Qualitätsmanagement: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Qualitätsmanagement'''
'''Qualitätsmanagement''' - Systematische Planung und Steuerung von Abläufen mit Blick auf deren Qualität


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
'''Qualitätsmanagement''' (''QM'') beschreibt die systematische Planung und Steuerung von Abläufen mit Blick auf deren Qualität. Qualitätsmanagement ist dafür zuständig, dass Tätigkeiten und Maßnahmen darauf abzielen, eine geforderte Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu erreichen. Das QM bezeichnet in der [[Wirtschaft]] eine [[Funktion (Organisation)|Funktion]] ([[Management]]) und alle organisatorischen Maßnahmen, die der Überwachung und Verbesserung der [[Prozessqualität]], der [[Arbeitsqualität]] und damit der [[Produktqualität|Produkt-]] und [[Dienstleistungsqualität]] dienen.
Qualitätsmanagement (QM) ist dafür zuständig, dass Tätigkeiten und Maßnahmen darauf abzielen, eine geforderte Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu erreichen
* Das QM bezeichnet in der [[Wirtschaft]] eine [[Funktion (Organisation)|Funktion]] ([[Management]]) und alle organisatorischen Maßnahmen, die der Überwachung und Verbesserung der [[Prozessqualität]], der [[Arbeitsqualität]] und damit der [[Produktqualität|Produkt-]] und [[Dienstleistungsqualität]] dienen


== Allgemeines ==
== Allgemeines ==
Der Begriff ''Leistungen'' umfasst im QM die [[Dienstleistung]]en, geht aber über den üblichen Begriff hinaus und betrifft vor allem die innerorganisatorischen [[Leistung (Rechnungswesen)|Leistungen]]. Qualitätsmanagement ist eine Kernaufgabe des [[Management]]s mit dem Ziel, am [[Qualitätswettbewerb]] teilzunehmen. In [[Wirtschaftszweig]]en wie der [[Luftfahrt|Luft]]- und [[Raumfahrt]], [[Automobilindustrie]], [[Medizintechnik]], Teilen der [[Gesundheitsversorgung]], der [[Medizinische Rehabilitation|medizinischen Rehabilitation]] oder der [[Pharmazie|Arznei]]- und [[Lebensmittel]]herstellung ist ein [[Qualitätsmanagementsystem]] vorgeschrieben.
Der Begriff ''Leistungen'' umfasst im QM die [[Dienstleistung]]en, geht aber über den üblichen Begriff hinaus und betrifft vor allem die innerorganisatorischen [[Leistung (Rechnungswesen)|Leistungen]]
* Qualitätsmanagement ist eine Kernaufgabe des [[Management]]s mit dem Ziel, am [[Qualitätswettbewerb]] teilzunehmen
* In [[Wirtschaftszweig]]en wie der [[Luftfahrt|Luft]]- und [[Raumfahrt]], [[Automobilindustrie]], [[Medizintechnik]], Teilen der [[Gesundheitsversorgung]], der [[Medizinische Rehabilitation|medizinischen Rehabilitation]] oder der [[Pharmazie|Arznei]]- und [[Lebensmittel]]herstellung ist ein [[Qualitätsmanagementsystem]] vorgeschrieben


Bereits seit etwa 1900 wurden verschiedene [[#Modelle und Standards|Modelle]] zur [[Standardisierung]] des Qualitätsmanagements entwickelt.
Bereits seit etwa 1900 wurden verschiedene [[#Modelle und Standards|Modelle]] zur [[Standardisierung]] des Qualitätsmanagements entwickelt


== Einsatz ==
== Einsatz ==
Die [[Wirtschaftswissenschaft]]en sehen Qualitätsmanagement als Teilbereich des funktionalen [[Managementprozess|Managements]], mit dem Ziel, die Effektivität und Effizienz einer [[Arbeit (Betriebswirtschaftslehre)|Arbeit]] ([[Arbeitsqualität]]) oder von [[Geschäftsprozess]]en zu erhöhen. Dabei sind materielle und zeitliche Vorgaben zu berücksichtigen sowie die Qualität von [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]] oder [[Dienstleistung]] zu erhalten oder weiterzuentwickeln.
Die [[Wirtschaftswissenschaft]]en sehen Qualitätsmanagement als Teilbereich des funktionalen [[Managementprozess|Managements]], mit dem Ziel, die Effektivität und Effizienz einer [[Arbeit (Betriebswirtschaftslehre)|Arbeit]] ([[Arbeitsqualität]]) oder von [[Geschäftsprozess]]en zu erhöhen
* Dabei sind materielle und zeitliche Vorgaben zu berücksichtigen sowie die Qualität von [[Produkt (Wirtschaft)|Produkt]] oder [[Dienstleistung]] zu erhalten oder weiterzuentwickeln


Inhalte sind etwa die Optimierung von [[Kommunikation]]sstrukturen, professionelle Lösungsstrategien, die Erhaltung oder Steigerung der Zufriedenheit von [[Kunde]]n oder [[Klientel|Klienten]] sowie der Motivation der Belegschaft, die [[Standardisierung]]en bestimmter Handlungs- und Arbeitsprozesse, [[Normung|Normen]] für Produkte oder Leistungen, [[Dokumentation]]en, [[Berufliche Weiterbildung]], Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsräumen.
Inhalte sind etwa die Optimierung von [[Kommunikation]]sstrukturen, professionelle Lösungsstrategien, die Erhaltung oder Steigerung der Zufriedenheit von [[Kunde]]n oder [[Klientel|Klienten]] sowie der Motivation der Belegschaft, die [[Standardisierung]]en bestimmter Handlungs- und Arbeitsprozesse, [[Normung|Normen]] für Produkte oder Leistungen, [[Dokumentation]]en, [[Berufliche Weiterbildung]], Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsräumen


