Reifegrad: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 27. Oktober 2023, 12:12 Uhr
topic - Kurzbeschreibung
Beschreibung
- „Ein Reifegradmodell beschreibt die Reife eines Betrachtungsfeldes hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Handlungs- bzw. Führungsmodells.“
- Für die Erreichung eines Reifegrades müssen gewisse Anforderungen erfüllt werden sowie alle vorhergehenden Stufen erreicht sein.
- Reife wird nach Rosemann und De Bruin definiert als „a measure to evaluate the capabilities of an organisation“ – ein Maß, um die Fähigkeiten einer Organisation zu bewerten.
- Reifegradmodelle des Risikomanagements
Reifegradmodelle des Risikomanagements dienen der Bewertung des Risikomanagementsystems im Unternehmen und ermöglichen einen Vergleich mit anderen Unternehmen (Benchmarking).
- Sie bestehen aus Reifegradstufen, Dimensionen und Bewertungsinstrumenten.
- Eine Entwicklung kann top-down oder bottom-up erfolgen.
- Bei top-down gibt es feste Reifegradstufen, die mit weiteren Eigenschaften präzisiert werden.
- Beim bottom-up werden zuerst Eigenschaften und Bewertungselemente definiert und später in Reifegrade gruppiert.
- Dafür werden zum Beispiel Kreativitätstechniken, Delphi-Methode oder Fokusgruppenbefragung verwendet.
Reifegradmodelle des Risikomanagements
- Sechs Stufen des Risikomanagements nach Gleißner und Mott
Stufe 1
Kein Risikomanagement
- Leitungsebene hat ein unzureichendes Risikobewusstsein
- kein systematisches Vorgehen im Umgang mit Risiken
- Unternehmerische Entscheidungen, als Reaktion auf Gefahren, finden nur sporadisch statt.
Stufe 2
Schadensmanagement
- Die Existenz bestimmter Risiken ist bekannt
- Es werden bewusst Maßnahmen eingeleitet, die Gefahren verhindern sollen.
- Regelungen, wie Umweltschutz und Arbeitsschutz, finden dabei auch Berücksichtigung.
- Bei selteneren und größeren Risiken werden Versicherungen abgeschlossen, um Schäden zu minimieren.
- Zur Gefahrenbeurteilung wird kein spezifisches Instrument eingesetzt und Risikomaßnahmenpläne werden in „Silos“ (abgeschotteten Teams) bearbeitet.
Stufe 3
Regulatorisches Risikomanagement
- „KonTraG-Risikomanagement“
- Das Unternehmen besitzt ein kontinuierliches Risikomanagementsystem
- Risiken werden ständig überwacht und bewertet.
- Die Gesamtheit der Risiken bilden das sog. Risikoinventar.
- Informationen wie Umfang, Verantwortlichkeit und Turnus werden gemäß dem KonTraG schriftlich fixiert.
- Für die wichtigen Risiken werden Risikobewältigungsstrategien entwickelt, dafür werden die Risiken hinsichtlich der Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit quantifiziert und bewertet.
- Am Ende erfolgt eine einfache Risikoaggregation.
Stufe 4
Ökonomisches, entscheidungsorientiertes Risikomanagement
- Als Risiken werden sowohl Gefahren (negative Abweichungen) als auch Chancen (positive Abw.) betrachtet.
- Es existiert ein umfassendes, Software gestütztes Risikomanagementsystem im Unternehmen, basierend auf einem starken Risikobewusstsein der Unternehmensführung.
- Durch Aggregation der Einzelrisiken wird ein Gesamtrisikoumfang berechnet.
- Mittels der Monte-Carlo-Simulation können „bestandsbedrohende Entwicklungen“ nach Kombination von Einzelrisiken deutlich gemacht werden.
- Ziel ist es ein flexibles und bewegliches Risikomanagement zu schaffen, welches mit der Strategieentwicklung eng verknüpft ist.
- Im Idealfall soll es sich an unvorhergesehene Entwicklungen anpassen.
- Risiken sollten so eingeschätzt werden, dass ein Unternehmen auch bei Marktschwankungen liquide bleibt und sein Rating beibehalten kann.
- Dies kann durch Abwägen von möglichen Risiken und Erträgen mittels Kapitalmarktmodellen (z. B.
- CAPM) erfolgen.
- Nicht nur in Hinsicht auf die Kostenreduzierung sollte das Unternehmen überlegen, ob es Unternehmensaktivitäten auslagert, sondern auch in Bezug auf die damit verbundene Risikosenkung.
- Diese Risikosenkung erfolgt auch bei einer breiten Diversifikation des Portfolios und einer Verlust- und Haftungsbeschränkung.
Stufe 5
Integriertes wertorientiertes Risikomanagement
- Der Risikomanagement-Prozess ist mit der operativen Ebene des Unternehmens eng verknüpft
- Alle Planungen können Risiken zugeordnet werden (stochastische Planung), sodass sich daraus eine Planungssicherheit ermitteln lässt.
- Daraus kann das Unternehmen den Wertbeitrag berechnen, „was eine am Unternehmenswert orientierte Optimierung der Risikobewältigung“ ermöglicht und womit strategische Züge in Bezug auf Risiken bewertet werden können.
- Die Hypothese eines vollkommenen Kapitalmarktes wird verworfen und durch die realitätsnahe Betrachtung eines unvollkommenen Kapitalmarktes ersetzt.
- Alle Risiken, die bewertungsrelevant sind, werden berücksichtigt („Risikodeckungssatz“).
- Zum Bewerten und zur Portfoliooptimierung werden Risikomaße, wie Eigenkapitalbedarf, Ausfallwahrscheinlichkeit und Value-at-Risk verwendet.
Stufe 6
Embedded Risikomanagement
- Holistisch
Die Bewertung des risikogerechten Ertragswertes oder des Risikonutzens spiegelt die Risikopräferenz des Eigentümers wider und bildet die Grundlage für strategische und operative Entscheidungen.
- Die Risikoanalyse beinhaltet die ex ante Integration unternehmerischer Reaktionsmöglichkeiten auf die Entwicklung von Zielgrößen und exogenen Risikofaktoren.
- Metarisiken, d. h.
- Unsicherheiten und Reaktionen von Wettbewerbern, sowie andere „Verhaltensrisiken“ und „Managementrisiken“ werden ebenfalls in die Bewertung mit einbezogen.
- Das Risikomanagement ist fest in der Unternehmenskultur und im unternehmerischen Denken integriert, sodass jede Form von Management im Unternehmen als Risikomanagement angesehen wird.
Risikomanagement als Erfolgsfaktor
- Ein gutes Risikomanagement ist ein Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen.
- Es sollten möglichst viele Mitarbeiter integriert werden um der Unternehmensführung die Möglichkeit zu geben Risiken richtig zu erfassen, die Erträge und Risiken richtig bewerten und in die Praxis umzusetzen.
- Das wird allerdings erst in der 4.
- Stufe erreicht.
- Die Geschäftsführung muss „Oberster Risikomanager“ sein, weil sie maßgebliche Entscheidungen über den Risikoumfang trifft.
- Hierbei sollten Strategien und feste organisatorische Muster und Methoden angewandt werden, um sicherzustellen, dass mögliche „bestandsbedrohende Entwicklungen“ bereits früh erkannt werden.