Risiko/Soziologie

Aus Foxwiki

Soziologie

Seit den 1980er Jahren ist die Risikogesellschaft in den Sozialwissenschaften stark diskutiert worden. Ulrich Beck, dessen gleichnamiges Buch den Begriff als zukunftsweisend für eine „andere Moderne“ beschreibt, wurde sehr populär.

  • Seine Kernthese war, dass die moderne Gesellschaft sich durch selbstproduzierte Risiken charakterisiere – und nicht über Fortschritt, wie in der Industriegesellschaft.

In der systemtheoretischen Soziologie wird der Begriff des „Risikos“ benutzt, wenn eine Entscheidung unter der Unterscheidung Wissen/Nichtwissen beobachtet wird.

  • Der soziologische Risikobegriff ist damit immer an Entscheidungen und deren Folgenerwartungen verschiedener Akteure gebunden.

Die Systemtheorie von Niklas Luhmann unterscheidet dabei zwischen „Risiko“ und „Gefahr“.

  • Die populäre Unterscheidung Risiko und Sicherheit greife zu kurz, da jede Entscheidung Risiken enthält.
  • Sicherheit sei als allgemeines Ziel zu verstehen, entscheidend ist aber, wie jemand einem Risiko selbst gegenüberstehe.
  • Habe man selbst die möglichen negativen Folgen einer Entscheidung zu beeinflussen, schultere man ein Risiko, das meist auch selbst verantwortet werden muss.
  • Ist man jedoch von Wirkungen aus der Umwelt (in dem Beispiel vom Wetter) betroffen, so wird dies nach Luhmann als „Gefahr“ kategorisiert.

Berühmt ist Luhmanns Beispiel des Regenschirmrisikos:

Vorlage:Zitat

Die Risikodefinition von den Kommunikationswissenschaftlern Silje Kristiansen und Heinz Bonfadelli (Universität Zürich, Schweiz) integriert weitere Risikokomponenten in die Risikodefinition.

  • Dabei baut deren Definition unter anderem auf den Definitionen von Aven/Renn,

Beck, Bonfadelli, oder Dahinden/Schanne, auf.

  • Dabei lautet die Definition: „Risiko ist die Entscheidung, einen Nutzen zu genießen und dabei einen zukünftigen Schaden mit einer mehr oder weniger gut bestimmbaren Eintrittswahrscheinlichkeit und einem ungewissen Ausmaß in Kauf zu nehmen“.

Dabei weist die Autorin Kristiansen darauf hin, dass das Ausmaß bei gewissen Risiken doch einschätzbar ist; das Ausmaß ist ebenfalls mehr oder weniger gut bestimmbar, wie die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens auch.

  • Für die massenmediale Risikoberichterstattung bedeutet diese Definition, dass über alle Komponenten berichtet werden soll, damit sich der Rezipient informiert eine Meinung bilden kann und dementsprechend entscheiden kann, ob sie oder er das Risiko eingehen will oder nicht.

Im angelsächsischen Sprachraum wurde schon früh die Bedeutung der Risikokommunikation erkannt.

  • Hier gibt es eine Tradition der linguistischen (z. B. Benjamin Whorf) und kulturanthropologischen Forschung (z. B. Mary Douglas und [[Aaron B.
  • Wildavsky|Aaron Wildavsky]]), die auf die kulturelle Prägung der risikobezogenen Semantik verweist.
  • Generell erfolgt die Bewertung von Risiken heute in interdisziplinären Diskursen, die durch unterschiedliche professionelle Codes und Semantiken geprägt sind, aber die in die von allen Akteuren mehr oder weniger geteilte Alltagssprache übersetzt werden müssen.
  • Darin liegt ein erhebliches Risikopotenzial.