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Filesystem Hierarchy Standard: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Filesystem Hierarchy Standard''' (FHS) - Richtlinie für die [[Verzeichnisstruktur]] unter [[Unixoides System|Unix-ähnlichen]] [[Betriebssystem]]en
'''Filesystem Hierarchy Standard''' - Standard für die [[Verzeichnisstruktur]] unter [[Unixoides System|Unix-ähnlichen]] [[Betriebssystem]]en (FHS)


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
[[Datei:Linux-Rootverzeichnis.png|mini|250px|Beispiel eines Standard-[[Stammverzeichnis]]ses]]
; Linux/Dateisystem/Hierarchie
[[Datei:Linux-Rootverzeichnis.png|mini|400px|Beispiel eines Standard-[[Stammverzeichnis]]ses]]


Der Standard richtet sich an [[Softwareentwickler]], [[Systemintegrator]]en und [[Systemadministrator]]en.
; Zielgruppe
* Er soll die [[Interoperabilität]] von [[Computerprogramm]]en fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und [[Datei]]en vorhersehbar macht.
Der Standard richtet sich an [[Softwareentwickler]], [[Systemintegrator]]en und [[Systemadministrator]]en


Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf [[Linux]] bezogen.
; Ziele
* Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von [[FreeBSD]] dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen.
Er soll die [[Interoperabilität]] von [[Computerprogramm]]en fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und [[Datei]]en vorhersehbar macht
* Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die [[Linux Foundation]] das Projekt übernommen hatte.
Derzeit wird dieser Standard nur von [[Linux-Distributionen]] verwendet.


Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in [[AT&T UNIX]] Version 7.
; Entwicklung
Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf [[Linux]] bezogen
* Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von [[FreeBSD]] dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen
* Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die [[Linux Foundation]] das Projekt übernommen hatte
Derzeit wird dieser Standard nur von [[Linux-Distributionen]] verwendet


Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten [[#Usrmerge|Usrmerge]] ([[#/usr|/usr]]-Merge) durch, welcher mit dem FHS formal per [[Symbolische Verknüpfung|symbolischer Verknüpfung]] vereinbar ist.
Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in [[AT&T UNIX]] Version 7
* Dadurch wird zwar die Systematik des FHS nicht vollständig beibehalten, die Kompatibilität zu bestehenden Programmen ist damit aber weiterhin gewährleistet.
 
Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten [[#Usrmerge|Usrmerge]] ([[#/usr|/usr]]-Merge) durch, welcher mit dem FHS formal per [[Symbolische Verknüpfung|symbolischer Verknüpfung]] vereinbar ist
* Dadurch wird zwar die Systematik des FHS nicht vollständig beibehalten, die Kompatibilität zu bestehenden Programmen ist damit aber weiterhin gewährleistet


  | Maintainer = [[Linux Foundation]]
  | Maintainer = [[Linux Foundation]]
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  | Erscheinungsjahr = 1994
  | Erscheinungsjahr = 1994
  | Betriebssystem = Linux
  | Betriebssystem = Linux
  | Website = [http://refspecs.linuxfoundation.org/fhs refspecs.linuxfoundation.org/fhs]
  | Website = [https://refspecs.linuxfoundation.org/fhs refspecs.linuxfoundation.org/fhs]


=== Dateikategorien ===
== Dateikategorien ==
; Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten
; Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten
{| class="wikitable options"
{| class="wikitable options big"
|-
|-
! Aspekt !! Beschreibung
! Aspekt !! Beschreibung
|-
|-
| „static“ oder „variable“ ||
| "static" oder "variable" ||
* Als „static“ gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern.
* Als "static" gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern
* Alle anderen Dateien werden als „variable“ betrachtet.
* Alle anderen Dateien werden als "variable" betrachtet
|-
|-
| „shareable“ oder „unshareable“ ||
| "shareable" oder "unshareable" ||
* Als „shareable“ gelten jene Dateien, die über ein [[Rechnernetz]] von anderen Computern genutzt werden können.
* Als "shareable" gelten jene Dateien, die über ein [[Rechnernetz]] von anderen Computern genutzt werden können
* Alle anderen Dateien werden als „unshareable“ betrachtet.
* Alle anderen Dateien werden als "unshareable" betrachtet
|}
|}


; Kategorien von Dateien
; Kategorien von Dateien
Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien:
Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien
* „static shareable“
* static shareable
* „static unshareable“
* static unshareable
* „variable shareable“
* variable shareable
* „variable unshareable“
* variable unshareable
 
Um [[Datensicherung]]en und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern
 
== Beschreibung ==
=== Hierarchische Struktur ===


Um [[Datensicherung]]en und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern.
=== Unix-Derivate ===
* Lange Zeit hat jedes Unix-Derivat seine eigenen Vorstellungen vom Aufbau seiner Datei­verwaltung mitgebracht,
* aber unterdessen ist man sich mehr oder weniger einig geworden und erarbeitete den Filesystem Hierarchie Standard, der wichtige Strukturen definiert
* Die meisten Distributionen folgen diesen Richtlinien, wobei Abweichungen oft durch unterschiedliche Auslegung des Standards begründet werden
* Neben der Beschreibung der vorgesehenen Verwendung jedes Verzeichnisses, werden auch konkrete Kommandos genannt, die mindestens in diesen Verzeichnissen vorhanden sein müssen. Des Weiteren finden systemspezifische Vorgaben und optionale Komponenten Erwähnung
* Sobald der Kernel aktiv ist, lädt er als Erstes das Root-Filesystem, in dem alle für die Aufgaben des Kernels notwendigen Programme und Konfigurationsdateien angesiedelt sein müssen


