Sieve: Unterschied zwischen den Versionen
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== Anwendung == | == Anwendung == | ||
sieve ist ein skriptbasierter Mailfilter mit sehr umfangreichen Möglichkeiten. | |||
* Obwohl mit websieve eine graphische Oberfläche installiert werden kann, hat die Vorgehensweise über eine Textdatei und Konsole entscheidende Vorteile. | |||
* So kann man die Filterregeln auch zu einem späteren Zeitpunkt einfacher ordnen und hat mehr Kontrolle über die Syntax. | |||
Installation | |||
Sieve wird bereits mit Cyrus IMAPD installiert. | |||
* Die erfolgreiche Konfiguration und Inbetriebnahme von Cyrus IMAPD wird an dieser Stelle vorausgesetzt. | |||
* Ansonsten ist Sieve natürlich auch mit Dovecot verwendbar - eine Möglichkeit über den pythonbasierten Sieve-Daemon pysieved 🇬🇧 findet man im Beitrag Pysieved on workaround mail. | |||
Benutzerdefiniertes Regelwerk | |||
Sieve ist ein leistungsfähiger Mailfilter, der benutzerabhängig ist. | |||
* Da jeder Nutzer eigene Filterregeln entsprechend seiner Bedürfnisse hat, ist dieses Vorgehen sinnvoll. | |||
* Deshalb wird hier nur beispielhaft erläutert, welche Filterregeln existieren und wie diese in der Skriptsprache aufgestellt werden. | |||
* Die Abfragen erfolgen mit if ... elsif ... else, so dass eine hierarchische Filterung möglich und sinnvoll ist. | |||
* Die komplette Syntax und Erläuterungen sind unter den Links angegeben. | |||
Normalerweise erwartet sieve die Filterregeln im Verzeichnis /var/spool/sieve. | |||
* Dieses Verzeichnis erfordert aber andere Rechte, deshalb bietet es sich an, eine versteckte Textdatei .sieve-mail-filter im Heimatverzeichnis zu erstellen [1], um sie vor versehentlichen Zugriffen zu schützen. | |||
Hinweis: | |||
Gewöhnlich ist man auf einem Server/ virtuellen Server als root eingeloggt. | |||
In die shell des Benutzers wechseln. | |||
su - Benutzername | |||
Nach dem Einrichten von Sieve | |||
exit | |||
=== Dateiheader === | |||
Im Kopf der Textdatei wird sieve mitgeteilt, welche Module benötigt werden. | |||
* Kommentare werden durch eine Raute (#) eingeleitet oder durch Slash und Asterisk (/* Kommentar */) eingeschlossen. | |||
# Datum, User | |||
require "fileinto"; /* Modul zur Verschiebung der Mails, immer erforderlich */ | |||
require "reject"; /* Modul zur Zurückweisung, optional */ | |||
require "vacation"; /* Modul für Abwesenheitsbenachrichtigungen, optional */ | |||
=== Mails in Ordner verschieben === | |||
fileinto verschiebt Mails in die angegeben Unterordner. | |||
* Filtern lässt sich nach verschiedenen Schlüsselwörtern. | |||
* anyof stellt dabei eine ODER-Verknüpfung dar, allof eine UND-Verknüpfung. | |||
# Mails verschieben | |||
if header :contains "from" ["ebay.de", "ebay.com"] { fileinto "INBOX.ebay"; } | |||
elsif header :contains "subject" "Ltsp-discuss" { fileinto "INBOX.mailinglisten.ltsp"; } | |||
elsif header :contains "subject" "Capisuite-users" { fileinto "INBOX.mailinglisten.capisuite"; } | |||
elsif allof (header :contains "from" "zitate.at", header :contains "subject" "Zitat des Tages") | |||
{ fileinto "INBOX.mailinglisten.zitate"; } | |||
else { fileinto "INBOX"; } | |||
=== Mails zurückweisen === | |||
Falls Mails ab einer bestimmten Größe zurückgewiesen werden sollen, verwendet man reject: | |||
# mails zurückweisen | |||
if size :over 10M { reject;} | |||
Um Mails von Spammern zurückzuweisen, empfiehlt sich ein Spamfilter oder das Löschen der Mails mit discard: | |||
if header :contains "subject" "viagra" { discard; } | |||
