Entitäten

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Entitäten () werden in Auszeichnungssprachen () wie SGML, XML, HTML, XHTML und HTML5 verwendet, um wiederkehrende Informationseinheiten zu verwalten und wiederzuverwenden. Die heute weit verbreitete Syntax für Entitäten basiert auf SGML. Bei der Entwicklung von XML und HTML Version 5 wurden Teile aus SGML übernommen, so auch einige Möglichkeiten zur Definition von Entitäten. Häufigster Vertreter ist die Zeichen-Entität, welche durch ein einzelnes Zeichen ersetzt werden soll. Dabei wird insbesondere eine mnemotechnische Abkürzung (benannte Entität) ersetzt durch die dezimal oder hexadezimal angegebene Zeichencodierung (numerische Entität, Zeichenverweis).

Benannte Entität

Namen (benannte Zeichenentitäten) sind für Menschen da, Zahlen für Maschinen.

Computer können problemlos fünfstellige Zeichencodierungen verarbeiten – nur Menschen haben ihre Schwierigkeiten damit. Benannte Entitäten verbessern die Lesbarkeit von Dokumenten durch den Benutzer. Mittels einer Dokumenttypdefinition (DTD) wird eine benannte Entität mit Name (Entitätsname) und Inhalt (Entitätsinhalt) deklariert. Wird im Dokumententext auf den Entitätsnamen referenziert, dann ersetzt der Parser die Referenz durch den Entitätsinhalt.[1]


Beispiele:
  • Hier wird vereinbart, alle & durch das Zeichen dezimal 38 zu ersetzen:
      <!ENTITY amp CDATA "&#38;"> <!-- ampersand/Kaufmännisches Und ("et"): & -->
(DTD-Format: HTML)
  • Dokumenten-Text mit klarer Bedeutung:
He is 6&foot; 2&inch; tall.
Zu diesem Dokument werden drei unterschiedliche DTD verwendet:
  • DTD für 7-bit-ASCII-Umgebung
            <!ENTITY foot   "&#39;"> <!-- ' -->
            <!ENTITY inch   "&#34;"> <!-- " -->
  • DTD für Multibyte-Unicode-Umgebung
            <!ENTITY foot   "&#8242;"> <!-- ′ -->
            <!ENTITY inch   "&#8243;"> <!-- ″ -->
  • DTD für Audiobook-Umgebung
            <!ENTITY foot   " foot ">
            <!ENTITY inch   " inch ">

Zeichenverweis (Numerische Entität)

In der SGML-Norm wurden numerische Entitäten als Zeichenverweise (engl. Character Reference) eingeführt.[2] Auch in XML werden numerische Entitäten als Zeichenverweise definiert.[3] Bei der numerischen Entität wird der Zeichencode als Entität in das Dokument eingetragen als:

  • &#nnn;, wobei nnn die dezimale Codierung des einzusetzenden Zeichens ist, oder
  • &#xhhhh;, wobei hhhh die hexadezimale Codierung des einzusetzenden Zeichens ist.

Der Parser ersetzt den Zeichencode durch das codierte Zeichen (siehe auch HTML-Entität).

Ersetzung von Entitäten durch Schriftzeichen

Der Ersatz einer Zeichenentität im Quelltext muss nicht zwingend 1:1 durch ein anderes Zeichen erfolgen. In europäisch codierten Sprachen (lateinisch, griechisch) sind diakritische Zeichen üblich.

Beispiel:
Das Zeichen »é« kann wahlweise definiert sein als
  1. <!ENTITY eacute "&#233;">
  2. <!ENTITY eacute "&#xE9;">  — (hexadezimal)
  3. <!ENTITY eacute "é">
  4. <!ENTITY eacute "e&#x0301;">
  5. <!ENTITY Kleines_E_mit_Strich_drüber_nach_rechts_oben "e&#x02CA;">
In den ersten beiden Definitionen wird das benannte durch eine numerische Entität ersetzt, im dritten durch ein einzelnes Unicode/ANSI-Zeichen und im vierten durch eine Kombination zweier Zeichen: ein Akut mit dem Grundbuchstaben e.