== Hauptverzeichnisse ==
=== Programme ===
Folgende Verzeichnisse oder [[symbolische Verknüpfung]]en auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt:
* Dienstprogramme zum Prüfen und Reparieren des Dateisystems
* Programme zum Sichern der Systemdaten und zur Installation neuer Systemteile
* Eventuell wichtige Netzwerkprogramme
 
=== Benutzer ===
; Als Benutzer werden Sie alle Daten als Dateien auf einem Datenträger (meist einer Festplatte) speichern. (Texte, Einstellungen, Programme und weitere)
* Um auf diese Daten zugreifen zu können, werden Sie mit einem Namen und weiteren Eigenschaften in einem Ablagesystem geordnet
* Ein Dateisystem ist ein Ordnungsschema für Dateien. Dateien werden in Verzeichnissen zusammengefasst. Ver­zeichnisse sind also Behälter für Dateien
* Ein Verzeichnis kann sowohl Dateien als auch weitere Verzeichnisse enthalten. Verzeichnisse werden so hierar­chisch unter dem Wurzelverzeichnis (''root-directory'') angeordnet
 
=== Unterschiede zu Windows ===
{| class="wikitable sortable options"
|-
! Option !! Beschreibung
|-
| Laufwerksbuchstaben || Das Root-Verzeichnis wird durch den Slash ('''/''') repräsentiert und hat keinen weiteren Namen
|-
| Slash (/) und Backslash (\) || Der Slash ('''/''') wird als Trennzeichen bei der Angabe von Dateipfaden benutzt
|}
 
=== Beispiel ===
Eine Datei die sich in Ihrem Home-Verzeichnis befindet, kann folgende Ortsangabe haben
/home/user/text
 
Sie möchten mit dem Befehl '''cat''' eine Datei anzeigen, die sich auf einer cdrom befindet
cat·/cdrom/text
 
== Stammverzeichnis ==
Das ''[[Volume (Datenspeicher)|Volume]]'', meist in Form einer [[Partition (Datenträger)|Partition]], des [[Stammverzeichnis]]ses muss all jene Dateien enthalten, die zum Hochfahren des Betriebssystems und zum Einbinden weiterer Partitionen notwendig sind
* Um ein System reparieren zu können, muss sie auch die dazu notwendigen Hilfsmittel enthalten
 
Um die Flexibilität und Zuverlässigkeit zu erhöhen, empfiehlt der FHS, Teile der Verzeichnisstruktur in anderen Partitionen anzulegen
* Zusätzliche Partitionen sind unter [[Unix]] und [[Unixoides System|ähnlichen]] Betriebssystemen [[Transparenz (Computersystem)|transparent]]
 
Folgende Verzeichnisse oder [[symbolische Verknüpfung]]en auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt
{| class="wikitable options"
{| class="wikitable options"
|-
|-
| [[#/bin|/bin]]
| [[/bin]] || [[Binärdatei]]en grundlegender Befehle ||
| [[Binärdatei]]en grundlegender Befehle
|-
| historisch: „utility programs“ ([[Dienstprogramm]]e wie [[Assembler (Informatik)|Assembler]] und [[Compiler]])
| [[/boot]] || statische Dateien des [[Bootloader]]s ||
|-
|-
| [[#/boot|/boot]]
| [[/dev]] || [[Gerätedatei]]en || "devices" (Geräte wie [[Festplattenlaufwerk|Festplatten]] und [[Systemkonsole]])
| statische Dateien des [[Bootloader]]s
| historisch: –
|-
|-
| [[#/dev|/dev]]
| [[/etc]] || [[Hostrechner|Host]]-spezifische Systemkonfiguration ||
| [[Gerätedatei]]en
| historisch: „devices“ (Geräte wie [[Festplattenlaufwerk|Festplatten]] und [[Systemkonsole]])
|-
|-
| [[#/etc|/etc]]
| [[/lib]] || grundlegende [[dynamische Bibliothek]]en und [[Kernel-Modul]]e ||
| [[Hostrechner|Host]]-spezifische Systemkonfiguration
| historisch: „essential data and dangerous maintenance utilities“ (essenzielle Daten und gefährliche Wartungsprogramme wie [[passwd]])
|-
|-
| [[#/lib|/lib]]
| [[/lib32]] || Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken || [[Multilib]]
| grundlegende [[dynamische Bibliothek]]en und [[Kernel-Modul]]e
| historisch: „object libraries and other stuff“ (Objektbibliotheken und anderes Material)
|-
|-
| [[#/media|/media]]
| [[/lib64]] || Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken || [[Multilib]]
| [[Einhängepunkt]] für [[Wechseldatenträger]]
| historisch: –
|-
|-
| [[#/mnt|/mnt]]
| [[/media]] || [[Einhängepunkt]] für [[Wechseldatenträger]] ||
| für temporär eingehängtes [[Dateisystem]]
| historisch: –
|-
|-
| [[#/opt|/opt]]
| [[/mnt]] || für temporär eingehängtes [[Dateisystem]] ||
| zusätzliche [[Anwendungsprogramm]]e
| historisch: –
|-
|-
| [[#/run|/run]]
| [[/proc]] || Prozessdateisystem ||
| für laufende Prozesse relevante Daten
| historisch: –
|-
|-
| [[#/sbin|/sbin]]
| [[/opt]] || zusätzliche [[Anwendungsprogramm]]e ||
| essenzielle Binärdateien des Systems
| historisch: –
|-
|-
| [[#/srv|/srv]]
| [[/run]] || für laufende Prozesse relevante Daten ||
| Daten für [[Dienst (Informatik)|Dienste]]
| historisch: –
|-
|-
| [[#/tmp|/tmp]]
| [[/sbin]] || essenzielle Binärdateien des Systems ||
| [[temporäre Datei]]en
| historisch: „temporary files“ (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)
|-
|-
| [[#/usr|/usr]]
| [[/srv]] || Daten für [[Dienst (Informatik)|Dienste]]
| sekundäre Hierarchie
| historisch: „general-purpose directory“ (Universalverzeichnis, üblicherweise [[Einhängepunkt]] eines weiteren Dateisystems)
|-
|-
| [[#/var|/var]]
| [[/tmp]] || [[temporäre Datei]]en || "temporary files" (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)
| variable Daten
|-
| historisch: –
| [[/usr]] || sekundäre Hierarchie ||
Die Verzeichnisse /var sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen.
|-
|}
| [[/var]] || variable Daten || Die Verzeichnisse /var sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen
 
