Der Chipsatz ist eine Gruppe hochintegrierter Schaltkreise und die zentrale Komponente der Hauptplatine, über die sämtliche Datenströme zwischen Prozessor und Ein-/Ausgabegeräten laufen
Funktion
- Zentrales Bauelement auf dem Mainboard
- Bindeglied zwischen allen einzelnen Komponenten eines Computers
- Unterstützung des Prozessors bei der Steuerung der Kommunikation der Einzelkomponenten
- Bestimmt folgende Leistungsmerkmale:
- Anzahl der Speicherkanäle
- unterstützte Prozessoren
- Verfügbare Schnittstellen (USB, SATA[[1]], PCIe[[2]] etc.)
- Anzahl der verfügbaren PCI-Express-Lanes
- Anzahl der Schnittstellen
- zusätzliche Integration von Geräten (Audio, WLAN etc.)
- Erweiterte Funktionen (RAID, Virtualisierung)
Historie
Entwicklung
- vor 1987 eigenständige Schnittstellen-Chips, die über einen Adress-, Daten- und Steuerbus mit dem Prozessor verbunden & von diesem direkt angesprochen wurden
- 1987 erster Chipsatz für den 80286 (NEAT-Chipsatz - New Enhanced AT)
- 1990er Jahre Einführung einer Zwei-Brücken-Architektur
- 1998 Einführung der Intel-Hub-Architektur (IHA)
Wichtige Chipsätze
- Auflistung der ersten Chipsätze der jeweiligen Architektur und einem aktuellen Chipsatz.
Chipsatz |
Codename/Bezeichnung |
Architektur |
Sockel |
Erscheinungsjahr
|
NEAT |
"New Enhanced AT" |
/ |
PGA68 |
Q4 1987
|
Intel 420TX |
Saturn |
Brücken-Architektur |
Socket 2, Socket 3 |
1992
|
Intel 810 |
Whitney |
Intel-Hub-Architektur |
370 |
Q1 1999
|
Intel P55 |
Ibex Peak |
Platform Controller Hub |
1156 |
Q3 2009
|
AMD X570 |
Valhalla |
Platform Controller Hub |
AM4 |
Q2 2019
|
Chipsatz |
CPU-Unterstützung |
FSB |
RAM maximal |
PCI
|
NEAT |
286 |
4 bis 25 MHz |
8 MB |
-
|
Intel 420TX |
486 |
bis 33 MHz |
128 MB |
PCI 1.0
|
Intel 810 |
Pentium II & III |
66 / 100 MHz |
512 MB |
PCI 2.2
|
Intel P55 |
Core i3, i5, i7 |
- |
- |
PCIe 2.0
|
AMD X570 |
Ryzen |
- |
- |
PCIe 4.0
|
Aufbau
Bridge-Architektur
- klassische Chipsatzarchitektur - bestehend aus North- & South-Bridge
- Beide Chips sind Router - sie leiten den Datenverkehr von einem Bus zum anderen.
North-Bridge
- in unmittelbarer Nähe des Prozessors verbaut (im Norden der Platine)
- über den Front Side Bus direkt an den Prozessor angebunden
- breitbandig konzipiert & hoch getaktet (dadurch meist mit Kühlkörper versehen)
- Synchronisation des Datentransfers & der Datensteuerung zwischen Prozessor & Arbeitsspeicher
- stellt eine leistungsfähige Verbindung zur Grafikkarte her
- Grafikkarte & RAM mussten sich die verfügbare Bandbreite nicht mehr mit anderen Komponenten teilen
- enthielt bei älteren Mainboards auch den Speichercontroller
South-Bridge
- als separater Chip in der Nähe der PCI-Steckplätze verbaut (im Süden der Platine)
- regelt den Datentransfer & die Datensteuerung zwischen den Geräten (SATA-Controller, USB, Netzwerk, Soundchip etc.)
- bezüglich der Leistungsfähigkeit geringere Anforderungen, als an die North-Bridge
- Anbindung an die North-Bridge über PCI
Bus zwischen den Bridges
- PCI: Ab den 1990er bis Anfang der 2000er Jahre wurden North- & South-Bridge über den PCI-Bus verbunden (33 MHz, 133 MB/s)
- Hub Interface: proprietäre Schnittstelle, die von Intel 1998 mit dem ICH eingeführt wurde und die Datentransferrate gegenüber dem PCI-Bus verdoppelte (266 MB/s)
- Direct Media Interface (DMI):
- eine ebenfalls proprietäre Schnittstelle von Intel, die 2004 eingeführt wurde und das Hub-Interface ersetzte (1 GB/s)
- DMI 2.0 folgte im Jahre 2011 und verdoppelte die Datentransferrate (2 GB/s)
- DMI 3.0 wurde im Jahre 2015 eingeführt und verdoppelte die Geschwindigkeit abermals (3,93 GB/s)
Hub-Architektur
- Einführung durch Intel (1999) - als Intel Hub Architecture (IHA) mit dem Intel 810
- Verbindung der beiden Controller über einen Hochgeschwindigkeitsbus, dem Hub-Interface (an Stelle des PCI-Busses)
- sternförmige Verbindung der einzelnen Komponenten (an Stelle der starren Nord-Süd-Achse)
- unterschiedliche Hubs erfüllen verschiedene Aufgaben
- Ausgliederung alter Verbindungen (Floppy, serielle & parallele Schnittstellen) in den Legacy-Port-Controller (LPC)
Memory-Controller-Hub (MCH)
- Funktionen entsprechen denen der North-Bridge
- kontrolliert den Datenfluß vom und zum Arbeitsspeicher
- Erhöhung der Bandbreite durch mehrere Kanäle für die Kommunikation mit dem Speicher
- auch als Graphics-Memory-Controller-Hub (GMCH) mit integriertem Grafikchip
I/O-Controller-Hub (ICH)
- übernimmt die Funktionen der South-Bridge
Platform Controller Hub
- Einführung im Jahre 2009 als Nachfolger der IHA
- Durch Integration einiger Funktionen der North-Bridge in den Prozessor wird auf modernen Hauptplatinen nur noch ein Chip benötigt (I/O-Hub bzw. Platform-Controller-Hub (PCH))
- direkte Anbindung von Grafikkarte & Arbeitsspeicher an den Prozessor
- Integration verbleibender North-Bridge-Funktionen & der gesamten Funktionalität der South-Bridge in den PCH
- Kommunikation mit dem Prozessor über performante[[3]] Punkt-zu-Punkt-Verbindung (Direkt Media Interface (DMI) oder PCIe 4.0)
Links
Intern
- https://wiki.itw-berlin.net/index.php?title=Hardware:SATA
- https://wiki.itw-berlin.net/index.php?title=PCI-Bus
Extern