Linux/Software-RAID/Anlegen: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 35: | Zeile 35: | ||
*Oft ist die vorherige Nutzung der Datenträger unklar. | *Oft ist die vorherige Nutzung der Datenträger unklar. | ||
**Es können z.B. noch Superblöcke vorhanden sein. | **Es können z.B. noch Superblöcke vorhanden sein. | ||
*Standardprogramm ist unter Linux [[Linux:Befehl:dd|dd ('''d'''isk '''d'''ump]]. | *Standardprogramm dafür ist unter Linux [[Linux:Befehl:dd|dd ('''d'''isk '''d'''ump)]]. | ||
===Vollständig=== | ===Vollständig=== |
Version vom 25. August 2020, 10:27 Uhr
Vorbereitung
Prüfung der Datenträger auf (baldigen) Defekt
- Verwendbarkeit der Datenträger für ein RAID über smart z.B. mit smartctl prüfen.
- Short-, Long- und Offline-Test
Beschriftung
- Datentrager beim Einbau eindeutig beschriften.
- Am besten nimmt man dazu die Seriennummer.
Seriennummer herausfinden
- Ein Terminal öffnen.
Mit udevadm
# /sbin/udevadm info --query=property --name=sda | grep ID_SERIAL
Mit hdparm
# hdparm -i /dev/sda | grep SerialNo
- Mit "-i /dev/sda" übergibt man "hdparm" einen Parameter, der die konkrete Information zur Festplatte sda liefert.
- Die zu überprüfende Festplatte kann jedoch von der Schnittstelle aus variieren:
IDE / ATA Gerät : "-i /dev/hd[a-t]" SCSI / SATA Geräte : "-i /dev/sd[a-z]"
- Danach filtert man mit " | grep SerialNo" die Seriennummer der Festplatte aus der Ausgabe hinaus.
- Wenn dieser Befehl einen Fehler zurück gibt, muss wahrscheinlich noch das Programm selbst installiert werden.
#apt install hdparm
Datenträger "säubern"
- Oft ist die vorherige Nutzung der Datenträger unklar.
- Es können z.B. noch Superblöcke vorhanden sein.
- Standardprogramm dafür ist unter Linux dd (disk dump).
Vollständig
- Kapazität des Datenträgers sda: 1,8 TiB
# dd if=/dev/zero of=/dev/sda status=progress
- Der Datenträger sda wird so lange mit Nullen beschrieben bis er voll ist.
- Durch den Operand "status=" mit der Stufe "progress", kann der Fortschritt überprüft werden.
- Ist sicher, aber zeitaufwendig.
Teilweise
# dd if=/dev/zero of=/dev/sda bs=1M count=2
2+0 Datensätze ein 2+0 Datensätze aus 2097152 bytes (2,1 MB, 2,0 MiB) copied, 0,0952489 s, 22,0 MB/s
- Die ersten 2 MiB auf dem Datenträger sda werden mit 2 Blöcken je 1 MiB mit Nullen beschrieben.
- Damit wird, falls vorhanden, eine alte Partitionstabelle und/oder ein Superblock überschrieben.
- Ist schnell, aber man sollte besser über die vorherige Nutzung des Datenträgers Bescheid wissen.
- Kann ansonsten zu "unerklärlichen" Fehlern führen, z.B. wenn der Datenträger zuvor für ein Software-RAID mit einer älteren Metadaten-Version verwendet wurde.
Partitionierung
- Zunächst müssen die Bezeichnungen der zu verwendenden Datenträger bekannt sein.
- Auf jedem Datenträger wird eine Partition erstellt, die fast den gesamten Platz der Platte einnimmt.
- Die Schritte müssen für jedes Laufwerk, das am RAID teilnehmen soll, mit der entsprechenden Bezeichnung vom eigenen System wiederholt werden.
Neue, leere Partitionstabelle auf dem Laufwerk erstellen mit fdisk
Wechsel in interaktiven Modus
# fdisk /dev/sdc Welcome to fdisk (util-linux 2.33.1). Changes will remain in memory only, until you decide to write them. Be careful before using the write command. Device does not contain a recognized partition table. Created a new DOS disklabel with disk identifier 0xdfca4904. Command (m for help):
Disklabel festlegen
GPT oder DOS (MBR)?
Es soll eine GPT (GUID-Partition-Table) angelegt werden.
Command (m for help): g
Created a new GPT disklabel (GUID: 748568BC-EC8C-F34A-B822-45C2E267CFFB).
Partitionstabelle anlegen
Command (m for help): n
Partition number (1-128, default 1): First sector (2048-3907029134, default 2048): Last sector, +/-sectors or +/-size{K,M,G,T,P} (2048-3907029134, default 3907029134): +1842G
Created a new partition 1 of type 'Linux filesystem' and of size 1,8 TiB.