Bei der Gestaltung von [[Arbeitsablauf|Arbeitsabläufen]] in [[Organisation]]en soll Qualitätsmanagement sicherstellen, dass Qualitätsbelange den zugewiesenen Platz einnehmen. Qualität bezieht sich dabei sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen, als auch auf die internen Prozesse der Organisation und ist definiert als das Maß, in dem das betrachtete Produkt oder der betrachtete Prozess den Anforderungen genügt. Diese Anforderungen können explizit definiert sein, sie können aber auch implizit vorausgesetzt werden (Erwartungen).
Bei der Gestaltung von [[Arbeitsablauf|Arbeitsabläufen]] in [[Organisation]]en soll Qualitätsmanagement sicherstellen, dass Qualitätsbelange den zugewiesenen Platz einnehmen
* Qualität bezieht sich dabei sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen, als auch auf die internen Prozesse der Organisation und ist definiert als das Maß, in dem das betrachtete Produkt oder der betrachtete Prozess den Anforderungen genügt
* Diese Anforderungen können explizit definiert sein, sie können aber auch implizit vorausgesetzt werden (Erwartungen)


Qualitätsmanagement führt somit nicht zwangsläufig zu einem höherwertigen Ergebnis, sondern zielt auf die Sicherstellung der ''vorgegebenen'' Qualität. Auch der Herstellungsprozess eines [[Billigprodukt]]s kann einem vollständigen Qualitätsmanagement unterliegen. Qualitätszertifizierungen etwa nach ISO sagen somit nichts über die Produktqualität aus, wie teilweise durch Werbung suggeriert, sondern nur über das Qualitätsmanagement im Herstellungsprozess.
Qualitätsmanagement führt somit nicht zwangsläufig zu einem höherwertigen Ergebnis, sondern zielt auf die Sicherstellung der ''vorgegebenen'' Qualität
* Auch der Herstellungsprozess eines [[Billigprodukt]]s kann einem vollständigen Qualitätsmanagement unterliegen
* Qualitätszertifizierungen etwa nach ISO sagen somit nichts über die Produktqualität aus, wie teilweise durch Werbung suggeriert, sondern nur über das Qualitätsmanagement im Herstellungsprozess


== Historische Entwicklung ==
== Historische Entwicklung ==
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|um 1930 || [[Qualitätsprüfung]] || Steuerung basierend auf [[Statistik]]en
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|[[Walter A. Shewhart]] z. B. Regelkarten
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|um 1960 || Qualitätsmaßnahmen im ganzen Unternehmen || Vorbeugende Maßnahmen
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|[[Genichi Taguchi]], [[William Edwards Deming|W.E. Deming]]
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|um 1964 || Null-Fehler-Programm des US-Verteidigungs­ministeriums || Ziel der Perfektion
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|[[Philip B. Crosby]]
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|um 1985 || Null-Fehlerstrategie || [[Six Sigma]]
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|[[General Electric]], [[Motorola]]
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|   1988 || [[EFQM-Modell]] || [[EFQM-Modell#Kriterien|neun ganzheitliche Kriterien]]
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|[[European Foundation for Quality Management|EFQM]]
|[[European Foundation for Quality Management|EFQM]]
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|1995 || [[Total-Quality-Management]] || Qualität als Systemziel
|1995 || [[Total-Quality-Management]] || Qualität als Systemziel
|[[William Edwards Deming|W.E. Deming]], [[Malcolm Baldrige]] KVP kontinuierlicher Verbesserungs-Prozess
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== Modelle und Standards ==
== Modelle und Standards ==
Es gibt eine Reihe von [[Qualitätsmanagementnorm]]en, welche als Rahmen oder auch als verpflichtende Vorgabe für die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems herangezogen werden. Die Nutzung der verschiedenen Qualitätsstandards zeigt starke regionale und branchenspezifische Unterschiede. Vor allem asiatische und angelsächsische Hersteller, insbesondere in der [[Industrie]], haben Qualitätsmanagementmethoden eingeführt, (siehe auch [[Qualitätsmodell nach Donabedian]]).
Es gibt eine Reihe von [[Qualitätsmanagementnorm]]en, welche als Rahmen oder auch als verpflichtende Vorgabe für die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems herangezogen werden
* Die Nutzung der verschiedenen Qualitätsstandards zeigt starke regionale und branchenspezifische Unterschiede
* Vor allem asiatische und angelsächsische Hersteller, insbesondere in der [[Industrie]], haben Qualitätsmanagementmethoden eingeführt, (siehe auch [[Qualitätsmodell nach Donabedian]])


=== EFQM und ISO 9001 ===
=== EFQM und ISO 9001 ===
Die bekanntesten Qualitätsmanagementmodelle sind das [[EFQM-Modell]] (''[[European Foundation for Quality Management]]''-Modell) sowie die [[ISO 9001]], die beide Schnittmengen in der Prozessorientierung haben.
Die bekanntesten Qualitätsmanagementmodelle sind das [[EFQM-Modell]] (''[[European Foundation for Quality Management]]''-Modell) sowie die [[ISO 9001]], die beide Schnittmengen in der Prozessorientierung haben


