IPv6/Privacy Extension: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 28. Juli 2023, 11:09 Uhr
topic - Kurzbeschreibung
Privacy Extensions nach RFC 4941
- Erzeugung des Interface-Identifiers
- Die Erzeugung des Interface-Identifiers aus der global eindeutigen MAC-Adresse ermöglicht die Nachverfolgung von Benutzern
- Privacy-Extensions (PEX, RFC 4941)
- hebt die permanente Kopplung der Benutzeridentität an die IPv6-Adressen auf
- Zufällig generiert und regelmäßig gewechselt
- Indem der Interface-Identifier zufällig generiert wird und regelmäßig wechselt, soll ein Teil der Anonymität von IPv4 wiederhergestellt werden
- Täglich wechselndes Präfix wünschenswert
- Im Privatbereich lässt das Präfix allein recht sicher auf einen Nutzer schließen
- Daher ist aus Datenschutzgründen ein vom Provider dynamisch zugewiesenes Präfix wünschenswert
- in Verbindung mit den Privacy Extensions
- z. B. täglich wechselnd
- Whois-Datenbank
- Statische Adresszuteilung erfordern meist ein Eintrag in der öffentlichen Whois-Datenbank
- In Deutschland hat der Deutsche IPv6-Rat Datenschutzleitlinien formuliert, die auch eine dynamische Zuweisung von IPv6-Präfixen vorsehen
Stateless Address Autoconfiguration (SLAAC)
Nutzt auf einigen Betriebssystemen per Vorgabe die Hardware-Adresse der Netzwerkschnittstelle
- Solche Adressen sind im Internet leicht wiederzuerkennen
- Abhilfe schaffen die Privacy Extensions
- die zusätzliche, über Zufallszahlen generierte und wechselnde IPv6-Adressen erzeugen
- Stateless Address Autoconfiguration
- schiebt in der Mitte der nur 48 Bit langen MAC-Adresse zusätzlich die Bytes ff:fe ein
- erzeugt daraus den Local Identifier, also die hinteren 64 Bit einer IPv6-Adresse
- Die ersten 64 Bit gehören dem Netzwerk-Präfix, das der IPv6-Router im Netzwerk bekannt gibt und das der Rechner in die globale IPv6-Adresse übernimmt.
Betriebsysteme
- Linux
leiten ohne Eingriff ihre globale IPv6-Adresse aus der Hardware abdamit offenbaren sie Informationen über den Benutzer
- Windows
erzeugt immer eine temporäre IPv6-Adressedie dem Nutzer mehr Privatheit verschafft
- Den IPv6-Entwicklern fiel schnell auf dass dieses Verfahren die Privatsphäre von Rechner und Nutzer gefährdet
- Solche statischen IPv6-Adressen wirken wie eine eindeutige Hardware-ID, die der Rechner bei jedem Kontakt zu einem IPv6-tauglichen Server überträgt.
- Brisant ist das bei Geräten wie Tablets oder Smartphones, denn sie werden in der Regel nur von einer Person genutzt.
- Die für jeden Serverbetreiber und Netzbeobachter zugängliche MAC-Adresse erlaubt es damit, diese Person wiederzuerkennen.
- Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6
- Daher definierten sie nachträglich das Verfahren "Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6" (RFC 4941)
- mit dem sich zusätzlich zu diesen statischen Adressen temporäre erzeugen lassen
- die der Rechner für seine Anfragen ins IPv6-Internet einsetzt
- Der Host Identifier dieser Adressen wird über Zufallszahlen ermittelt
- Allerdings setzen längst nicht alle aktuellen Betriebssysteme diese Erweiterung ab Werk ein
- Derzeit hat einzig Windows die Privacy Extensions eingeschaltet
- Andere wie Mac OS und Linux beherrschen das Verfahren
- man muss es aber per Hand aktivieren
Windows
- Ohne dass der Nutzer eingreifen muss
Richten die Desktop-Versionen von Windows per Stateless Autoconfiguration bereits temporäre IPv6-Adressen ein.
- Wie im RFC vorgesehen wechselt Windows diese Adressen in Intervallen
- die sich wie auch andere IPv6-Parameter über das Kommando netsh einstellen lassen
- Wechselnde Adressen auf Servern wenig sinnvoll
Daher hat Microsoft die Privacy Extensions auf Windows-Server-Versionen nicht eingeschaltet
- Anders als andere erzeugen Windows-Rechner ihre statische IPv6-Adresse auch nicht aus der
Hardware-Adresse der jeweiligen Schnittstelle.