Zusätzliche Verzeichnisse sind erforderlich, wenn entsprechende Untersysteme installiert sind:
{| class="wikitable options"
|-
|-
| [[#/home|/home]]
| [[#/home|/home]]
Zeile 122: Zeile 144:
|}
|}


Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden.
; Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden
* Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen.
* Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen


=== /bin ===
=== Systemverzeichnisse ===
[[/bin]]
; Die wichtigsten Systemverzeichnissen
{|class="wikitable options"
|-
! Verzeichnis !! Beschreibung
|-
| | [[/]]
| | Hier sollte keine Dateien liegen
|-
| | [[/bin]]
| | Systemverwaltungsprogramme für alle Benutzer
|-
| | [[/boot]]
| | Dateien des Bootmanagers und des Kernels
|-
| | [[/dev]]
| | Gerätedateien
|-
| | [[/etc]]
| | Systemweite Konfigurationsdateien
|-
| | [[/home]]
| | Login-Verzeichnisse der Benutzer
|-
| | [[/lib]]
| | Shared Libraries des Basissystems
|-
| | [[/lost+found]]
| | Dateien, die beim Plattencheck anfallen
|-
| | [[/media]]
| | Mountpoint für Wechseldatenträger
|-
| | [[/mnt]]
| | Mountpoint für vorübergehende Mount-Vorgänge
|-
| | [[/opt]]
| | Optionale Erweiterungspakete (in Unterverzeichnissen)
|-
| | [[/proc]]
| | Abbild von Kernel-Daten
|-
| | [[/root]]
| | Home-Verzeichnis des Superusers (root)
|-
| | [[/sbin]]
| | Programme zur Systemadministration
|-
| | [[/tmp]]
| | Temporäre Dateien
|-
| | [[/usr]]
| | Zweites Hauptverzeichnis für Programme (Unix System Resources)
|-
|}


=== /boot ===
; Verzeichnisse in der Wurzel
[[/boot]]
{|class="wikitable options"
|-
| | /bin
| | Die wichtigsten Benutzer-Kommandos, um mit dem System arbeiten zu können
|-
| | /boot
| | Hier findet man die statischen Dateien des Bootmanagers und die Kernel
|-
|| /dev
|| Device Files, Gerätedateien
|-
| | /etc
| | Enthält alle lokalen Konfigurationsdateien (Tastatur, X, Netzwerk...)
|-
| | /home
| | Alle Heimatverzeichnisse der Nutzer findet man hier. Nach dem Login landet jeder Benutzer (i.d.R.) in seinem Home. Heimatverzeichnisse können vom Systemverwalter auch an anderer Stelle angesiedelt werden
|-
| | /lib
| | Die beim Systemstart benötigten Bibliotheken


=== /dev ===
Kernelmodule in eigenem Unterverzeichnis
[[/dev]]
|-
| | /mnt
| | Mountpunkt für temporäre Partitionen
|-
| | /opt
| | Software, die nicht zum üblichen Installationsumfang von Unix-Systemen gehören, werden oft unter diesem Zweig installiert. So werden nahezu alle kommerziellen Softwarepakete hier eingerichtet; auch die Programme zur KDE befinden sich hier
|-
| | /root
| | Heimatverzeichnis des Administrators. In realen Unix Installationen werden die Heimatverzeichnisse aller Nut­zer oft auf einem Server gehalten. Bei einem Ausfall eines solchen Servers sollte aber zumindest Root in der Lage sein, vernünftig mit dem System zu arbeiten
|-
| | /sbin
| | Wichtige System-Programme (beim Booten benötigt; Ausführung erfordert Root-Rechte)
|-
| | /tmp
| | Temporäre Dateien können hier abgelegt werden, jeder Nutzer ist dazu berechtigt
|-
| | /usr
| | Zweite Hierarchie
|-
| | /var
| | Variable Daten
|-
|}