Ein tatsächliches Zurückweisen hätte zur Folge, dass der Spammer durch die Rückmeldung die Echtheit der Adresse bestätigt bekommt. | |||
Damit reject keine Fehlermeldung produziert, muss in der Datei /etc/postfix/master.cf folgende Zeilen wie folgt geändert werden [1]: | |||
#flags=R user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -e -m ${extension} ${user} | |||
#folgende zeile ersetzt obere zeile, um reject funktion zu ermöglichen | |||
flags= user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -r ${sender} -m ${extension} ${user} | |||
=== Abwesenheitsnachrichten === | |||
Bei Abwesenheit (z. B. Urlaub), wenn man keine Mails beantworten kann, verschickt sieve automatisch eine Standardantwort. | |||
* Ein bestimmter Absender erhält nur eine einzige Abwesenheitsbenachrichtigung, auch wenn er mehrere E-Mails schickt. | |||
* Eine weitere Benachrichtigung erhält er erst wieder nach sieben Tagen. | |||
* Will man diesen Wert ändern, so dass bis zur nächsten Benachrichtigung z. B. 14 Tage gewartet wird, so benutzt man dafür die Option :days <Anzahl Tage>, die vor der Option :addresses eingefügt wird. | |||
Die Abwesenheitsfunktion erfordert im Dateikopf das Modul vacation: | |||
# Abwesenheitsnachrichten | |||
vacation :days <Anzahl Tage> :addresses ["Adresse1", "Adresse2"] "Text"; | |||
=== Aktivierung von Sieve === | |||
Die Datei muss noch entsprechend aktiviert werden. | |||
* Nach Aufruf von sieveshell im Terminal [2] | |||
sieveshell -u BENUTZERNAME localhost | |||
wird die Eingabe des IMAP-Kennworts des Nutzers verlangt. | |||
* Danach kann man die Konfigurationsdatei hochladen: | |||
put .sieve-mail-filter | |||
activate .sieve-mail-filter | |||
quit | |||
Bei fehlerhafter Syntax erhält man eine Fehlermeldung mit einer Zeilenangabe, so dass sich die Fehlersuche einfach gestaltet. | |||
* help listet die verfügbaren Kommandos und Erläuterungen zu sieveshell. | |||
;Hinweis | |||
Sollte die nachfolgende Fehlermeldung auftauchen: | |||
unable to connect to server at /usr/bin/sieveshell line 179, <STDIN> line 1\\ | |||
und damit die Verbindung zur sieveshell scheitern, hilft folgendes: | |||
adduser cyrus mail #(soweit noch nicht beim Einrichten von cyrus erfolgt) | |||
chown root:mail -R /var/spool/sieve | |||
chmod 770 -R /var/spool/sieve | |||
Für jeden Nutzer muss das entsprechende benutzerspezifische Regelwerk aktiviert werden. | |||
Grafische Helfer zum Konfigurieren der Sieve-Skripte | |||
Zumindest, wenn man pysieved verwendet - welcher als Daemon läuft - hat man den Vorteil, dass man clientseitig konfigurieren kann, ohne SSH-Zugriff oder dergleichen auf den Server haben zu müssen. | |||
* Folgende E-Mail-Clients können zum konfigurieren genutzt werden (kein Anspruch auf Vollständigkeit): | |||
=== Thunderbird === | |||
Unter Thunderbird ist das Sieve-Skript mit dem Sieve Plugin möglich (alternativ auch auf der Mozilla-Thunderbird-Plugin-Seite). | |||
=== kMail === | |||
Ebenso kann es mit kMail verwendet werden | |||
=== Squirrelmail (Webmailer)=== | |||
Wenn man als Webmailer Archiv/Squirrelmail verwendet, gibt es auch ein sehr gutes Plugin namens AvelSieve, bei dem man wahlweise textbasiert, umgangssprachlich oder grafisch seine Sieve-Filter konfigurieren kann. | |||
=== Roundcube === | |||
<syntaxhighlight lang="C"> | <syntaxhighlight lang="C"> | ||
# Beispielskript | # Beispielskript |
Version vom 31. August 2023, 08:29 Uhr
Sieve - Sprache zur Konfiguration von Mailfiltern auf Mailservern durch Benutzer
Beschreibung
Sieve ist eine domänenspezifische Sprache, die zum Konfigurieren von Mailfiltern auf Mailservern durch Benutzer konzipiert wurde.
