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AppArmor/HowTo: Unterschied zwischen den Versionen

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'''AppArmor/HowTo''' - Sicherheitsframework für Linux
'''AppArmor/HowTo''' - Sicherheitsframework für [[Linux]]
[[File:appArmor.png|mini|600px|link=]]


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
; AppArmor ist ein Mandatory-Access-Control-(MAC)-Framework für Linux
* Prozesse werden durch Profile eingeschränkt, die erlaubte Zugriffe auf Dateien, Verzeichnisse, Netzwerke und Fähigkeiten definieren
* Auf Debian-basierten Systemen (z. B. Debian, Ubuntu) ist AppArmor typischerweise bereits installiert und beim Systemstart aktiv
* AppArmor wird häufig als einfacher zu verwaltende Alternative zu SELinux eingesetzt


AppArmor ist ein Mandatory-Access-Control-(MAC)-Framework für Linux.
; Als [[Mandatory Access Control]] (MAC) System kontrolliert es Anwendungen einzeln
* Prozesse werden durch Profile eingeschränkt, die erlaubte Zugriffe auf Dateien, Verzeichnisse, Netzwerke und Fähigkeiten definieren.
* Auf Debian-basierten Systemen (z.B. Debian, Ubuntu) ist AppArmor typischerweise bereits installiert und beim Systemstart aktiv.
* AppArmor wird häufig als einfacher zu verwaltende Alternative zu SELinux eingesetzt.
 
 
Als [[Mandatory Access Control]] (MAC) System kontrolliert es Anwendungen einzeln
* Für diese können in Profilen Zugriffsrechte festgelegt werden, die feiner als die allgemeinen Dateirechte sind
* Für diese können in Profilen Zugriffsrechte festgelegt werden, die feiner als die allgemeinen Dateirechte sind
* Neben den vordefinierten können eigene Profile aufgestellt werden
* Neben den vordefinierten können eigene Profile aufgestellt werden
Zeile 16: Zeile 13:


; Zweck
; Zweck
Ziel ist die Begrenzung der Auswirkungen kompromittierter oder fehlerhafter Anwendungen.
Ziel ist die Begrenzung der Auswirkungen kompromittierter oder fehlerhafter Anwendungen
* Typische Kandidaten sind Netzwerkdienste, Browser, Mail- und Büroanwendungen sowie Interpreter für potentiell unsichere Inhalte
* Typische Kandidaten sind Netzwerkdienste, Browser, Mail- und Büroanwendungen sowie Interpreter für potentiell unsichere Inhalte


== Algorithmus ==
== Algorithmus ==
; Ablauf (Kurzfassung)
; Ablauf (Kurzfassung)
# Prüfen, ob AppArmor installiert und aktiviert ist
# Prüfen, ob AppArmor installiert und aktiviert ist
# Netzwerkfähige Prozesse ohne Profil identifizieren
# Netzwerkfähige Prozesse ohne Profil identifizieren
# Profil für einen ausgewählten Dienst erzeugen (ggf. automatisch) und mit Log-Daten verfeinern
# Profil für einen ausgewählten Dienst erzeugen (ggf. automatisch) und mit Log-Daten verfeinern
# Profil in den passenden Modus (''complain''/''enforce''/''audit'') schalten.
# Profil in den passenden Modus (''complain''/''enforce''/''audit'') schalten
# Logs und ggf. Desktop-Benachrichtigungen auswerten
# Logs und ggf. Desktop-Benachrichtigungen auswerten
# Optional weitere Profile hinzufügen bzw. vorhandene Profile anpassen
# Optional weitere Profile hinzufügen bzw. vorhandene Profile anpassen


== Installation ==
== Installation ==
Seit vielen Jahren wird AppArmor auf Debian-basierten Systemen standardmäßig mitinstalliert.
Seit vielen Jahren wird AppArmor auf Debian-basierten Systemen standardmäßig mitinstalliert
* Falls Pakete fehlen, können diese nachinstalliert werden:
* Falls Pakete fehlen, können diese nachinstalliert werden


<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
Zeile 37: Zeile 33:
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Hilfsprogramme:
; Hilfsprogramme
 
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo apt install apparmor-utils apparmor-notify apparmor-profiles apparmor-profiles-extra
sudo apt install apparmor-utils apparmor-notify apparmor-profiles apparmor-profiles-extra
Zeile 61: Zeile 56:


== Schutz durch AppArmor ==
== Schutz durch AppArmor ==
AppArmor wird beim Systemstart geladen und aktiviert.
AppArmor wird beim Systemstart geladen und aktiviert
* Prozesse werden einem Profil zugeordnet, wenn ein dazu passender Regelsatz in '''/etc/apparmor.d/''' vorhanden und geladen ist
* Prozesse werden einem Profil zugeordnet, wenn ein dazu passender Regelsatz in '''/etc/apparmor.d/''' vorhanden und geladen ist
* Ohne Profil arbeiten Prozesse nur mit klassischen Unix-Dateirechten, aber ohne zusätzliche MAC-Einschränkungen
* Ohne Profil arbeiten Prozesse nur mit klassischen Unix-Dateirechten, aber ohne zusätzliche MAC-Einschränkungen
== AppArmor Utilities ==
* Weitere, detaillierte Utilities werden in der separaten Dokumentation zu [[AppArmor/Utilities|Utilities]] behandelt


== AppArmor-Modi (flags) ==
== AppArmor-Modi (flags) ==
AppArmor kennt drei Hauptmodi pro Profil:
AppArmor kennt drei Hauptmodi pro Profil


{| class="wikitable options big"
{| class="wikitable options big"
! Modus !! Beschreibung
! Modus !! Beschreibung
|-
|-
| ''complain'' || "Lernmodus". Regelverstöße werden geloggt, aber nicht blockiert.
| ''complain'' || Lernmodus
* Regelverstöße werden geloggt, aber nicht blockiert
|-
|-
| ''enforce'' || "Zwangsmodus". Regelverstöße werden geloggt und blockiert.
| ''enforce'' || Zwangsmodus
* Regelverstöße werden geloggt und blockiert
|-
|-
| ''audit''   || "Prüfmodus". alle Regelanwendungen und -verstöße werden geloggt.
| ''audit'' || Prüfmodus
* alle Regelanwendungen und -verstöße werden geloggt
|}
|}