=== /etc ===
; Nach der Installation von Linux befinden sich eine ganze Reihe von Systemverzeichnissen auf Ihrer Festplatte
[[/etc]]
* Jedes dieser Verzeichnisse hat eine genau festgelegte Aufgabe. In der folgenden Grafik ist ein Ausschnitt aus der Verzeichnisstruktur eines UNIX-Systems abgebildet
* Diese bei allen UNIX-Systemen ähnliche Struktur wird als File System Hierarchie-Standart bezeichnet. Alle UNIX-Dialekte müssen sich daran messen lassen, wie eng sie sich an diesen Standard halten
* Man spricht hier bildlich von einem (umgedrehten) Baum, dessen Wurzel das Stammverzeichnis (/) ist
* Das Stammverzeichnis (root) ist also das Vaterverzeichnis für die darunter liegenden Kind-Verzeichnisse (bin, dev, etc ...)
* Die Kind-Verzeichnisse user, pub, ftp und www haben home als Vater-Verzeichnis. Genau wie bei einem Familienstammbaum kann zwar ein Vater mehrere Kinder haben, ein Kind jedoch immer nur einen Vater
* Da Unix ein Multi-User-Betriebssystem ist, wird auf eine strikte Trennung von System-, Programm- und Benut­zerdaten geachtet


=== /home ===
=== Linux-Besonderheiten ===
[[/home]]
; Speziell für Linux-Systeme
 
{|class="wikitable sortable"
=== /lib ===
|-
; Kernel-Module und dynamische Bibliotheken
| | '''Allgemein'''
Das Verzeichnis modules beinhaltet die oben genannten Kernel-Module, falls diese installiert sind.
| | '''Der Name des Standard-Kernels ist vmlinux oder vmlinuz '''
 
=== /lib''<nr>'' ===
; Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken
 
[[Multilib]]
 
Manche Systeme unterstützen mehrere Binärformate (für unterschiedliche [[Prozessorarchitektur]]en bzw.&nbsp;Betriebsmodi), für die jeweils eigene Versionen derselben Bibliothek vorhanden sind.
* Dann gibt es beispielsweise /lib[[64-Bit-Architektur|64]] für die beiden Betriebsmodi ([[32-Bit-Architektur|32-Bit]] und [[64-Bit-Architektur|64-Bit]]) des jeweiligen [[Hauptprozessor|Prozessors]], beispielsweise bei [[PowerPC]] und [[x86-Architektur|x86]].
 
=== /media ===
; Einhängepunkte für Wechseldatenträger
Die einzelnen Unterverzeichnisse in /media verschoben.
* Der Standard sieht folgende Unterverzeichnisse jeweils optional vor:
{| class="wikitable options"
|-
|-
! Gerät !! Beschreibung
| | '''/dev'''
| | Enthält nur die im Dokument ''Linux Allocated Devices'' beschriebenen Links (sonst wie oben)
|-
|-
| /media/floppy || [[Diskette]]
| | '''/proc'''
| | Enthält Kernel- und Prozessinformationen in einem virtuellen Dateisystem
|-
|-
| /media/cdrom || Speichermedium eines [[Optisches Laufwerk|optischen Laufwerks]] ([[Nur-Lese-Speicher]]), z.&nbsp;B.&nbsp;eine [[CD-ROM]]
| | '''/sbin '''
| | Enthält zusätzlich Routinen zum ext2-Dateisystem und lilo
|-
|-
| /media/cdrecorder || Speichermedium eines [[Brenner (Hardware)|Brenners]]
| | '''/usr/src'''
| | Enthält zusätzlich die Kernelquellen
|-
|-
| /media/zip || [[Iomega Zip|Zip-Diskette]]
|}
|}


Falls ein Gerät mehrmals vorhanden ist, wird das Anhängen einer Ziffer an den Gerätetyp vorgeschlagen.
== /usr ==
; Zweite Verzeichnishierarchie
[[/usr]]


=== /mnt ===
=== Usrmerge ===
; Temporäre Einhängepunkte für Dateisysteme
Bei der meist mit "Usrmerge" (für "[[#/usr|/usr]] merge") oder "merged-usr" bezeichneten Vereinigung der Verzeichnisse <code>/bin</code>, <code>/sbin</code> und <code>/lib</code> sowie gegebenenfalls <code>/lib[[32-Bit-Architektur|32]]</code> oder <code>/lib[[64-Bit-Architektur|64]]</code> bei [[#Multilib|Multilib]]-Systemen mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter <code>/usr</code> geht die strikte formale Trennung dieser Verzeichnisse gemäß FHS zwar verloren, solange die Verzeichnisse [[Symbolische Verknüpfung|symlinks]] aufeinander sind, bleibt die Kompatibilität zum FHS allerdings weiterhin bestehen
Das Verzeichnis dient zum kurzzeitigen Einhängen von Fremd-Dateisystemen aller Art.
* Installationsprogrammen ist die Verwendung des Verzeichnisses /mnt für [[temporäre Datei]]en ausdrücklich untersagt.