Das EFQM-Modell ist europäisch ausgerichtet und ermöglicht ebenso ein Zertifikat durch einen Auditor – wie das der EN ISO 9001. Es ist im Gegensatz zur ISO 9001:2015 ein Wettbewerbsmodell, welches nicht auf die Erfüllung von Vorgaben, sondern auf die Selbstverantwortung in der Bewertung abzielt. Zentrales Anliegen des EFQM-Modells ist die stetige Verbesserung mittels Innovation und Lernen in allen Unternehmensteilen und in Zusammenarbeit mit anderen EFQM-Anwendern. Es orientiert sich laufend an weltbesten Umsetzungen, so dass es für ein Unternehmen nie möglich ist, die Maximalpunktzahl zu erreichen. Es besteht somit im Vergleich zur ISO 9001:2008 eine größere Motivation für weitere Verbesserungen. EFQM lässt sich nicht nur auf Wirtschaftsunternehmen, sondern auch auf Dienstleistungs- und soziale Einrichtungen anwenden. Die Revision ISO 9001:2015 folgt dem Ansatz des EFQM-Modells in Bezug auf ständige Verbesserung sowie Risikomanagement sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene.
Das EFQM-Modell ist europäisch ausgerichtet und ermöglicht ebenso ein Zertifikat durch einen Auditor – wie das der EN ISO 9001
* Es ist im Gegensatz zur ISO 9001:2015 ein Wettbewerbsmodell, welches nicht auf die Erfüllung von Vorgaben, sondern auf die Selbstverantwortung in der Bewertung abzielt
* Zentrales Anliegen des EFQM-Modells ist die stetige Verbesserung mittels Innovation und Lernen in allen Unternehmensteilen und in Zusammenarbeit mit anderen EFQM-Anwendern
* Es orientiert sich laufend an weltbesten Umsetzungen, so dass es für ein Unternehmen nie möglich ist, die Maximalpunktzahl zu erreichen
* Es besteht somit im Vergleich zur ISO 9001:2008 eine größere Motivation für weitere Verbesserungen
* EFQM lässt sich nicht nur auf Wirtschaftsunternehmen, sondern auch auf Dienstleistungs- und soziale Einrichtungen anwenden
* Die Revision ISO 9001:2015 folgt dem Ansatz des EFQM-Modells in Bezug auf ständige Verbesserung sowie Risikomanagement sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene


=== Spezielle Modelle ===
=== Spezielle Modelle ===
* Neuere Qualitätsstandards wie [[ISO/TS 16949|IATF 16949]]:2016 orientieren sich stärker an den schon lange bekannten und fundierten Methoden der Begründer des industriellen Qualitätsgedankens ([[William Edwards Deming|W. Edwards Deming]], [[Walter A. Shewhart]]).
* Neuere Qualitätsstandards wie [[ISO/TS 16949|IATF 16949]]:2016 orientieren sich stärker an den schon lange bekannten und fundierten Methoden der Begründer des industriellen Qualitätsgedankens ([[William Edwards Deming|W
* Für den öffentlichen Sektor wurde in Europa das auf EFQM aufbauende CAF ([[Common Assessment Framework]])-Modell entwickelt.
* Edwards Deming]], [[Walter A. Shewhart]])
* Für Organisationen mit Entwicklungsaufgaben (interne IT-Abteilungen, Auto-Entwicklung, Maschinen-Entwicklung) gibt es das [[Capability Maturity Model Integration]] (CMMI) als ein spezialisiertes Prozessmodell. Durch die spezifische Ausrichtung auf Entwicklungsorganisationen kann CMMI detaillierter auf einzelne Prozessaspekte eingehen.
* Für den öffentlichen Sektor wurde in Europa das auf EFQM aufbauende CAF ([[Common Assessment Framework]])-Modell entwickelt
* In der Produktion werden statistische Mittel verwendet, um den Herstellungsprozess zu überwachen. Zu den darauf aufbauenden Qualitätsstrategien gehört auch [[Six Sigma]].
* Für Organisationen mit Entwicklungsaufgaben (interne IT-Abteilungen, Auto-Entwicklung, Maschinen-Entwicklung) gibt es das [[Capability Maturity Model Integration]] (CMMI) als ein spezialisiertes Prozessmodell
* Im [[Projektmanagement]] werden ebenfalls eigene Qualitätsmanagementverfahren eingesetzt, siehe [[Qualitätsmanagement im Projektmanagement]].
* Durch die spezifische Ausrichtung auf Entwicklungsorganisationen kann CMMI detaillierter auf einzelne Prozessaspekte eingehen
* Speziell für Architektur- und Ingenieurbüros wurde in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland 2007 das QualitätsZertifikat Planer am Bau („QZ Planer am Bau“ ist eingetragene Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt) entwickelt.
* In der Produktion werden statistische Mittel verwendet, um den Herstellungsprozess zu überwachen
* Die strengsten Zertifizierungen sind jene der Automobilindustrie, wie die IATF16949:2016 oder deren Vorgänger QS-9000 und [[Verband der Automobilindustrie|VDA]] 6.1.
* Zu den darauf aufbauenden Qualitätsstrategien gehört auch [[Six Sigma]]
* Im [[Projektmanagement]] werden ebenfalls eigene Qualitätsmanagementverfahren eingesetzt, siehe [[Qualitätsmanagement im Projektmanagement]]
* Speziell für Architektur- und Ingenieurbüros wurde in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland 2007 das QualitätsZertifikat Planer am Bau („QZ Planer am Bau“ ist eingetragene Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt) entwickelt
* Die strengsten Zertifizierungen sind jene der Automobilindustrie, wie die IATF16949:2016 oder deren Vorgänger QS-9000 und [[Verband der Automobilindustrie|VDA]] 6.1
* Eigene Standards sind vorgesehen in der Medizin und der Medizintechnik, wie unter [[Qualitätsmanagement in der Medizin]] beschrieben, sowie
* Eigene Standards sind vorgesehen in der Medizin und der Medizintechnik, wie unter [[Qualitätsmanagement in der Medizin]] beschrieben, sowie
** im Weiterbildungsbereich,
** im Weiterbildungsbereich,
** in der Luft- und Raumfahrt und
** in der Luft- und Raumfahrt und
** in Kernkraftwerken.
** in Kernkraftwerken