Profile werden folgendermaßen umgeschaltet:
; Profil wecheln
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo <aa-complain|aa-enforce|aa-audit> <PROFIL>
</syntaxhighlight>


<syntaxhighlight lang="bash" highlight="" line copy>
; Mehrere Profile gleichzeitig
sudo aa-complain PROFIL  # Profil in den "complain"-Modus
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo aa-enforce  PROFIL  # Profil in den "enforce"-Modus
sudo aa-complain /etc/apparmor.d/*
sudo aa-audit    PROFIL  # Profil in den "audit"-Modus
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Mehrere Profile gleichzeitig:
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
 
sudo aa-enforce /etc/apparmor.d/*
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="" line copy>
sudo aa-complain /etc/apparmor.d/*
sudo aa-enforce /etc/apparmor.d/*
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Zeile 103: Zeile 97:
== Status prüfen ==
== Status prüfen ==
; Hinweis
; Hinweis
Alle Befehle zur Steuerung von AppArmor erfordern Root-Rechte (z.B. durch ''sudo'')
Alle Befehle zur Steuerung von AppArmor erfordern Root-Rechte (z.&nbsp;B.&nbsp;durch ''sudo'')


=== AppArmor aktiviert ===
=== AppArmor aktiviert ===
Zeile 110: Zeile 104:
</syntaxhighlight>
</syntaxhighlight>


Typische Ausgabe:
Ausgabe
* ''Yes'' – AppArmor ist aktiv.
* ''Yes'' – AppArmor ist aktiv
* ''No'' – AppArmor ist deaktiviert bzw. das Kernel-Modul nicht geladen.
* ''No'' – AppArmor ist deaktiviert bzw.&nbsp;das Kernel-Modul nicht geladen


; 1.&nbsp;Basisprofil erzeugen
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo aa-genprof /usr/sbin/PROGRAMM
</syntaxhighlight>


* Der Dienst wird gestartet/benutzt
* ''aa-genprof'' wertet Log-Einträge aus und fragt interaktiv nach Freigaben/Verboten


=== AppArmor Modi (flags) ===
; 2.&nbsp;Profil testen
AppArmor kennt drei Modi für jedes einzelne Profil
* Profil zunächst im ''complain''-Modus belassen
* Dienst normal verwenden und Logs auswerten
* Bei Bedarf ''aa-logprof'' wiederholt ausführen, bis keine relevanten Verstöße mehr auftreten


{| class="wikitable sortable options"  
; 3.&nbsp;Profil scharf schalten
|-
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
! Modus !! Beschreibung
sudo aa-enforce /usr/sbin/PROGRAMM
|-
</syntaxhighlight>
|| <tt>complain</tt>
|| "Lernmodus": Aktionen, die gegen die Regeln verstoßen, werden nur geloggt und nicht verboten
* Das Profil enthält die Kennzeichnung <tt>flags=(complain)</tt>
|-  
|| <tt>enforce</tt>
|| "Zwangsmodus": Aktionen, die gegen die Regeln verstoßen, werden geloggt und verboten
* Das Profil enthält die Kennzeichnung <tt>flags=(enforce)</tt>
|-
|| <tt>audit</tt>
|| "Prüfmodus": Alle Regelanwendungen und Regelverstöße werden geloggt
* Das Profil enthält die Kennzeichnung <tt>flags=(audit)</tt>
|-
|}


Profile werden somit folgendermaßen geladen
* Der Dienst wird nun strikt gemäß Profil ausgeführt
* Weitere Verstöße erscheinen als abgewiesene Zugriffe in den Logs


sudo aa-complain PROFIL <nowiki># für den "Complain"-Modus</nowiki>
== Logs auswerten ==
sudo aa-enforce PROFIL <nowiki># für den "Enforce"-Modus</nowiki>
AppArmor schreibt Meldungen je nach Systemkonfiguration z.B.&nbsp;in
sudo aa-audit PROFIL <nowiki># für den "Audit"-Modus </nowiki>
* '''/var/log/syslog'''
* '''/var/log/kern.log'''
*'''/var/log/audit/audit.log


Möchte man alle Profile auf einmal aktivieren, so geschieht dies mit diesem Befehl
Ein praktischer Live-Blick auf aktuelle Meldungen ist etwa
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo tail -F /var/log/syslog | grep "apparmor"
</syntaxhighlight>
* ''aa-logprof'' verarbeitet typischerweise Meldungen aus '''/var/log/syslog'''
* Für umfangreiche Analysen kann ''audit''-Modus sinnvoll sein, erhöht aber Log-Volumen deutlich


sudo aa-complain /etc/apparmor.d/* <nowiki># für den "Complain"-Modus"</nowiki>
Die Protokollierungseinstellungen werden über die Datei '''/etc/apparmor/logprof.conf''' verwaltet
sudo aa-enforce /etc/apparmor.d/* <nowiki># für den "Enforce"-Modus </nowiki>


Das [https://wiki.ubuntuusers.de/Logdateien/ Logging] erfolgt dabei sowohl in der Syslog '''/var/log/syslog''' als auch in erweiterter Form in der Kernel-Log '''/var/log/kern.log'''
== Deaktivieren und Reaktivieren ==
* Die '''/var/log/syslog''' ist dabei jedoch standardmäßig die ausschlaggebende, die auch von den AppArmor-Utils '''aa-logprof''' und '''aa-genprof''' benutzt wird
Die Steuerung von AppArmor erfolgt über einen Systemdienst


