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AppArmor/HowTo

Aus Foxwiki

AppArmor/HowTo - Sicherheitsframework für Linux

Beschreibung

AppArmor ist ein Mandatory-Access-Control-(MAC)-Framework für Linux
  • Prozesse werden durch Profile eingeschränkt, die erlaubte Zugriffe auf Dateien, Verzeichnisse, Netzwerke und Fähigkeiten definieren
  • Auf Debian-basierten Systemen (z. B. Debian, Ubuntu) ist AppArmor typischerweise bereits installiert und beim Systemstart aktiv
  • AppArmor wird häufig als einfacher zu verwaltende Alternative zu SELinux eingesetzt
Als Mandatory Access Control (MAC) System kontrolliert es Anwendungen einzeln
  • Für diese können in Profilen Zugriffsrechte festgelegt werden, die feiner als die allgemeinen Dateirechte sind
  • Neben den vordefinierten können eigene Profile aufgestellt werden
  • Für jedes Profil kann einer von drei Eingriffs-Modi gesetzt werden
Zweck

Ziel ist die Begrenzung der Auswirkungen kompromittierter oder fehlerhafter Anwendungen

  • Typische Kandidaten sind Netzwerkdienste, Browser, Mail- und Büroanwendungen sowie Interpreter für potentiell unsichere Inhalte

Algorithmus

Ablauf (Kurzfassung)
  1. Prüfen, ob AppArmor installiert und aktiviert ist
  2. Netzwerkfähige Prozesse ohne Profil identifizieren
  3. Profil für einen ausgewählten Dienst erzeugen (ggf. automatisch) und mit Log-Daten verfeinern
  4. Profil in den passenden Modus (complain/enforce/audit) schalten
  5. Logs und ggf. Desktop-Benachrichtigungen auswerten
  6. Optional weitere Profile hinzufügen bzw. vorhandene Profile anpassen

Installation

Seit vielen Jahren wird AppArmor auf Debian-basierten Systemen standardmäßig mitinstalliert

  • Falls Pakete fehlen, können diese nachinstalliert werden
sudo apt install apparmor
Hilfsprogramme
sudo apt install apparmor-utils apparmor-notify apparmor-profiles apparmor-profiles-extra
Tool Beschreibung
apparmor-utils Kommandozeilenwerkzeuge (aa-*)
apparmor-notify Desktop-Benachrichtigung für AppArmor-Meldungen
apparmor-profiles zusätzliche, vorkonfigurierte Profile
apparmor-profiles-extra weitere, teilweise experimentelle Profile

Schutz durch AppArmor

AppArmor wird beim Systemstart geladen und aktiviert

  • Prozesse werden einem Profil zugeordnet, wenn ein dazu passender Regelsatz in /etc/apparmor.d/ vorhanden und geladen ist
  • Ohne Profil arbeiten Prozesse nur mit klassischen Unix-Dateirechten, aber ohne zusätzliche MAC-Einschränkungen

AppArmor-Modi (flags)

AppArmor kennt drei Hauptmodi pro Profil

Modus Beschreibung
complain Lernmodus
  • Regelverstöße werden geloggt, aber nicht blockiert
enforce Zwangsmodus
  • Regelverstöße werden geloggt und blockiert
audit Prüfmodus
  • alle Regelanwendungen und -verstöße werden geloggt
Profil wecheln
sudo <aa-complain|aa-enforce|aa-audit> <PROFIL>
Mehrere Profile gleichzeitig
sudo aa-complain /etc/apparmor.d/*
sudo aa-enforce /etc/apparmor.d/*
Hinweis
  • Neue oder stark angepasste Profile zunächst im complain-Modus testen
  • Nach Stabilisierung auf enforce umstellen
  • audit ist sinnvoll für detaillierte Analysen, erzeugt aber viele Log-Einträge

Status prüfen

Hinweis

Alle Befehle zur Steuerung von AppArmor erfordern Root-Rechte (z. B. durch sudo)

AppArmor aktiviert

sudo aa-enabled

Ausgabe

  • Yes – AppArmor ist aktiv
  • No – AppArmor ist deaktiviert bzw. das Kernel-Modul nicht geladen
1. Basisprofil erzeugen
sudo aa-genprof /usr/sbin/PROGRAMM
  • Der Dienst wird gestartet/benutzt
  • aa-genprof wertet Log-Einträge aus und fragt interaktiv nach Freigaben/Verboten
2. Profil testen
  • Profil zunächst im complain-Modus belassen
  • Dienst normal verwenden und Logs auswerten
  • Bei Bedarf aa-logprof wiederholt ausführen, bis keine relevanten Verstöße mehr auftreten
3. Profil scharf schalten
sudo aa-enforce /usr/sbin/PROGRAMM
  • Der Dienst wird nun strikt gemäß Profil ausgeführt
  • Weitere Verstöße erscheinen als abgewiesene Zugriffe in den Logs

