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Internet Corporation for Assigned Names and Numbers/Geschichte

Aus Foxwiki

Geschichte

IANA und ICANN

Übertragung der IANA-Funktion auf die ICANN

Die IANA-Funktion zur Zuteilung von Namen und Adressen war im Arpanet und später im Internet ursprünglich dem US-amerikanischen Informatiker Jon Postel übertragen worden, der hierzu von der DARPA, einer Forschungsagentur der US-amerikanischen Streitkräfte, beauftragt worden war

  • Beim Auslaufen der Förderprogramme von DARPA und der Forschungsstiftung NSF in den 1990er Jahren entwickelte sich das Internet von einem Netzwerk für Hochschulen und Militär zu einem kommerziellen Rechnernetzwerk
  • Die Verantwortung zur Aufsicht über die Ausübung der IANA-Funktion ging dabei von der DARPA zur nationalen Telekommunikationsbehörde der Vereinigten Staaten, der National Telecommunications and Information Administration (NTIA), über, welche beim United States Department of Commerce (US-Handelsministerium) angesiedelt ist

Die NTIA schlug im Februar 1998 in einem "Green Paper" die Gründung einer neuen gemeinnützigen Organisation vor, die mit der IANA-Funktion beauftragt werden sollte

  • Am 5. Juni 1998 erklärte die NTIA in einem "White Paper", die US-amerikanische Bundesregierung sei bereit, eine solche Organisation anzuerkennen und mit der IANA-Funktion und anderen Aufgaben vertraglich zu beauftragen

Im Oktober 1998 wurde daraufhin die ICANN im kalifornischen Marina del Rey gegründet. Michael M. Roberts wurde der erste Chief Executive Officer und Esther Dyson die Vorstandsvorsitzende

  • Jon Postel sollte als Chief Technical Officer seine Tätigkeit für die IANA-Funktion fortführen, er verstarb aber im selben Monat

Ursprünglich sollte die ICANN von einem 19-köpfigen Board of Directors geführt werden, von denen neun von der öffentlichen Nutzerschaft gewählt werden

  • Nachdem zunächst das Board übergangsweise intern besetzt worden war, fand im Jahr 2000 eine online durchgeführte Direktwahl für fünf Direktorenplätze statt, jeweils einer pro Kontinent
  • Drei der gewählten Direktoren war seinerzeit eine Nähe zur ICANN nachgesagt worden, während mit Andy Müller-Maguhn für Europa und Karl Auerbach für Nordamerika zwei Kritiker gewählt wurden
  • Im Jahr 2002 kam es zu einem Konflikt, und Auerbach obsiegte vor einem Superior Court in Kalifornien mit einer Klage auf Einsicht in die Geschäftsbücher
  • Im selben Jahr wurde daraufhin eine neue Satzung beschlossen, in der die ICANN neu strukturiert wurde
  • Die öffentliche Direktwahl wurde abgeschafft, und die Amtszeit der fünf öffentlichen Vertreter endete mit Ablauf des Jahres 2003

Die weitere Entwicklung

Die ICANN hat das System der generischen Top-Level-Domains (gTLD) schrittweise weiter entwickelt

Seit Juli 2010 unterstützen die Root-Nameserver des Domain Name Systems die Sicherheitserweiterung DNSSEC

Im Februar 2011 hat die ICANN die letzten freien IPv4-Adressblöcke an die Regional Internet Registries zugeteilt und auf IPv6 verwiesen, bei dem genügend freie Adressen zur Verfügung stehen

Im Juni 2011 beschloss die ICANN, ein offenes, kostenpflichtiges Bewerbungsverfahren zur Einführung neuer generischer Top-Level-Domains durchzuführen

  • Während der offiziellen Bewerbungsphase vom 12
  • Januar bis zum 20
  • April 2012 wurden 1.930 Bewerbungen eingereicht
  • Die schrittweise Einführung der ersten neuen gTLDs begann am 23
  • Oktober 2013

Im Juni 2012 bezog die ICANN einen neuen Hauptsitz im Ortsteil Playa Vista in Los Angeles, wenige Kilometer vom alten Standort in Marina del Rey entfernt

Wegfall der Regierungsaufsicht seit 2016

Über die Zukunft der ICANN wird seit längerem diskutiert

  • Der im September 2016 auslaufende Vertrag zwischen der US-amerikanischen Bundesregierung und der ICANN bot einen Anlass, die Wahrnehmung der IANA-Funktion grundlegend zu überdenken und gegebenenfalls in neue Hände zu geben

Im März 2014 hatte die NTIA angekündigt, beim Auslaufen des Vertrags die Aufsicht über die ICANN abzugeben Spätestens im Sommer 2015 sollte der NTIA dazu ein Vorschlag vorgelegt werden

Im März 2016 haben sich die Gremien der ICANN jedoch auf ihrem 55

  • Treffen in der marokkanischen Stadt Marrakesch auf ein Modell für die Weiterführung ihrer Aufgaben, die Verwaltung der zentralen Rootzone und weiterer zentraler Datenbanken, ohne Aufsicht der US-amerikanischen Regierung geeinigt
  • Die Kontrolle der IANA-Funktion soll demnach durch die Selbstverwaltungsgremien der ICANN selbst erfolgen

Die Prüfung durch die NTIA und die Beratung im US-amerikanischen Kongress schlossen sich an - vor dem Hintergrund der scheidenden Regierung Obama und vor den Präsidentschaftswahlen im November 2016

Am 29. September 2016 hatten die vier von der republikanischen Partei dominierten US-amerikanischen Bundesstaaten Arizona, Oklahoma, Texas und Nevada kurz vor dem Auslaufen des Vertrags den Versuch unternommen, die Privatisierung der zentralen Rootzone mit Hilfe eines Antrags auf eine einstweilige Verfügung zu stoppen

  • Dazu riefen sie das Bundesbezirksgericht in Galveston, Texas, an

Der Antrag wurde jedoch zurückgewiesen, so dass die Aufsicht der US-amerikanischen Bundesregierung über die ICANN wie vorgesehen am 30. September auslief