Linux/Shells und Shell-Skripte/Aliase und Funktionen

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Aliase und Funktionen

Wenn Sie Befehle in Kombination mit bestimmten Parametern immer wieder verwenden, ist es empfehlenswert, einen Alias zu definieren.

  • Das ist auch hilfreich, wenn ein Befehl in sich sehr lang ist.
  • Ein Beispiel: Wenn man oft Tarballs aus dem Internet herunterladen und entpacken muss, benötigt man immer wieder das Kommando tar -xvzf <archivname.tgz>.
  • Es wäre doch viel einfacher, nur ein einziges oder zumindest wenige Zeichen hierfür zu verwenden.
  • Es lohnt sich also, einen Alias anzulegen: # alias tx="tar -xvzf".
  • Jetzt kann ein Tarball einfach mit dem Kommando tx <archivname.tgz> extrahiert

und ausgepackt werden.

  • Es ist auch möglich, mehrere Kommandos in einem einzigen Alias zu kombinieren.
  • In einem solchen Fall müssen diese Kommandos durch Semikolons voneinander getrennt werden

Hier ein Beispiel:

user@tom:~$ alias frei="free; df"
user@tom:~$ frei
total used free shared buff/cache available
Mem: 3870884 1001952 1608764 124880 1260168 2512240
Swap: 7811068 0 7811068
Dateisystem 1K-Blöcke Benutzt Verfügbar Verw% Eingehängt auf
udev 1924160 0 1924160 0% /dev
tmpfs 387092 5896 381196 2% /run
/dev/sda2 38186548 7072220 29144820 20% /
tmpfs 1935440 11096 1924344 1% /dev/shm
tmpfs 5120 4 5116 1% /run/lock
tmpfs 1935440 0 1935440 0% /sys/fs/cgroup
tmpfs 387088 0 387088 0% /run/user/113
tmpfs 387088 12 387076 1% /run/user/1000

Auf diese Art wird mit einem einzigen Befehl die Festplatten- und Speicherbelegung überprüft.

  • Die Definition der Aliase geht bei einer Neuanmeldung am System verloren

Funktionen Eine der unangenehmsten Einschränkungen, die ein Alias mit sich bringt, ist die Tatsache, dass Übergabewerte ($1, $2 usw.) nur einmal ausgewertet werden können.

  • Bei einer Funktion gibt es diese Einschränkung nicht.
  • Der Begriff Funktion entstammt der Programmierung, und eigentlich handelt es sich um ein Unterprogramm, das man für wiederkehrende Aufgaben verwenden kann.
  • Eine Funktion in einer Shell kann sowohl von einem Benutzer als auch von einem Skript aufgerufen werden.
  • Der Aufbau einer Funktion sieht immer so aus:
function Funktionsname()
{
Befehl 1
Befehl 2
Befehl n
}

Der Befehl function kann auch einfach weggelassen werden, weil die Bash an den beiden Klammern erkennt, dass es sich um eine Funktion handelt.

  • Wenn Sie den Befehl function dennoch verwenden, können Sie alternativ die Klammern direkt hinter dem Namen der Funktion weglassen.
  • Es soll hier aber im Folgenden die korrekte Syntax angewandt werden.
  • Das Beispiel demonstriert, dass es mit einer Funktion sogar möglich ist, Rechenoperationen auszuführen:
archangel:/ # function addiere ()
> {
> let summe=$1+$2
> echo -e "Die Summe ist $summe"
> }
archangel:/ # addiere 3 4
Die Summe ist 7

Es wurde eine Funktion namens addiere erstellt.

  • Die geschweiften Klammern sorgen dafür, dass diese mehrzeilige Anweisung als ein einziger Befehl interpretiert wird.
  • Die Zeile let summe=$1+$2 sorgt dafür, dass der Variablen summe die Summe aus den beiden Übergabevariablen $1 und $2 übergeben wird.
  • In der nächsten Zeile erfolgt die Ausgabe.
  • Es ist auch möglich, eine Funktion in einer einzigen Zeile zu erstellen:
archangel:/ # function addiere { let summe=$1+$2; echo "Die Summe ist $summe"; }

Diese Methode wird jedoch von den meisten Benutzern als unübersichtlich empfunden.

  • Die beiden Leerzeichen innerhalb der geschweiften Klammern sind übrigens notwendig und dienen nicht nur der Übersichtlichkeit.
  • Es gibt eine alternative Syntax, um eine Funktion zu erstellen.
  • Die folgende Kommandozeile hat dasselbe Ergebnis zur Folge wie die vorangegangene:
archangel:/ # addiere () { let summe=$1+$2; echo "Die Summe ist $summe"; }

Da hier das Schlüsselwort function noch nicht einmal auftaucht, ist für einen Einsteiger kaum noch zu erkennen, um was es sich hier eigentlich handelt.

  • Der folgende Befehl enthält eine so genannte forkbomb, die auf einer Funktion basiert.
  • Versuchen Sie doch einmal zu verstehen, wie diese funktioniert.
  • Sie wird übrigens Ihren Computer zum Absturz bringen, wenn Sie den Befehl abtippen
archangel:/ # :(){ :|:& };:

builtin

Vor der Vergabe der Bezeichnung für Ihre Funktionen und Aliase überprüfen, ob es nicht schon ein Kommando mit diesem Namen gibt.

