Diffie-Hellman
Beschreibung
- Der Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch oder Diffie-Hellman-Merkle-Schlüsselaustausch bzw. -Schlüsselvereinbarung (auch kurz DHM-Schlüsselaustausch oder DHM-Protokoll[1]) ist ein Protokoll zur Schlüsselvereinbarung.
- Es ermöglicht, dass zwei Kommunikationspartner über eine öffentliche, abhörbare Leitung einen gemeinsamen geheimen Schlüssel in Form einer Zahl vereinbaren können, den nur diese kennen und ein potenzieller Lauscher nicht berechnen kann.
- Der dadurch vereinbarte Schlüssel kann anschließend für ein symmetrisches Kryptosystem verwendet werden (beispielsweise Data Encryption Standard oder Advanced Encryption Standard).
- Unterschiedliche Varianten des Diffie-Hellman-Merkle-Verfahrens werden heute für die Schlüsselverteilung in den Kommunikations- und Sicherheitsprotokollen des Internets eingesetzt, beispielsweise in den Bereichen des elektronischen Handels.
- Dieses Prinzip hat damit eine wichtige praktische Bedeutung.
- Das Verfahren wurde von Whitfield Diffie und Martin Hellman entwickelt und im Jahr 1976 unter der Bezeichnung ax1x2 veröffentlicht.
- Es handelt sich um das erste der sogenannten asymmetrischen Kryptoverfahren (auch Public-Key-Kryptoverfahren), das veröffentlicht wurde.
- Wichtige Vorarbeiten leistete Ralph Merkle mit dem nach ihm benannten Merkles Puzzle.
- Wie erst 1997 bekannt wurde, entwickelten bereits in den frühen 1970er-Jahren Mitarbeiter des britischen Government Communications Headquarters (GCHQ) als Erste asymmetrische Kryptosysteme.
- Das GCHQ hat allerdings wegen der Geheimhaltung und wegen des für die Briten aus Sicht der frühen 1970er Jahre fraglichen Nutzens nie ein Patent beantragt.
- Der DHM-Schlüsselaustausch zählt zu den Krypto-Systemen auf Basis des diskreten Logarithmus (kurz
- DL-Verfahren).
- Diese basieren darauf, dass die diskrete Exponentialfunktion in gewissen zyklischen Gruppen eine Einwegfunktion ist.
- So ist in der primen Restklassengruppe die diskrete Exponentialfunktion , prim, auch für große Exponenten effizient berechenbar, deren Umkehrung, der diskrete Logarithmus, jedoch nicht.
- Es existiert bis heute kein „schneller“ Algorithmus zur Berechnung des Exponenten , bei gegebener Basis , Modul und gewünschtem Ergebnis.
- Damit prägten die Forscher mit dem Verfahren auch einen neuen Sicherheitsbegriff in der Kryptographie, der darauf basiert, dass kein effizienter Algorithmus für die Kryptoanalyse existiert
- Ein Kommunikationsprotokoll ist sicher, wenn dessen Kryptoanalyse so viel Zeit und Arbeit bedeutet, dass diese in der Praxis nicht ausgeführt werden kann.
- Das Problem, aus den beiden Nachrichten der Kommunikationspartner den geheimen Schlüssel zu berechnen, wird als Diffie-Hellman-Problem bezeichnet.
- Der DHM-Schlüsselaustausch ist allerdings nicht mehr sicher, wenn sich ein Angreifer zwischen die beiden Kommunikationspartner schaltet und Nachrichten verändern kann.
- Diese Lücke schließen Protokolle wie das Station-to-Station-Protokoll (STS), indem sie zusätzlich digitale Signaturen und Message Authentication Codes verwenden.
- Die Implementierung mittels elliptischer Kurven ist als Elliptic Curve Diffie-Hellman (ECDH) bekannt.
- Dabei werden die beim Originalverfahren eingesetzten Operationen (Multiplikation und Exponentiation) auf dem endlichen Körper ersetzt durch Punktaddition und Skalarmultiplikation auf elliptischen Kurven.
- Das -fache Addieren eines Punktes zu sich selbst (also die Multiplikation mit dem Skalar ) wird mit bezeichnet und entspricht einer Exponentiation im ursprünglichen Verfahren.
- Das Prinzip wurde Mitte der 1980er Jahre von Victor S. Miller und Neal Koblitz unabhängig voneinander vorgeschlagen.
