Internet Corporation for Assigned Names and Numbers/Organisation
Organisation
Die ICANN besteht aus verschiedenen Organen, deren Aufgaben in der Satzung der ICANN festgelegt sind
- Zentrales Organ ist das aus 21 Mitgliedern bestehende Board of Directors, von denen 16 Mitglieder stimmberechtigt sind
- Im November 2013 wurde mit Wolfgang Kleinwächter auch ein renommierter deutscher Akademiker in das Board gewählt
- Acht stimmberechtigte Board-Mitglieder werden von einem Nominierungskomitee gewählt und sieben von den ICANN-Organen ASO, ccNSO, GNSO und ALAC
- Die Satzung sieht bei der Auswahl der Mitglieder eine geographische und kulturelle Diversität vor
- Diese 15 Mitglieder wählen einen Kandidaten für die Position des Präsidenten und CEOs, der ebenfalls stimmberechtigtes Board-Mitglied wird
- Fünf weitere Board-Mitglieder ohne Stimmrecht werden von beratenden Organen nominiert
- Aus den bestehenden Mitgliedern ernennt das Board einen Vorsitzenden und einen Stellvertreter
- Die staatlichen Regierungen sind an der Selbstverwaltung der ICANN gleichberechtigt mit anderen "Stakeholdern" beteiligt
- In Deutschland sind die Parlamente insoweit nicht beteiligt
Von 2003 bis 2009 war Paul Twomey Präsident und CEO
- Seine Nachfolge übernahm Rod Beckstrom, der Juni 2012 seinen Vertrag auslaufen ließ
- Von September 2012 bis März 2016 war Fadi Chehadé Präsident und CEO der ICANN, der im Mai 2016 von Göran Marby abgelöst wurde
- Vorsitzender des Gremiums ist Steve Crocker, der 2011 die Nachfolge von Peter Dengate Thrush übernahm
Address Supporting Organization
Die Address Supporting Organization (ASO) vertritt die Interessen der Regional Internet Registries (RIRs), die für die Vergabe von IP-Adressblöcken zuständig sind
- Seit Oktober 2004 werden die Aufgaben der ASO von der externen Number Resource Organization durchgeführt, die von den RIRs gegründet wurde
- Der Umstand ist eher formaler Natur, faktisch sind die RIRs seit Gründung der ICANN an der Entwicklung von Richtlinien zur Adressvergabe beteiligt und haben Stimmrecht im Board of Directors
Country Code Names Supporting Organization
In der Country Code Names Supporting Organization (ccNSO) sind die Betreiber der länderspezifischen Top-Level-Domains (ccTLD) wie .at, .ch, .de oder .lu vertreten
- Die ICANN legt hierbei die Liste der Zwei-Buchstaben-Kürzel nicht selbst fest, sondern übernimmt diese aus der ISO 3166
- Hinzugekommen sind allerdings internationalisierte ccTLDs, also Länderkürzel in der jeweiligen Schriftsprache, zum Beispiel .中国 als Alternative zu .cn
- Da die NTIA keine Verträge mit Staaten oder staatlich legitimierten ccTLD-Betreibern unterhält, fungiert die ccNSO als Sprachrohr zwischen diesen
Den Betreibern von ccTLDs steht es frei, eigene Richtlinien bei der Vergabe von Domainnamen anzuwenden
- Ein Konsens in der ICANN ist dazu nicht notwendig
- Bereits 1998 hat die NTIA im "White Paper" anderen Staaten die Autorität bei der Aufstellung von ccTLD-Richtlinien zugestanden: "Of course, national governments now have, and will continue to have, authority to manage or establish policy for their own ccTLDs."
Generic Name Supporting Organization
Die Generic Names Supporting Organization (GNSO) entwickelt Richtlinien und Empfehlungen bezüglich generischer Top-Level-Domains (gTLD) wie .com, .info, .museum oder .net
- Sie besteht aus Untergruppen zur Interessensvertretung von kommerziellen und nichtkommerziellen Registrants und Internetnutzern, Registrars und Registries
- Die GNSO entwickelt Richtlinien, um bei gTLDs etwa den freien Wettbewerb zu fördern, Namensstreitigkeiten aufzulösen oder den Umgang mit abgelaufenen Domain-Registrierungen zu regeln
- Auch die Klärung rechtlicher und organisatorischer Fragen bei der Einführung neuer gTLDs liegt im Aufgabenbereich der GNSO
Anders als ccTLDs unterliegen gTLDs einer stärkeren Regulierung durch die ICANN
- Unternehmen, die Domainregistrierungen unterhalb einer gTLD anbieten wollen, müssen sich entweder kostenpflichtig als Registrar durch die ICANN akkreditieren lassen oder Reseller eines akkreditierten Registrars werden
Advisory Committees
Daneben besteht die ICANN aus verschiedenen Beiräten, die hauptsächlich eine beratende Funktion haben
- Im Board of Directors sind die meisten Beiräte ohne Stimmrecht vertreten
- Dazu gehört das Governmental Advisory Committee (GAC), an dem Regierungsvertreter aus über 100 Staaten teilnehmen
Das At-Large Advisory Committee (ALAC) versteht sich als Stimme des individuellen Nutzers, wobei jedoch nur Interessensvereinigungen und Nutzergruppen beitreten können. Über 200 Gruppen nehmen teil
, unter anderem die Deutsche Vereinigung für Datenschutz, digitalcourage (vormals FoeBuD), die Humanistische Union, Load, Wikimedia Österreich und Wikimedia CH
- Ursprünglich in einer rein beratenden Funktion, stellt das ALAC seit einer Satzungsänderung Oktober 2010 auch ein stimmberechtigtes Mitglied im Board of Directors
Das Security and Stability Advisory Committee (SSAC) und das Root Server System Advisory Committee (RSSAC) geben Empfehlungen an das Board bezüglich Sicherheit und technischer Risiken
- Das SSAC veröffentlicht Berichte zu spezifischen Fragestellungen, in denen es etwa davon abrät, internationalisierte Top-Level-Domains mit nur einem Zeichen einzuführen, oder Top-Level-Domains als punktlose Domainnamen in Form von
https://example
zu nutzen
Zwei weitere Beiräte stellen Schnittstellen zu anderen Organisationen dar
- Die Internet Engineering Task Force (IETF) entwickelt technische Internetstandards, die von der ICANN genutzt bzw
- in deren Richtlinien berücksichtigt werden, zum Beispiel DNSSEC, Whois oder das Internet Protocol
- In der Technical Liaison Group (TLG) sind Vertreter des Europäischen Instituts für Telekommunikationsnormen, der ITU-T, des World Wide Web Consortiums und des Internet Architecture Boards