Es muss aber nicht immer ein Grundbuchstabe mit genau einem diakritischen Zeichen zusammentreffen; mehrere solcher Modifikationen können über, unter und neben dem Grundbuchstaben erfolgen.

In außereuropäischen Schriftsystemen existieren außerdem vielfältige Ligaturen, also unterschiedlichste Kombinationen zusammentreffender Einzelbuchstaben – als Beispiele sei Devanagari oder Tamilisch herausgegriffen. In anderen Fällen (beispielsweise im Arabischen) hängt die Gestalt des sich ergebenden Schriftzeichens vom Kontext, von der sprachlichen Bedeutung ab – und nicht nur vom Zusammentreffen numerisch codierter Einzelzeichen, wie es leicht durch eine Software umgerechnet werden kann. Im Deutschen wäre als entsprechendes Beispiel die korrekte Verwendung des langen s und runden s zu nennen oder das Verbot von ff-, fi-, fl-Ligaturen über Silbengrenzen hinweg.

Nicht jede Kombination mehrerer Elemente zu einem Schriftzeichen ist jedoch mit einer eigenen Unicode-Nummer registriert. Deshalb muss auch künftig den Anwendern die Möglichkeit gegeben werden, spezifische Schriftzeichen als eigene character entities zu vereinbaren. Eine Entität kann ferner ein Verweis auf eine Grafik (Bitmap wie auch SVG) sein.

Beispiel:
In einer Sammlung von Texten in Koreanischer Schrift wird die Entität &ko_37; verwendet. Der Herausgeber verteilt die Dokumente zusammen mit den folgenden vier DTD.
  1. <!ENTITY ko_37 " &#12629;">
    <!ENTITY Encoding "UCS">  — Unicode
  2. <!ENTITY ko_37 " yeo ">
    <!ENTITY Encoding "romanization">  — Romanisierung
  3. <!ENTITY ko_37 "¤Å">
    <!ENTITY Encoding "EUC-KR">  — EUC-KR
  4. <!ENTITY ko_37 "&#60;img src='ko_37.png'&#62;">
    <!ENTITY Encoding "graphic glyphs">  — Ersatzgrafik
In den vielen Nutztexten werden dann die Zeichen mittels der &ko_nn; geschrieben. Zu Beginn jedes Textes kann ein Hinweis eingefügt sein wie etwa:
This document view is shown in &Encoding; (version: &koTXT-Version; - required: 1.2).
Damit werden die Leser informiert, welches DTD zurzeit eingebunden wird und können bei Darstellungsproblemen Abhilfe schaffen.

Zukunft der Zeichenentitäten

Mit der allmählichen Verbreitung von UTF-8, UTF-16, UCS-2 und UCS-4 in internationalen IT-Anwendungen nimmt die Notwendigkeit einer Codierung von Schriftzeichen mittels character entities allmählich ab. Es wird aber noch viele Jahre dauern, bis weltweit das letzte Kommunikationsprotokoll und die letzte Software-Anwendung Multi-Byte-Zeichen fehlerfrei handhaben kann.

Daher bleibt die Notwendigkeit bestehen, für den Austausch mittels numerischer Entitäten selbst noch auf die Stufe us-ascii (7 bit) zurückfallen zu können. Die Konvertierung ist aber in beiden Richtungen verlustfrei möglich, sofern die general entities dabei nicht angetastet werden und sofern überhaupt eine spezifische Codierung im Universal Character Set existiert.

Bedeutung wird die Darstellung als benannte Entity wohldefinierter Einzelzeichen langfristig nur für das Lesen und Schreiben von XML-Quelltext durch menschliche Bearbeiter behalten, wenn Zeichen außerhalb der jeweiligen Sprachwelt vorkommen (seien sie nun fremdsprachlich oder auch mathematisch). Zu erwarten ist, dass im Quelltext für die Betrachtung und Veränderung die Codierungen aus problematischen Zahlenbereichen on-the-fly in benannte Entitäten umgewandelt und bei Abspeicherung wieder in numerische Entitäten oder direkt als Zeichen codiert werden.

