Murphys Gesetz

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Murphys Gesetz (Murphy’s law) ist ein Aphorismus über menschliches Versagen und Fehlerquellen in komplexen Systemen.

Beschreibung

Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen!
Anything that can go wrong will go wrong!

Entstehung

John W. Campbell Jr.
Als Murphys Gesetz bekannt

Der Ingenieur Captain Edward A. Murphy nahm 1949 am Raketenschlittenprogramm der US Air Force auf einem kalifornischen Testgelände teil.

  • Bei dem Test sollte herausgefunden werden, welche Beschleunigungen der menschliche Körper aushalten kann.
  • Anlässlich eines kostspieligen Experimentes wurden am Körper der Testperson sechzehn Messsensoren befestigt.
  • Die Sensoren konnten auf zwei Arten befestigt werden: In der richtigen Position und in einer 90°-Abweichung von dieser.
  • Das Experiment schlug fehl, weil jemand sämtliche Sensoren falsch angeschlossen hatte.
  • Diese Erfahrung veranlasste Murphy, sein Gesetz zu formulieren.
Urfassung
If there’s more than one possible outcome of a job or task, and one of those outcomes will result in disaster or an undesirable consequence, then somebody will do it that way.
Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, eine Aufgabe zu erledigen, und eine davon in einer Katastrophe endet oder sonstwie unerwünschte Konsequenzen nach sich zieht, dann wird es jemand genau so machen.

Finagles Gesetz

Finagles Gesetz (vollständig Finagle’s Law of Dynamic Negatives) ist eine Lebensweisheit, die eine Aussage über Fehlerquellen in komplexen Systemen macht:

Alles, was schief gehen kann, wird schief gehen – und das im ungünstigsten Moment.
Anything that can go wrong, will—at the worst possible moment.

Es wurde von John W. Campbell jr. eingeführt, der es in seinen Editorials als Herausgeber der Astounding Science Fiction über Jahrzehnte immer wieder variierte. Larry Niven nutzte Finagles Gesetz als Running Gag in zahlreichen Romanen über die Belter, eine Gemeinschaft von Bergarbeitern im Asteroidengürtel.

Häufig wird Finagles Gesetz auch als Abwandlung von Murphys Gesetz gesehen: Vorlage:" Und Finagles Gesetz nach dem Geschmack von Hegel, zitiert nach Friedrich Theodor Vischer, lautete etwa „die Tücke des Objekts“.

Wirtschaft

Die Wirtschaftsvariante des Gesetzes wird als Finagles Informationsgesetz bezeichnet
  1. Die Information, die du hast, ist nicht die Information, die du willst.
  2. Die Information, die du willst, ist nicht die Information, die du brauchst.
  3. Die Information, die du brauchst, ist für dich nicht erreichbar.
  4. Die Information, die du bekommen kannst, kostet mehr, als du zu zahlen bereit bist.

Experimente

Für Experimente gilt folgendes Gesetz
  1. Wenn ein Experiment funktioniert, ist irgendetwas nicht in Ordnung.
  2. Unabhängig vom Resultat eines Experimentes wird es immer jemanden geben, der es
    1. falsch interpretiert,
    2. trickreich frisiert oder
    3. glaubt, dass es seiner Lieblingstheorie entspricht.
  3. In einer beliebigen Datensammlung ist der Fehler dort, wo die Daten ganz offensichtlich richtig sind und deshalb nicht überprüft werden müssen.
    1. Jemand, den man um Hilfe bittet, wird den Fehler auch nicht sehen.
    2. Jemand, der zufällig einen Blick darauf wirft, sieht den Fehler sofort.

Das Wort to finagle kommt aus dem Englischen und bedeutet „mogeln“ oder „schummeln“.

