Network Address Translation
Netzwerkadressübersetzung (engl. Network Address Translation, kurz NAT) ist in Rechnernetzen der Sammelbegriff bei Änderungen von Adressen im IP-Header von IPv4-Paketen (Layer-3 des ISO-OSI-Modells).
- NAT (genauer SNAT) ermöglicht u. a. die gleichzeitige Verwendung einer öffentlichen Adresse durch mehrere Hosts.
- Üblicherweise übernimmt der Router im Netzwerk die SNAT, der die Verbindung zum Internet herstellt.
- Daher ist in der Regel dieser Router das Default-Gateway eines Hosts.
NAT-Typen
- NAT wird in Source-NAT (SNAT; dt.: „Quellen-NAT“) und Destination-NAT(DNAT; dt.: „Ziel-NAT“) unterschieden.
- Beim Source-NAT wird die Adresse des verbindungsaufbauenden Computers (Quelle) umgeschrieben.
- Beim Destination-NAT wird die Adresse des angesprochenen Computers (Ziel) umgeschrieben.
Verwendung von NAT
Verwendung von Source-NAT
- Am meisten findet Source-NAT Anwendung aufgrund der Knappheit öffentlicher IPv4-Adressen.
- Die spezielle Form der SNAT wird auch Masquerading bzw. Masquerade genannt.
- Wird vor allem bei Einwahlverbindungen genutzt.
- Beim Maskieren wird automatisch durch einen Algorithmus die Absender-Adresse des Pakets in die IP-Adresse des Interfaces geändert, auf dem das Paket den Router verlässt.
- Beim SNAT muss die (neue) Quell-Adresse explizit angegeben werden.
- In privaten oder möglichst preisgünstig ausgeführten Netzinstallationen wird Source-NAT als eine Art Sicherheitsmerkmal und zur Trennung von internen und externen Netzen eingesetzt
- Durch das Maskieren der Quell-IP-Adresse können die internen Rechner nicht mehr von außen direkt angesprochen werden.
Verwendung von Destination-NAT
- Destination-NAT wird verwendet, um das Ziel eines IP-Pakets zu ändern.
- Meist findet DNAT Verwendung beim Ändern der öffentlichen IP eines Internet-Anschlusses in die private IP-Adresse eines Servers im privaten Subnetz.
- Diese Methode ist als „Port-Forwarding“ in Verbindung mit UDP / TCP - Verbindungen bekannt.
- DNAT kann daher auch dazu genutzt werden, um mehrere, unterschiedliche Serverdienste, die auf verschiedenen Computern betrieben werden, unter einer einzigen (öffentlichen) IP-Adresse anzubieten(s. Abgrenzung von DNAT auch NAT-Traversal bzw. NAT-T).
Funktionsweise
NAT-Router, NAT-Session und NAT-Table
- Ein moderner Router mit NAT-Funktion ist zustandsbehaftet (stateful).
- Beim stateful firewalling werden für jede seitens eines Clients angefragte Verbindung die zugehörigen Verbindungsinformationen (unter anderem IP-Adressen, Protokoll / Ports und Timeouts) in einer Session-Table gespeichert.
- Anhand der gespeicherten Informationen kann der NAT-Router dann das jeweilige Antwort-Datenpaket dem richtigen Client wieder zuordnen.
- Nach Ablauf einer Session wird ihr Eintrag aus der Session-Table gelöscht.
- Die Anzahl der Sessions, die ein NAT-Router gleichzeitig offen halten kann, ist durch seinen Arbeitsspeicher begrenzt.
- 10.000 Sessions belegen nur etwa 3 MB.
Source NAT
- Bei jedem Verbindungsaufbau durch einen internen Client wird die interne Quell-IP-Adresse durch die öffentliche IP-Adresse des Routers ersetzt.
- Ist der Ursprungsport belegt wird der Quellport des internen Clients durch einen freien Port des Routers ersetzt.
- Diese Zuordnung wird in der Session-Table (NAT-Table) des Routers gespeichert.
- Anhand der gespeicherten Informationen kann der NAT-Router dann das jeweilige Antwort-Datenpaket dem richtigen Client wieder zuordnen.
- Der Vorgang wird als Port Address Translation (PAT) bezeichnet.
lokales Netz (Local Area Network/LAN) | öffentliches Netz (Wide Area Network/WAN) | |||
Quelle | Ziel | Router ===== = =====> NAT |
Quelle | Ziel |
---|---|---|---|---|
192.168.0.2:49701 | 170.0.0.1:80 | 205.0.0.2:49701 | 170.0.0.1:80 | |
192.168.0.3:50387 | 170.0.0.1:80 | 205.0.0.2:50387 | 170.0.0.1:80 | |
192.168.0.4:49152 | 170.0.0.1:23 | 205.0.0.2:49152 | 170.0.0.1:23 |
Beispiel Source-NAT und IP-Routing
- In diesem Beispiel nutzt das private Netz die IP-Adressen 192.168.0.0/24.
- Zwischen diesem Netz und dem öffentlichen Internet befindet sich ein Source-NAT-Router mit der öffentlichen Adresse 205.0.0.2/32.