- Die genaue Spezifikation kann im RFC 5228 nachgelesen werden.
Sieve ist spezifiziert worden, um Nutzern die Möglichkeit zu geben, auf einfache Art eigene Regeln zum Filtern von E-Mails zu definieren.
- Dabei ist es jedoch nicht möglich, komplexere Programmstrukturen, die beispielsweise mit Schleifen oder Variablen arbeiten, zu benutzen oder externe Programme zu starten.
- Das Hauptaugenmerk von Sieve liegt auf Erweiterbarkeit, Einfachheit und Unabhängigkeit von der verwendeten Zugriffsart und Architektur und dem verwendeten Betriebssystem.
- Sieve-Scripts werden bereits während der Zustellung der E-Mail am Posteingangsserver ausgeführt.
- Verbreitung
Sieve-Skripte werden von vielen Mailservern und E-Mail-Clients direkt oder über Plugins unterstützt.
[1][2] Darüber hinaus gibt es Libraries zum Parsen von Sieve-Skripten für die Programmiersprachen C, Ruby, Java, PHP, Perl und Python.[3]
Anwendung
sieve ist ein skriptbasierter Mailfilter mit sehr umfangreichen Möglichkeiten.
- Obwohl mit websieve eine graphische Oberfläche installiert werden kann, hat die Vorgehensweise über eine Textdatei und Konsole entscheidende Vorteile.
- So kann man die Filterregeln auch zu einem späteren Zeitpunkt einfacher ordnen und hat mehr Kontrolle über die Syntax.
Installation
Sieve wird bereits mit Cyrus IMAPD installiert.
- Die erfolgreiche Konfiguration und Inbetriebnahme von Cyrus IMAPD wird an dieser Stelle vorausgesetzt.
- Ansonsten ist Sieve natürlich auch mit Dovecot verwendbar - eine Möglichkeit über den pythonbasierten Sieve-Daemon pysieved 🇬🇧 findet man im Beitrag Pysieved on workaround mail.
Benutzerdefiniertes Regelwerk
Sieve ist ein leistungsfähiger Mailfilter, der benutzerabhängig ist.
- Da jeder Nutzer eigene Filterregeln entsprechend seiner Bedürfnisse hat, ist dieses Vorgehen sinnvoll.
- Deshalb wird hier nur beispielhaft erläutert, welche Filterregeln existieren und wie diese in der Skriptsprache aufgestellt werden.
- Die Abfragen erfolgen mit if ... elsif ... else, so dass eine hierarchische Filterung möglich und sinnvoll ist.
- Die komplette Syntax und Erläuterungen sind unter den Links angegeben.
Normalerweise erwartet sieve die Filterregeln im Verzeichnis /var/spool/sieve.
- Dieses Verzeichnis erfordert aber andere Rechte, deshalb bietet es sich an, eine versteckte Textdatei .sieve-mail-filter im Heimatverzeichnis zu erstellen [1], um sie vor versehentlichen Zugriffen zu schützen.