== Bewertung ==
== Bewertung ==
Viele Qualitätsmanagementmodelle unternehmen den Versuch, die Prozesse objektiv bewertbar zu machen. Dabei sind zwei grundlegend verschiedene Ansätze zu unterscheiden:
Viele Qualitätsmanagementmodelle unternehmen den Versuch, die Prozesse objektiv bewertbar zu machen
* Dabei sind zwei grundlegend verschiedene Ansätze zu unterscheiden:


a) Zertifizierbare Normen mit definierten Mindestanforderungen an ein wirksames [[Qualitätsmanagementsystem]], beispielsweise die EN ISO 9001, die durch [[Audit]]s bewertet werden.
a) Zertifizierbare Normen mit definierten Mindestanforderungen an ein wirksames [[Qualitätsmanagementsystem]], beispielsweise die EN ISO 9001, die durch [[Audit]]s bewertet werden


b) Selbstbewertung des eigenen Qualitätsmanagementsystems und [[Benchmarking]] zwischen Wettbewerbern um einen Qualitätspreis, beispielsweise den [[EFQM-Modell|EFQM Excellence Award]] der [[European Foundation for Quality Management]] (Wirtschaft) oder den [[Speyerer Qualitätswettbewerb]] (für den öffentlichen Sektor).
b) Selbstbewertung des eigenen Qualitätsmanagementsystems und [[Benchmarking]] zwischen Wettbewerbern um einen Qualitätspreis, beispielsweise den [[EFQM-Modell|EFQM Excellence Award]] der [[European Foundation for Quality Management]] (Wirtschaft) oder den [[Speyerer Qualitätswettbewerb]] (für den öffentlichen Sektor)


{{Siehe auch|Bewertung (Qualitätsmanagement)}}
{{Siehe auch|Bewertung (Qualitätsmanagement)}}


=== Kritik ===
=== Kritik ===
Kritisch wird häufig kommentiert, dass nur extern auditierte und zertifizierte Qualitätsmanagementmodelle objektiven Kriterien standhalten, da bei einer Selbstbewertung oftmals zugunsten der eigenen Situation bewertet wird. Von Auditoren ausgestellte Zertifikate, beispielsweise die drei möglichen Zertifikate der EFQM, legen daher einen Schwerpunkt auf externe [[Audit]]s anstelle von Selbstbewertungen.
Kritisch wird häufig kommentiert, dass nur extern auditierte und zertifizierte Qualitätsmanagementmodelle objektiven Kriterien standhalten, da bei einer Selbstbewertung oftmals zugunsten der eigenen Situation bewertet wird
{{Siehe auch|Evaluation#Qualitätsmanagement|titel1=Evaluation und Qualitätsmanagement}}Die Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha vertritt den Standpunkt, dass sich komplexe Arbeitsabläufe nicht durch Kennzahlen abbilden lassen. Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe erklärt sie unter einer wissenschaftstheoretischen Perspektive als moderne Mythen.<ref name="Bergmann">https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2010/qualitaet/ungesunde-ordnung Interview mit der Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha: ''Ungesunde Ordnung'', [[brand eins]] (Wirtschaftsmagazin) ''12''. Jahrgang, Heft 10 vom Oktober 2010, S. 120–124.</ref><ref name="Warzecha">Bettina Warzecha: ''Problem Qualitätsmanagement – Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe als moderne Mythen'', Verlag für Planung und Organisation, 2009, 163 Seiten, ISBN 978-3-00-028012-2.</ref>
* Von Auditoren ausgestellte Zertifikate, beispielsweise die drei möglichen Zertifikate der EFQM, legen daher einen Schwerpunkt auf externe [[Audit]]s anstelle von Selbstbewertungen
{{Siehe auch|Evaluation#Qualitätsmanagement|titel1=Evaluation und Qualitätsmanagement}}Die Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha vertritt den Standpunkt, dass sich komplexe Arbeitsabläufe nicht durch Kennzahlen abbilden lassen
* Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe erklärt sie unter einer wissenschaftstheoretischen Perspektive als moderne Mythen.<ref name="Bergmann">https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2010/qualitaet/ungesunde-ordnung Interview mit der Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha: ''Ungesunde Ordnung'', [[brand eins]] (Wirtschaftsmagazin) ''12''.&nbsp;Jahrgang, Heft 10 vom Oktober 2010, S. 120–124.</ref><ref name="Warzecha">Bettina Warzecha: ''Problem Qualitätsmanagement – Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe als moderne Mythen'', Verlag für Planung und Organisation, 2009, 163 Seiten, ISBN 978-3-00-028012-2.</ref>


Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler [[Paul Reinbacher]] qualifiziert Qualitätsmanagement als [[Kitsch]], da es Komfortzonen schaffe, in denen Erwartungen erfüllt, aber keine neuen Impulse generiert werden. In diesem Sinne sei Qualitätsmanagement tendenziell konservativ statt innovativ.<ref>Paul Reinbacher: ''Qualitätsmanagement? Kitsch!'' In: [https://www.theeuropean.de/paul-reinbacher/10501-komfortzone-qualitaetsmanagement ''The European. Das Debatten-Magazin.''] 12. Oktober 2015.</ref>
Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler [[Paul Reinbacher]] qualifiziert Qualitätsmanagement als [[Kitsch]], da es Komfortzonen schaffe, in denen Erwartungen erfüllt, aber keine neuen Impulse generiert werden
Auch ein funktionierendes QM-System gibt keinen Aufschluss darüber ob die Produkte oder Dienstleistungen dem allgemeinen Qualitätsverständnis entsprechen und somit von hoher Qualität sind.
* In diesem Sinne sei Qualitätsmanagement tendenziell konservativ statt innovativ.<ref>Paul Reinbacher: ''Qualitätsmanagement? Kitsch!'' In: [https://www.theeuropean.de/paul-reinbacher/10501-komfortzone-qualitaetsmanagement ''The European
* Das Debatten-Magazin.''] 12.&nbsp;Oktober 2015.</ref>
Auch ein funktionierendes QM-System gibt keinen Aufschluss darüber ob die Produkte oder Dienstleistungen dem allgemeinen Qualitätsverständnis entsprechen und somit von hoher Qualität sind