Möchte man sich von Hand anschauen, was AppArmor loggt, eignet sich [https://wiki.ubuntuusers.de/tail/ tail] durch Ausführung von
; Dienst und Profile entladen
tail -F /var/log/syslog | grep "apparmor"
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
sudo aa-teardown
</syntaxhighlight>
* Alle aktiven Profile werden aus dem Kernel entfernt
* Danach finden keine AppArmor-Prüfungen mehr statt


bzw
; Profile neu laden
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1"line copy>
sudo systemctl reload apparmor.service
</syntaxhighlight>


tail -F /var/log/kern.log | grep "apparmor"
Lädt alle aktiven Profile aus '''/etc/apparmor.d/''' neu


[https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/#regel_default]
== AppArmor Notify ==
Nach Installation von ''apparmor-notify'' können Desktop-Benachrichtigungen für verweigerte Zugriffe aktiviert werden


Die Regelsätze befinden sich im Verzeichnis '''/etc/apparmor.d/'''
; Aktivierung
* Die Regeln haben dabei die Struktur "pfad.zur.datei.dateiname"
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
* Es ist also der Dateipfad enthalten, allerdings durch einen Punkt anstatt eines Slashs getrennt, der letzte Teil gibt den Namen des Programms/Dienstes/ an
aa-notify -p
</syntaxhighlight>


=== Deaktivieren und Reaktivieren ===
; Test mit einem bewusst restriktiven Zugriff
Die Steuerung von AppArmor erfolgt als [https://wiki.ubuntuusers.de/Dienste/ Dienst]
<syntaxhighlight lang="bash" highlight="1" line copy>
* Um diesen komplett zu stoppen, dient nicht wie bei anderen Diensten üblich der Befehl <tt>stop</tt>, dieser leert nur den Cache
sudo tcpdump -i enp8s0 -n -s 0 -w /foo
* Um AppArmor komplett zu stoppen, muss der folgende Befehl eingegeben werden
</syntaxhighlight>


sudo aa-teardown
Der Befehl startet tcpdump und versucht Folgendes
* Lesen des Datenverkehrs von der Schnittstelle enp8s0
* Speichern der erfassten Daten in einer Datei unter dem Pfad /foo (im Stammverzeichnis des Dateisystems)
* Normalerweise ist in AppArmor-Profilen das Schreiben in das Stammverzeichnis / verboten
:* ''deny /foo w,''


Der Neustart inkl.&nbsp;Laden alle aktiven Profile erfolgt mit
== Profile bearbeiten ==
Grundsätzlich können Profile in '''/etc/apparmor.d/''' manuell editiert werden
* Es handelt sich um Textdateien mit eigener Regel-Syntax
* Ergänzende lokale Anpassungen werden in Dateien unter '''/etc/apparmor.d/local/''' vorgenommen, die per ''#include'' in das Hauptprofil eingebunden sind


sudo systemctl reload apparmor.service
; Hinweis
 
* Manuelles Editieren sollte die Ausnahme sein
=== AppArmor Notify ===
* Typische Änderungen (neue Pfade, zusätzliche Rechte) werden durch ''aa-logprof'' vorgenommen
Hat man das Paket '''aa-notify''' installiert, kann man die Benachrichtigung für DENIED-Messages aktivieren
* Bei Profilen, die über Paketverwaltung geliefert werden, gehen direkte Änderungen in '''/etc/apparmor.d/''' bei Updates verloren - lokale Anpassungen gehören nach '''/etc/apparmor.d/local/'''
* Dazu dient folgender Befehl im Terminal[https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/#source-2 [2]]
* Details zur Profilsprache (Regeln, Rechte, Globbing, Ausführungsmodi, Abstractions) sind in '''[[AppArmor/Policy]]''' beschrieben.
 
aa-notify -p
 
Die Benachrichtigung kann man testen mit
 
sudo tcpdump -i enp0s31f6 -n -s 0 -w /foo


(enp0s31f6 ist das Tcpip-Interface, das man mit ifconfig findet)
== Weitere Profile beziehen ==
* Debian-basierte Systeme liefern bereits Profile für viele Standardprogramme
* Zusätzliche Regeln können über Pakete (''apparmor-profiles'', ''apparmor-profiles-extra'') installiert werden
* Fremde Profile sollten nur nach Prüfung der Quelle und anschließender Anpassung an die eigenen Anforderungen übernommen werden