Partition als RAID-Partition markieren
Ändern vom Partitionstyp "Linux Filesystem" auf "Linux RAID".
Command (m for help): t
Selected partition 1 Partition type (type L to list all types): 29
Changed type of partition 'Linux filesystem' to 'Linux RAID'.
Software-RAID anlegen
- Das Hauptwerkzeug für alle Arbeiten an Software-RAIDs unter Linux ist mdadm.
- mdadm bildet die Schnittstelle zu den RAID-Funktionen des Kernels.
- Hiermit werden auch RAID-Verbunde erstellt.
Software-RAID 1 über zwei Partitionen
- z.B mit den Partitionen sde1 und sdf1:
# mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=1 --raid-devices=2 /dev/sde1 /dev/sdf1
Software-RAID 5 über vier Partitionen
- z.B. mit den Partitionen sde1, sdf1, sdg1 und sdh1:
# mdadm --create /dev/md0 --auto md --level=5 --raid-devices=4 /dev/sde1 /dev/sdf1 /dev/sdg1 /dev/sdh1
Dateisystem
- Um den RAID-Verbund als normales Speicherlaufwerk zu nutzen, muss noch ein Dateisystem darauf erstellt und dieses in das System eingebunden werden, z.B. ext4.
RAID 1
# mkfs.ext4 /dev/md0
RAID 0, 5, 6 oder 10
- Bei komplexeren Verbunden wie RAID 0, 5, 6 oder 10 sollte das Dateisystem auf das RAID angepasst werden, um optimale Leistung zu ermöglichen.
- Dafür muss zunächst die sog. Chunk Size, also die Datenmenge, die in einem einzelnen Schreibvorgang geschrieben wird, bekannt sein.
Alignment (Ausrichtung)
- Datenträger, RAID-Verbunde und Dateisysteme fassen Daten jeweils für sich in Blöcke zusammen, bevor sie gespeichert werden.
- Diese Blöcke haben im Allgemeinen alle unterschiedliche Größen.
- Um eine optimale Performance zu erzielen, sollten die Größen aufeinander abgestimmt sein.
Ermittlung der Chunk Size
# mdadm -D /dev/md0 | grep "Chunk Size"
- Bei einem RAID 5 mit Standardeinstellungen liefert dies z.B.:
Chunk Size : 512K
- Es werden also 512 KiB Chunks verwendet.
Änderung der Chunk Size
- Chunk Size auf 64 KiB ändern.
- Macht nur Sinn, wenn auf dem RAID hauptsächlich sehr kleine Dateien geschrieben bzw. gelesen werden sollen.
# mdadm --grow -c 64 /dev/md0
Berechnung des Alignments
- Hieraus können, zusammen mit der Anzahl der Partitionen und des RAID-Levels, die Dateisystem-Parameter berechnet werden.
- Am einfachsten geht das mittels eines Raid-Stride-Calculators.
- Alternativ können die Parameter auch von Hand ermittelt werden.
- block-size - Die Größe der Dateisystemblöcke in Bytes. Heutzutage werden fast ausschließlich 4096 Byte (4 KiB) Blöcke verwendet.
- stride-size - Die Chunk Size umgerechnet in Dateisystemblöcke. Bei 512 KiB Chunk Size mit 4 KiB Blöcken ergibt sich 512 KiB/ 4 KiB = 128.
- stripe-width - Die Größe eines Datenstreifens, also die Menge an Blöcken, die geschrieben wird, wenn ein voller Chunk auf jedes Laufwerk geschrieben wird. Diese berechnet sich aus stride-size * Anzahl der effektiv nutzbaren Partitionen. Bei einem RAID 5 über 4 Partitionen ergibt sich hier 128 * 3 = 384.
- Details zur Anzahl der effektiv nutzbaren Partitionen findet man im Artikel Hardware:Storage:RAID.
- Sind die Parameter ermittelt, wird das Dateisystem erstellt:
# mkfs.ext4 -b 4096 -E stride=128,stripe-width=384 /dev/md0
RAID mounten
- Das RAID muss noch in die Verzeichnisstruktur eingebunden werden.
- Dies geschieht einfach mittels mount, z.B. am Mountpunkt /media/daten.
Manuell und transient (nicht dauerhaft)
# mount /dev/md0 /media/daten
Automatisch und persistent (dauerhaft)
- Damit das System beim Start das Dateisystem selber einhängt, muss eine entsprechende Zeile in die Datei /etc/fstab eingetragen werden.
- Man kann zum beim Eintrag den Namen des RAIDs oder seine UUID (Universally Unique Identifier) verwenden.
- Bei Verwendung des Namens kann es u.U. zu Problemen führen.
- Besser man verwendet die UUID, diese ist absolut eindeutig.
UUID=ausgelesene UUID /media/daten ext4 defaults 0 2
UUID auslesen
Name des RAID-Array hier md0.
