederholt werden.
  • Alternativ lässt sich der Ablauf über die Serverprotokolle nachvollziehen.


Anhang

Siehe auch



Dokumentation

Links

Projekt

Weblinks