Hinweis:
Gewöhnlich ist man auf einem Server/ virtuellen Server als root eingeloggt.
In die shell des Benutzers wechseln.
su - Benutzername
Nach dem Einrichten von Sieve
exit
Dateiheader
Im Kopf der Textdatei wird sieve mitgeteilt, welche Module benötigt werden.
- Kommentare werden durch eine Raute (#) eingeleitet oder durch Slash und Asterisk (/* Kommentar */) eingeschlossen.
# Datum, User require "fileinto"; /* Modul zur Verschiebung der Mails, immer erforderlich */ require "reject"; /* Modul zur Zurückweisung, optional */ require "vacation"; /* Modul für Abwesenheitsbenachrichtigungen, optional */
Mails in Ordner verschieben
fileinto verschiebt Mails in die angegeben Unterordner.
- Filtern lässt sich nach verschiedenen Schlüsselwörtern.
- anyof stellt dabei eine ODER-Verknüpfung dar, allof eine UND-Verknüpfung.
# Mails verschieben if header :contains "from" ["ebay.de", "ebay.com"] { fileinto "INBOX.ebay"; } elsif header :contains "subject" "Ltsp-discuss" { fileinto "INBOX.mailinglisten.ltsp"; } elsif header :contains "subject" "Capisuite-users" { fileinto "INBOX.mailinglisten.capisuite"; } elsif allof (header :contains "from" "zitate.at", header :contains "subject" "Zitat des Tages") { fileinto "INBOX.mailinglisten.zitate"; } else { fileinto "INBOX"; }
Mails zurückweisen
Falls Mails ab einer bestimmten Größe zurückgewiesen werden sollen, verwendet man reject:
# mails zurückweisen if size :over 10M { reject;}
Um Mails von Spammern zurückzuweisen, empfiehlt sich ein Spamfilter oder das Löschen der Mails mit discard:
if header :contains "subject" "viagra" { discard; }
Ein tatsächliches Zurückweisen hätte zur Folge, dass der Spammer durch die Rückmeldung die Echtheit der Adresse bestätigt bekommt.
Damit reject keine Fehlermeldung produziert, muss in der Datei /etc/postfix/master.cf folgende Zeilen wie folgt geändert werden [1]:
#flags=R user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -e -m ${extension} ${user} #folgende zeile ersetzt obere zeile, um reject funktion zu ermöglichen flags= user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -r ${sender} -m ${extension} ${user}
Abwesenheitsnachrichten
Bei Abwesenheit (z. B. Urlaub), wenn man keine Mails beantworten kann, verschickt sieve automatisch eine Standardantwort.
- Ein bestimmter Absender erhält nur eine einzige Abwesenheitsbenachrichtigung, auch wenn er mehrere E-Mails schickt.
- Eine weitere Benachrichtigung erhält er erst wieder nach sieben Tagen.
- Will man diesen Wert ändern, so dass bis zur nächsten Benachrichtigung z. B. 14 Tage gewartet wird, so benutzt man dafür die Option :days <Anzahl Tage>, die vor der Option :addresses eingefügt wird.
Die Abwesenheitsfunktion erfordert im Dateikopf das Modul vacation:
# Abwesenheitsnachrichten vacation :days <Anzahl Tage> :addresses ["Adresse1", "Adresse2"] "Text";
Aktivierung von Sieve
Die Datei muss noch entsprechend aktiviert werden.
- Nach Aufruf von sieveshell im Terminal [2]
sieveshell -u BENUTZERNAME localhost
wird die Eingabe des IMAP-Kennworts des Nutzers verlangt.
- Danach kann man die Konfigurationsdatei hochladen:
put .sieve-mail-filter activate .sieve-mail-filter quit
Bei fehlerhafter Syntax erhält man eine Fehlermeldung mit einer Zeilenangabe, so dass sich die Fehlersuche einfach gestaltet.
- help listet die verfügbaren Kommandos und Erläuterungen zu sieveshell.