Traditionell war unter Linux lange das /run/mount
Ob die entsprechenden Dateien nach der Umstellung im relevanten Unterverzeichnis unterhalb von <code>/usr</code> abgelegt werden oder im Wurzelverzeichnis, ist danach ohne Belang
* /usr/bin
* /usr/sbin
* /usr/lib
* /usr/lib64


=== /opt ===
Im Beispiel wird aus <code>/bin</code> ein Symlink auf <code>/usr/bin</code> sowie <code>/sbin</code> auf <code>/usr/sbin</code>
; zusätzliche Softwarepakete
* dasselbe gilt für die /usr befinden, widerspricht zwar der im FHS definierten Trennung, die Umstellung ist allerdings für alte ("legacy") wie aktuelle [[Computerprogramm|Programme]] vollständig transparent
Das Verzeichnis ist für sämtliche optionale, d.&nbsp;h.&nbsp;zusätzlich installierte Software vorgesehen, welche nicht aus zur Distribution gehörenden Paketquellen stammen.
* Die Pakete müssen in einem Unterverzeichnis mit Namen /opt/''<paket>''/bin.


=== /root ===
; Motivation
; Benutzerverzeichnis für Benutzer root, optional
* Trennung gemäß FHS ist überflüssig geworden
Das Verzeichnis kann das [[Benutzerverzeichnis]] für den [[Benutzer]] [[Root-Konto|root]] bilden.
* Handhabung vereinfachen
* Dieses Verzeichnis ist nur eine Empfehlung des FHS.
* Übersichtlichkeit und Durchsuchbarkeit verbessern
* Anwendung für Sandboxes und Container vereinfachen


=== /run ===
; Entwicklung
/var/run unter bestimmten Umständen noch nicht verfügbar war, aber zum Booten benötigt wurde.
* Dieser "merge" (dt.&nbsp;für "Vereinigung [der Verzeichnisse]") wurde von fast allen großen [[Linux-Distribution]]en in den 2010er-Jahren durchgeführt
* Nach [[Solaris (Betriebssystem)|Solaris]] Ende 2010 und [[Fedora (Linux-Distribution)|Fedora]] 2012 führten auch [[Arch Linux|Arch]] und [[Ubuntu (Betriebssystem)|Ubuntu]] den Usrmerge durch
* Bei [[Debian]] wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert und ist voraussichtlich ab Version 13 (Trixie) vollständig umgesetzt


=== /sbin ===
== /var ==
; wichtige Systembefehle
; Variable Daten
Das Verzeichnis beinhaltet Befehle für die Systemadministration und andere Aufgaben, die nur der Benutzer update.
 
=== /srv ===
; Daten, die von Diensten angeboten werden
In diesem Verzeichnis sollen die Daten zu angebotenen Diensten abgelegt werden.
* Momentan gibt es noch keine Vorschriften darüber, wie die Verzeichnisstruktur in /srv/http verwendet.
 
=== /tmp ===
; Temporäre Dateien
Dieses Verzeichnis muss vorhanden sein, weil es Programme gibt, die ihre [[Temporäre Datei|temporären Dateien]] in diesem Verzeichnis ablegen.
* Im FHS wurde dieses Verzeichnis vor allem auch wegen seiner historischen Bedeutung aufgenommen.
* Das Verzeichnis ist für alle Benutzer zum Schreiben freigegeben und muss ein [[Sticky Bit]] haben.
 
=== /usr ===
[[/usr]]
 
=== /var ===
[[/var]]
[[/var]]


== Usrmerge ==
== /proc ==
Bei der meist mit „Usrmerge“ (für „[[#/usr|/usr]] merge“) oder „merged-usr“ bezeichneten Vereinigung der Verzeichnisse <code>/bin</code>, <code>/sbin</code> und <code>/lib</code> sowie gegebenenfalls <code>/lib[[32-Bit-Architektur|32]]</code> oder <code>/lib[[64-Bit-Architektur|64]]</code> bei [[#Multilib|Multilib]]-Systemen mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter <code>/usr</code> geht die strikte formale Trennung dieser Verzeichnisse gemäß FHS zwar verloren, solange die Verzeichnisse [[Symbolische Verknüpfung|symlinks]] aufeinander sind, bleibt die Kompatibilität zum FHS allerdings weiterhin bestehen.
; Prozessdateisystem
* Dieser „merge“ (dt.&nbsp;für „Vereinigung [der Verzeichnisse]“) wurde von fast allen großen [[Linux-Distribution]]en in den 2010er-Jahren durchgeführt.
[[/proc]]
* Ob die entsprechenden Dateien nach der Umstellung im relevanten Unterverzeichnis unterhalb von <code>/usr</code> abgelegt werden oder im Wurzelverzeichnis, ist danach ohne Belang.