== Struktur ==
== Struktur ==
Qualitätsmanagement ist ein [[Selbstreferenzialität|selbstreferenzieller]] Prozess, das heißt, die Verfahren zur Verbesserung des jeweiligen Gegenstands lassen sich auch auf den Qualitätsmanagementprozess selbst anwenden.
Qualitätsmanagement ist ein [[Selbstreferenzialität|selbstreferenzieller]] Prozess, das heißt, die Verfahren zur Verbesserung des jeweiligen Gegenstands lassen sich auch auf den Qualitätsmanagementprozess selbst anwenden


=== Management ===
=== Management ===
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* Verantwortungen
* Verantwortungen


Dabei liegt es im Interesse des Managements, eindeutige Beschreibungen niederzulegen, andernfalls kann es persönlich für die durch das Produkt eingetretenen Schäden zur Verantwortung gezogen werden.
Dabei liegt es im Interesse des Managements, eindeutige Beschreibungen niederzulegen, andernfalls kann es persönlich für die durch das Produkt eingetretenen Schäden zur Verantwortung gezogen werden


Die DIN EN [[ISO 9001]]:2015 sieht eine in regelmäßigen Abständen durchzuführende Bewertung des [[Qualitätsmanagementsystem]]s durch die oberste Leitung, also die Geschäftsführung vor. Es werden keine einzelnen Personen bewertet, sondern nur das System. Ferner wird davon abgeraten, die Bewertung des QMS durch den eigenen [[Qualitätsbeauftragter|Qualitätsmanagementbeauftragten]] (QMB) durchzuführen, denn eine Selbst-Bewertung hat wenig Sinn.
Die DIN EN [[ISO 9001]]:2015 sieht eine in regelmäßigen Abständen durchzuführende Bewertung des [[Qualitätsmanagementsystem]]s durch die oberste Leitung, also die Geschäftsführung vor
* Es werden keine einzelnen Personen bewertet, sondern nur das System
* Ferner wird davon abgeraten, die Bewertung des QMS durch den eigenen [[Qualitätsbeauftragter|Qualitätsmanagementbeauftragten]] (QMB) durchzuführen, denn eine Selbst-Bewertung hat wenig Sinn


In den Vorgaben der Norm wird gefordert, dass die Bewertung in „regelmäßigen Abständen“ stattfinden soll, in der Praxis wird die Bewertung im Jahresrhythmus vorgenommen. In der Bewertung des Qualitätsmanagementsystems wird der Frage nachgegangen, ob das QMS in Leistung und Wirksamkeit den aktuellen Ansprüchen gerecht wird oder eine Anpassung nach Kapitel 9.3.2 der ISO-Norm empfehlenswert ist. Inhaltlich gilt es, Rückschlüsse auf die Kundenzufriedenheit zu ziehen, oder ob es Veränderungen der internen und externen Anspruchsgruppen für das Unternehmen bedarf, sowie ein Resümee über Leistungen externer Anbieter und Ergebnisse von Überwachungen und Messungen.
In den Vorgaben der Norm wird gefordert, dass die Bewertung in „regelmäßigen Abständen“ stattfinden soll, in der Praxis wird die Bewertung im Jahresrhythmus vorgenommen
* In der Bewertung des Qualitätsmanagementsystems wird der Frage nachgegangen, ob das QMS in Leistung und Wirksamkeit den aktuellen Ansprüchen gerecht wird oder eine Anpassung nach Kapitel 9.3.2 der ISO-Norm empfehlenswert ist
* Inhaltlich gilt es, Rückschlüsse auf die Kundenzufriedenheit zu ziehen, oder ob es Veränderungen der internen und externen Anspruchsgruppen für das Unternehmen bedarf, sowie ein Resümee über Leistungen externer Anbieter und Ergebnisse von Überwachungen und Messungen
Die Ergebnisse der Bewertung fließen in die aktuellen und die folgenden Auditberichte ein.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://concept-pro.de/die-managementbewertung-im-qualitaetsmanagement/ |titel=Die Managementbewertung im Qualitätsmanagement |werk= |hrsg=concept-pro.de |datum= |zugriff=2018-11-15}}</ref>
Die Ergebnisse der Bewertung fließen in die aktuellen und die folgenden Auditberichte ein.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://concept-pro.de/die-managementbewertung-im-qualitaetsmanagement/ |titel=Die Managementbewertung im Qualitätsmanagement |werk= |hrsg=concept-pro.de |datum= |zugriff=2018-11-15}}</ref>


=== Regelkreis des Qualitätsmanagements ===
=== Regelkreis des Qualitätsmanagements ===
Großer Wert wird auf die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse gelegt. Erfahrungen daraus fließen wieder zurück in die Planung, so dass ein Regelkreis ([[Demingkreis]]) entsteht:<ref>{{Literatur |Autor=Schmitt, Robert; Pfeifer, Tilo; Reißiger, Wolf |Hrsg=Schmitt, Robert; Pfeifer, Tilo |Titel=Qualitätsgerechte Organisationsstrukturen |Sammelwerk=[[Masing Handbuch Qualitätsmanagement]] |Auflage=5 |Verlag=Hanser |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-446-40752-7 |Seiten=54}}</ref>
Großer Wert wird auf die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse gelegt
* [[Qualitätsplanung]] – es wird ein Ist-Zustand ermittelt und die Rahmenbedingungen für das Qualitätsmanagement festgelegt. Danach werden Konzepte und Abläufe erarbeitet.
* Erfahrungen daraus fließen wieder zurück in die Planung, so dass ein Regelkreis ([[Demingkreis]]) entsteht:<ref>{{Literatur |Autor=Schmitt, Robert; Pfeifer, Tilo; Reißiger, Wolf |Hrsg=Schmitt, Robert; Pfeifer, Tilo |Titel=Qualitätsgerechte Organisationsstrukturen |Sammelwerk=[[Masing Handbuch Qualitätsmanagement]] |Auflage=5 |Verlag=Hanser |Ort=München |Datum=2007 |ISBN=978-3-446-40752-7 |Seiten=54}}</ref>
* [[Qualitätslenkung]] – die in der Planphase gewonnenen Ergebnisse werden umgesetzt ([[Quality Function Deployment|QFD]], [[FMEA]]).
* [[Qualitätsplanung]] – es wird ein Ist-Zustand ermittelt und die Rahmenbedingungen für das Qualitätsmanagement festgelegt
* [[Qualitätssicherung]] – Auswerten qualitativer und quantitativer Qualitätsinformationen (Kosten-Nutzen-Betrachtungen, Überprüfen von gemachten Annahmen).
* Danach werden Konzepte und Abläufe erarbeitet
* [[Qualität]]sgewinn – aus vorheriger Phase gewonnene Informationen werden für Strukturverbesserungsmaßnahmen und [[Prozessoptimierung]] eingesetzt. Erfolge und Ergebnisse werden kommuniziert.
* [[Qualitätslenkung]] – die in der Planphase gewonnenen Ergebnisse werden umgesetzt ([[Quality Function Deployment|QFD]], [[FMEA]])
* [[Qualitätssicherung]] – Auswerten qualitativer und quantitativer Qualitätsinformationen (Kosten-Nutzen-Betrachtungen, Überprüfen von gemachten Annahmen)
* [[Qualität]]sgewinn – aus vorheriger Phase gewonnene Informationen werden für Strukturverbesserungsmaßnahmen und [[Prozessoptimierung]] eingesetzt
* Erfolge und Ergebnisse werden kommuniziert