Das Namensschema liegt dann lediglich lokal beim Bearbeiter vor und dringt nicht nach außen; neben den verbreiteten durch SGML definierten englischen Namen können genauso gut auch deutsche, französische oder russische Entitätennamen angezeigt werden.

Benannte Zeichenentitäten waren 1986 unter den damaligen Bedingungen ein sinnvolles und notwendiges Konzept in SGML. Unter sich langsam ändernden Bedingungen und mittels benutzerfreundlicher grafischer Eingabehilfen besteht auf modernen Systemen diese Notwendigkeit nicht mehr, sofern Unicode-Zeichen definiert sind. Bei HTML – der häufigsten Anwendung – ist das der Fall.

ISO-genormte Zeichennamen

SGML (1986)
Latin Letters
isolat1  Added Latin 1
isolat2  Added Latin 2
isodia   Diacritical Marks
Graphics and Symbols
isonum   Numeric and Special Graphic
isopub   Publishing (Typographic)
isotech  General Technical
isobox   Box and Line Drawing
Added Mathematical Symbols
isoamsa  Arrow Relations
isoamsb  Binary Operators
isoamsc  Delimiters
isoamsn  Negated Relations
isoamso  Ordinary
isoamsr  Relations
Greek Characters
isogrk1  Greek Letters
isogrk2  Monotoniko Greek
isogrk3  Greek Symbols
isogrk4  Alternative Greek Symbols
Cyrillic Characters
isocyr1  Russian Cyrillic
isocyr2  Non-Russian Cyrillic
Dabei wurden nur die Namen und eine Beschreibung des Zeichens festgelegt; die Zuordnung von Codierungen konnte erst später mit Unicode erfolgen.
HTML 2 (1995)
  • Ersatzzeichen für die HTML-Syntax: amp, lt, gt, quot
  • Benannte Zeichen für ISO 8859-1 (also Codierungen 160…255)
Deren Definition ist identisch mit SGML:isolat1(wiedergegeben als www.w3.org/TR/REC-html40/HTMLlat1.ent).[4]
HTML 4 (1999)
Wie HTML 2, aber Definition 152 weiterer Codierungen >255 – für die Darstellung Unicode erforderlich (UTF-8).
Definitionen erhältlich[5] unter
Diese URL erwecken den Eindruck, ein HTML-Browser müsste die Definitionen ständig aus dem Internet nachladen. Das ist nicht so; die Standardzeichen sind fest einprogrammiert, alle HTML anzeigenden Programme sollten sie „kennen“.
XML (1998)
Vordefiniert sind nur general entities (amp, lt, gt, apos, quot) als Ersatzzeichen der XML-Syntax.
Anwender können beliebige Entitäten selbst definieren oder die vorstehend benannten DTD aus SGML oder HTML einbinden.
XHTML (2000)
Wie HTML 4, aber von XML zusätzlich das &apos; geerbt.
(siehe dazu unten)
MathML
Definiert sind Hunderte von Sonderzeichen, wie sie für mathematische Formeln benötigt werden. Überwiegend werden eigene Namen verwendet, die fast immer länger als die bei HTML und SGML sind.
XML (2010)
2007–2010 wurden alle gebräuchlichen Namen zusammengetragen und in einem Entwurf vereinigt.[6] In einer DTD sind 2237 Namen auf Zeichencodierungen abgebildet:
Insbesondere SGML (1986) und MathML sind abgedeckt; damit ist auch HTML vollständig enthalten. Im Einzelfall wurde auch auf die praktikabelste Variante standardisiert, wo für den gleichen Zweck unterschiedliche Abbildungen auf mehrere Zeichencodes existierten.