* /usr/bin
* /usr/sbin
* /usr/lib
* /usr/lib64


Im Beispiel wird aus <code>/bin</code> ein Symlink auf <code>/usr/bin</code> sowie <code>/sbin</code> auf <code>/usr/sbin</code>; dasselbe gilt für die /usr befinden, widerspricht zwar der im FHS definierten Trennung, die Umstellung ist allerdings für alte („legacy“) wie aktuelle [[Computerprogramm|Programme]] vollständig transparent.
<noinclude>


Begründung für die Umstellung ist, neben der Tatsache, dass die Trennung gemäß FHS überflüssig geworden ist,
== Anwendung ==
vor allem die Vereinfachung in der Handhabung.
{| class="wikitable options big"
* So wird nicht nur die Übersichtlich- und Durchsuchbarkeit erhöht, sondern insbesondere auch die Anwendung für Sandboxes und Container vereinfacht.
| [[Pfadangaben]] ||
|-
| Zugriff auf Datenträger || [[mount]]
|-
| Arbeiten im Dateisystem || [[Linux/Dateisystem/Grundlagen]]
|}


Nach [[Solaris (Betriebssystem)|Solaris]] Ende 2010 und [[Fedora (Linux-Distribution)|Fedora]] 2012 führten auch [[Arch Linux|Arch]] und [[Ubuntu (Betriebssystem)|Ubuntu]] den Usrmerge durch.
* Bei [[Debian]] wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert und ist voraussichtlich ab Version 13 (Trixie) vollständig umgesetzt.
<noinclude>
== Anhang ==
== Anhang ==
=== Siehe auch ===
=== Siehe auch ===
{{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}}}
{{Special:PrefixIndex/{{BASEPAGENAME}}/}}
----
* [[Sonderverzeichnis]], vergleichbarer Standard für [[Microsoft Windows|Windows]]
* [https://www.freebsd.org/cgi/man.cgi?query=hier%287%29&sektion= FreeBSD Verzeichnishierarchie]


==== Links ====
=== Links ===
# https://de.wikipedia.org/wiki/Filesystem_Hierarchy_Standard
# https://de.wikipedia.org/wiki/Filesystem_Hierarchy_Standard
# [http://refspecs.linuxfoundation.org/fhs.shtml Filesystem Hierarchy Standard]
# [https://refspecs.linuxfoundation.org/fhs.shtml Filesystem Hierarchy Standard]
# [http://www.lanana.org/ The Linux Assigned Names And Numbers Authority]
# [https://www.lanana.org/ The Linux Assigned Names And Numbers Authority]


[[Kategorie:Linux/Dateisystem/Hierarchie]]
[[Kategorie:Linux/Dateisystem/Hierarchie]]
[[Kategorie:IT-Standard]]
[[Kategorie:IT-Standard]]
</noinclude>
</noinclude>

Aktuelle Version vom 28. April 2025, 10:33 Uhr

Filesystem Hierarchy Standard - Standard für die Verzeichnisstruktur unter Unix-ähnlichen Betriebssystemen (FHS)

Beschreibung

Linux/Dateisystem/Hierarchie
Beispiel eines Standard-Stammverzeichnisses
Zielgruppe

Der Standard richtet sich an Softwareentwickler, Systemintegratoren und Systemadministratoren

Ziele

Er soll die Interoperabilität von Computerprogrammen fördern, indem er die Lage von Verzeichnissen und Dateien vorhersehbar macht

Entwicklung

Die Entwicklung dieser Richtlinie begann im August 1993 und war zunächst nur auf Linux bezogen

  • Zwischenzeitlich trugen einige Entwickler von FreeBSD dazu bei, einen umfassenden Standard für alle Unix-ähnlichen Systeme zu schaffen
  • Diese Zusammenarbeit wurde im Mai 2011 offiziell eingestellt, nachdem die Linux Foundation das Projekt übernommen hatte

Derzeit wird dieser Standard nur von Linux-Distributionen verwendet

Die erste Dokumentation solcher Hierarchie erschien in AT&T UNIX Version 7

Seit etwa 2011 führen verschiedene, große Distributionen den so genannten Usrmerge (/usr-Merge) durch, welcher mit dem FHS formal per symbolischer Verknüpfung vereinbar ist

  • Dadurch wird zwar die Systematik des FHS nicht vollständig beibehalten, die Kompatibilität zu bestehenden Programmen ist damit aber weiterhin gewährleistet
| Maintainer = Linux Foundation
| Hersteller = LSB-Arbeitsgruppe
| Erscheinungsjahr = 1994
| Betriebssystem = Linux
| Website = refspecs.linuxfoundation.org/fhs

Dateikategorien

Der FHS unterscheidet Dateien unter zwei Aspekten
Aspekt Beschreibung
"static" oder "variable"
  • Als "static" gelten jene Dateien, die sich ohne den Eingriff eines Systemadministrators nicht ändern
  • Alle anderen Dateien werden als "variable" betrachtet
"shareable" oder "unshareable"
  • Als "shareable" gelten jene Dateien, die über ein Rechnernetz von anderen Computern genutzt werden können
  • Alle anderen Dateien werden als "unshareable" betrachtet
Kategorien von Dateien

Aus diesen beiden Aspekten ergeben sich vier Kategorien von Dateien

  • static shareable
  • static unshareable
  • variable shareable
  • variable unshareable

Um Datensicherungen und Bereitstellungen im Rechnernetz effizienter zu gestalten, sieht der FHS vor, keine Dateien unterschiedlicher Kategorie im selben Verzeichnis zu speichern

