Risiko/Pädagogik

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Pädagogik

Die Pädagogik unterscheidet klar zwischen den Begriffen „Risiko“ und „Wagnis“:

Das Risiko beschreibt nach Sicht der Pädagogik lediglich eine in gewissen Grenzen berechenbare (Risikofaktoren) gefahrenträchtige Ausgangslage.

  • Beim Wagnis kommt eine Handlungsentscheidung hinzu, die nach ethischen Grundsätzen und gewissenhaftem Abwägen der negativen und positiven Folgen ausgerichtet sein sollte.
  • Der Wagende muss sich personal und ganzheitlich auf die risikohaltige Aufgabe einlassen.
  • Anders als beim Restrisiko gibt es kein Restwagnis.
  • Nach der Theorie des Sicherheitstriebs des Wagnisforschers Felix von Cube

und der die Gesetzmäßigkeit menschlicher Entwicklung beschreibenden Wagnisformel des Experimentalpsychologen [[Siegbert A.

  • Warwitz]]

muss sich der Mensch Unsicherheiten und Risiken aussetzen, um die notwendigen Impulse auszulösen, über entsprechende Lernprozesse seine Persönlichkeit ausreifen zu können und auf einen anspruchsvolleren Sicherheitslevel zu gelangen.

Wissenschaftliche Pädagogik und praktische Erziehung befassen sich mit der Vermittlung der reflektierten Einschätzung von Risiken in den unterschiedlichsten Lebensbereichen und dem Lernen des verantwortungsbewussten Umgangs mit diesen Risiken, dem „gekonnten“ Wagnis.

  • Ziel ist der Erwerb von Risiko- und Wagniskompetenz, wie sie etwa bei der Zivilcourage oder der Bereitschaft, sich risikohaltigen Anforderungen wie Prüfungen oder Bewerbungen zu stellen, ihren konkreten Ausdruck findet.
  • Die zuständige pädagogische Disziplin, die diesem Ziel didaktisch und methodisch zuarbeitet, ist die Wagniserziehung.
  • In bestimmten Eliteschulen, wie den von dem Reformpädagogen und Politiker Kurt Hahn

überall in der Welt gegründeten Outward-Bound-Schulen, wird der Konfrontation mit dem Risiko ein hoher Stellenwert zugemessen.

Nach Warwitz hat die veraltete risikoaverse „Bewahrpädagogik“, wie sie sich etwa noch in dem Leitsatz „Messer, Gabel, Schere, Licht sind für kleine Kinder nicht“ widerspiegelte, als überholt zu gelten und ist durch eine „Bewährpädagogik“ zu ersetzen: Während sich die alte Bewahrpädagogik darauf konzentrierte, Risiken aller Art von den Zöglingen möglichst fernzuhalten, also einem Schutzreflex in Form der Gefahrenmeidung folgte, konfrontiert die Bewährpädagogik bewusst und gezielt mit Gefahren und Risiken und lehrt dabei den sinnvollen und sicheren Umgang mit ihnen.

  • Risikokompetenz wird danach nicht durch Ignorieren oder Ausweichen von Gefahrenquellen und risikohaltigen Situationen, sondern über eine reflektierende und praktisch handelnde Auseinandersetzung mit entsprechenden Herausforderungen erreicht.
  • Als Paradebeispiel nennt er dafür die statistisch nachweisbare Tatsache, dass die „geschonten“, im Elterntaxi regelmäßig durch den Verkehr chauffierten und damit verkehrsunmündig gehaltenen Kinder sich zu typischen Unfallkindern entwickeln, während die im täglichen Umgang mit dem Verkehr geübten und vertrauten Kinder die notwendige Verkehrskompetenz und Sicherheit im Verkehrsumgang erreichen.

Die Auseinandersetzung mit Risiken ist nach Hermann Röhrs nicht nur pädagogisch wertvoll, sondern auch hoch attraktiv für Kinder und Jugendliche.

  • Der Mutige wird bewundert, und Risiken reizen zu Mutproben.
  • Sie garantieren Spannung und setzen Emotionen, Motivationen sowie körperliche und geistige Energiereserven frei.
  • Der sich daraus ergebende Abenteuer- und Erlebnischarakter wird von der Pädagogik für die Risikokonfrontation und Wagniserziehung genutzt.