=== Profile bearbeiten ===
Grundsätzlich ist es möglich, von Hand bestehende Profile zu bearbeiten oder neue zu erstellen
* Es handelt es sich um normale Textdateien
; Achtung
Wer das Editieren von Hand beabsichtigt, sollte genau wissen, was er tut! Es besteht eine erhöhte Gefahr, dass das Programm, welches durch das editierte Profil gesichert ist, entweder nicht mehr ausreichend gesichert ist oder auch, dass die Sicherung zu restriktiv ist, so dass das Programm nicht mehr richtig ablaufen kann!
==== Profilaufbau ====
Eine Profil-Datei ist dabei prinzipiell wie folgt aufgebaut
vergrößern
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
|| <nowiki>#include <tunables/global></nowiki>
/pfad/zur/anwendung {
<nowiki>#include <abstractions/base></nowiki>
[...]
capability sys_admin
[...]
<nowiki># Kommentar</nowiki>
/usr/lib/gconv/** r
/proc/meminfo r
/bin/basename rmix
[...]
}
|-
|}
* Mit dem Befehl <tt><nowiki>#include</nowiki></tt> können andere (grundlegende) Regelsätze eingebunden werden
* In allen Profilen ist grundsätzlich die Datei '''/etc/apparmor.d/tunables/global''' mit <tt><nowiki>#include</nowiki></tt> eingebunden, die wiederum weitere Dateien aus diesem Verzeichnis enthält, in denen u.a.&nbsp;Variablen wie <tt>@{HOME}</tt> (für alle [https://wiki.ubuntuusers.de/Homeverzeichnis/ Homeverzeichnisse]) oder <tt>@{PROC}</tt> (für das Verzeichnis '''/proc/''') definiert sind
* Nach der Angabe des Pfades zur Anwendung, für die das Profil erstellt ist, stehen sämtliche Regeln innerhalb von geschweiften Klammern
* Jede Zeile endet mit einem Komma - mit Ausnahme von Kommentaren, <tt><nowiki>#include</nowiki></tt>-Anweisungen, mit denen sogenannten <tt>abstractions</tt> eingebunden werden, und Kind-Profile (näheres dazu weiter unten)
* Mit dem Befehl <tt>capability XYZ</tt> werden grundlegende Eigenschaften/Merkmale definiert
* Siehe dazu die entsprechende [https://manpages.ubuntu.com/manpages/jammy/en/man7/capabilities.7.html Manpage] sowie [https://gitlab.com/apparmor/apparmor/wikis/AppArmor_Core_Policy_Reference#Capability%20rules Capability rules]
* <tt>/PFAD/ZU/DATEI OPTION</tt> setzt die Berechtigungen für das jeweilige Verzeichnis bzw.&nbsp;die jeweilige Hilfsanwendung
* Dabei ist die Verwendung des Jokers <tt><nowiki>*</nowiki></tt> erlaubt, zwei <tt><nowiki>**</nowiki></tt> bedeuten "inkl.&nbsp;aller Unterverzeichnisse" (extended globbing)
* Beispiele dazu
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| <tt>/ordner/datei</tt>
|| gilt für diese spezifische Datei '''datei''' in Verzeichnis '''/ordner'''
|-
|| <tt>/ordner/*</tt>
|| gilt für alle ''Dateien'' im Verzeichnis '''/ordner'''
|-
|| <tt>/ordner/a*</tt>
|| gilt für alle Dateien im Verzeichnis, die mit "a" beginnen
|-
|| <tt>/ordner/*.png</tt>
|| gilt für alle Dateien mit der Endung '''.png'''
|-
|| <tt>/ordner/[^.]*</tt>
|| gilt für alle Dateien in '''/ordner''' mit Ausnahme derjenigen, die mit einem "." beginnen
|-
|| <tt>/ordner/</tt>
|| gilt für das spezifische Verzeichnis '''/ordner'''
|-
|| <tt>/ordner/*/</tt>
|| gilt für jedes ''Verzeichnis'' in '''/ordner'''
|-
|| <tt>/ordner/**</tt>
|| gilt für jede ''Datei'' oder jedes ''Verzeichnis'' in oder unterhalb von '''/ordner'''
|-
|| <tt>/ordner/**/</tt>
|| gilt für jedes ''Verzeichnis'' in oder unterhalb von '''/ordner'''
|-
|}
Weitere Hinweise und Details finden sich unter [https://gitlab.com/apparmor/apparmor/wikis/QuickProfileLanguage#File_Globbing File Globbing]
==== Berechtigungen ====
Grundsätzlich gilt: Eine Anwendung mit AppArmor-Profil darf nur, was im Profil durch entsprechende Regeln explizit erlaubt wird
* Wenn beispielsweise in einem Profil keine Lese- oder Schreib-Regel für das Home-Verzeichnis existiert, wird jeglicher Zugriff der betreffenden Anwendung auf dieses Verzeichnis blockiert
===== Attribute =====
Darüber hinaus gibt es drei zusätzliche Attribute
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| Attribut
|| Beschreibung
|-
|| <tt>audit</tt>
|| alle Anwendungen der Regel werden grundsätzlich geloggt
|-
|| <tt>owner</tt>
|| Berechtigung wird nur erteilt, wenn die Datei bzw.&nbsp;das Verzeichnis im Besitz des Benutzers ist
|-
|| <tt>deny</tt>
|| der Zugriff auf die Datei bzw.&nbsp;das Verzeichnis wird explizit verboten
|-
|}
<tt>deny</tt> ist sinnvoll, wenn etwa für das Home-Verzeichnis Lese- und Schreibberechtigung durch eine entsprechende Regel erteilt wurde, aber besonders sicherheitskritische Verzeichnisse/Dateien geschützt werden sollen
Beispiel
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| 1
|| audit deny @{HOME}/.config/autostart/** wl
|-
|}
===== Netzwerkberechtigungen =====
AppArmor kann einer Anwendung den Netzwerkzugriff allgemein oder auch sehr spezifisch erlauben oder verbieten
* Typische Beispiele
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| 1
2
3
4
5
6
|| network, <nowiki># Netzwerkzugriff wird generell erlaubt</nowiki>
deny network, <nowiki># Netzwerkzugriff wird generell verboten </nowiki>
network tcp, <nowiki># TCP-Verbindungen werden erlaubt</nowiki>
network udp, <nowiki># UDP-Verbindungen werden erlaubt</nowiki>
network inet stream, <nowiki># IPv4 TCP-Verbindungen werden erlaubt</nowiki>
network inet6 dgram, <nowiki># IPv6 UDP-Verbindungen werden erlaubt</nowiki>
|-
|}
Weitere Details unter [https://gitlab.com/apparmor/apparmor/wikis/AppArmor_Core_Policy_Reference#Network_rules Network rules]
===== Dateizugriffsberechtigungen =====
In AppArmor gibt es folgende Berechtigungen
{| class="wikitable sortable options"
|-
| colspan="2" | Dateizugriffsberechtigungen in AppArmor-Profilen
|-
|| Option
|| Beschreibung
|-
|| <tt>r</tt>
|| Lesezugriff ist erlaubt
|-
|| <tt>w</tt>
|| Schreibzugriff ist erlaubt
|-
|| <tt>a</tt>
|| Dateiinhalte können hinzugefügt werden
|-
|| <tt>l</tt>
|| Es ist erlaubt, einen Link zu erstellen
|-
|| <tt>k</tt>
|| Datei kann gesperrt werden (lockfile)
|-
|| <tt>m</tt>
|| Es darf der Aufruf von [https://manpages.ubuntu.com/manpages/jammy/en/man2/mmap.2.html mmap] erfolgen
|-
|| <tt>x</tt>
|| Hilfsanwendung darf ausgeführt werden
|-
|}
Die Option <tt>x</tt> kann nur in den folgenden Kombinationen verwendet werden
{| class="wikitable sortable options"
|-
| colspan="3" | Ausführungsberechtigungen in AppArmor-Profilen
|-
|| Option
|| englisch für
|| Beschreibung
|-
|| <tt>ux</tt>
|| unconfined execute mode
|| Hilfsanwendung ohne AppArmor-Überwachung ausführen
|-
|| <tt>Ux</tt>
|| unconfined execute - scrub the environment
|| wie <tt>ux</tt> mit Bereinigen der Umgebung
|-
|| <tt>ix</tt>
|| inherit execute mode
|| Hilfsanwendung erbt die Berechtigungen der Hauptanwendung
|-
|| <tt>px</tt>
|| discrete Profile execute mode
|| setzt die Definition eines eigenen Profils für die Hilfsanwendung voraus
|-
|| <tt>Px</tt>
|| Discrete Profile execute mode - scrub the environment
|| wie <tt>px</tt> mit Bereinigen der Umgebung
|-
|| <tt>cx</tt>
|| Execute and transition to a child profile
|| Ausführen der Hilfsanwendung über ein Kind-Profil innerhalb des Profils der Hauptanwendung
|-
|| <tt>Cx</tt>
|| Execute and transition to a child profile - scrub the environment
|| wie <tt>cx</tt> mit Bereinigen der Umgebung
|-
|}
Für die Ausführungsberechtigungen sind folgende Hinweise zu beachten:* Die Benutzung von <tt>ux</tt> wird nicht empfohlen, sofern nicht unbedingt notwendig
* Eine mit <tt>ux</tt> ausgeführte Hilfsanwendung wird von AppArmor nicht kontrolliert bzw. "eingesperrt" und kann somit u.&nbsp;U.&nbsp;eine erhebliche Lücke in ein ansonsten sicheres Profil der Hauptanwendung reißen
* Auch die Benutzung von <tt>Ux</tt> wird nicht empfohlen
* Zwar wird hier ein sog. [https://stackoverflow.com/questions/5835664/how-does-apparmor-do-environment-scrubbing "environment scrubbing"] durchgeführt (d.&nbsp;h.&nbsp;ein Bereinigen der Umgebung, indem [https://wiki.ubuntuusers.de/Umgebungsvariable/ Umgebungsvariable] wie <tt>LD_PRELOAD</tt> entfernt werden)
* Ansonsten gilt jedoch dieselbe Problematik wie unter <tt>ux</tt>
* Erheblich sicherer ist die Verwendung von <tt>ix</tt>
* Eine damit ausgeführte Hilfsanwendung erbt die Berechtigungen der Hauptanwendung, darf also nicht mehr, aber auch nicht weniger als diese
* Dies kann problematisch sein, wenn die Hilfsanwendung mehr Rechte benötigt als die Hauptanwendung oder wenn die Rechte der Hilfsanwendung gezielt beschränkt werden sollen
* Erheblich flexibler ist diesbezüglich die Verwendung von <tt>px</tt> (bzw. <tt>Px</tt>)