  • Wenn Sie dennoch eine Funktion oder einen Alias erstellen müssen, der bzw. die namentlich mit einem existierenden Kommando übereinstimmt, müssten Sie ansonsten zum Aufruf des ursprünglichen Kommandos den kompletten Pfad zu diesem Kommando angeben.
  • Bei einer Übereinstimmung des Namens mit einem Shellinternen Befehl verwenden Sie vorab das Kommando builtin.
  • Wenn Sie z. B. für den echo-Befehl standardmäßig die Maskierung durch die Verwendung eines Backslashs aktivieren wollen, können Sie diesen Alias einrichten: archangel:/ # alias echo='echo -e' Benötigen Sie echo dann ausnahmsweise doch im Originalzustand, erfolgt der Aufruf durch: archangel:/ # builtin echo

Konfigurationsdateien der Bash

In den unterschiedlichen Linux-Distributionen kann es zu unterschiedlichen Konstrukten der Konfigurationsdateien kommen.

  • Konfigurationsdateien, die für alle Anwender Gültigkeit haben, befinden sich im Verzeichnis /etc und beginnen niemals mit einem Punkt.
  • Die individuellen Konfigurationsdateien für den jeweiligen User befinden sich im entsprechenden Heimatverzeichnis und beginnen immer mit einem Punkt.
  • Eine Datei /etc/.bashrc kommt als Konfigurationsdatei genauso wenig in Frage wie eine Datei mit der Bezeichnung /home/udo/profiles

Systemweite Konfigurationsdateien

Die systemweiten Konfigurationsdateien sind für jeden Benutzer gültig, der sich am System anmeldet.

  • Die beiden gängigsten sind folgende:
  • /etc/profile ist die erste Konfigurationsdatei, die bei der Anmeldung (Login- Shell) eines Benutzers eingelesen wird.
  • Sie enthält erste Umgebungsvariablen und die erste PATH-Anweisung. Änderungen in dieser Datei erfordern eine neue Anmeldung des Benutzers
  • /etc/bash.bashrc enthält systemweite Einstellungen, Aliase und Funktionen.
  • Diese Datei wird beim Start jeder Shell neu eingelesen und erfordert deshalb nach Änderung keine Neuanmeldung des Benutzers

Konfigurationsdateien für den Benutzer

Die folgenden Dateien befinden sich im Heimatverzeichnis eines jeden Benutzers und dürfen auch durch seinen Besitzer modifiziert werden.

  • Damit weniger versierte Benutzer nicht durch diese Dateien irritiert werden, sind diese mit einem Punkt vor einer Auflistung mit Dateibrowsern geschützt worden.
  • Die folgende Auflistung entspricht auch der Ausführungsreihenfolge (vorausgesetzt, die Dateien sind in der jeweiligen Distribution überhaupt vorhanden)
  • ~/.bash_profile wird (falls vorhanden) nur bei einer Neuanmeldung eingelesen und sofort nach /etc/profile ausgeführt.
  • Sie beinhaltet zusätzliche Pfadanweisungen (z. B. das Heimatverzeichnis), den zu verwendenden Standardeditor und benutzerspezifische Umgebungsvariablen
  • ~/.bash_login ist eine Alternative zu .bash_profile und wird auch nur dann abgearbeitet, wenn die Datei .bash_profile nicht existiert.
  • Auch diese Datei wird nur während der Anmeldung verwendet.
  • Der Inhalt und der Verwendungszweck entsprechen der .bash_profile
  • ~/.profile ist die ursprüngliche Konfigurationsdatei der Bash.
  • Sie wird nur während der Anmeldung (für die Login-Shell) eingelesen und das auch nur dann, wenn weder eine .bash_profile- noch eine .bash_login-Datei im Verzeichnis des Benutzers existieren.
  • Inhalt und Verwendungszweck entsprechen der .bash_profile und .bash_login
  • ~/.bashrc ist die andere, ursprüngliche Konfigurationsdatei der Bash.
  • Sie wird in jedem Fall eingelesen, und zwar auch beim Aufruf einer neuen Shell.
  • Nach Änderungen in dieser Datei ist entsprechend keine Neuanmeldung des Benutzers erforderlich.
  • Sie beinhaltet im Wesentlichen Aliase und Funktionen
  • ~/.bash_logout ist eine optionale Datei, die ausgeführt wird, wenn der Benutzer sich abmeldet.
  • Sie könnte zum Beispiel den Monitor löschen

Konfiguration on the fly einlesen

Haben Sie in einer der Konfigurationsdateien z. B. neue Variablen deklariert, können Sie diese sofort wirksam werden lassen, indem Sie das Shell-interne Kommando source verwenden.

  • Beispiel: root@archangel:~# source /etc/profile Wenn Sie Ihre Tastatur schonen wollen, lässt sich das Kommando source auf einen Punkt verkürzen: root@archangel:~# . /etc/profile

Das Skeleton-Verzeichnis /etc/skel

Das Skeleton-Verzeichnis kann als eine Vorlage für das Heimatverzeichnis eines neuen Benutzers betrachtet werden.

  • Beim Erstellen eines neuen Benutzerkontos mit useradd -m willi wird, die richtigen Standardeinstellungen vorausgesetzt, ein Verzeichnis namens /home/willi erstellt.
  • Der Inhalt des Skeleton-Verzeichnisses wird dann in das Verzeichnis /home/willi kopiert.
  • Abschließend werden die Berechtigungen für das Verzeichnis und dessen Inhalt auf den neuen Benutzer abgestimmt.
  • Der Speicherort für Skeleton ist normalerweise /etc/skel.
  • Auch hier kann es zu Unterschieden in den Distributionen kommen