- Hinweis
Sollte die nachfolgende Fehlermeldung auftauchen:
unable to connect to server at /usr/bin/sieveshell line 179, <STDIN> line 1\\
und damit die Verbindung zur sieveshell scheitern, hilft folgendes:
adduser cyrus mail #(soweit noch nicht beim Einrichten von cyrus erfolgt) chown root:mail -R /var/spool/sieve chmod 770 -R /var/spool/sieve
Für jeden Nutzer muss das entsprechende benutzerspezifische Regelwerk aktiviert werden. Grafische Helfer zum Konfigurieren der Sieve-Skripte
Zumindest, wenn man pysieved verwendet - welcher als Daemon läuft - hat man den Vorteil, dass man clientseitig konfigurieren kann, ohne SSH-Zugriff oder dergleichen auf den Server haben zu müssen.
- Folgende E-Mail-Clients können zum konfigurieren genutzt werden (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Thunderbird
Unter Thunderbird ist das Sieve-Skript mit dem Sieve Plugin möglich (alternativ auch auf der Mozilla-Thunderbird-Plugin-Seite).
kMail
Ebenso kann es mit kMail verwendet werden
Squirrelmail (Webmailer)
Wenn man als Webmailer Archiv/Squirrelmail verwendet, gibt es auch ein sehr gutes Plugin namens AvelSieve, bei dem man wahlweise textbasiert, umgangssprachlich oder grafisch seine Sieve-Filter konfigurieren kann.
Roundcube
# Beispielskript
#
require ["fileinto", "reject"];
# Nachrichten größer 100K werden abgewiesen mit einer Fehlermeldung
#
if size :over 100K {
reject "Bitte senden Sie mir das nächste Mal eine kleinere Mail.
* Bei großen Anhängen laden Sie bitte die Dateien auf einen Server und schicken Sie mir eine URL.
* Danke.";
}
# Eine Mailingliste soll in einen Ordner "mailinglist" verschoben werden
#
elsif address :is ["From", "To"] "mailinglist@example.com" {
fileinto "INBOX.mailinglist";
# Bei einigen Mailserver-Konfigurationen muss statt eines Punktes hierbei ein Schrägstrich verwendet werden.
}
# Spamregel: Nachricht enthält meine Adresse nicht im To, CC oder Bcc
# header, oder Subject ist irgendwas mit "money" beziehungsweise "Viagra".
#
elsif anyof (not address :all :contains ["To", "Cc", "Bcc"] "me@example.com",
header :matches "Subject" ["*money*","*Viagra*"]) {
fileinto "INBOX.spam";
}
# Alle anderen Mails behalten wir.
# Diese Regel wäre nicht nötig, da durch das "implicit keep"
# bereits abgedeckt.
else {
keep;
}
Syntax
- Anweisungen werden mit dem Semikolon abgeschlossen
Kommentare
Kommentare werden durch das Zeichen "#" eingeleitet.
- Diese Kommentare gelten immer bis zum Zeilenende.
- Mehrzeilige Kommentare werden wie in C mit dem String "/*" eingeleitet und mit dem String "*/" abgeschlossen.
Zahlen
Nur positive Ganzzahlen sind erlaubt.
- Optional gibt es die Möglichkeit, die Größe über Angaben wie "K" (KiB, 2^10), "M" (MiB, 2^20) und "G" (GiB, 2^30) anzugeben.
- Beispiel: 100K steht für eine Größe von 100 Kibibytes.
Strings
Strings (Zeichenketten) werden durch das Anführungszeichen " eingeleitet.
- Ein Backslash ("\") wird verwendet, um weitere Anführungszeichen oder Backslashes zu kennzeichnen, die noch zur aktuellen Zeichenkette gehören (sogenanntes "Escapen").
- String-Listen werden mit "[" eingeleitet und mit "]" abgeschlossen.