- Ein Routing ist erforderlich, wenn Absender und Empfänger in verschiedenen Netzen liegen.
- Möchte eine über einen Source-NAT-Router angebundene Station ein Paket an einen Empfänger außerhalb seines (privaten) Netzes senden, so funktioniert der Kommunikationsprozess (vereinfacht dargestellt) wie folgt:
- Zuerst ermittelt die Station über DNS die Ziel-IP des Servers, und über die Routing-Tabelle den für das gewünschte Ziel nächstgelegenen Router, das sei hier der Source-NAT-Router.
- Dann ermittelt die Station per Address Resolution Protocol (ARP) dessen MAC-Adresse und baut ein Paket wie folgt zusammen:
- Es erhält als Ziel-MAC-Adresse die MAC-Adresse des Source-NAT-Routers.
- Die Ziel-IP-Adresse des Empfängers (hier 170.0.0.1)
- Die Ziel-Portadresse für den Server.
- Die MAC- und IP-Adresse des Absenders (hier 192.168.0.4).
- Einen Absenderport (irgendeinen freien Port (high dynamic Port)) für die gerade anfragende Sitzung sowie andere Daten.
- Der Source-NAT-Router empfängt und verarbeitet das Paket, weil es an seine MAC-Adresse gerichtet ist.
- Bei der Verarbeitung im Router wird das Paket in abgeänderter Form weitergeleitet.
- Der Router ermittelt anhand der Empfänger-IP-Adresse den nächsten Router.
- Er ermittelt per ARP dessen MAC-Adresse und baut das Paket wie folgt um:
- Es erhält nun abweichend die MAC-Adresse des nächsten Routers.
- Die Ziel-IP-Adresse des Empfängers (170.0.0.1), Ziel-Port
- Die öffentliche MAC- und IP-Adresse des Source-NAT-Routers (205.0.0.2), einen gerade freien Absender-Port aus dem Reservoir des Routers (hier 49152) und die Nutzdaten, die gleich bleiben.
- Diese Zuordnung der ursprünglichen Absenderadresse und des Ports (192.168.0.4:49152) zum jetzt enthaltenen Adress-Tupel[[1]](205.0.0.2:49152) wird im Router solange gespeichert, bis die Sitzung abläuft oder beendet wird.
- Durch NAT wird das Paket auf Schicht 3 also wesentlich verändert.
- Bei der Bearbeitung in nachfolgenden IP-Routern wird das Paket lediglich auf Schicht 2 verändert.
- Der Router ermittelt den nächsten Router, ermittelt per ARP dessen MAC-Adresse und baut das Paket wie folgt um:
- Es erhält nun abweichend als Ziel-MAC-Adresse die MAC-Adresse des nächsten Routers
- Die Absender-MAC-Adresse wird gegen die eigene ausgetauscht.
- Die IP-Adresse des Empfängers (170.0.0.1), Ziel-Port sowie die Absender-IP-Adresse des Source-NAT-Routers (205.0.0.2), dessen Absender-Port 49152 und die Nutzdaten bleiben erhalten.
- Das bedeutet: Auf Schicht 3 wird das Paket hier nicht verändert.
- Dieser Vorgang wiederholt sich, bis ein letzter Router die Zielstation in einem direkt angeschlossenen Netz findet.
- Dann setzt sich das Paket wie folgt zusammen:
- Es erhält als Absender-MAC-Adresse die des letzten Routers, als Ziel die MAC-Adresse der Zielstation, die IP-Adresse des Empfängers (170.0.0.1), Ziel-Port sowie die IP-Adresse des Absender-Source-NAT-Routers (205.0.0.2), dessen Absender-Port 49152 und natürlich Nutzdaten.
- Nach erfolgreicher Verarbeitung durch den Server wird die Antwort dann wie folgt zusammengestellt:
- MAC-Adresse des für den Rückweg zuständigen Routers (wobei Hin- und Rückroute nicht unbedingt identisch sein müssen).
- Die IP-Adresse des anfragenden Source-NAT-Routers (205.0.0.2), die Ziel-Portadresse 49152 sowie die MAC- und IP-Adresse des Servers (170.0.0.1) und dessen Absenderport , sowie Antwort-Daten (Payload).
- Nachdem alle Router durchlaufen wurden, wird daraus schließlich im Source-NAT-Router (205.0.0.2):
- MAC-Adresse und IP-Adresse des anfragenden Rechners (hier 192.168.0.4), und dessen Portadresse 49152 sowie die MAC des Source-NAT-Routers und IP-Adresse des Servers (170.0.0.1) und dessen Absenderport, sowie Antwort-Daten.
- Wird diese Sitzung beendet, wird auch Port 49152 wieder freigegeben.
Destination NAT (DNAT)
- Bei jedem Verbindungsaufbau durch den Client wird die Ziel-IP-Adresse durch die des eigentlichen Empfängers im LAN ersetzt. * Außerdem wird der Zielport durch einen freien Port des Routers ersetzt, der dadurch belegt wird.
- Diese Zuordnung wird in der NAT-Table des Routers gespeichert.