Rezeption

Die für ein Sprichwort übliche unveränderliche Formulierung erinnert an ein Naturgesetz
  • Allerdings wird Murphys Gesetz nicht als eine allgemeingültige Aussage angesehen.
  • Üblicherweise wird es als eine lakonische Reaktion zitiert, wenn etwas schiefgeht, insbesondere wenn dies bereits vorher als möglich angesehen wurde.
  • Weiterhin wird es warnend zitiert, um auszudrücken, dass eine mögliche Fehlerquelle unterschätzt wird.
Mit Murphys Gesetz haben sich vor allem Natur- und Ingenieurwissenschaftler auseinandergesetzt
Die reduzierte Variante des Gesetzes (Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen) ist zudem systembezogen, das heißt, es ist nur auf geschlossene Systeme oder Versuchsanordnungen anwendbar.
  • Sobald es auf zukünftige oder unabgeschlossene Handlungen oder Vorgänge angewandt wird, kann ein zunehmender Einfluss von (als ordnend empfundenen) Faktoren beobachtet werden, die das „Gesetz“ ins Wanken bringen, wie unter anderem Stefan Klein bewiesen hat.
Die Aussage von Murphys Gesetz wird allgemein nicht als wahr angesehen.
Dem Autor Ulf Heuner zufolge hat Murphys Gesetz weder etwas mit Entropie noch mit Zufall oder Wahrscheinlichkeit zu tun, sondern mit Notwendigkeit.
  • Er führt als Beispiel an, dass, wenn ein altes, zerfallenes Haus irgendwann einstürze, dies dem Gesetz der Entropie und nicht Murphys Gesetz folgend geschehe.
  • Stürzt ein Haus gleich nach Erbauung ein, dann sei etwas schiefgegangen.
  • Das Paradoxe an Murphys Gesetz sei, dass für Dinge, die schiefgehen, sehr häufig Menschen verantwortlich seien, aber daneben bestimmte Faktoren, die nicht in der Macht einzelner Menschen stehen, dafür sorgen, dass etwas irgendwann (notwendigerweise) schiefgeht.
  • Als solche Faktoren macht er z. B. unkontrollierbare Handlungen der Mitmenschen aus, unbewusste Sabotageakte unseres Gehirns, den eigenen, unbändigen Willen unseres Körpers oder die Tücke des Objekts.
  • Unter Umständen könnten alle Faktoren zusammen die „Katastrophe“ herbeiführen.
Gelegentlich wird Murphys Gesetz fälschlicherweise dem Philosophen, Theologen und Amateurpsychologen Joseph Murphy zugeschrieben, dessen Theorie aber lautete
„Was man dem Unbewussten als wahr übermittelt, wird wahr.“
Murphys Gesetz wird oft persifliert
  • Diese Persiflagen ähneln Murphys Gesetz, haben aber nicht immer etwas damit zu tun und sind selten ernst gemeint.
  • So wurde beispielsweise auch mit dieser Formulierung ein Bezug zum Fußball hergestellt: „Beim Fußball fällt immer dann ein Tor, wenn man sich gerade ein Bier holt“.
  • Bei den Pfadfindern heißt es: „Der Rauch eines Lagerfeuers zieht immer dahin, wo man sitzt.“ Auch in der Computerprogrammierung gibt es eine Regel, die Murphys Gesetz nachempfunden ist: Sie lautet: „Jedes fertige Programm, das läuft, ist veraltet.“ Es gibt sogar „Murphys goldene Kundenregeln“.
  • Dazu dürfte auch der Grundsatz gehören: „Lächle ... denn morgen wird es noch schlimmer“.
  • Eine versöhnliche Ergänzung von Murphys Gesetz lautet: „[…] und man findet immer jemanden, der es wieder in Ordnung bringt.“

Eine Umkehrung von Murphys Gesetz findet sich in Yhprums Gesetz.

Sonstiges

Robert Matthews
  • Aston University in Birmingham hat 1996 für seine Studien zu Murphys Gesetz, insbesondere für den Nachweis, dass Toastbrotscheiben einer ihnen innewohnenden Tendenz unterliegen, auf die mit Butter bestrichene Seite zu fallen, den Ig-Nobelpreis erhalten.
Der Familienvater Cooper in dem Film Interstellar
  • (2014) von Christopher Nolan erklärt seiner Tochter, sie hätten sie Murphy genannt, nicht, weil, das etwas Schlechtes wäre, sondern, weil der Grundsatz eigentlich heiße: Was passieren kann, wird passieren (What can happen will happen, Minute 6,10).
Milo Murphy’s Law
Lieder

Es wurden mehrere Lieder über das Murphys Gesetz rausgebracht, u.a 2006 von Roger Cicero


Anhang

Siehe auch

Links

Weblinks
  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Murphys_Gesetz
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Finagles_Gesetz