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BIND/Installation

Aus Foxwiki
Version vom 10. Dezember 2025, 10:52 Uhr von DanielZorin (Diskussion | Beiträge) (Reverse lookup Zone anlegen)
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BIND/Installation - Installation eines autoritativen DNS-Servers mit BIND 9

Beschreibung

Diese Anleitung beschreibt die Installation und Grundkonfiguration eines primären DNS-Servers mit BIND 9 unter Debian/Ubuntu. Als Beispielumgebung dient der Schulungsraum 102 mit der internen Domain raum102.itw. Der Nameserver übernimmt die Namensauflösung für Router, Server und Clients im lokalen Netz und kann optional durch einen sekundären Nameserver ergänzt werden.

Planung

Vor der eigentlichen Installation werden Domänenname, Servername und IP-Adresse festgelegt und die Rolle des Servers definiert.

  • Domain: raum102.itw
  • Primärer DNS-Server: ns1.raum102.itw
  • IP-Adresse: 10.0.0.3
  • Alias: nameserver1
  • DNS-Dienst: BIND 9

Der DNS-Server wird als autoritativer Nameserver für die Zone raum102.itw betrieben und stellt zusätzlich rekursive Auflösung für die internen Clients bereit.

Voraussetzungen

Statische IP-Adresse konfigurieren

Der DNS-Server benötigt eine statische IPv4-Adresse.

1. Zum root-Benutzer wechseln.

su -

2. Netzwerkschnittstelle ermitteln.

ip a

3. Datei /etc/network/interfaces bearbeiten.

vi /etc/network/interfaces

Beispielkonfiguration für die Schnittstelle enp2s0:

# In dieser Datei werden die Schnittstellen bekannt gemacht und
# konfiguriert. (weitere Informationen enthält die Manpage)

# Sollte man die Schnittstellen in jeweils eigenen Dateien angelegt
# haben, werden diese hiermit eingebunden
source /etc/network/interfaces.d/*

# LOOPBACK INTERFACE (localhost) --> nicht verändern
auto lo
iface lo inet loopback

# DNS INTERFACE
# Bereitstellung beim Hochfahren
auto enp2s0
# Konfiguration der statischen Adressinformationen
iface enp2s0 inet static
        address 10.0.0.3/8
        gateway 10.0.0.1

# Bekanntmachung der Routen bei jedem Start (somit persistent)
post-up ip route add 10.10.0.0/16 via 10.0.0.1
post-up ip route add 10.20.0.0/16 via 10.0.0.1
post-up ip route add 10.30.0.0/16 via 10.0.0.1

Anfangs wird ein externer Nameserver (z. B. 8.8.8.8) verwendet, damit Paketinstallationen funktionieren:

vi /etc/resolv.conf
# Der zu nutzende Nameserver
nameserver 8.8.8.8
  • Das Paket resolvconf wird nicht benötigt, solange die Nameserver direkt in /etc/resolv.conf eingetragen werden.
  • Die gewählte IP-Adresse muss im vom Router gerouteten Adressbereich liegen.

Anschließend wird der Netzwerkdienst neu gestartet und die Konfiguration geprüft:

systemctl restart networking.service
ip a
ip r

Betriebssystem aktualisieren

Vor der Installation von BIND wird das System aktualisiert:

apt update && apt upgrade

Installation von bind9

Die Installation erfolgt über die Paketverwaltung:

apt install -y bind9 bind9utils bind9-doc dnsutils

Die Konfigurationsdateien von BIND befinden sich anschließend unter /etc/bind. Dort werden auch die Zonendateien abgelegt.

Zonendateien anlegen

Damit der DNS-Server ordnungsgemäß arbeiten kann, werden eine Forward- und eine Reverse-Zone für raum102.itw angelegt.

Resource Records kurz erklärt

In den Zonendateien werden unterschiedliche Resource Records (RR) verwendet:

  • SOA (Start of Authority) – enthält u. a. Seriennummer und Gültigkeitsdauern der Zone.
  • Serial – Seriennummer der Zone, wird bei jeder Änderung inkrementiert (oft im Format JJJJMMTTVV, z. B. 2019092301).
  • Refresh – Intervall in Sekunden, in dem sekundäre Nameserver die SOA vom Master abfragen.
  • Retry – Intervall in Sekunden für erneute Abfragen, falls der Master nicht erreichbar ist (kleiner als Refresh).
  • Expire – Zeit in Sekunden, nach deren Ablauf sekundäre Nameserver keine Antworten mehr für die Zone geben, wenn der Master nicht erreichbar ist (größer als Refresh + Retry).
  • TTL – Zeit in Sekunden, wie lange die Einträge im Cache gültig bleiben dürfen.
  • NS – Delegierung auf zuständige Nameserver.
  • A – ordnet einem Namen eine IPv4-Adresse zu.
  • AAAA – ordnet einem Namen eine IPv6-Adresse zu (im Beispiel nicht verwendet).
  • CNAME – Alias, verweist von einem Namen auf einen anderen Namen.
  • MX – Mail-Exchanger-Eintrag (im Beispiel nicht verwendet).
  • PTR – ordnet einer IP-Adresse einen Namen zu (Reverse Lookup).
  • TXT – freier Text zu einem Namen (z. B. für Anti-Spam-Mechanismen; im Beispiel nicht verwendet).