Beschreibung

Hierarchische Struktur

Unix-Derivate

  • Lange Zeit hat jedes Unix-Derivat seine eigenen Vorstellungen vom Aufbau seiner Datei­verwaltung mitgebracht,
  • aber unterdessen ist man sich mehr oder weniger einig geworden und erarbeitete den Filesystem Hierarchie Standard, der wichtige Strukturen definiert
  • Die meisten Distributionen folgen diesen Richtlinien, wobei Abweichungen oft durch unterschiedliche Auslegung des Standards begründet werden
  • Neben der Beschreibung der vorgesehenen Verwendung jedes Verzeichnisses, werden auch konkrete Kommandos genannt, die mindestens in diesen Verzeichnissen vorhanden sein müssen. Des Weiteren finden systemspezifische Vorgaben und optionale Komponenten Erwähnung
  • Sobald der Kernel aktiv ist, lädt er als Erstes das Root-Filesystem, in dem alle für die Aufgaben des Kernels notwendigen Programme und Konfigurationsdateien angesiedelt sein müssen

Programme

  • Dienstprogramme zum Prüfen und Reparieren des Dateisystems
  • Programme zum Sichern der Systemdaten und zur Installation neuer Systemteile
  • Eventuell wichtige Netzwerkprogramme

Benutzer

Als Benutzer werden Sie alle Daten als Dateien auf einem Datenträger (meist einer Festplatte) speichern. (Texte, Einstellungen, Programme und weitere)
  • Um auf diese Daten zugreifen zu können, werden Sie mit einem Namen und weiteren Eigenschaften in einem Ablagesystem geordnet
  • Ein Dateisystem ist ein Ordnungsschema für Dateien. Dateien werden in Verzeichnissen zusammengefasst. Ver­zeichnisse sind also Behälter für Dateien
  • Ein Verzeichnis kann sowohl Dateien als auch weitere Verzeichnisse enthalten. Verzeichnisse werden so hierar­chisch unter dem Wurzelverzeichnis (root-directory) angeordnet

Unterschiede zu Windows

Option Beschreibung
Laufwerksbuchstaben Das Root-Verzeichnis wird durch den Slash (/) repräsentiert und hat keinen weiteren Namen
Slash (/) und Backslash (\) Der Slash (/) wird als Trennzeichen bei der Angabe von Dateipfaden benutzt

Beispiel

Eine Datei die sich in Ihrem Home-Verzeichnis befindet, kann folgende Ortsangabe haben

/home/user/text

Sie möchten mit dem Befehl cat eine Datei anzeigen, die sich auf einer cdrom befindet

cat·/cdrom/text

Stammverzeichnis

Das Volume, meist in Form einer Partition, des Stammverzeichnisses muss all jene Dateien enthalten, die zum Hochfahren des Betriebssystems und zum Einbinden weiterer Partitionen notwendig sind

  • Um ein System reparieren zu können, muss sie auch die dazu notwendigen Hilfsmittel enthalten

Um die Flexibilität und Zuverlässigkeit zu erhöhen, empfiehlt der FHS, Teile der Verzeichnisstruktur in anderen Partitionen anzulegen

Folgende Verzeichnisse oder symbolische Verknüpfungen auf Verzeichnisse werden im Stammverzeichnis verlangt

/bin Binärdateien grundlegender Befehle
/boot statische Dateien des Bootloaders
/dev Gerätedateien "devices" (Geräte wie Festplatten und Systemkonsole)
/etc Host-spezifische Systemkonfiguration
/lib grundlegende dynamische Bibliotheken und Kernel-Module
/lib32 Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken Multilib
/lib64 Alternative Kernel-Module und dynamische Bibliotheken Multilib
/media Einhängepunkt für Wechseldatenträger
/mnt für temporär eingehängtes Dateisystem
/proc Prozessdateisystem
/opt zusätzliche Anwendungsprogramme
/run für laufende Prozesse relevante Daten
/sbin essenzielle Binärdateien des Systems
/srv Daten für Dienste
/tmp temporäre Dateien "temporary files" (temporäre Dateien, üblicherweise auf schnellem Gerät)
/usr sekundäre Hierarchie
/var variable Daten Die Verzeichnisse /var sind so konzipiert, dass sie nicht in der Partition des Stammverzeichnisses liegen müssen
/home Benutzerverzeichnisse: Verzeichnisse der Benutzer
/root Benutzerverzeichnis des Root-Kontos
/lib… alternative dynamische Bibliotheken, beispielsweise /lib64 für Multilib-Systeme (Bibliotheken für sowohl einen 32-Bit- als auch einen 64-Bit-Betriebsmodus)
Andere Verzeichnisse sollen im Stammverzeichnis nicht angelegt werden
  • Anwendungsprogramme sollen keine Dateien im Stammverzeichnis fordern oder anlegen