Kontrollstrukturen
Die wichtigste Anwendung beim Filtern von E-Mail besteht im Testen auf bestimmte Eigenschaften. Dazu gibt es auch in Sieve die wohlbekannten WENN-DANN-Möglichkeiten:
- if
- elsif
- else
Ein if leitet eine bedingte Anweisung ein.
- Nur wenn die zu testende Bedingung zutrifft, wird der nachfolgende Codeblock ausgeführt.
- Wenn nicht, dann können weitere Bedingungen mittels elsif abgefragt werden.
- Falls keine der Bedingungen aus den "if"- und "elsif"-Blöcken zutrifft, werden die Anweisungen des "else"-Blocks abgearbeitet, sofern er vorhanden ist.
Vergleiche von Zeichenketten
Es bestehen mehrere Möglichkeiten, einen String zu testen.
- Als Vergleichsoperatoren kommen hierbei zum Einsatz:
- contains
- prüft, ob eine bestimmte Zeichenkette in einem anderen String enthalten ist.
- is
- führt einen exakten Vergleich durch, d. h.
- die Inhalte der verglichenen Zeichenketten müssen exakt übereinstimmen.
- matches
- beinhaltet eine Möglichkeit, beim Vergleich Teile einer Zeichenkette ungeprüft zu belassen.
- Mit dem Symbol * können mehrere, mit dem Symbol ? genau ein Zeichen freigestellt werden.
- So wird beispielsweise G?n alle dreibuchstabigen Wörter mit einem großen G am Anfang und einem kleinen n am Ende finden, während G*n alle Wörter von Gin über Gasmann bis hin zu Gesundheitskartenevaluierungskommission und darüber hinaus adressieren wird.
Adressen-Matching
E-Mail-Adressen prüft man mit dem Keyword address.
- Natürlich ist es möglich, die Absender- oder die Empfängeradresse zu prüfen.
- Dabei wird generell nur auf die eigentliche Adresse verglichen, also alles was zwischen den spitzen Klammern geschrieben steht.
- Um den kompletten String zu vergleichen, sollte man auf Name "<" Adresse ">" prüfen.
- Die Anführungszeichen kennzeichnen hierbei Strings.
- Um Adressen auf den Teil vor dem @ oder nach dem @ zu prüfen, können die optionalen Argumente :localpart beziehungsweise :domain genutzt werden.
- Standardmäßig wird die komplette Adresse geprüft (entspricht :all).
Größenvergleiche
Die Größe einer Mail prüft man mit dem Keyword size.
- Vergleiche mit Zahlen kann man mit den Operatoren :over beziehungsweise :under durchführen.
Header-Felder
E-Mail Header können mit dem Keyword header geprüft werden.
- Header-Felder können ganz normal mit den oben beschriebenen Zeichenketten-Vergleichen durchsucht werden.
- Es ist darauf zu achten, dass der Doppelpunkt nicht verwendet wird.
Blöcke
Blockanweisungen werden durch { eingeleitet und mit } beendet.
- Blöcke werden genutzt, um nach einem Test mehrere Anweisungen durchzuführen.
Anweisungen
Option | Beschreibung |
---|---|
stop | Beendet die Ausführung. Falls keine Regel zugetroffen hat, wird die Nachricht in der INBOX belassen (Impliziertes keep) |
keep | Speichert die Nachricht in der INBOX |
redirect | Weiterleiten einer Nachricht. Als Argument wird eine E-Mail-Adresse angegeben. |
discard | Löscht die Nachricht. Der Absender erhält davon keine Nachricht. |
reject | Diese Anweisung sorgt dafür, dass die Nachricht abgelehnt wird.
|
fileinto | Die Nachricht kann in einen bestimmten Ordner verschoben werden.
|
Erweiterungen
Sieve gestattet auch zusätzliche Erweiterungen, die am Anfang des Skriptes mit dem Schlüsselwort require deklariert werden müssen.