* Voraussetzung ist, dass für die Hilfsanwendung ein eigenes AppArmor-Profil definiert ist, in dem die Berechtigungen deutlich von denen der jeweiligen Hauptanwendung abweichen können, und auf das auch andere Hauptanwendungen zugreifen können
* Noch flexibler ist die Verwendung von <tt>cx</tt> (bzw. <tt>Cx</tt>)
* Hier wird für die Hilfsanwendung ein lokales Profil innerhalb des Profils der Hauptanwendung angelegt
* Der Vorteil gegenüber <tt>px</tt> ist, dass dadurch unterschiedliche Berechtigungen für die Hilfsanwendung festgelegt werden können, je nachdem, durch welche Hauptanwendung sie aufgerufen wird
* Beispiel: Erstellt man beispielsweise ein AppArmor-Profil für den Browser Google Chrome, werden u.&nbsp;a.&nbsp;als Hilfsanwendungen [https://wiki.ubuntuusers.de/xdg-open/ xdg-open] und '''xdg-settings''' benötigt, die über entsprechende Kind-Profile eingebunden werden können
* Die Syntax für das Profil '''/etc/apparmor.d/opt.google.chrome.chrome''' sieht dann auszugsweise folgendermaßen aus: <br/>vergrößern
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
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17
18
19
20
21
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24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
|| <nowiki># Last Modified: Sat Feb 16 18:28:03 2013</nowiki>
<nowiki>#include <tunables/global></nowiki>
/opt/google/chrome/chrome {
[...]
/opt/google/chrome/xdg-settings Cx
[...]
/usr/bin/xdg-open Cx
/usr/bin/xdg-settings Cx
[...]
profile /opt/google/chrome/xdg-settings {
/bin/dash r
/bin/grep rix
/bin/readlink rix
[...]
}
profile /usr/bin/xdg-open {
<nowiki>#include <abstractions/base></nowiki>
/bin/dash r
/etc/X11/cursors/oxy-white.theme r
[...]
}
profile /usr/bin/xdg-settings {
/bin/cat rix
/bin/dash r
[...]
}
}
|-
|}
* Als weitere Variante mit <tt>cx</tt> und <tt>Cx</tt> ist eine sog. "named profile transition" möglich
* Hier wird ein Kind-Profil namentlich explizit definiert
* Sollen in dem obigen Beispiel keine separaten Kind-Profile für '''/opt/google/chrome/xdg-settings''' und '''/usr/bin/xdg-settings''' erstellt werden, könnte etwa ein gemeinsames Kind-Profil namens ''gemeinsame_xdg_settings'' definiert werden, auf das die Hilfsanwendungen mit einem Pfeilsymbol verweisen
* Die Syntax ändert sich dann in:<br/>vergrößern
{| class="wikitable sortable options"
|-
|| 1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
|| <nowiki>#include <tunables/global></nowiki>
/opt/google/chrome/chrome {
[...]
/opt/google/chrome/xdg-settings Cx -> gemeinsame_xdg_settings
[...]
/usr/bin/xdg-settings Cx -> gemeinsame_xdg_settings
[...]
profile gemeinsame_xdg_settings {
/bin/dash r
/bin/grep rix
/bin/readlink rix
[...]
}
}
|-
|}
Ein weiteres interessantes Beispiel einer "named profile transition" enthält die abstraction '''/etc/apparmor.d/abstractions/ubuntu-browsers.d/java'''
===== Abstractions =====
Im Verzeichnis '''/etc/apparmor.d/abstractions''' befinden sich eine Vielzahl von vorgefertigten Regelsätzen, den sog. "abstractions"
* Sie enthalten Regeln, die typischerweise bei der Erstellung eines AppArmor-Profils von vielen Anwendungen benötigt werden
* Durch Einbinden über den "<tt><nowiki>#include</nowiki></tt>" - Befehl kann die Profilerstellung deutlich vereinfacht werden
Die jeweiligen abstractions werden - wenn benötigt - bei der Regelerstellung bzw. &nbsp;Folgende Hinweise sollten dabei beachtet werden:
* In vielen abstractions sind andere abstractions über <tt><nowiki>#include</nowiki></tt> eingebunden, und in diese wiederum oft andere abstractions
* Durch diese mehrstufige Verschachtelung ist es - insbesondere bei der Verwendung mehrerer abstractions - häufig sehr schwierig, die effektiven Berechtigungen zu durchschauen, die man sich dadurch eingehandelt hat
* Es besteht daher die Gefahr, dass auf diese Weise einer Anwendung mehr Rechte als nötig oder beabsichtigt erteilt werden
* Das ist ein potentielles Sicherheitsrisiko
* Hinzu kommt, dass es bei der Verwendung mehrerer abstractions mitunter zu konkurrierenden Berechtigungen kommen kann, was beim Laden des Profils mit einer entsprechenden Fehlermeldung (beispielsweise "...&nbsp;conflicting permissions...") quittiert wird
* Aus diesen Gründen ist es ratsam, sich bei der Verwendung von abstractions in Zurückhaltung zu üben
* Wird von aa-logprof eine spezifische Regel und als Alternative eine oder mehrere abstractions angeboten, sollte man die Regel bevorzugen, auch wenn dies die Profilerstellung etwas mühsamer macht
* Nichtsdestotrotz sind eine Reihe von abstractions sehr sinnvoll
* Da den meisten Anwendungen Lese- und Schreibzugriff auf das Homeverzeichnis gewährt werden muss, ist es etwa sinnvoll, zur Absicherung sicherheitskritischer Dateien oder Verzeichnisse das Profil mit "<tt><nowiki>#include <abstractions/private-files></nowiki></tt>" (oder u.&nbsp;U.&nbsp;in einer erweiterten Form mit "<tt><nowiki>#include <abstractions/private-files-strict></nowiki></tt>") zu ergänzen
==== Generelle Hinweise zur Profilbearbeitung ====
Das manuelle Editieren eines AppArmor-Profils sollte die Ausnahme darstellen
* In der Praxis erfolgt das Hinzufügen von Regeln zu einem Profil mit Hilfe von <tt>aa-logprof</tt>
* Eine manuelle Nachbearbeitung beschränkt sich daher im wesentlichen auf drei Fälle:
# Es sollte überprüft werden, ob man nicht mit <tt>aa-logprof</tt> versehentlich die gefährlichen Ausführungsmodi <tt>ux</tt> und <tt>Ux</tt> gewählt hat
# Es macht bei umfangreichen Profilen u.U.&nbsp;Sinn, zum Zwecke einer besseren Übersichtlichkeit die Regeln zu gruppieren bzw.&nbsp;anders zu sortieren oder auch ggfs.&nbsp;einzelne Regeln mit einer zusätzlichen Kommentarzeile (beginnend mit einem <tt><nowiki>#</nowiki></tt>) zu erläutern
# Es ist zu überprüfen, ob möglicherweise einzelne Regeln nachträglich modifiziert werden sollten, beispielsweise indem eine generelle Lese- und Schreibberechtigung für das Homeverzeichnis durch "<tt>deny</tt>"-Regeln für einzelne Unterverzeichnisse/Dateien eingeschränkt wird
Generell nicht manuell bearbeitet werden sollten die mit Ubuntu standardmäßig mitgelieferten und mit '''apparmor-profiles''' zusätzlich installierten Profile in '''/etc/apparmor.d''', da alle Modifizierungen (auch über aa-logprof) bei einem Update dieser Profile über die Paketverwaltung verloren gehen
* Für diesen Zweck stehen stattdessen in '''/etc/apparmor.d/local''' jeweils leere "Unterprofile" zur Verfügung, die mit "<tt><nowiki>#include</nowiki></tt>" in das zugehörige Profil eingebunden sind
* Alle hier manuell hinzugefügten Berechtigungen oder "<tt>deny</tt>"-Regeln bleiben bei einem Update des betreffenden Profils erhalten
* Diese Empfehlung gilt natürlich nicht für selbsterstellte Profile
=== Weitere Profile beziehen ===
Ubuntu bringt bereits für ein paar Programme Profile mit, wobei diese jedoch teilweise [https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/#disable-und-force-complain deaktiviert] sein könnten
* Um nun weitere Profile zu beziehen kann man
* Pakete mit weiteren Regeln installieren (siehe [https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/#weitere-Regelsaetze Abschnitt Installation])
* fremde Profile übernehmen
* selber Profile selber erstellen
Es sollte aber bedacht werden, dass diese Regeln nicht blind übernommen werden sollen/können, sondern den individuellen Bedürfnissen angepasst werden müssen
Im Internet kursieren noch zahlreiche weitere Profile für AppArmor, doch es sollte immer überlegt werden, wie vertrauenswürdig die Quelle ist und wie kompetent im Erstellen von Profilen
* Außerdem sind diese Regeln meist nicht auf die eigenen Bedürfnisse angepasst, sondern müssen nachträglich feinjustiert werden
* Auch hier gilt, dass keine Profile blind übernommen werden sollten
=== Problembehebung ===
== Konfiguration ==
== Konfiguration ==
=== Verzeichnisstruktur ===
=== Verzeichnisstruktur ===
Globale und Systemeinstellungen sind in '''/etc/apparmor''' gespeichert
* Globale Einstellungen: '''/etc/apparmor'''
* Die Anwendungsprofile sowie mehrere vordefinierte Unterverzeichnisse befinden sich in '''/etc/apparmor.d/'''
* Profile: '''/etc/apparmor.d/'''
* Eine ausführliche Darstellung der Verzeichnisstruktur nebst Inhalten ist unter [https://gitlab.com/apparmor/apparmor/wikis/Policy_Layout Policy Layout] verfügbar
* Deaktivierte Profile: symbolische Links in '''/etc/apparmor.d/disable'''
* Profile, die zwangsweise im ''complain''-Modus geladen werden: Links in '''/etc/apparmor.d/force-complain'''