- Stattdessen würfelt Windows die Adresse einmal, meist bei der Installation, aus
- Abschalten
Dieses Verhalten lässt sich als Administrator ändern
- Mit folgendem Befehl nutzt Windows für seine statische, globale IPv6-Adresse nun die MAC der Netzwerkschnittstelle
netsh interface ipv6 set global randomizeidentifiers=disabled
- Nachschauen
Die aktuelle Einstellung zeigt das folgende Kommando in der Ausgabezeile an
netsh interface ipv6 show global
- Aktuelle IPv6-Adressen aller Netzwerkkarten
netsh interface ipv6 show addresses
- Vorgaben für die Privacy Extensions ausgeben
netsh interface ipv6 show privacy Der aktive Status wird abgefragt... Parameter für temporäre Adressen ------------------------------------------------ Temporäre Adresse verwenden : enabled Versuch, doppelte Adr. zu entdecken : 5 Maximale Gültigkeitsdauer : 7d Maximale bevorzugte Gültigkeitsdauer: 1d Regenerationszeit : 5s Maximale Verzögerungszeit : 10m Verzögerungszeit : 0s
Windows erzeugt seine feste IPv6-Adresse nicht über die MAC, die Privacy Extensions hat Microsoft ab Werk aktiviert.
- Die Ausgabe bestätigt, dass die Privacy Extensions (Temporäre Adresse verwenden)
aktiv sind.
- Maximale bevorzugte Gültigkeitsdauer
- legt fest, nach welcher Zeit (hier in Tagen) der Rechner eine neue temporäre Adresse erzeugt und für ausgehende Pakete auch einsetzt.
- Maximale Gültigkeitsdauer
- Eingehende Verbindungen akzeptiert der Rechner deutlich länger auf einer temporären Adresse, was etwa für Peer-to-Peer-Anwendungen nützlich sein kann.
- Temporären IPv6-Adressen vollständig abschalten
netsh interface ipv6 set privacy state=disabled
- Gültigkeitsdauer setzen
netsh interface ipv6 set privacy maxpreferredlifetime=12h
- Schlüssel maxpreferredlifetime und maxvalidlifetime
- Zeitangaben in Tagen (d), Stunden (h), Minuten (m) und Sekunden (s)
Linux
- Alle großen Linux-Distributionen aktivieren IPv6, die Privacy Extensions jedoch nicht
- Das bemerkt man schnell an den aus der Hardware-Adresse abgeleiteten Adressen, die im hinteren Teil die Bytes ff und fe enthalten.
- Die Privacy Extensions lassen sich über das Sysctl-System dauerhaft einschalten
- Am einfachsten gelingt das, wenn man für jede Netzwerkschnittstelle im Computer eine Zeile in die Datei /etc/sysctl.conf nachträgt.
net.ipv6.conf.IF.use_tempaddr = 2
Den Platzhalter IF müssen Sie dabei durch die Schnittstellenbezeichnung ersetzen, also etwa eth0 für die erste Ethernet-Karte oder wlan0 für das WLAN-Interface.
- Testweise können Sysctl-Werte auch über die Shell eingeben werden
sysctl net.ipv6.conf.wlan0.use_tempaddr=2
- Damit Linux die Netzwerkschnittstelle mit einer temporären IPv6-Adresse versorgt, müssen Sie die Schnittstelle einmal aus- und wieder einschalten (etwa über den Network Manager).
- Anschließend zeigt ifconfig an der Schnittstelle eine weitere IPv6-Adresse, deren hinterer Teil
nicht mehr aus der Hardware-Adresse abgeleitet wurde.
- Dass es sich tatsächlich um eine temporäre Adresse handelt, zeigt der Befehl ip -6 addr show
über den Bezeichner "temporary" in seinen Ausgaben an.
- Bei Ubuntu muss zusätzlich der Wert net.ipv6.conf.default.use_tempaddr=2 in der Datei
/etc/sysctl.conf setzen.
