NET.1.1 Netzarchitektur und -design
NET.1.1 Netzarchitektur und -design - Baustein des IT-Grundschutz/Kompendiums
Beschreibung
- Informationssicherheit als integralen Bestandteil der Netzarchitektur und des Netzdesigns etablieren
- Institutionen benötigen Datennetze
- Geschäftsbetrieb, Fachaufgaben, Informationens-/Datenaustausch, Verteilte Anwendungen, ...
- Nicht nur herkömmliche Endgeräte
- Partnernetze, Internet
- Mobile Endgeräte, IoT-Komponenten (Internet of Things)
- Cloud-Dienste
- Dienste für Unified Communication and Collaboration (UCC)
- Viele Endgeräte und Dienste steigen Risiken
- Sicheren Netzarchitektur
- Planung
- Netz durch sichere Netzarchitektur schützen
- Lokales Netz (Local Area Network, LAN)
- Wide Area Network (WAN)
- Eingeschränkt vertrauenswürdige Netze
- Hohes Sicherheitsniveau
- Zusätzliche sicherheitsrelevante Aspekte berücksichtigen
- Beispiele: Sichere Trennung verschiedener Mandanten und Gerätegruppen
- Auf Netzebene und die Kontrolle ihrer Kommunikation durch eine Firewall
- Ein weiteres wichtiges Sicherheitselement, speziell bei Clients, ist außerdem die Netzzugangskontrolle
- Grundsätzliche Anforderungen
- Netzwerkplanung
- Netzwerkaufbau
- Netzwerkbetrieb
- Architektur und Design
- Allgemeine Anforderungen
- Müssen für alle Netztechniken beachtet und erfüllt werden
- z. B. dass Zonen gegenüber Netzsegmenten immer eine physische Trennung erfordern
- Fokus
- Kabelgebundenen Netzen und Datenkommunikation
Modellierung
NET.1.1 ist auf das Gesamtnetz einer Institution inklusive aller Teilnetze anzuwenden
Abgrenzung
- Relevante Bausteine
Baustein | Bezeichnung | Beschreibung |
---|---|---|
NET.3 | Netzkomponenten | Betrieb von Netzkomponenten |
NET.2 | Funknetze | Wireless LAN (WLAN) |
SYS.1.8 | Speicherlösungen | Speichernetze (Storage Area Networks, SAN) |
NET.4.2 | VoIP | Voice over IP |
Virtual Private Cloud/Hybrid Cloud | Cloud-Computing | |
NET.1.2 | Netzmanagement | Netzmanagement |
Zuständigkeiten
Zuständigkeiten | Rollen |
---|---|
Grundsätzlich zuständig | Planende |
Weitere Zuständigkeiten | IT-Betrieb |
- Informationssicherheitsbeauftragte (ISB)
Bei strategischen Entscheidungen einbeziehen
Stellt sicher, dass die Anforderungen des Sicherheitskonzepts
- erfüllt und überprüft werden
- gemäß dem festgelegten Sicherheitskonzept
Gefährdungslage
Bedrohungen und Schwachstellen von besonderer Bedeutung
Schwachstelle | Beschreibung |
---|---|
Performance | Unzureichend dimensionierte Kommunikationsverbindungen |
Netzzugänge | Ist das interne Netz mit dem Internet verbunden und der Übergang nicht ausreichend geschützt |
Aufbau | Wird ein Netz unsachgemäß aufgebaut oder fehlerhaft erweitert, können unsichere Netztopologien entstehen oder Netze unsicher konfiguriert werden. |
Performance
- Unzureichend dimensionierte Kommunikationsverbindungen
- Clients nur noch eingeschränkt mit Servern kommunizieren
- Mögliche Auslöser
- Technischer Ausfall
- Denial-of-Service-(DoS)-Angriff
- Folgen
- Erhöhte Zugriffszeiten auf interne und externe Dienste
- Eingeschränkte Erreichbarkeit/nutzbar
- Wichtige Informationen sind nicht verfügbar
- Unterbrechung von Geschäftsprozessen/Produktionsprozesse
Netzzugänge
Ungenügend abgesichert
- Fehlende Firewall
- Internes Netz mit Internetanschluss ist nicht ausreichend geschützt
- Firewall nicht aktivier/falsch konfiguriert
- Angreifer
- können auf schützenswerte Informationen der Institution zugreifen (kopieren/manipulieren/verbreiten)
Aufbau
Unsachgemäßer Aufbau
- Unsichere Netztopologie
- Unsachgemäß aufgebaut
- Fehlerhafte Erweiterung
- Risiken
Angreifer können leichter
- Sicherheitslücken finden
- ins interne Netzwerk eindringen
- Informationen stehlen
- Daten manipulieren
- Produktionssysteme stören
Auch bleiben Angreifer in einem fehlerhaft aufgebauten Netz, das die Sicherheitssysteme nur eingeschränkt überwachen können, länger unerkannt
Elementare Gefährdungen
Nr. | Gefährdungen | |||
---|---|---|---|---|
G 0.9 | Ausfall oder Störung von Kommunikationsnetzen | |||
G 0.11 | Ausfall oder Störung von Dienstleistern | |||
G 0.15 | Abhören | |||
G 0.18 | Fehlplanung oder fehlende Anpassung | |||
G 0.19 | Offenlegung schützenswerter Informationen | |||
G 0.22 | Manipulation von Informationen | |||
G 0.23 | Unbefugtes Eindringen in IT-Systeme | |||
