IPv6/Privacy Extension: Unterschied zwischen den Versionen

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* Existiert diese Datei, führt Cyanogenmod die darin aufgelisteten Befehle beim Systemstart aus.
* Existiert diese Datei, führt Cyanogenmod die darin aufgelisteten Befehle beim Systemstart aus.


==== Mac OS X ====
=== Mac OS X ===
; Auch Apples Betriebssystem Mac OS X über die Privacy Extensions ermittelte IPv6-
; Auch Apples Betriebssystem Mac OS X über die Privacy Extensions ermittelte IPv6-
; Adressen erzeugen und einsetzen
; Adressen erzeugen und einsetzen

Version vom 23. Januar 2024, 11:39 Uhr

IPv6 Privacy Extensions - RFC 4941

Beschreibung

Privacy Extensions nach RFC 4941

Erzeugung des Interface-Identifiers

  • Die Erzeugung des Interface-Identifiers aus der global eindeutigen MAC-Adresse ermöglicht die Nachverfolgung von Benutzern
Privacy-Extensions (PEX, RFC 4941)
  • hebt die permanente Kopplung der Benutzeridentität an die IPv6-Adressen auf
Zufällig generiert und regelmäßig gewechselt
  • Indem der Interface-Identifier zufällig generiert wird und regelmäßig wechselt, soll ein Teil der Anonymität von IPv4 wiederhergestellt werden
Täglich wechselndes Präfix wünschenswert
  • Im Privatbereich lässt das Präfix allein recht sicher auf einen Nutzer schließen
  • Daher ist aus Datenschutzgründen ein vom Provider dynamisch zugewiesenes Präfix wünschenswert
    • in Verbindung mit den Privacy Extensions
    • z. B. täglich wechselnd
Whois-Datenbank
  • Statische Adresszuteilung erfordern meist ein Eintrag in der öffentlichen Whois-Datenbank
  • In Deutschland hat der Deutsche IPv6-Rat Datenschutzleitlinien formuliert, die auch eine dynamische Zuweisung von IPv6-Präfixen vorsehen

Stateless Address Autoconfiguration (SLAAC)

Nutzt auf einigen Betriebssystemen per Vorgabe die Hardware-Adresse der Netzwerkschnittstelle

Solche Adressen sind im Internet leicht wiederzuerkennen
Abhilfe schaffen die Privacy Extensions
  • die zusätzliche, über Zufallszahlen generierte und wechselnde IPv6-Adressen erzeugen
Stateless Address Autoconfiguration
  • schiebt in der Mitte der nur 48 Bit langen MAC-Adresse zusätzlich die Bytes ff:fe ein
  • erzeugt daraus den Local Identifier, also die hinteren 64 Bit einer IPv6-Adresse
  • Die ersten 64 Bit gehören dem Netzwerk-Präfix, das der IPv6-Router im Netzwerk bekannt gibt und das der Rechner in die globale IPv6-Adresse übernimmt.

Betriebsysteme

Linux
  • leiten ohne Eingriff ihre globale IPv6-Adresse aus der Hardware ab
  • damit offenbaren sie Informationen über den Benutzer
Windows
  • erzeugt immer eine temporäre IPv6-Adresse
  • die dem Nutzer mehr Privatheit verschafft
Den IPv6-Entwicklern fiel schnell auf dass dieses Verfahren die Privatsphäre von Rechner und Nutzer gefährdet
  • Solche statischen IPv6-Adressen wirken wie eine eindeutige Hardware-ID, die der Rechner bei jedem Kontakt zu einem IPv6-tauglichen Server überträgt.
  • Brisant ist das bei Geräten wie Tablets oder Smartphones, denn sie werden in der Regel nur von einer Person genutzt.
  • Die für jeden Serverbetreiber und Netzbeobachter zugängliche MAC-Adresse erlaubt es damit, diese Person wiederzuerkennen.
Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6
  • Daher definierten sie nachträglich das Verfahren "Privacy Extensions for Stateless Address Autoconfiguration in IPv6" (RFC 4941)
  • mit dem sich zusätzlich zu diesen statischen Adressen temporäre erzeugen lassen
  • die der Rechner für seine Anfragen ins IPv6-Internet einsetzt
Der Host Identifier dieser Adressen wird über Zufallszahlen ermittelt
  • Allerdings setzen längst nicht alle aktuellen Betriebssysteme diese Erweiterung ab Werk ein
Derzeit hat einzig Windows die Privacy Extensions eingeschaltet
  • Andere wie Mac OS und Linux beherrschen das Verfahren
  • man muss es aber per Hand aktivieren

Windows

Ohne dass der Nutzer eingreifen muss

Richten die Desktop-Versionen von Windows per Stateless Autoconfiguration bereits temporäre IPv6-Adressen ein.