Anhang
Siehe auch
Dokumentation
Links
Projekt
Weblinks
- https://github.com/thsmi/sieve/
- https://wiki.ubuntuusers.de/Archiv/sieve/
- offizielle Website
- c't-Special Linux Mailserver mit Spamfilter
- RFC 3028 Sieve: A Mail Filtering Language
- kommentierte Beispiele
- RFC 5228
- https://de.wikipedia.org/wiki/Sieve
TMP
sieve ist ein skriptbasierter Mailfilter mit sehr umfangreichen Möglichkeiten.
- Obwohl mit websieve eine graphische Oberfläche installiert werden kann, hat die Vorgehensweise über eine Textdatei und Konsole entscheidende Vorteile.
- So kann man die Filterregeln auch zu einem späteren Zeitpunkt einfacher ordnen und hat mehr Kontrolle über die Syntax.
Installation
Sieve wird bereits mit Cyrus IMAPD installiert.
- Die erfolgreiche Konfiguration und Inbetriebnahme von Cyrus IMAPD wird an dieser Stelle vorausgesetzt.
- Ansonsten ist Sieve natürlich auch mit Dovecot verwendbar - eine Möglichkeit über den pythonbasierten Sieve-Daemon pysieved 🇬🇧 findet man im Beitrag Pysieved on workaround mail.
Benutzerdefiniertes Regelwerk
Sieve ist ein leistungsfähiger Mailfilter, der benutzerabhängig ist.
- Da jeder Nutzer eigene Filterregeln entsprechend seiner Bedürfnisse hat, ist dieses Vorgehen sinnvoll.
- Deshalb wird hier nur beispielhaft erläutert, welche Filterregeln existieren und wie diese in der Skriptsprache aufgestellt werden.
- Die Abfragen erfolgen mit if ... elsif ... else, so dass eine hierarchische Filterung möglich und sinnvoll ist.
- Die komplette Syntax und Erläuterungen sind unter den Links angegeben.
Normalerweise erwartet sieve die Filterregeln im Verzeichnis /var/spool/sieve.
- Dieses Verzeichnis erfordert aber andere Rechte, deshalb bietet es sich an, eine versteckte Textdatei .sieve-mail-filter im Heimatverzeichnis zu erstellen [1], um sie vor versehentlichen Zugriffen zu schützen.
Hinweis:
Gewöhnlich ist man auf einem Server/ virtuellen Server als root eingeloggt.
In die shell des Benutzers wechseln.
su - Benutzername
Nach dem Einrichten von Sieve
exit
Dateiheader
Im Kopf der Textdatei wird sieve mitgeteilt, welche Module benötigt werden.
- Kommentare werden durch eine Raute (#) eingeleitet oder durch Slash und Asterisk (/* Kommentar */) eingeschlossen.
# Datum, User require "fileinto"; /* Modul zur Verschiebung der Mails, immer erforderlich */ require "reject"; /* Modul zur Zurückweisung, optional */ require "vacation"; /* Modul für Abwesenheitsbenachrichtigungen, optional */
Mails in Ordner verschieben
fileinto verschiebt Mails in die angegeben Unterordner.
- Filtern lässt sich nach verschiedenen Schlüsselwörtern.
- anyof stellt dabei eine ODER-Verknüpfung dar, allof eine UND-Verknüpfung.
# Mails verschieben if header :contains "from" ["ebay.de", "ebay.com"] { fileinto "INBOX.ebay"; } elsif header :contains "subject" "Ltsp-discuss" { fileinto "INBOX.mailinglisten.ltsp"; } elsif header :contains "subject" "Capisuite-users" { fileinto "INBOX.mailinglisten.capisuite"; } elsif allof (header :contains "from" "zitate.at", header :contains "subject" "Zitat des Tages") { fileinto "INBOX.mailinglisten.zitate"; } else { fileinto "INBOX"; }
Mails zurückweisen
Falls Mails ab einer bestimmten Größe zurückgewiesen werden sollen, verwendet man reject:
# mails zurückweisen if size :over 10M { reject;}
Um Mails von Spammern zurückzuweisen, empfiehlt sich ein Spamfilter oder das Löschen der Mails mit discard:
if header :contains "subject" "viagra" { discard; }
Ein tatsächliches Zurückweisen hätte zur Folge, dass der Spammer durch die Rückmeldung die Echtheit der Adresse bestätigt bekommt.