=== Kernaufgaben in Unternehmen ===
=== Kernaufgaben in Unternehmen ===
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* [[Prozessmanagement]]
* [[Prozessmanagement]]
* [[Beschwerdemanagement|Reklamationsmanagement]] (z.&nbsp;B. Bearbeitung von Kundenreklamationen, technische Bearbeiten von Reklamationen gegen Lieferanten, Verringerung der internen Reklamationen: Produktionsfehler / Prozessfehler)
* [[Beschwerdemanagement|Reklamationsmanagement]] (z.&nbsp;B.&nbsp;Bearbeitung von Kundenreklamationen, technische Bearbeiten von Reklamationen gegen Lieferanten, Verringerung der internen Reklamationen: Produktionsfehler / Prozessfehler)
* [[Lieferantenmanagement]]
* [[Lieferantenmanagement]]
* Verbesserungsmanagement (z.&nbsp;B. mit [[Corrective And Preventive Action|CAPA]] und [[Kontinuierlicher Verbesserungsprozess|KVP]])
* Verbesserungsmanagement (z.&nbsp;B.&nbsp;mit [[Corrective And Preventive Action|CAPA]] und [[Kontinuierlicher Verbesserungsprozess|KVP]])
* [[Risikomanagement]] (z.&nbsp;B. mit FMEA)
* [[Risikomanagement]] (z.&nbsp;B.&nbsp;mit FMEA)
* Vorbereiten des Managementreports (und Erfassen und Definieren von [[Key-Performance-Indicator|Kennzahlen]] und Vergleich gegen Zielvorgaben)
* Vorbereiten des Managementreports (und Erfassen und Definieren von [[Key-Performance-Indicator|Kennzahlen]] und Vergleich gegen Zielvorgaben)
* [[Dokumentenmanagement]] (umfasst z.&nbsp;B. Vorgabedokumente: Dokumente mit anweisendem Charakter und Dokumente mit nachweisendem Charakter)
* [[Dokumentenmanagement]] (umfasst z.&nbsp;B.&nbsp;Vorgabedokumente: Dokumente mit anweisendem Charakter und Dokumente mit nachweisendem Charakter)
* [[Prüfmittelmanagement]]
* [[Prüfmittelmanagement]]
* Validierungen und [[Prozessfähigkeitsuntersuchung]]
* Validierungen und [[Prozessfähigkeitsuntersuchung]]
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==== Links ====
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===== Weblinks =====
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== Links ==
# https://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4tsmanagement
# https://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4tsmanagement



Aktuelle Version vom 21. November 2024, 09:59 Uhr

Qualitätsmanagement - Systematische Planung und Steuerung von Abläufen mit Blick auf deren Qualität

Beschreibung

Qualitätsmanagement (QM) ist dafür zuständig, dass Tätigkeiten und Maßnahmen darauf abzielen, eine geforderte Produkt- oder Dienstleistungsqualität zu erreichen

Allgemeines

Der Begriff Leistungen umfasst im QM die Dienstleistungen, geht aber über den üblichen Begriff hinaus und betrifft vor allem die innerorganisatorischen Leistungen

Bereits seit etwa 1900 wurden verschiedene Modelle zur Standardisierung des Qualitätsmanagements entwickelt

Einsatz

Die Wirtschaftswissenschaften sehen Qualitätsmanagement als Teilbereich des funktionalen Managements, mit dem Ziel, die Effektivität und Effizienz einer Arbeit (Arbeitsqualität) oder von Geschäftsprozessen zu erhöhen

  • Dabei sind materielle und zeitliche Vorgaben zu berücksichtigen sowie die Qualität von Produkt oder Dienstleistung zu erhalten oder weiterzuentwickeln

Inhalte sind etwa die Optimierung von Kommunikationsstrukturen, professionelle Lösungsstrategien, die Erhaltung oder Steigerung der Zufriedenheit von Kunden oder Klienten sowie der Motivation der Belegschaft, die Standardisierungen bestimmter Handlungs- und Arbeitsprozesse, Normen für Produkte oder Leistungen, Dokumentationen, Berufliche Weiterbildung, Ausstattung und Gestaltung von Arbeitsräumen

Bei der Gestaltung von Arbeitsabläufen in Organisationen soll Qualitätsmanagement sicherstellen, dass Qualitätsbelange den zugewiesenen Platz einnehmen

