LPIC101/103.1 Auf der Kommandozeile arbeiten

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Wichtigste Wissensgebiete

  • Einzelne Shell-Kommandos und einzeilige Kommandofolgen verwenden, um einfache Aufgaben auf der Kommandozeile zu lösen
  • Die Shell-Umgebung verwenden und anpassen, etwa um Umgebungsvariablen zu definieren, zu verwenden und zu exportieren
  • Die command-history verwenden und ändern
  • Kommandos innerhalb und außerhalb des definierten Suchpfads aufrufen

Wichtiger Dateien, Verzeichnisse und Anwendungen

Allgemeines

  • Damit man im Textmodus mit dem Computer kommunizieren kann, benötigt man eine Shell. Man kann über diese Shell mit dem Kern(el) Informationen austauschen
  • Unter Linux wird standardmäßig die Bash als Shell verwendet. Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Unix-Shell sh
  • Die Shell sh ist immer noch Bestandteil von Linux, wird aber zumindest als Login-Shell nicht mehr so oft verwendet

Aufbau eines Shell-Kommandos

  • Ein Kommando besteht aus bis zu drei verschiedenen Komponenten. Die erste Komponente ist das Kommando selbst, also eine ausführbare Datei, ein Skript oder ein Shell-interner Befehl
  • Ein Kommando kann auch für sich allein stehen und ohne Optionen oder Argumente funktionieren:
# mount
  • Wenn das Kommando mount ohne Optionen oder Argumente ausgeführt wird, zeigt es aktuell eingehängte Dateisysteme an Es gibt aber auch Konstellationen, in denen ein Kommando mit einer oder mehreren Optionen ausgeführt wird:
# mount -a
  • In diesem Beispiel wurde mount mit der Option -a ausgeführt. Das Programm mount würde mit dieser Option alle in der Datei /etc/fstab aufgeführten Dateisysteme einhängen
  • Es ist aber auch möglich, mount ausschließlich mit Argumenten zu versehen:
# mount /dev/sda1 /boot
  • Argumente unterscheiden sich von Optionen. Eine Option sagt einem Programm, wie es sich verhalten soll. Argumente teilen einem Programm mit, was es verarbeiten soll
  • Es ist möglich, einem Programm sowohl mehrere Optionen als auch mehrere Argumente zu übergeben. Bei vielen Programmen ist die Reihenfolge sogar variabel:
mount -o username=antje,password=xy //fs1/data /mnt/ -t smbfs
  • Das Beispiel zeigt eine Mischung mit einer Option vorn, einer Option hinten und den Argumenten in der Mitte. Der mount-Befehl baut in diesem Fall eine Netzwerkverbindung zu einem Windows-Computer auf

Übergabe der Optionen

  • Bei der Übergabe von Optionen gibt es mehrere gängige Methoden
  • Einige Kommandos verlangen, dass den Optionen ein Bindestrich vorangestellt wird, andere arbeiten auch ohne einleitenden Bindestrich
  • Viele Programme sehen vor, dass ganze Wörter als Optionen verwendet werden. Diesen werden in der Regel zwei Bindestriche vorangestellt. Das folgende Beispiel kennen Sie sinngemäß schon aus dem vorangegangenen Kapitel:
# rpm --install -vh /i586/fortune-1.0-860.i586.rpm
Preparing.. ########################################### [100 %]
  • Ein weiterer prominenter Vertreter der flexiblen Programme ist tar . Man kann tar mit normalen Optionen oder Optionswörtern verwenden. Außerdem kann tar auch Optionen ohne vorangestellte Bindestriche übernehmen. Die folgenden vier Kommandos führen bei tar zum selben Ergebnis:
# tar -x -z -v -f xmbmon205.tar.gz
# tar -xzvf xmbmon205.tar.gz
# tar xvzf xmbmon205.tar.gz
# tar --extract --gzip --verbose --file=xmbmon205.tar.gz

Umgebungsvariablen und Shellvariablen

  • Die Unterschiede zwischen diesen beiden Variablentypen liegen einerseits drin.
  • Durch welche Konfigurationsdateien sie deklariert werden
  • Und demzufolge wann und durch welches Programm sie ausgewertet werden
  • Und andererseits in ihrem Wirkungsbereich:
    • Umgebungsvariablen:
      • Gelten für alle Shells, die ein Benutzer verwendet
      • Die Inhalte dieser Variablen werden an Subshells vererbt. Das bedeutet, dass beim Aufruf einer Subshell ein automatischer Export der Variablen in diese Subshell stattfindet
      • Bei Umgebungsvariablen werden normalerweise Großbuchstaben verwendet
    • Shellvariablen:
      • Müssen in jeder Subshell, die durch den Benutzer oder ein Skript gestartet wird, neu deklariert werden
      • Es findet standardmäßig keine Vererbung statt
      • Für Shellvariablen verwendet man üblicherweise Kleinbuchstaben