G 0.25 | Ausfall von Geräten oder Systemen | |||
G 0.27 | Ressourcenmangel | |||
G 0.29 | Verstoß gegen Gesetze oder Regelungen | |||
G 0.30 | Unberechtigte Nutzung oder Administration von Geräten und Systemen | |||
G 0.40 | Verhinderung von Diensten (Denial of Service) | |||
G 0.43 | Einspielen von Nachrichten | |||
G 0.46 | Integritätsverlust schützenswerter Informationen |
Anforderungen
Schutzbedarf | Beschreibung |
---|---|
Basis | MÜSSEN vorrangig erfüllt werden |
Standard | SOLLTEN grundsätzlich erfüllt werden |
Erhöht | Exemplarische Vorschläge |
Basis
Basis-Anforderungen MÜSSEN vorrangig erfüllt werden
Standard
- Standard-Anforderungen
- SOLLTEN grundsätzlich erfüllt werden
Stand der Technik für Netzarchitektur und -design
- Gemeinsam mit den Basis-Anforderungen
- Anforderungen
Erhöht
- Exemplarische Vorschläge für erhöhten Schutzbedarf
- Über das den Stand der Technik entsprechende Schutzniveau hinausgehend
- SOLLTEN bei ERHÖHTEM SCHUTZBEDARF in Betracht gezogen werden
- Festlegung im Rahmen einer Risikoanalyse
A28 Hochverfügbare Netz- und Sicherheitskomponenten
- Zentrale Bereiche des internen Netzes sowie die Sicherheitskomponenten SOLLTEN hochverfügbar ausgelegt sein
- Dazu SOLLTEN die Komponenten redundant ausgelegt und auch intern hochverfügbar realisiert werden.
A29 Hochverfügbare Realisierung von Netzanbindungen
- Netzanbindungen SOLLTEN vollständig redundant gestaltet werden
- wie z. B. Internet-Anbindung und WAN-Verbindungen,
- Je nach Verfügbarkeitsanforderung SOLLTEN
- redundante Anbindungen an einen oder verschiedene Anbieter bedarfsabhängig mit unterschiedlicher Technik und Performance bedarfsgerecht umgesetzt werden
- Auch SOLLTE Wegeredundanz innerhalb und außerhalb der eigenen Zuständigkeit bedarfsgerecht umgesetzt werden
- Dabei SOLLTEN mögliche Single Points of Failures (SPoF) und störende Umgebungsbedingungen berücksichtigt werden
A30 Schutz vor Distributed-Denial-of-Service
- Um DDoS-Angriffe abzuwehren, SOLLTE per Bandbreitenmanagement die verfügbare Bandbreite gezielt zwischen verschiedenen Kommunikationspartnern und Protokollen aufgeteilt werden.
- Um DDoS-Angriffe mit sehr hohen Datenraten abwehren zu können, SOLLTEN Mitigation-Dienste über größere Internet Service Provider (ISPs) eingekauft werden.
- Deren Nutzung SOLLTE in Verträgen geregelt werden.
A31 Physische Trennung von Netzsegmenten
- Abhängig von Sicherheitsrichtlinie und Anforderungsspezifikation SOLLTEN Netzsegmente physisch durch separate Switches getrennt werden.
A32 Physische Trennung von Management-Netzsegmenten
Abhängig von Sicherheitsrichtlinie und Anforderungsspezifikation SOLLTEN Netzsegmente des Management-Bereichs physisch voneinander getrennt werden.
A33 Mikrosegmentierung des Netzes
- Das Netz SOLLTE in kleine Netzsegmente mit sehr ähnlichem Anforderungsprofil und selbem Schutzbedarf unterteilt werden.
- Insbesondere SOLLTE dies für die DMZ-Segmente berücksichtigt werden.
A34 Einsatz kryptografischer Verfahren auf Netzebene
- Netzsegmente SOLLTEN im internen Netz, im Extranet und im DMZ-Bereich mittels kryptografischer Techniken bereits auf Netzebene realisiert werden.
- Dafür SOLLTEN VPN-Techniken oder IEEE 802.1AE eingesetzt werden.
Wenn innerhalb von internem Netz, Extranet oder DMZ über Verbindungsstrecken kommuniziert wird, die für einen erhöhten Schutzbedarf nicht ausreichend sicher sind, SOLLTE die Kommunikation angemessen auf Netzebene verschlüsselt werden.
A35 Einsatz von netzbasiertem DLP
- Auf Netzebene SOLLTEN Systeme zur Data Lost Prevention (DLP) eingesetzt werden
A36 Trennung mittels VLAN bei sehr hohem Schutzbedarf
- Bei sehr hohem Schutzbedarf SOLLTEN KEINE VLANs eingesetzt werden.
Anhang
Siehe auch
Sicherheit
Dokumentation
- Das BSI hat folgende weiterführende Dokumente zum Themenfeld Netze veröffentlicht
- Sichere Anbindung von lokalen Netzen an das Internet (ISi-LANA)
- Technische Leitlinie für organisationsinterne Telekommunikationssysteme mit erhöhtem Schutzbedarf: BSI-TL-02103 - Version 2.0
- Die International Organization for Standardization (ISO) gibt in der Norm ISO/IEC 27033 „Information technology – Security techniques — Network security — Part 1
- Overview and concepts bis Part 3: Reference networking scenarios – Threats, design techniques and control issues“ Vorgaben für die Absicherung von Netzen.