öffentliches Netz (WAN) | lokales Netz (LAN) | |||
Quelle | Ziel | Router ===== = =====> NAT |
Quelle | Ziel |
---|---|---|---|---|
170.0.0.1:1001 | 171.4.2.1:80 | 170.0.0.1:1001 | 192.168.0.2:80 | |
170.0.0.1:1001 | 171.4.2.1:22 | 170.0.0.1:1001 | 192.168.0.3:22 | |
170.0.0.1:1001 | 171.4.2.1:81 | 170.0.0.1:1001 | 192.168.0.3:81 |
Kategorisierung
- RFC 3489, der das Protokoll STUN zur Traversierung von NAT-Gateways beschreibt, ordnete diese in vier verschiedene Klassen ein :
- Diese prototypischen Grundszenarien bilden in modernen NAT-Systemen allerdings oft nur Anhaltspunkte zur Klassifizierung punktuellen Verhaltens der Gateways.
- Diese benutzen teilweise Mischformen der klassischen Ansätze zur Adressumsetzung.
- Oder sie wechseln dynamisch zwischen zwei oder mehreren Verhaltensmustern.
- RFC 3489 ist durch RFC 5389 ersetzt worden, der diese Kategorisierung nicht mehr versucht.
Vorteile
- NAT hilft die Verknappung der IPv4 Adressen zu entschleunigen.
- Dies geschieht durch die Ersetzung mehrerer Adressen für mehrere Endsysteme durch eine einzige IP-Adresse.
- IP-Adressen eines Netzes können vor einem anderen Netz verborgen werden.
- Somit kann NAT zur Verbesserung der Privatsphäre eingesetzt werden.
- Dieselben IP-Adressbereiche können von mehreren abgeschlossenen privaten Netzwerken verwendet werden.
- Es kommt zu keinen Adresskollisionen, da nach außen nur die IP-Adresse des NAT-Routers sichtbar ist.
Nachteile
- Ein Problem an NAT ist, dass die saubere Zuordnung „1 Host mit eindeutiger IP-Adresse“ nicht eingehalten wird.
- Durch die Umschreibung von Protokoll-Headern, die einem Man-in-the-middle-Angriff ähnelt, haben so insbesondere ältere Protokolle und Verschlüsselungsverfahren auf Netzwerk- und Transportebene durch diesen Designbruch Probleme.
- Ebenso leiden insbesondere Netzwerkdienste, die Out-of-Band-Signalisierung und Rückkanäle einsetzen, etwa IP-Telefonie-Protokolle, unter Komplikationen durch NAT-Gateways.
- Das Ende-zu-Ende Prinzip wird verletzt, indem der NAT-Router das IP-Paket bzw. TCP-Segment verändert, ohne dass er selbst der verschickende Host ist.
NAT-Traversal
- Network Address Translation bricht das Gebot der Ende-zu-Ende-Konnektivität.
- Daher benötigen Anwendungen, die sich typischerweise von Host zu Host verbinden (z. B. bei Peer-to-Peer- und IP-Telefonie-Anwendungen oder VPN-Verbindungen) NAT-Durchdringungstechniken.
- Es existieren mehrere Techniken, von denen keine universell anwendbar ist.
- Viele Techniken benötigen die Hilfe eines für beide Parteien direkt öffentlich zugänglichen Servers.
- Manche Methoden nutzen einen solchen Server nur für den Verbindungsaufbau,
- Andere leiten allen Verkehr der Verbindung über diesen Hilfs-Server.
- Die meisten Methoden umgehen damit oft Unternehmens-Sicherheitsrichtlinien.
- Deswegen werden in Unternehmensnetzwerken Techniken bevorzugt, die sich ausdrücklich kooperativ mit NAT und Firewalls verhalten und administrative Eingriffe an der NAT-Übergabestelle erlauben.
- Die Standards Realm-Specific IP (RFC 3102, RFC 3103, RFC 3104) und Middlebox Communication (MIDCOM) finden aber kaum Anwendung.
- SOCKS, das älteste Protokoll zur NAT-Durchdringung, ist weit verbreitet, findet aber wenig Anwendung.
- Bei SOCKS baut der Client eine Verbindung zum SOCKS-Gateway auf (dieser ist meistens direkt mit dem Internet verbunden).
- Die Kommunikation wirkt für den Kommunikationspartner so, als würde sie direkt vom SOCKS-Gateway stammen.
- Bei Heimanwendungen wird Universal Plug and Play (UPnP) genutzt, was eine dynamische Konfiguration eines port-forwardings durch den Client selbst ermöglicht.
- NAT-T findet Gebrauch bei IPsec-VPN, wenn IPsec (Encapsulating Security Payload) ESP-Pakete an Internet-Anschlüssen mit NATenden Routern genutzt wird.
- Dabei werden die ESP-Pakete in UDP/4500 Pakete gepackt.
- Einige Router unterstützen auch ESP-pass-through.
- Dabei werden die ESP-Pakete direkt an das VPN-Gateway durchgereicht und auf NAT-T wird verzichtet.
Ein weiteres Beispiel für ein NAT-Traversal-Protokoll ist STUN, das eine hohe Bedeutung bei VoIP hat.