PATH-Variable

  • Wenn man ein Programm ausführen will, das sich nicht in einem in Ihrer PATH-Variablen enthaltenen Verzeichnis befindet, muss man den kompletten Pfad zu diesem Programm auf der Kommandozeile mit angeben
  • Wenn man ein Programm ohne Angabe eines Pfades startet, prüft die Shell zunächst, ob es sich um ein internes Kommando der Shell handelt. Dazu zählen: echo, bg, fg,jobs, kill, pwd, set, unset und viele mehr
  • Falls kein passendes Kommando gefunden wird, sucht die Shell das Programm inallen Verzeichnissen, die in der PATH-Variablen enthalten sind
  • Sollten mehrere Programme mit dem gleichen Namen vorhanden sein, wird das zuerst gefundene ausgeführt. Man kann in einem solchen Fall das Kommando which verwenden, um festzustellen, welches Programm die Shell automatisch ausführt:
# which less
/usr/bin/less
  • Es ist zu beachten, dass ein Programm auch dann nicht ohne Pfadangabe ausgeführt wird, wenn man sich aktuell in dessen Verzeichnis befindet. Dieses Verhalten gibt esunter DOS, aber nicht bei Linux
  • Man kann ein Programm, das sich im aktuellen Verzeichnis befindet, aber auch starten, indem Sie ./ dem Programm voranstellen. Die Zeichen ./ repräsentieren das aktuelle Verzeichnis. Sie können z. B.  Konfigurationsskripte von Tar-Balls im aktuellen Verzeichnis ausführen, indem Sie folgende Syntax verwenden:
archangel:/usr/src/xmbmon205 # ./configure
  • Wenn man einen Prompt verwendet, der ihn nicht anzeigt, in welchem Verzeichnis man sich gerade befindet, verwendet man das Kommando pwd (Path of Working Directory) ohne Optionen. Der Pfad wird Ihnen dann angezeigt:
archangel:/usr/src/xmbmon205 # pwd
/usr/src/xmbmon205
  • Man kann sich den Inhalt Ihrer PATH-Variablen, genau wie den anderer Variablen, anzeigen lassen:
archangel:/ # echo $PATH
/sbin:/usr/sbin:/usr/local/sbin:/root/bin:/usr/local/bin:/usr/bin:/usr/X11R6/
bin:/bin:/usr/games:/opt/gnome/bin:/opt/kde3/bin:/usr/lib/jvm/jre/bin

Beliebte Variablen für Prüfungen

Manche Variablen werden in der Prüfung immer wieder abgefragt. Dazu gehören besonders die folgenden:

  • $HISTSIZE definiert die Anzahl der Kommandos, die in der Befehls-History aufbewahrt werden. Diese Variable wird normalerweise in der Datei /etc/profile festgelegt
  • $PS1 bestimmt das Aussehen der Eingabeaufforderung (Prompt). Beispiel:
root@archangel:~# echo $PS1
\u@\h:\w$
  • Die Zeichen \u stehen für Username
  • Das @ wird normal ausgegeben
  • Die Zeichen \h werden mit dem Host-Namen ersetzt
  • Es folgt ein Doppelpunkt
  • Anschließend zeigt \w für Working Directory das aktuelle Verzeichnis an
  • Die Tilde ~ repräsentiert hierbei das Heimatverzeichnis des Benutzers
  • Es folgt ein >
  • Der Prompt kann durch Änderung der Variablen PS1 den eigenen Wünschen angepasst werden
  • Es empfiehlt sich dann eine Konfiguration in der Datei /etc/bashrc
  • $? enthält das Errorlevel des zuletzt ausgeführten Kommandos. In der Regel bedeutet der Wert 0 in dieser Variablen, dass das letzte Programm erfolgreich ausgeführt wurde. Die Fehlerwerte variieren von Programm zu Programm. Beliebte Werte sind 1 und 127. Beispiel:
# Kommando, das es nicht gibt
bash: Kommando: command not found
# echo $?
127
  • Das »Kommando, das es nicht gibt« hat ein Errorlevel von 127 zur Folge
  • $1 , $2 usw. enthalten die Optionen und Argumente, die an ein Programm übergeben werden. Sie werden im Normalfall vom gestarteten Programm oder Skript selbst ausgewertet


Kontrollfragen

Welcher Befehl zeigt den vollständigen Pfad eines Kommandos an?

which

Welche Variable definiert die Anzahl der Kommandos, die in der Befehls-History aufbewahrt werden?

$HISTSIZE

Welches Kommando wird als Bang-Bang bezeichnet und führt den letzten Befehl der History noch einmal aus?

!!

Mit welchem Befehl werden die Shellvariablen löscht?

unset

Welcher Befehl zeigt die Versionsnummer des laufenden Kernels?

uname -r