=== ''disable'' und ''force-complain'' ===
=== ''disable'' und ''force-complain'' ===
Enthält '''/etc/apparmor.d/disable''' eine Verknüpfung zu einem Profil, so wird dieses nicht automatisch geladen. Ähnlich sorgen Verknüpfungen unter '''/etc/apparmor.d/force-complain''' dafür, dass Profile nur im <tt>complain</tt>-Modus geladen werden ([https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/#AppArmor-Modi-flags siehe unten])
Enthält '''/etc/apparmor.d/disable''' eine Verknüpfung zu einem Profil, wird dieses nicht automatisch geladen
* Verknüpfungen unter '''/etc/apparmor.d/force-complain''' sorgen dafür, dass Profile im ''complain''-Modus geladen werden
 
== Problembehebung ==
Typische Schritte bei Problemen mit AppArmor-Profilen
* Prüfen, ob der betroffene Prozess durch ein Profil eingeschränkt wird (''aa-status'')
* Log-Meldungen zu diesem Prozess filtern (''grep apparmor'' auf ''syslog'' / ''kern.log'')
* Profil mit ''aa-logprof'' anpassen
* Ggf
* Profil temporär in ''complain''-Modus versetzen, um Verhalten zu analysieren
* Wenn nötig, Profil für die Fehlersuche kurzzeitig deaktivieren – danach wieder aktivieren