Für dasselbe Zeichen können mehrere Namen verwendet werden:

dezimal
Zeichen
Unicode
Entität Definition
168
¨
U+00A8
"die" SGML:isodia
"Dot" SGML:isotech
"uml" HTML.2, SGML:isodia
913
Α
U+0391
"Agr" SGML:isogrk1
"Alpha" HTML.4
8598

U+2196
"nwarr" SGML:isoamsa north west arrow
&#x2196; HTML
"UpperLeftArrow" MathML
"nwarrow" MathML

Dem Zeichen »Α« ist dabei nicht anzusehen, ob es ein griechisches großes Alpha oder ein lateinisches A ist.

Anmerkung

Gelegentlich erfolgt der Einwand, mnemonische Entitäten würden die Arbeit unnötig kompliziert machen, weil die entsprechenden DTDs vereinbart und bereitgestellt werden müssten und man solle doch gleich die richtigen Zeichen tippen bzw. nur mit den numerischen Entitäten arbeiten.

Dazu einfach ein Beispiel in SGML:isocyr1 zum Vergleich:

□ □ □ □ □ □ □
&Rcy;&ucy;&scy;&scy;&kcy;&icy;&jcy;
Russkij
&#1056;&#1091;&#1089;&#1089;&#1082;&#1080;&#1081;
&#x0420;&#x0443;&#x0441;&#x0441;&#x043A;&#x0438;&#x0439;
= Русский

Es kann durchaus sinnvoll sein, nach dem Editieren die benannten Entitäten automatisch in die numerische Form umzuwandeln, in diesem Format an Andere weiterzugeben – aber bei der nächsten Änderung durch menschliche Bearbeiter die numerischen Entitäten wieder mnemonisch darzustellen.

Die Darstellung als Entitäten hat weiterhin den Vorteil, dass unterschiedliche Zeichen mit unterschiedlicher Bedeutung, die sich bei der grafischen Darstellung sehr ähneln (z. B.: Hochkomma, Akzent, Apostroph, Anführungszeichen), eindeutig unterschieden werden können.

XHTML

XHTML enthält exakt alle Definitionen aus HTML 4.0, und in jeder Implementierung müssen alle benannten Entitäten bekannt sein (und sind es auch, üblicherweise hard-coded). Diese Weiterentwicklung betrifft inneres Format und Struktur der Elemente (tags), nicht aber den Nutztext und nicht die Entitäten. Allerdings traten Mitte der 2000er Jahre vermehrt Probleme in der Kommunikation mit Webservern auf: Sie stellen die Dokumente nicht mehr mit dem MIME-Typ text/html bereit, sondern als application/xml, text/xml und andere. Dies führte damals tatsächlich zu Darstellungsproblemen, wenn (ältere) Browser daraufhin den Text nicht mehr als HTML erkennen.

Weiterhin gibt es XML-Anwendungen, die mit Textpassagen arbeiten und die dazu die vergleichbaren und bekannten HTML-Elemente nachempfunden haben. Aktuelles und häufigstes Beispiel sind schriftliche RSS-Web-Feeds (News). Sie enthalten wie HTML <p>, <span>, <div> und auch <head> / <body>. Der Quelltext sieht daher aus, als ob es sich um HTML handeln würde. Da dieses aber gar kein HTML-Dokument ist, können benannte Entitäten nicht benutzt werden – sofern die entsprechenden DTD nicht eingebunden wurden oder die Darstellungssoftware (meist der Webbrowser) die wohlbekannten Definitionen nicht von sich aus anwendet.

Parameter-Entitäten

Ein Sonderfall in SGML, XML usw. sind parameter entities. Sie dürfen nicht in Dokumenten, sondern nur innerhalb der DTD benutzt werden. Ansonsten haben sie die identische Syntax, jedoch steht statt & ein % am Beginn.

Syntax der Deklaration:

<!ENTITY % Name SYSTEM "externe.datei" >

Syntax der Referenz (Aufruf der Entität):

%Name;

Literatur

Weblinks

  1. Goldfarb u. a.: XML in Office 2003, Pearson, 2004, S. 320–322
  2. Vorlage:Cite web
  3. Eine bequemer lesbare Ressource unter Character entity references in HTML 4 (ebenfalls W3C).
  4. Zuletzt: 10. April 2014, W3C Recommendation. Das Dokument hatte also den Status einer Empfehlung.