Forward lookup Zone anlegen

Die Forward-Zone für raum102.itw wird in der Datei /etc/bind/fwd.raum102.itw angelegt:

vi /etc/bind/fwd.raum102.itw
;
; BIND forward zone file for raum102.itw
;

$TTL 604800
@   IN  SOA ns1.raum102.itw. root.raum102.itw. (
        2025020801 ; Serial
        604800     ; Refresh
        86400      ; Retry
        2419200    ; Expire
        604800 )   ; Negative Cache TTL

; Name Server
    IN  NS  ns1.raum102.itw.

; A Records
ns1     IN  A   10.0.0.3
nfs     IN  A   10.0.0.140
bup     IN  A   10.0.0.141
r1      IN  A   10.0.0.1
r2      IN  A   10.0.0.2

; CNAME Records
nameserver1  IN  CNAME  ns1.raum102.itw.
fileserver   IN  CNAME  nfs.raum102.itw.
backupserver IN  CNAME  bup.raum102.itw.
router01     IN  CNAME  r1.raum102.itw.
router02     IN  CNAME  r2.raum102.itw.

Reverse lookup Zone anlegen

Die Reverse-Zone für das Netz 10.0.0.0/8 wird in der Datei /etc/bind/rev.raum102.itw angelegt:

vi /etc/bind/rev.raum102.itw
;
; BIND reverse zone file for raum102.itw
;

$TTL    604800
@       IN      SOA     ns1.raum102.itw. root.raum102.itw. (
                     2019092301         ; Serial
                         604800         ; Refresh
                          86400         ; Retry
                        2419200         ; Expire
                         604800 )       ; Negative Cache TTL

;Name Server Information
        IN      NS      ns1.raum102.itw.

;Reverse lookup for Name Server
3       IN      PTR     ns1.raum102.itw.

;PTR Record IP address to HostName
140     IN      PTR     nfs.raum102.itw.
141     IN      PTR     bup.raum102.itw.
1       IN      PTR     r1.raum102.itw.
2       IN      PTR     r2.raum102.itw.

Zonendateien einbinden

Die neuen Zonendateien werden in /etc/bind/named.conf.local referenziert:

vi /etc/bind/named.conf.local
zone "raum102.itw" IN {                         // domain name (forward zone)
     type master;                               // primary DNS
     file "/etc/bind/fwd.raum102.itw";          // forward zone file
     allow-update { none; };                    // none, because it's primary DNS
};

zone "0.0.10.in-addr.arpa" IN {                 // reverse zone
     type master;                               // primary DNS
     file "/etc/bind/rev.raum102.itw";          // reverse zone file
     allow-update { none; };                    // none, because it's primary DNS
};

Konfiguration eines sekundären DNS-Servers

Zur Erhöhung der Ausfallsicherheit kann ein sekundärer Nameserver (Slave) eingerichtet werden. Öffentliche Zonen sollten mindestens zwei autoritative Nameserver besitzen.

Änderungen auf dem primären Server

Auf dem primären Server wird in /etc/bind/named.conf.options festgelegt, welche Hosts Zonentransfers erhalten dürfen und ob diese aktiv benachrichtigt werden:

vi /etc/bind/named.conf.options

Innerhalb des options-Blocks:

allow-transfer { 192.168.0.200; };
notify yes;
  • allow-transfer definiert die Liste der IP-Adressen, an die Zonentransfers erlaubt sind (mehrere IP-Adressen sind möglich).
  • notify yes bewirkt, dass der Master seine Slaves aktiv informiert, sobald aktualisierte Zonendateien vorliegen.

Wichtig: Die Unterscheidung zwischen alten und neuen Zonendaten erfolgt ausschließlich über die Serial im SOA-Record. Wird die Seriennummer bei Änderungen nicht erhöht, findet kein Zonentransfer statt und die Slaves behalten veraltete Daten.