  • Qualität bezieht sich dabei sowohl auf die vermarkteten Produkte und Dienstleistungen, als auch auf die internen Prozesse der Organisation und ist definiert als das Maß, in dem das betrachtete Produkt oder der betrachtete Prozess den Anforderungen genügt
  • Diese Anforderungen können explizit definiert sein, sie können aber auch implizit vorausgesetzt werden (Erwartungen)

Qualitätsmanagement führt somit nicht zwangsläufig zu einem höherwertigen Ergebnis, sondern zielt auf die Sicherstellung der vorgegebenen Qualität

  • Auch der Herstellungsprozess eines Billigprodukts kann einem vollständigen Qualitätsmanagement unterliegen
  • Qualitätszertifizierungen etwa nach ISO sagen somit nichts über die Produktqualität aus, wie teilweise durch Werbung suggeriert, sondern nur über das Qualitätsmanagement im Herstellungsprozess

Historische Entwicklung

Zeit Schlagwort Beschreibung Vorreiter
um 1900 Qualitätskontrolle Aussortieren von fehlerhaften Produkten Ford, Taylor
um 1930 Qualitätsprüfung Steuerung basierend auf Statistiken Walter A. Shewhart z. B. Regelkarten
um 1960 Qualitätsmaßnahmen im ganzen Unternehmen Vorbeugende Maßnahmen Genichi Taguchi, W.E. Deming
um 1964 Null-Fehler-Programm des US-Verteidigungs­ministeriums Ziel der Perfektion Philip B. Crosby
um 1985 Null-Fehlerstrategie Six Sigma General Electric, Motorola
1988 EFQM-Modell neun ganzheitliche Kriterien EFQM
um 1990 umfassendes Qualitätskonzept Integration von Teilkonzepten Ishikawa 5-Why Six-Sigma
1995 Total-Quality-Management Qualität als Systemziel W.E. Deming, Malcolm Baldrige KVP kontinuierlicher Verbesserungs-Prozess

Modelle und Standards

Es gibt eine Reihe von Qualitätsmanagementnormen, welche als Rahmen oder auch als verpflichtende Vorgabe für die Etablierung eines Qualitätsmanagementsystems herangezogen werden

  • Die Nutzung der verschiedenen Qualitätsstandards zeigt starke regionale und branchenspezifische Unterschiede
  • Vor allem asiatische und angelsächsische Hersteller, insbesondere in der Industrie, haben Qualitätsmanagementmethoden eingeführt, (siehe auch Qualitätsmodell nach Donabedian)

EFQM und ISO 9001

Die bekanntesten Qualitätsmanagementmodelle sind das EFQM-Modell (European Foundation for Quality Management-Modell) sowie die ISO 9001, die beide Schnittmengen in der Prozessorientierung haben

Das EFQM-Modell ist europäisch ausgerichtet und ermöglicht ebenso ein Zertifikat durch einen Auditor – wie das der EN ISO 9001

  • Es ist im Gegensatz zur ISO 9001:2015 ein Wettbewerbsmodell, welches nicht auf die Erfüllung von Vorgaben, sondern auf die Selbstverantwortung in der Bewertung abzielt
  • Zentrales Anliegen des EFQM-Modells ist die stetige Verbesserung mittels Innovation und Lernen in allen Unternehmensteilen und in Zusammenarbeit mit anderen EFQM-Anwendern
  • Es orientiert sich laufend an weltbesten Umsetzungen, so dass es für ein Unternehmen nie möglich ist, die Maximalpunktzahl zu erreichen
  • Es besteht somit im Vergleich zur ISO 9001:2008 eine größere Motivation für weitere Verbesserungen
  • EFQM lässt sich nicht nur auf Wirtschaftsunternehmen, sondern auch auf Dienstleistungs- und soziale Einrichtungen anwenden
  • Die Revision ISO 9001:2015 folgt dem Ansatz des EFQM-Modells in Bezug auf ständige Verbesserung sowie Risikomanagement sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene

Spezielle Modelle

  • Neuere Qualitätsstandards wie IATF 16949:2016 orientieren sich stärker an den schon lange bekannten und fundierten Methoden der Begründer des industriellen Qualitätsgedankens (W * Edwards Deming, Walter A. Shewhart)
  • Für den öffentlichen Sektor wurde in Europa das auf EFQM aufbauende CAF (Common Assessment Framework)-Modell entwickelt
  • Für Organisationen mit Entwicklungsaufgaben (interne IT-Abteilungen, Auto-Entwicklung, Maschinen-Entwicklung) gibt es das Capability Maturity Model Integration (CMMI) als ein spezialisiertes Prozessmodell
  • Durch die spezifische Ausrichtung auf Entwicklungsorganisationen kann CMMI detaillierter auf einzelne Prozessaspekte eingehen
  • In der Produktion werden statistische Mittel verwendet, um den Herstellungsprozess zu überwachen
  • Zu den darauf aufbauenden Qualitätsstrategien gehört auch Six Sigma
  • Im Projektmanagement werden ebenfalls eigene Qualitätsmanagementverfahren eingesetzt, siehe Qualitätsmanagement im Projektmanagement
  • Speziell für Architektur- und Ingenieurbüros wurde in Zusammenarbeit mit dem TÜV Rheinland 2007 das QualitätsZertifikat Planer am Bau („QZ Planer am Bau“ ist eingetragene Wortmarke beim Deutschen Patent- und Markenamt) entwickelt
  • Die strengsten Zertifizierungen sind jene der Automobilindustrie, wie die IATF16949:2016 oder deren Vorgänger QS-9000 und VDA 6.1
  • Eigene Standards sind vorgesehen in der Medizin und der Medizintechnik, wie unter Qualitätsmanagement in der Medizin beschrieben, sowie
    • im Weiterbildungsbereich,
    • in der Luft- und Raumfahrt und
    • in Kernkraftwerken

Bewertung

Viele Qualitätsmanagementmodelle unternehmen den Versuch, die Prozesse objektiv bewertbar zu machen