  • Wie im RFC vorgesehen wechselt Windows diese Adressen in Intervallen
  • die sich wie auch andere IPv6-Parameter über das Kommando netsh einstellen lassen
Wechselnde Adressen auf Servern wenig sinnvoll

Daher hat Microsoft die Privacy Extensions auf Windows-Server-Versionen nicht eingeschaltet

  • Anders als andere erzeugen Windows-Rechner ihre statische IPv6-Adresse auch nicht aus der
Hardware-Adresse der jeweiligen Schnittstelle.
  • Stattdessen würfelt Windows die Adresse einmal, meist bei der Installation, aus
Abschalten

Dieses Verhalten lässt sich als Administrator ändern

  • Mit folgendem Befehl nutzt Windows für seine statische, globale IPv6-Adresse nun die MAC der Netzwerkschnittstelle
netsh interface ipv6 set global randomizeidentifiers=disabled
Nachschauen

Die aktuelle Einstellung zeigt das folgende Kommando in der Ausgabezeile an

netsh interface ipv6 show global
Aktuelle IPv6-Adressen aller Netzwerkkarten
netsh interface ipv6 show addresses
Vorgaben für die Privacy Extensions ausgeben
netsh interface ipv6 show privacy
Der aktive Status wird abgefragt...
Parameter für temporäre Adressen
------------------------------------------------
Temporäre Adresse verwenden : enabled
Versuch, doppelte Adr. zu entdecken : 5
Maximale Gültigkeitsdauer : 7d
Maximale bevorzugte Gültigkeitsdauer: 1d
Regenerationszeit : 5s
Maximale Verzögerungszeit : 10m
Verzögerungszeit : 0s

Windows erzeugt seine feste IPv6-Adresse nicht über die MAC, die Privacy Extensions hat Microsoft ab Werk aktiviert.

Die Ausgabe bestätigt, dass die Privacy Extensions (Temporäre Adresse verwenden)

aktiv sind.

Maximale bevorzugte Gültigkeitsdauer
  • legt fest, nach welcher Zeit (hier in Tagen) der Rechner eine neue temporäre Adresse erzeugt und für ausgehende Pakete auch einsetzt.
Maximale Gültigkeitsdauer
  • Eingehende Verbindungen akzeptiert der Rechner deutlich länger auf einer temporären Adresse, was etwa für Peer-to-Peer-Anwendungen nützlich sein kann.
Temporären IPv6-Adressen vollständig abschalten
netsh interface ipv6 set privacy state=disabled
Gültigkeitsdauer setzen
netsh interface ipv6 set privacy maxpreferredlifetime=12h
  • Schlüssel maxpreferredlifetime und maxvalidlifetime
  • Zeitangaben in Tagen (d), Stunden (h), Minuten (m) und Sekunden (s)

Linux

Alle großen Linux-Distributionen aktivieren IPv6, die Privacy Extensions jedoch nicht
  • Das bemerkt man schnell an den aus der Hardware-Adresse abgeleiteten Adressen, die im hinteren Teil die Bytes ff und fe enthalten.
Die Privacy Extensions lassen sich über das Sysctl-System dauerhaft einschalten
  • Am einfachsten gelingt das, wenn man für jede Netzwerkschnittstelle im Computer eine Zeile in die Datei /etc/sysctl.conf nachträgt.
net.ipv6.conf.IF.use_tempaddr = 2

Den Platzhalter IF müssen Sie dabei durch die Schnittstellenbezeichnung ersetzen, also etwa eth0 für die erste Ethernet-Karte oder wlan0 für das WLAN-Interface.

Testweise können Sysctl-Werte auch über die Shell eingeben werden
sysctl net.ipv6.conf.wlan0.use_tempaddr=2
  • Damit Linux die Netzwerkschnittstelle mit einer temporären IPv6-Adresse versorgt, müssen Sie die Schnittstelle einmal aus- und wieder einschalten (etwa über den Network Manager).
  • Anschließend zeigt ifconfig an der Schnittstelle eine weitere IPv6-Adresse, deren hinterer Teil
nicht mehr aus der Hardware-Adresse abgeleitet wurde.
  • Dass es sich tatsächlich um eine temporäre Adresse handelt, zeigt der Befehl ip -6 addr show
über den Bezeichner "temporary" in seinen Ausgaben an.
  • Bei Ubuntu muss zusätzlich der Wert net.ipv6.conf.default.use_tempaddr=2 in der Datei
/etc/sysctl.conf setzen.
Vorgaben ändern
Vorgaben zum Wechseln der temporären IPv6-Adresse lassen sich via sysctl

anpassen

  • Die Sysctl-Schlüssel
net.ipv6.conf.IF.temp_valid_lft
net.ipv6.conf.IF.temp_prefered_lft
  • setzen die maximale Zeit in Sekunden, in der Linux die Adresse für eingehende und
ausgehende Anfragen nutzt.
  • Der letzte Schlüssel hat typischerweise den Wert 86400 (24 Stunden), eingehende Pakete
akzeptiert Linux sieben Tage an dieser Adresse.
  • Den Platzhalter IF müssen Sie dabei wie oben durch den Schnittstellennamen ersetzen.