Nach Änderungen an der Konfiguration wird der Dienst neu gestartet:

systemctl restart bind9

Einrichtung des sekundären Servers

Auf dem sekundären Server wird zunächst festgelegt, von welchem Host Benachrichtigungen akzeptiert werden:

vi /etc/bind/named.conf.options
allow-notify { 192.168.0.10; };

Anschließend werden in /etc/bind/named.conf.local die Zonen eingetragen, für die der Server als Slave agieren soll, sowie die Master-Adressen definiert:

vi /etc/bind/named.conf.local
zone "domainname" {
       type slave;
       masters { 192.168.0.10; };
       file "back/domainname.bak";
};

zone "0.168.192.in-addr.arpa" {
       type slave;
       masters { 192.168.0.10; };
       file "back/0.168.192.bak";
};

Die mit file angegebenen Dateien müssen nicht existieren; BIND legt sie beim ersten Zonentransfer automatisch an. Im Beispiel werden sie im Verzeichnis /var/cache/bind/back gespeichert, das vorab erzeugt und mit passenden Rechten versehen wird:

mkdir /var/cache/bind/back
chown bind /var/cache/bind/back

Der sekundäre Nameserver besitzt keine eigenen Zonendateien; alle Zonendaten stammen vom Master. Nach der Konfiguration wird der Dienst neu gestartet:

systemctl restart bind9

Syntax der named.conf.* und der Zonendateien überprüfen

Mit named-checkconf wird die Syntax der globalen Konfiguration (named.conf und eingebundene Dateien) geprüft:

named-checkconf

Die Zonendateien werden mit named-checkzone validiert:

named-checkzone raum102.itw /etc/bind/fwd.raum102.itw
named-checkzone 0.0.10.in-addr.arpa /etc/bind/rev.raum102.itw

Beispielausgabe:

zone raum102.itw/IN: loaded serial 2019092301
OK

zone 0.0.10.in-addr.arpa/IN: loaded serial 2019092301
OK

bind9 Installation abschließen

Nach erfolgreicher Syntaxprüfung wird der Dienst aktiviert und der lokale Nameserver als Resolver eingetragen.

1. Dienst neu starten
systemctl restart bind9
2. Dienst beim Systemstart aktivieren
systemctl enable bind9
3. Status prüfen
systemctl status bind9

Beispielausgabe:

● bind9.service - BIND Domain Name Server
   Loaded: loaded (/lib/systemd/system/bind9.service; enabled; vendor preset: enabled)
   Active: active (running) since Fri 2019-09-20 13:28:34 CEST; 1s ago
     Docs: man:named(8)
  Process: 1886 ExecStart=/usr/sbin/named $OPTIONS (code=exited, status=0/SUCCESS)
 Main PID: 1887 (named)
    Tasks: 5 (limit: 4478)
   Memory: 12.2M
   CGroup: /system.slice/bind9.service
           └─1887 /usr/sbin/named -u bind
4. Resolver auf den neuen DNS-Server umstellen
vi /etc/resolv.conf
# Der zu nutzende Nameserver
nameserver 10.0.0.3
5. Netzwerkdienst neu starten
service networking restart
6. Konfiguration prüfen
ip a
ip r

Namensauflösung testen

Zur Funktionsprüfung kann die Namensauflösung mit dig getestet und bei Bedarf mit Wireshark mitgeschnitten werden.

Ablaufverfolgung der Namensauflösung

Beispielabfrage:

dig google.de

Beispielausgabe (Auszug):

; <<>> DiG 9.11.5-P4-5.1-Debian <<>> google.de
;; global options: +cmd
;; Got answer:
;; ->>HEADER<<- opcode: QUERY, status: NOERROR, id: 3983
;; flags: qr rd ra; QUERY: 1, ANSWER: 1, AUTHORITY: 4, ADDITIONAL: 9

;; OPT PSEUDOSECTION:
; EDNS: version: 0, flags:; udp: 4096
; COOKIE: bea27b6c0abfa5c4d5c979555d8b180addb5f0df1c69bfd0 (good)
;; QUESTION SECTION:
;google.de.                     IN      A

;; ANSWER SECTION:
google.de.              300     IN      A       172.217.17.35

;; AUTHORITY SECTION:
google.de.              83363   IN      NS      ns1.google.com.
google.de.              83363   IN      NS      ns2.google.com.
google.de.              83363   IN      NS      ns3.google.com.
google.de.              83363   IN      NS      ns4.google.com.

;; ADDITIONAL SECTION:
ns1.google.com.         168448  IN      A       216.239.32.10
ns2.google.com.         168448  IN      A       216.239.34.10
ns3.google.com.         168448  IN      A       216.239.36.10
ns4.google.com.         168448  IN      A       216.239.38.10
ns1.google.com.         168448  IN      AAAA    2001:4860:4802:32::a
ns2.google.com.         168448  IN      AAAA    2001:4860:4802:34::a
ns3.google.com.         168448  IN      AAAA    2001:4860:4802:36::a
ns4.google.com.         168448  IN      AAAA    2001:4860:4802:38::a

;; Query time: 20 msec
;; SERVER: 10.0.0.3#53(10.0.0.3)
;; WHEN: Mi Sep 25 09:32:26 CEST 2019
;; MSG SIZE  rcvd: 340

Wichtig ist insbesondere die Zeile mit dem verwendeten Server:

  • SERVER: 10.0.0.3#53(10.0.0.3) – die Anfrage wurde über den lokal eingerichteten BIND-Server beantwortet.


Anhang

Siehe auch



Dokumentation

Links

Projekt

Weblinks