Reifegrad

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topic - Kurzbeschreibung

Beschreibung

„Ein Reifegradmodell beschreibt die Reife eines Betrachtungsfeldes hinsichtlich einer bestimmten Methode oder eines Handlungs- bzw. Führungsmodells.“
  • Für die Erreichung eines Reifegrades müssen gewisse Anforderungen erfüllt werden sowie alle vorhergehenden Stufen erreicht sein.
  • Reife wird nach Rosemann und De Bruin definiert als „a measure to evaluate the capabilities of an organisation“ – ein Maß, um die Fähigkeiten einer Organisation zu bewerten.
Reifegradmodelle des Risikomanagements

Reifegradmodelle des Risikomanagements dienen der Bewertung des Risikomanagementsystems im Unternehmen und ermöglichen einen Vergleich mit anderen Unternehmen (Benchmarking).

  • Sie bestehen aus Reifegradstufen, Dimensionen und Bewertungsinstrumenten.
  • Eine Entwicklung kann top-down oder bottom-up erfolgen.
  • Bei top-down gibt es feste Reifegradstufen, die mit weiteren Eigenschaften präzisiert werden.
  • Beim bottom-up werden zuerst Eigenschaften und Bewertungselemente definiert und später in Reifegrade gruppiert.
  • Dafür werden zum Beispiel Kreativitätstechniken, Delphi-Methode oder Fokusgruppenbefragung verwendet.

Reifegradmodell nach Gleißner und Mott

Stufen Titel Beschreibung
1 Kein Risikomanagement Unzureichendes Risikobewusstsein
2 Schadensmanagement Existenz von Risiken ist bekannt
3 Regulatorisches Risikomanagement „KonTraG-Risikomanagement“
4 Ökonomisches, entscheidungsorientiertes Risikomanagement Als Risiken werden sowohl Gefahren (negative Abweichungen) als auch Chancen (positive Abw.) betrachtet.
5 Integriertes wertorientiertes Risikomanagement Der Risikomanagement-Prozess ist mit der operativen Ebene des Unternehmens eng verknüpft
6 Embedded Risikomanagement (holistisch) Embedded Risikomanagement

Stufe 1

Kein Risikomanagement

Leitungsebene hat ein unzureichendes Risikobewusstsein
  • kein systematisches Vorgehen im Umgang mit Risiken
  • Unternehmerische Entscheidungen, als Reaktion auf Gefahren, finden nur sporadisch statt.

Stufe 2

Schadensmanagement

Existenz bestimmter Risiken ist bekannt
  • Es werden bewusst Maßnahmen eingeleitet, die Gefahren verhindern sollen.
  • Regelungen, wie Umweltschutz und Arbeitsschutz, finden dabei auch Berücksichtigung.
  • Bei selteneren und größeren Risiken werden Versicherungen abgeschlossen, um Schäden zu minimieren.
  • Zur Gefahrenbeurteilung wird kein spezifisches Instrument eingesetzt und Risikomaßnahmenpläne werden in „Silos“ (abgeschotteten Teams) bearbeitet.

Stufe 3

Regulatorisches Risikomanagement

„KonTraG-Risikomanagement“

Unternehmen besitzt ein kontinuierliches Risikomanagementsystem
  • Risiken werden ständig überwacht und bewertet
  • Die Gesamtheit der Risiken bilden das sog. Risikoinventar
Informationen wie Umfang, Verantwortlichkeit und Turnus werden gemäß dem KonTraG schriftlich fixiert
  • Für die wichtigen Risiken werden Risikobewältigungsstrategien entwickelt, dafür werden die Risiken hinsichtlich der Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit quantifiziert und bewertet
  • Am Ende erfolgt eine einfache Risikoaggregation

Stufe 4

Ökonomisches, entscheidungsorientiertes Risikomanagement

Als Risiken werden sowohl Gefahren (negative Abweichungen) als auch Chancen (positive Abw.) betrachtet.
  • Es existiert ein umfassendes, Software gestütztes Risikomanagementsystem im Unternehmen, basierend auf einem starken Risikobewusstsein der Unternehmensführung.
  • Durch Aggregation der Einzelrisiken wird ein Gesamtrisikoumfang berechnet.
  • Mittels der Monte-Carlo-Simulation können „bestandsbedrohende Entwicklungen“ nach Kombination von Einzelrisiken deutlich gemacht werden.
  • Ziel ist es ein flexibles und bewegliches Risikomanagement zu schaffen, welches mit der Strategieentwicklung eng verknüpft ist.
  • Im Idealfall soll es sich an unvorhergesehene Entwicklungen anpassen.
  • Risiken sollten so eingeschätzt werden, dass ein Unternehmen auch bei Marktschwankungen liquide bleibt und sein Rating beibehalten kann.
  • Dies kann durch Abwägen von möglichen Risiken und Erträgen mittels Kapitalmarktmodellen (z. B.
  • CAPM) erfolgen.
  • Nicht nur in Hinsicht auf die Kostenreduzierung sollte das Unternehmen überlegen, ob es Unternehmensaktivitäten auslagert, sondern auch in Bezug auf die damit verbundene Risikosenkung.
  • Diese Risikosenkung erfolgt auch bei einer breiten Diversifikation des Portfolios und einer Verlust- und Haftungsbeschränkung.

Stufe 5

Integriertes wertorientiertes Risikomanagement

Der Risikomanagement-Prozess ist mit der operativen Ebene des Unternehmens eng verknüpft
  • Alle Planungen können Risiken zugeordnet werden (stochastische Planung), sodass sich daraus eine Planungssicherheit ermitteln lässt.
  • Daraus kann das Unternehmen den Wertbeitrag berechnen, „was eine am Unternehmenswert orientierte Optimierung der Risikobewältigung“ ermöglicht und womit strategische Züge in Bezug auf Risiken bewertet werden können.
  • Die Hypothese eines vollkommenen Kapitalmarktes wird verworfen und durch die realitätsnahe Betrachtung eines unvollkommenen Kapitalmarktes ersetzt.
  • Alle Risiken, die bewertungsrelevant sind, werden berücksichtigt („Risikodeckungssatz“).
  • Zum Bewerten und zur Portfoliooptimierung werden Risikomaße, wie Eigenkapitalbedarf, Ausfallwahrscheinlichkeit und Value-at-Risk verwendet.

Stufe 6

Embedded Risikomanagement

Holistisch

Die Bewertung des risikogerechten Ertragswertes oder des Risikonutzens spiegelt die Risikopräferenz des Eigentümers wider und bildet die Grundlage für strategische und operative Entscheidungen.

  • Die Risikoanalyse beinhaltet die ex ante Integration unternehmerischer Reaktionsmöglichkeiten auf die Entwicklung von Zielgrößen und exogenen Risikofaktoren.
  • Metarisiken, d. h.
  • Unsicherheiten und Reaktionen von Wettbewerbern, sowie andere „Verhaltensrisiken“ und „Managementrisiken“ werden ebenfalls in die Bewertung mit einbezogen.
  • Das Risikomanagement ist fest in der Unternehmenskultur und im unternehmerischen Denken integriert, sodass jede Form von Management im Unternehmen als Risikomanagement angesehen wird.


Anhang

Siehe auch

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