=== Dateien ===
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# [https://wiki.kairaven.de/open/os/linux/apparmor AppArmor mit Ubuntu nutzen]- Einführung von Kai Raven
# [https://wiki.kairaven.de/open/os/linux/apparmor AppArmor mit Ubuntu nutzen]- Einführung von Kai Raven


[[Kategorie:AppArmor]]
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[[Kategorie:AppArmor]]

Aktuelle Version vom 12. Dezember 2025, 16:15 Uhr

AppArmor/HowTo - Sicherheitsframework für Linux

Beschreibung

AppArmor ist ein Mandatory-Access-Control-(MAC)-Framework für Linux
  • Prozesse werden durch Profile eingeschränkt, die erlaubte Zugriffe auf Dateien, Verzeichnisse, Netzwerke und Fähigkeiten definieren
  • Auf Debian-basierten Systemen (z. B. Debian, Ubuntu) ist AppArmor typischerweise bereits installiert und beim Systemstart aktiv
  • AppArmor wird häufig als einfacher zu verwaltende Alternative zu SELinux eingesetzt
Als Mandatory Access Control (MAC) System kontrolliert es Anwendungen einzeln
  • Für diese können in Profilen Zugriffsrechte festgelegt werden, die feiner als die allgemeinen Dateirechte sind
  • Neben den vordefinierten können eigene Profile aufgestellt werden
  • Für jedes Profil kann einer von drei Eingriffs-Modi gesetzt werden
Zweck

Ziel ist die Begrenzung der Auswirkungen kompromittierter oder fehlerhafter Anwendungen

  • Typische Kandidaten sind Netzwerkdienste, Browser, Mail- und Büroanwendungen sowie Interpreter für potentiell unsichere Inhalte

Algorithmus

Ablauf (Kurzfassung)
  1. Prüfen, ob AppArmor installiert und aktiviert ist
  2. Netzwerkfähige Prozesse ohne Profil identifizieren
  3. Profil für einen ausgewählten Dienst erzeugen (ggf. automatisch) und mit Log-Daten verfeinern
  4. Profil in den passenden Modus (complain/enforce/audit) schalten
  5. Logs und ggf. Desktop-Benachrichtigungen auswerten
  6. Optional weitere Profile hinzufügen bzw. vorhandene Profile anpassen

Installation

Seit vielen Jahren wird AppArmor auf Debian-basierten Systemen standardmäßig mitinstalliert

  • Falls Pakete fehlen, können diese nachinstalliert werden
sudo apt install apparmor
Hilfsprogramme
sudo apt install apparmor-utils apparmor-notify apparmor-profiles apparmor-profiles-extra
Tool Beschreibung
apparmor-utils Kommandozeilenwerkzeuge (aa-*)
apparmor-notify Desktop-Benachrichtigung für AppArmor-Meldungen
apparmor-profiles zusätzliche, vorkonfigurierte Profile
apparmor-profiles-extra weitere, teilweise experimentelle Profile

Schutz durch AppArmor

AppArmor wird beim Systemstart geladen und aktiviert

  • Prozesse werden einem Profil zugeordnet, wenn ein dazu passender Regelsatz in /etc/apparmor.d/ vorhanden und geladen ist
  • Ohne Profil arbeiten Prozesse nur mit klassischen Unix-Dateirechten, aber ohne zusätzliche MAC-Einschränkungen

AppArmor-Modi (flags)

AppArmor kennt drei Hauptmodi pro Profil

Modus Beschreibung
complain Lernmodus
  • Regelverstöße werden geloggt, aber nicht blockiert
enforce Zwangsmodus
  • Regelverstöße werden geloggt und blockiert
audit Prüfmodus
  • alle Regelanwendungen und -verstöße werden geloggt
Profil wecheln
sudo <aa-complain|aa-enforce|aa-audit> <PROFIL>
Mehrere Profile gleichzeitig
sudo aa-complain /etc/apparmor.d/*
sudo aa-enforce /etc/apparmor.d/*
Hinweis
  • Neue oder stark angepasste Profile zunächst im complain-Modus testen
  • Nach Stabilisierung auf enforce umstellen
  • audit ist sinnvoll für detaillierte Analysen, erzeugt aber viele Log-Einträge