  • Dabei sind zwei grundlegend verschiedene Ansätze zu unterscheiden:

a) Zertifizierbare Normen mit definierten Mindestanforderungen an ein wirksames Qualitätsmanagementsystem, beispielsweise die EN ISO 9001, die durch Audits bewertet werden

b) Selbstbewertung des eigenen Qualitätsmanagementsystems und Benchmarking zwischen Wettbewerbern um einen Qualitätspreis, beispielsweise den EFQM Excellence Award der European Foundation for Quality Management (Wirtschaft) oder den Speyerer Qualitätswettbewerb (für den öffentlichen Sektor)

Vorlage:Siehe auch

Kritik

Kritisch wird häufig kommentiert, dass nur extern auditierte und zertifizierte Qualitätsmanagementmodelle objektiven Kriterien standhalten, da bei einer Selbstbewertung oftmals zugunsten der eigenen Situation bewertet wird

  • Von Auditoren ausgestellte Zertifikate, beispielsweise die drei möglichen Zertifikate der EFQM, legen daher einen Schwerpunkt auf externe Audits anstelle von Selbstbewertungen

Vorlage:Siehe auchDie Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha vertritt den Standpunkt, dass sich komplexe Arbeitsabläufe nicht durch Kennzahlen abbilden lassen

  • Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe erklärt sie unter einer wissenschaftstheoretischen Perspektive als moderne Mythen.[1][2]

Der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler Paul Reinbacher qualifiziert Qualitätsmanagement als Kitsch, da es Komfortzonen schaffe, in denen Erwartungen erfüllt, aber keine neuen Impulse generiert werden

  • In diesem Sinne sei Qualitätsmanagement tendenziell konservativ statt innovativ.[3]

Auch ein funktionierendes QM-System gibt keinen Aufschluss darüber ob die Produkte oder Dienstleistungen dem allgemeinen Qualitätsverständnis entsprechen und somit von hoher Qualität sind

Struktur

Qualitätsmanagement ist ein selbstreferenzieller Prozess, das heißt, die Verfahren zur Verbesserung des jeweiligen Gegenstands lassen sich auch auf den Qualitätsmanagementprozess selbst anwenden

Management

Im QM als Managementaufgabe werden festgelegt:

  • Qualitätspolitik
  • Ziele
  • Verantwortungen

Dabei liegt es im Interesse des Managements, eindeutige Beschreibungen niederzulegen, andernfalls kann es persönlich für die durch das Produkt eingetretenen Schäden zur Verantwortung gezogen werden

Die DIN EN ISO 9001:2015 sieht eine in regelmäßigen Abständen durchzuführende Bewertung des Qualitätsmanagementsystems durch die oberste Leitung, also die Geschäftsführung vor

  • Es werden keine einzelnen Personen bewertet, sondern nur das System
  • Ferner wird davon abgeraten, die Bewertung des QMS durch den eigenen Qualitätsmanagementbeauftragten (QMB) durchzuführen, denn eine Selbst-Bewertung hat wenig Sinn

In den Vorgaben der Norm wird gefordert, dass die Bewertung in „regelmäßigen Abständen“ stattfinden soll, in der Praxis wird die Bewertung im Jahresrhythmus vorgenommen

  • In der Bewertung des Qualitätsmanagementsystems wird der Frage nachgegangen, ob das QMS in Leistung und Wirksamkeit den aktuellen Ansprüchen gerecht wird oder eine Anpassung nach Kapitel 9.3.2 der ISO-Norm empfehlenswert ist
  • Inhaltlich gilt es, Rückschlüsse auf die Kundenzufriedenheit zu ziehen, oder ob es Veränderungen der internen und externen Anspruchsgruppen für das Unternehmen bedarf, sowie ein Resümee über Leistungen externer Anbieter und Ergebnisse von Überwachungen und Messungen

Die Ergebnisse der Bewertung fließen in die aktuellen und die folgenden Auditberichte ein.[4]

Regelkreis des Qualitätsmanagements

Großer Wert wird auf die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse gelegt

  • Erfahrungen daraus fließen wieder zurück in die Planung, so dass ein Regelkreis (Demingkreis) entsteht:[5]
  • Qualitätsplanung – es wird ein Ist-Zustand ermittelt und die Rahmenbedingungen für das Qualitätsmanagement festgelegt
  • Danach werden Konzepte und Abläufe erarbeitet
  • Qualitätslenkung – die in der Planphase gewonnenen Ergebnisse werden umgesetzt (QFD, FMEA)
  • Qualitätssicherung – Auswerten qualitativer und quantitativer Qualitätsinformationen (Kosten-Nutzen-Betrachtungen, Überprüfen von gemachten Annahmen)
  • Qualitätsgewinn – aus vorheriger Phase gewonnene Informationen werden für Strukturverbesserungsmaßnahmen und Prozessoptimierung eingesetzt
  • Erfolge und Ergebnisse werden kommuniziert

Kernaufgaben in Unternehmen

Zu den Kernaufgaben des Qualitätsmanagements in Unternehmen zählt oft:


Anhang

Siehe auch

Links

Weblinks
  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4tsmanagement


  1. https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2010/qualitaet/ungesunde-ordnung Interview mit der Sozialwissenschaftlerin Bettina Warzecha: Ungesunde Ordnung, brand eins (Wirtschaftsmagazin) 12. Jahrgang, Heft 10 vom Oktober 2010, S. 120–124.
  2. Bettina Warzecha: Problem Qualitätsmanagement – Prozessorientierung, Beherrschbarkeit und Null-Fehler-Abläufe als moderne Mythen, Verlag für Planung und Organisation, 2009, 163 Seiten, ISBN 978-3-00-028012-2.
  3. Paul Reinbacher: Qualitätsmanagement? Kitsch! In: [https://www.theeuropean.de/paul-reinbacher/10501-komfortzone-qualitaetsmanagement The European
    • Das Debatten-Magazin.] 12. Oktober 2015.
  4. Vorlage:Literatur