# blkid –c /dev/md0
/dev/md0: UUID="e5e4d736-b1a8-4400-bda6-1a4c44bbe783" TYPE="ext4"
mdadm.conf
- Alle Informationen zum RAID werden auf jeder verwendeten Partition in den sog. Superblock geschrieben (auch Metadaten genannt).
- Der Kernel sucht beim Starten automatisch nach diesen Superblöcken und startet alle voll funktionsfähigen RAIDs, ohne dass eine Konfigurationsdatei nötig ist.
- Trotzdem kann es sinnvoll sein, eine Konfigurationsdatei zu erstellen, z.B. wenn man über Ausfälle am RAID per E-Mail benachrichtigt werden möchte.
- Über die Konfigurationsdatei können sehr viele Details der RAIDs angepasst werden.
- Generell gilt bei neu aufgesetzten RAIDs allerdings: Je weniger, desto besser.
- Nähere Informationen liefert die Manpage von mdadm.conf.
Erstellen der mdadm.conf
- Die Konfigurationsdatei kann bequem mit einem Skript von mdadm erstellt werden und enthält dann direkt alle Definitionen aller momentan aktiven RAIDs:
# su -c "/usr/share/mdadm/mkconf > /etc/mdadm/mdadm.conf"
Über Ausfälle am RAID per E-Mail benachrichtigt werden
- In der mdadm.conf muss dafür in der Zeile...
MAILADDR root
- ...root durch die gewünschte E-Mail-Adresse ersetzt werden.
MAILADDR xzy@abc.org
- Dafür muss der E-Mail-Versand durch das System eingerichtet sein, z.B. via Postfix als Satellitensystem.
RAID-Optimierung
Datenträger-Cache
- Bei einem Software-RAID ist es empfehlenswert den Schreib-Cache von Datenträger zu deaktivieren, um bei einem Stromausfall keinen Datenverlust zu erleiden.
- Ausnahme sind dabei SSDs mit integrierten Kondensatoren, die den Cache-Inhalt bei einem Stromausfall noch auf den Flash-Speicher schreiben (z.B. Intel DC S3510 Series SSDs).
Status Datenträger-Cache überprüfen
- Überprüfen, ob der Write-Cache einer Datenträger aktiviert oder deaktiviert ist. Hier bei der Datenträger sda.
# hdparm -i /dev/sda
Model=INTEL SSDMCEAC060B3, FwRev=LLLi, SerialNo=CVLI303201QK060K Config={ Fixed } RawCHS=16383/16/63, TrkSize=0, SectSize=0, ECCbytes=0 BuffType=unknown, BuffSize=unknown, MaxMultSect=16, MultSec=16 CurrCHS=16383/16/63, CurSecs=16514064, LBA=yes, LBAsects=117231408 IORDY=on/off, tPIO={min:120,w/IORDY:120}, tDMA={min:120,rec:120} PIO modes: pio0 pio3 pio4 DMA modes: mdma0 mdma1 mdma2 UDMA modes: udma0 udma1 udma2 udma3 udma4 udma5 *udma6 AdvancedPM=yes: unknown setting WriteCache=enabled Drive confirms to: unknown: ATA/ATAP-2,3,4,5,6,7 * signifies the current active mode
- WriteCache=enabled: Datenträger-Cache ist hier also zur Zeit aktiviert.
Datenträger-Cache deaktivieren
- Mit einem Editor die Konfigurationsdatei von hdparm unter /etc/hdparm.conf öffnen, z.B. mit vim.
- Dort in der Zeile #write_cache = off Auskommentierung aufheben und Änderung speichern.
# -W Disable/enable the IDE drive's write-caching feature write_cache = off
- Nach einem Systemneustart sieht das Ergebnis wie folgt aus:
# hdparm -i /dev/sda
Model=INTEL SSDMCEAC060B3, FwRev=LLLi, SerialNo=CVLI303201QK060K Config={ Fixed } RawCHS=16383/16/63, TrkSize=0, SectSize=0, ECCbytes=0 BuffType=unknown, BuffSize=unknown, MaxMultSect=16, MultSec=16 CurrCHS=16383/16/63, CurSecs=16514064, LBA=yes, LBAsects=117231408 IORDY=on/off, tPIO={min:120,w/IORDY:120}, tDMA={min:120,rec:120} PIO modes: pio0 pio3 pio4 DMA modes: mdma0 mdma1 mdma2 UDMA modes: udma0 udma1 udma2 udma3 udma4 udma5 *udma6 AdvancedPM=yes: unknown setting WriteCache=disabled Drive confirms to: unknown: ATA/ATAP-2,3,4,5,6,7 * signifies the current active mode
- Der Datenträger-Cache ist nun deaktiviert.
weiterführende Artikel
Linux:Software-RAID:Fehlerbehebung
Quellen
https://wiki.ubuntuusers.de/Software-RAID/