- Vorgaben ändern
- Vorgaben zum Wechseln der temporären IPv6-Adresse lassen sich via sysctl
anpassen
- Die Sysctl-Schlüssel
net.ipv6.conf.IF.temp_valid_lft net.ipv6.conf.IF.temp_prefered_lft
- setzen die maximale Zeit in Sekunden, in der Linux die Adresse für eingehende und
ausgehende Anfragen nutzt.
- Der letzte Schlüssel hat typischerweise den Wert 86400 (24 Stunden), eingehende Pakete
akzeptiert Linux sieben Tage an dieser Adresse.
- Den Platzhalter IF müssen Sie dabei wie oben durch den Schnittstellennamen ersetzen.
Android
- Googles Smartphone-Betriebssystem setzt auf Linux auf
- das zufällige und wechselnde IPv6-Adressen erzeugen kann
- Andererseits hat Google die dafür nötigen Vorgaben nicht gesetzt, sodass bislang jede Android-
Version ohne die Privatsphäre schützenden IPv6-Adressen auskommen muss.
- Auch lassen sie sich nicht einfach einschalten, denn die Mobilfunk-Provider und Handy-Hersteller
vernageln den dafür nötigen Root-Zugang.
- Zwei Befehle genügen und ein gerootetes Android surft über die wechselnden und nicht aus der
Hardware abgeleitetden IPv6-Adressen.
- Wie auch auf iPhones bleibt nur der Weg über das nachträgliche
Freischalten des Root-Zugangs oder über die Installation von Custom-ROMs:
- Mit dem für solche Verwaltungsaufgaben nötigen Root-Benutzer
lassen sich dann wieder die Sysctl-Werte setzen, die die Privacy Extensions für IPv6 aktivieren.
- Steht auf dem Telefon das Kommando sysctl bereit, reichen die Befehle
su sysctl -w net.ipv6.conf.default.use_tempaddr=2 sysctl -w net.ipv6.conf.all.use_tempaddr=2
- Nach einem Neustart vergisst Android diese Einstellungen jedoch wieder.
- Man kann die beiden Befehle allerdings in eine Datei namens /data/local/userinit.sh schreiben.
- Existiert diese Datei, führt Cyanogenmod die darin aufgelisteten Befehle beim Systemstart aus.
Mac OS X
- Auch Apples Betriebssystem Mac OS X über die Privacy Extensions ermittelte IPv6-
- Adressen erzeugen und einsetzen
- Allerdings hat Apple dafür keinen Schalter vorgesehen.
- Das Programm IPv6 Anonymizer von c't
- zeigt den Status der Privacy Extensions,
- schaltet sie an oder aus und
- sorgt dafür, dass die Funktion auch
beim Neustart zur Verfügung steht.
- Kommandozeile
- Die Privacy Extensions lassen sich im Terminal (im Dienstprogramme-Ordner) mit einem Befehl aktivieren
sudo sysctl -w net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
- Damit das klappt, müssen Sie mit einem Benutzer angemeldet sein, der den Mac verwalten darf.
- Leider verschwindet die Einstellung nach einem Neustart.
iPhone und iPad (IOS)
- Noch schlechter als auf dem Apple-Desktop sah es bis vor kurzem unter den Mobil-
- Betriebssystemen für iPhones und iPads aus
- Bis zur Version 4.3 waren auch dort die Privacy Extensions abgeschaltet. Erst das Update aktiviert die
Erweiterung.
- Im Unterschied zu Mac OS X steht aber auf den Mobilbetriebssystemen für iPhone und iPad kein vom
Hersteller vorgesehener Weg offen, die Privacy Extensions zu aktivieren oder abzuschalten.
- Will man auf Geräten mit der IOS-Version kleiner als 4.3 die Privacy Extensions einschalten, hat man
nur dann eine Chance, wenn man einen Administrator-Zugang zum Betriebssystem hat (Jailbreak): In diesem Fall reicht der Aufruf von
sudo sysctl -w net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
- respektive der Eintrag in die Datei /etc/sysctl.conf:
net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
- Starten Sie dazu im Terminal einen Editor mit root-Rechten und fügen Sie die Zeile am Ende der Datei
an. sudo pico /etc/sysctl.conf
- Nach einem Neustart der WLAN-Schnittstelle respektive einem Neustart des Geräts sollte die
Webseite http://ct.de/ip die zweite, über die Privacy Extensions erzeugte IPv6-Adresse anzeigen.
Anhang
Siehe auch
Dokumentation
Links
Projekt
Weblinks