Schlüsseltauschproblem
Kryptografiesverfahren, bei denen zwei Teilnehmer denselben geheimen Schlüssel verwenden, nennt man symmetrische Verfahren. Seien Alice und Bob Sender und Empfänger von Nachrichten über einen abhörbaren Kanal und sei Eve (von engl. eavesdropper, zu deutsch Lauscher/Lauscherin) ein Lauscher, der versucht, Nachrichten mitzulesen. Bei einem guten Kryptografiesverfahren ist es für Eve unmöglich, eine Nachricht ohne Kenntnis des Schlüssels zu entschlüsseln, selbst bei Kenntnis des Kryptografiesverfahrens. So besagt Kerckhoffs’ Prinzip, dass die Sicherheit eines Verfahrens allein auf der Geheimhaltung eines Schlüssels beruhen muss (und nicht auf der Geheimhaltung des Kryptografiesalgorithmus). Eine Nachricht, die verschlüsselt wird, heißt Klartext, der verschlüsselte Text Geheimtext.[2]
Wichtige Voraussetzung für eine sichere symmetrische Kommunikation ist also, dass der Schlüssel zwischen Alice und Bob bereits über einen sicheren Weg ausgetauscht wurde, beispielsweise durch einen vertrauenswürdigen Kurier oder bei einem direkten Treffen. Beim Schlüsseltauschproblem stellt sich nun folgendes Problem: Alice will mit Bob, der sich beispielsweise in Übersee befindet, mit einem symmetrischen Kryptografiesverfahren kommunizieren. Die beiden sind über eine unsichere Leitung verbunden und haben keinen Schlüssel ausgetauscht. Wie vereinbaren nun Alice und Bob über einen unsicheren Kanal einen gemeinsamen geheimen Schlüssel?[3]
Ein manueller Schlüsselaustausch hat den Nachteil, dass er recht unübersichtlich wird, wenn eine größere Anwendergruppe untereinander verschlüsselt kommunizieren will. Bei Kommunikationspartnern sind Schlüssel erforderlich, wenn jeder mit jedem kommunizieren will. Bei 50 Kommunikationspartnern wären somit insgesamt 1.225 Schlüssel nötig.[4]
Das Diffie-Hellman-Verfahren liefert eine elegante Lösung für diese Probleme: Es erlaubt Alice und Bob, einen geheimen Schlüssel über die öffentliche, nicht gesicherte Leitung zu vereinbaren, ohne dass Eve den Schlüssel erfährt.[3]
Geschichte und Bedeutung
Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch/Geschichte und Bedeutung
Mathematische Grundlagen
Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch/Mathematische Grundlagen
Funktionsweise
Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch/Funktionsweise
Sicherheit
Diffie-Hellman-Schlüsselaustausch/Sicherheit
Elliptic Curve Diffie-Hellman (ECDH)
Ephemeral Diffie-Hellman
Im Zusammenhang des Kryptografiesprotokolls Transport Layer Security (TLS) bezeichnet Ephemeral Diffie-Hellman (: kurzlebig, flüchtig) die Verwendung von Diffie-Hellman mit jeweils neuen Parametern für jede neue TLS-Sitzung. Bei statischem Diffie-Hellman werden für jede TLS-Sitzung dieselben Parameter wiederverwendet, die sich aus einem Public-Key-Zertifikat herleiten. In beiden Fällen wird derselbe Algorithmus verwendet und lediglich die Parameter unterscheiden sich.
Die Verwendung von Ephemeral Diffie-Hellman zur Aushandlung eines symmetrischen Sitzungsschlüssels bietet Forward Secrecy, im Gegensatz zur verschlüsselten Übertragung eines Sitzungsschlüssels mit einem Public-Key-Kryptografiesverfahren, zum Beispiel RSA.
Weblinks
- Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI): BSI – Technische Richtlinien: Kryptographische Verfahren: Empfehlungen und Schlüssellängen Version 2016-01, Stand 15. Februar 2016.
- ECRYPT II: European Network of Excellence in Cryptology II
- Steven Levy: The Open Secret – Public key cryptography – the breakthrough that revolutionized email and ecommerce – was first discovered by American geeks. Right? Wrong. In: WIRED (veröffentlicht: 4. Januar 1999; abgerufen: 9. Mai 2016)
Einzelnachweise
- ↑ So u. a. Yiu Shing Terry Tin u. a.: Provably Secure Mobile Key Exchange: Applying the Canetti-Krawczyk Approach. In: Rei Safavi-Naini, Jennifer Seberry: Information Security and Privacy. 8th Australasian Conference, ACISP 2003, Springer: Berlin, Heidelberg, 2003, S. 166–179.
- ↑ Schmeh: Kryptografie. 5. Aufl., 2013, S. 39–42.
- ↑ 3,0 3,1 Ertel: Angewandte Kryptographie. 4. Aufl., 2012, S. 77; Buchmann: Einführung in die Kryptographie. 3. Aufl., 2004, S. 153.
- ↑ Schmeh: Kryptografie. 5. Aufl., 2013, S. 176.