Damit reject keine Fehlermeldung produziert, muss in der Datei /etc/postfix/master.cf folgende Zeilen wie folgt geändert werden [1]:
#flags=R user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -e -m ${extension} ${user} #folgende zeile ersetzt obere zeile, um reject funktion zu ermöglichen flags= user=cyrus argv=/usr/sbin/cyrdeliver -r ${sender} -m ${extension} ${user}
Abwesenheitsnachrichten
Bei Abwesenheit (z. B. Urlaub), wenn man keine Mails beantworten kann, verschickt sieve automatisch eine Standardantwort.
- Ein bestimmter Absender erhält nur eine einzige Abwesenheitsbenachrichtigung, auch wenn er mehrere E-Mails schickt.
- Eine weitere Benachrichtigung erhält er erst wieder nach sieben Tagen.
- Will man diesen Wert ändern, so dass bis zur nächsten Benachrichtigung z. B. 14 Tage gewartet wird, so benutzt man dafür die Option :days <Anzahl Tage>, die vor der Option :addresses eingefügt wird.
Die Abwesenheitsfunktion erfordert im Dateikopf das Modul vacation:
# Abwesenheitsnachrichten vacation :days <Anzahl Tage> :addresses ["Adresse1", "Adresse2"] "Text";
Aktivierung von Sieve
Die Datei muss noch entsprechend aktiviert werden.
- Nach Aufruf von sieveshell im Terminal [2]
sieveshell -u BENUTZERNAME localhost
wird die Eingabe des IMAP-Kennworts des Nutzers verlangt.
- Danach kann man die Konfigurationsdatei hochladen:
put .sieve-mail-filter activate .sieve-mail-filter quit
Bei fehlerhafter Syntax erhält man eine Fehlermeldung mit einer Zeilenangabe, so dass sich die Fehlersuche einfach gestaltet.
- help listet die verfügbaren Kommandos und Erläuterungen zu sieveshell.
- Hinweis
Sollte die nachfolgende Fehlermeldung auftauchen:
unable to connect to server at /usr/bin/sieveshell line 179, <STDIN> line 1\\
und damit die Verbindung zur sieveshell scheitern, hilft folgendes:
adduser cyrus mail #(soweit noch nicht beim Einrichten von cyrus erfolgt) chown root:mail -R /var/spool/sieve chmod 770 -R /var/spool/sieve
Für jeden Nutzer muss das entsprechende benutzerspezifische Regelwerk aktiviert werden. Grafische Helfer zum Konfigurieren der Sieve-Skripte
Zumindest, wenn man pysieved verwendet - welcher als Daemon läuft - hat man den Vorteil, dass man clientseitig konfigurieren kann, ohne SSH-Zugriff oder dergleichen auf den Server haben zu müssen.
- Folgende E-Mail-Clients können zum konfigurieren genutzt werden (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Thunderbird
Unter Thunderbird ist das Sieve-Skript mit dem Sieve Plugin möglich (alternativ auch auf der Mozilla-Thunderbird-Plugin-Seite).
kMail
Ebenso kann es mit kMail verwendet werden
Squirrelmail (Webmailer)
Wenn man als Webmailer Archiv/Squirrelmail verwendet, gibt es auch ein sehr gutes Plugin namens AvelSieve, bei dem man wahlweise textbasiert, umgangssprachlich oder grafisch seine Sieve-Filter konfigurieren kann.