Logs auswerten

AppArmor schreibt Meldungen je nach Systemkonfiguration z.B. in

  • /var/log/syslog
  • /var/log/kern.log
  • /var/log/audit/audit.log

Ein praktischer Live-Blick auf aktuelle Meldungen ist etwa

sudo tail -F /var/log/syslog | grep "apparmor"
  • aa-logprof verarbeitet typischerweise Meldungen aus /var/log/syslog
  • Für umfangreiche Analysen kann audit-Modus sinnvoll sein, erhöht aber Log-Volumen deutlich

Die Protokollierungseinstellungen werden über die Datei /etc/apparmor/logprof.conf verwaltet

Deaktivieren und Reaktivieren

Die Steuerung von AppArmor erfolgt über einen Systemdienst

Dienst und Profile entladen
sudo aa-teardown
  • Alle aktiven Profile werden aus dem Kernel entfernt
  • Danach finden keine AppArmor-Prüfungen mehr statt
Profile neu laden
sudo systemctl reload apparmor.service

Lädt alle aktiven Profile aus /etc/apparmor.d/ neu

AppArmor Notify

Nach Installation von apparmor-notify können Desktop-Benachrichtigungen für verweigerte Zugriffe aktiviert werden

Aktivierung
aa-notify -p
Test mit einem bewusst restriktiven Zugriff
sudo tcpdump -i enp8s0 -n -s 0 -w /foo

Der Befehl startet tcpdump und versucht Folgendes

  • Lesen des Datenverkehrs von der Schnittstelle enp8s0
  • Speichern der erfassten Daten in einer Datei unter dem Pfad /foo (im Stammverzeichnis des Dateisystems)
  • Normalerweise ist in AppArmor-Profilen das Schreiben in das Stammverzeichnis / verboten
  • deny /foo w,

Profile bearbeiten

Grundsätzlich können Profile in /etc/apparmor.d/ manuell editiert werden

  • Es handelt sich um Textdateien mit eigener Regel-Syntax
  • Ergänzende lokale Anpassungen werden in Dateien unter /etc/apparmor.d/local/ vorgenommen, die per #include in das Hauptprofil eingebunden sind
Hinweis
  • Manuelles Editieren sollte die Ausnahme sein
  • Typische Änderungen (neue Pfade, zusätzliche Rechte) werden durch aa-logprof vorgenommen
  • Bei Profilen, die über Paketverwaltung geliefert werden, gehen direkte Änderungen in /etc/apparmor.d/ bei Updates verloren - lokale Anpassungen gehören nach /etc/apparmor.d/local/
  • Details zur Profilsprache (Regeln, Rechte, Globbing, Ausführungsmodi, Abstractions) sind in AppArmor/Policy beschrieben.

Weitere Profile beziehen

  • Debian-basierte Systeme liefern bereits Profile für viele Standardprogramme
  • Zusätzliche Regeln können über Pakete (apparmor-profiles, apparmor-profiles-extra) installiert werden
  • Fremde Profile sollten nur nach Prüfung der Quelle und anschließender Anpassung an die eigenen Anforderungen übernommen werden

Konfiguration

Verzeichnisstruktur

  • Globale Einstellungen: /etc/apparmor
  • Profile: /etc/apparmor.d/
  • Deaktivierte Profile: symbolische Links in /etc/apparmor.d/disable
  • Profile, die zwangsweise im complain-Modus geladen werden: Links in /etc/apparmor.d/force-complain

disable und force-complain

Enthält /etc/apparmor.d/disable eine Verknüpfung zu einem Profil, wird dieses nicht automatisch geladen

  • Verknüpfungen unter /etc/apparmor.d/force-complain sorgen dafür, dass Profile im complain-Modus geladen werden

Problembehebung

Typische Schritte bei Problemen mit AppArmor-Profilen

  • Prüfen, ob der betroffene Prozess durch ein Profil eingeschränkt wird (aa-status)
  • Log-Meldungen zu diesem Prozess filtern (grep apparmor auf syslog / kern.log)
  • Profil mit aa-logprof anpassen
  • Ggf
  • Profil temporär in complain-Modus versetzen, um Verhalten zu analysieren
  • Wenn nötig, Profil für die Fehlersuche kurzzeitig deaktivieren – danach wieder aktivieren


Anhang

Siehe auch

Dokumentation

Man-Page
Info-Page

Links

Projekt

  1. AppArmor

Weblinks

  1. https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/
  2. AppArmor-Übersichtsseite Im englischen Ubuntu-Wiki
  3. Using AppArmor Eintrag im englischen Wiki der Ubuntu-Community
  4. AppArmor mit Ubuntu nutzen- Einführung von Kai Raven