Status prüfen

Hinweis

Alle Befehle zur Steuerung von AppArmor erfordern Root-Rechte (z. B. durch sudo)

AppArmor aktiviert

sudo aa-enabled

Ausgabe

  • Yes – AppArmor ist aktiv
  • No – AppArmor ist deaktiviert bzw. das Kernel-Modul nicht geladen
1. Basisprofil erzeugen
sudo aa-genprof /usr/sbin/PROGRAMM
  • Der Dienst wird gestartet/benutzt
  • aa-genprof wertet Log-Einträge aus und fragt interaktiv nach Freigaben/Verboten
2. Profil testen
  • Profil zunächst im complain-Modus belassen
  • Dienst normal verwenden und Logs auswerten
  • Bei Bedarf aa-logprof wiederholt ausführen, bis keine relevanten Verstöße mehr auftreten
3. Profil scharf schalten
sudo aa-enforce /usr/sbin/PROGRAMM
  • Der Dienst wird nun strikt gemäß Profil ausgeführt
  • Weitere Verstöße erscheinen als abgewiesene Zugriffe in den Logs

Logs auswerten

AppArmor schreibt Meldungen je nach Systemkonfiguration z.B. in

  • /var/log/syslog
  • /var/log/kern.log
  • /var/log/audit/audit.log

Ein praktischer Live-Blick auf aktuelle Meldungen ist etwa

sudo tail -F /var/log/syslog | grep "apparmor"
  • aa-logprof verarbeitet typischerweise Meldungen aus /var/log/syslog
  • Für umfangreiche Analysen kann audit-Modus sinnvoll sein, erhöht aber Log-Volumen deutlich

Die Protokollierungseinstellungen werden über die Datei /etc/apparmor/logprof.conf verwaltet

Deaktivieren und Reaktivieren

Die Steuerung von AppArmor erfolgt über einen Systemdienst

Dienst und Profile entladen
sudo aa-teardown
  • Alle aktiven Profile werden aus dem Kernel entfernt
  • Danach finden keine AppArmor-Prüfungen mehr statt
Profile neu laden
sudo systemctl reload apparmor.service

Lädt alle aktiven Profile aus /etc/apparmor.d/ neu

AppArmor Notify

Nach Installation von apparmor-notify können Desktop-Benachrichtigungen für verweigerte Zugriffe aktiviert werden

Aktivierung
aa-notify -p
Test mit einem bewusst restriktiven Zugriff
sudo tcpdump -i enp8s0 -n -s 0 -w /foo

Der Befehl startet tcpdump und versucht Folgendes

  • Lesen des Datenverkehrs von der Schnittstelle enp8s0
  • Speichern der erfassten Daten in einer Datei unter dem Pfad /foo (im Stammverzeichnis des Dateisystems)
  • Normalerweise ist in AppArmor-Profilen das Schreiben in das Stammverzeichnis / verboten
  • deny /foo w,

Profile bearbeiten

Grundsätzlich können Profile in /etc/apparmor.d/ manuell editiert werden

  • Es handelt sich um Textdateien mit eigener Regel-Syntax
  • Ergänzende lokale Anpassungen werden in Dateien unter /etc/apparmor.d/local/ vorgenommen, die per #include in das Hauptprofil eingebunden sind
Hinweis
  • Manuelles Editieren sollte die Ausnahme sein
  • Typische Änderungen (neue Pfade, zusätzliche Rechte) werden durch aa-logprof vorgenommen
  • Bei Profilen, die über Paketverwaltung geliefert werden, gehen direkte Änderungen in /etc/apparmor.d/ bei Updates verloren - lokale Anpassungen gehören nach /etc/apparmor.d/local/
  • Details zur Profilsprache (Regeln, Rechte, Globbing, Ausführungsmodi, Abstractions) sind in AppArmor/Policy beschrieben.

Weitere Profile beziehen

  • Debian-basierte Systeme liefern bereits Profile für viele Standardprogramme
  • Zusätzliche Regeln können über Pakete (apparmor-profiles, apparmor-profiles-extra) installiert werden
  • Fremde Profile sollten nur nach Prüfung der Quelle und anschließender Anpassung an die eigenen Anforderungen übernommen werden

Konfiguration

Verzeichnisstruktur

  • Globale Einstellungen: /etc/apparmor
  • Profile: /etc/apparmor.d/
  • Deaktivierte Profile: symbolische Links in /etc/apparmor.d/disable
  • Profile, die zwangsweise im complain-Modus geladen werden: Links in /etc/apparmor.d/force-complain

disable und force-complain

Enthält /etc/apparmor.d/disable eine Verknüpfung zu einem Profil, wird dieses nicht automatisch geladen

  • Verknüpfungen unter /etc/apparmor.d/force-complain sorgen dafür, dass Profile im complain-Modus geladen werden

Problembehebung

Typische Schritte bei Problemen mit AppArmor-Profilen

  • Prüfen, ob der betroffene Prozess durch ein Profil eingeschränkt wird (aa-status)
  • Log-Meldungen zu diesem Prozess filtern (grep apparmor auf syslog / kern.log)
  • Profil mit aa-logprof anpassen
  • Ggf
  • Profil temporär in complain-Modus versetzen, um Verhalten zu analysieren
  • Wenn nötig, Profil für die Fehlersuche kurzzeitig deaktivieren – danach wieder aktivieren


Anhang

Siehe auch

Dokumentation

Man-Page
Info-Page

Links

Projekt

  1. AppArmor

Weblinks

  1. https://wiki.ubuntuusers.de/AppArmor/
  2. AppArmor-Übersichtsseite Im englischen Ubuntu-Wiki
  3. Using AppArmor Eintrag im englischen Wiki der Ubuntu-Community
  4. AppArmor mit Ubuntu nutzen- Einführung von Kai Raven