Android

Googles Smartphone-Betriebssystem setzt auf Linux auf
  • das zufällige und wechselnde IPv6-Adressen erzeugen kann
  • Andererseits hat Google die dafür nötigen Vorgaben nicht gesetzt, sodass bislang jede Android-
Version ohne die Privatsphäre schützenden IPv6-Adressen auskommen muss.
  • Auch lassen sie sich nicht einfach einschalten, denn die Mobilfunk-Provider und Handy-Hersteller
vernageln den dafür nötigen Root-Zugang.
  • Zwei Befehle genügen und ein gerootetes Android surft über die wechselnden und nicht aus der
Hardware abgeleitetden IPv6-Adressen.
  • Wie auch auf iPhones bleibt nur der Weg über das nachträgliche
Freischalten des Root-Zugangs oder über die Installation von
Custom-ROMs:
  • Mit dem für solche Verwaltungsaufgaben nötigen Root-Benutzer
lassen sich dann wieder die Sysctl-Werte setzen, die die
Privacy Extensions für IPv6 aktivieren.
  • Steht auf dem Telefon das Kommando sysctl bereit, reichen die Befehle
su
sysctl -w net.ipv6.conf.default.use_tempaddr=2
sysctl -w net.ipv6.conf.all.use_tempaddr=2
  • Nach einem Neustart vergisst Android diese Einstellungen jedoch wieder.
  • Man kann die beiden Befehle allerdings in eine Datei namens /data/local/userinit.sh schreiben.
  • Existiert diese Datei, führt Cyanogenmod die darin aufgelisteten Befehle beim Systemstart aus.

Mac OS X

Auch Apples Betriebssystem Mac OS X über die Privacy Extensions ermittelte IPv6-
Adressen erzeugen und einsetzen
  • Allerdings hat Apple dafür keinen Schalter vorgesehen.
  • Das Programm IPv6 Anonymizer von c't
    • zeigt den Status der Privacy Extensions,
    • schaltet sie an oder aus und
    • sorgt dafür, dass die Funktion auch
beim Neustart zur Verfügung steht.
Kommandozeile
  • Die Privacy Extensions lassen sich im Terminal (im Dienstprogramme-Ordner) mit einem Befehl aktivieren
sudo sysctl -w net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
  • Damit das klappt, müssen Sie mit einem Benutzer angemeldet sein, der den Mac verwalten darf.
  • Leider verschwindet die Einstellung nach einem Neustart.

iPhone und iPad (IOS)

Noch schlechter als auf dem Apple-Desktop sah es bis vor kurzem unter den Mobil-
Betriebssystemen für iPhones und iPads aus
  • Bis zur Version 4.3 waren auch dort die Privacy Extensions abgeschaltet. Erst das Update aktiviert die
Erweiterung.
  • Im Unterschied zu Mac OS X steht aber auf den Mobilbetriebssystemen für iPhone und iPad kein vom
Hersteller vorgesehener Weg offen, die Privacy Extensions zu aktivieren oder abzuschalten.
  • Will man auf Geräten mit der IOS-Version kleiner als 4.3 die Privacy Extensions einschalten, hat man
nur dann eine Chance, wenn man einen Administrator-Zugang zum Betriebssystem hat (Jailbreak): In
diesem Fall reicht der Aufruf von
sudo sysctl -w net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
  • respektive der Eintrag in die Datei /etc/sysctl.conf:
net.inet6.ip6.use_tempaddr=1
  • Starten Sie dazu im Terminal einen Editor mit root-Rechten und fügen Sie die Zeile am Ende der Datei
an.
sudo pico /etc/sysctl.conf
  • Nach einem Neustart der WLAN-Schnittstelle respektive einem Neustart des Geräts sollte die
Webseite http://ct.de/ip die zweite, über die Privacy Extensions erzeugte IPv6-Adresse anzeigen.


Anhang

Siehe auch

RFC

RFC Titel
4941 Beschreibung

Links

Projekt

Weblinks