Systemverzeichnisse

Die wichtigsten Systemverzeichnissen
Verzeichnis Beschreibung
/ Hier sollte keine Dateien liegen
/bin Systemverwaltungsprogramme für alle Benutzer
/boot Dateien des Bootmanagers und des Kernels
/dev Gerätedateien
/etc Systemweite Konfigurationsdateien
/home Login-Verzeichnisse der Benutzer
/lib Shared Libraries des Basissystems
/lost+found Dateien, die beim Plattencheck anfallen
/media Mountpoint für Wechseldatenträger
/mnt Mountpoint für vorübergehende Mount-Vorgänge
/opt Optionale Erweiterungspakete (in Unterverzeichnissen)
/proc Abbild von Kernel-Daten
/root Home-Verzeichnis des Superusers (root)
/sbin Programme zur Systemadministration
/tmp Temporäre Dateien
/usr Zweites Hauptverzeichnis für Programme (Unix System Resources)
Verzeichnisse in der Wurzel
/bin Die wichtigsten Benutzer-Kommandos, um mit dem System arbeiten zu können
/boot Hier findet man die statischen Dateien des Bootmanagers und die Kernel
/dev Device Files, Gerätedateien
/etc Enthält alle lokalen Konfigurationsdateien (Tastatur, X, Netzwerk...)
/home Alle Heimatverzeichnisse der Nutzer findet man hier. Nach dem Login landet jeder Benutzer (i.d.R.) in seinem Home. Heimatverzeichnisse können vom Systemverwalter auch an anderer Stelle angesiedelt werden
/lib Die beim Systemstart benötigten Bibliotheken

Kernelmodule in eigenem Unterverzeichnis

/mnt Mountpunkt für temporäre Partitionen
/opt Software, die nicht zum üblichen Installationsumfang von Unix-Systemen gehören, werden oft unter diesem Zweig installiert. So werden nahezu alle kommerziellen Softwarepakete hier eingerichtet; auch die Programme zur KDE befinden sich hier
/root Heimatverzeichnis des Administrators. In realen Unix Installationen werden die Heimatverzeichnisse aller Nut­zer oft auf einem Server gehalten. Bei einem Ausfall eines solchen Servers sollte aber zumindest Root in der Lage sein, vernünftig mit dem System zu arbeiten
/sbin Wichtige System-Programme (beim Booten benötigt; Ausführung erfordert Root-Rechte)
/tmp Temporäre Dateien können hier abgelegt werden, jeder Nutzer ist dazu berechtigt
/usr Zweite Hierarchie
/var Variable Daten
Nach der Installation von Linux befinden sich eine ganze Reihe von Systemverzeichnissen auf Ihrer Festplatte
  • Jedes dieser Verzeichnisse hat eine genau festgelegte Aufgabe. In der folgenden Grafik ist ein Ausschnitt aus der Verzeichnisstruktur eines UNIX-Systems abgebildet
  • Diese bei allen UNIX-Systemen ähnliche Struktur wird als File System Hierarchie-Standart bezeichnet. Alle UNIX-Dialekte müssen sich daran messen lassen, wie eng sie sich an diesen Standard halten
  • Man spricht hier bildlich von einem (umgedrehten) Baum, dessen Wurzel das Stammverzeichnis (/) ist
  • Das Stammverzeichnis (root) ist also das Vaterverzeichnis für die darunter liegenden Kind-Verzeichnisse (bin, dev, etc ...)
  • Die Kind-Verzeichnisse user, pub, ftp und www haben home als Vater-Verzeichnis. Genau wie bei einem Familienstammbaum kann zwar ein Vater mehrere Kinder haben, ein Kind jedoch immer nur einen Vater
  • Da Unix ein Multi-User-Betriebssystem ist, wird auf eine strikte Trennung von System-, Programm- und Benut­zerdaten geachtet

Linux-Besonderheiten

Speziell für Linux-Systeme
Allgemein Der Name des Standard-Kernels ist vmlinux oder vmlinuz
/dev Enthält nur die im Dokument Linux Allocated Devices beschriebenen Links (sonst wie oben)
/proc Enthält Kernel- und Prozessinformationen in einem virtuellen Dateisystem
/sbin Enthält zusätzlich Routinen zum ext2-Dateisystem und lilo
/usr/src Enthält zusätzlich die Kernelquellen

/usr

Zweite Verzeichnishierarchie

/usr

Usrmerge

Bei der meist mit "Usrmerge" (für "/usr merge") oder "merged-usr" bezeichneten Vereinigung der Verzeichnisse /bin, /sbin und /lib sowie gegebenenfalls /lib32 oder /lib64 bei Multilib-Systemen mit ihren jeweiligen Gegenstücken unter /usr geht die strikte formale Trennung dieser Verzeichnisse gemäß FHS zwar verloren, solange die Verzeichnisse symlinks aufeinander sind, bleibt die Kompatibilität zum FHS allerdings weiterhin bestehen

Ob die entsprechenden Dateien nach der Umstellung im relevanten Unterverzeichnis unterhalb von /usr abgelegt werden oder im Wurzelverzeichnis, ist danach ohne Belang

  • /usr/bin
  • /usr/sbin
  • /usr/lib
  • /usr/lib64

Im Beispiel wird aus /bin ein Symlink auf /usr/bin sowie /sbin auf /usr/sbin

  • dasselbe gilt für die /usr befinden, widerspricht zwar der im FHS definierten Trennung, die Umstellung ist allerdings für alte ("legacy") wie aktuelle Programme vollständig transparent
Motivation
  • Trennung gemäß FHS ist überflüssig geworden
  • Handhabung vereinfachen
  • Übersichtlichkeit und Durchsuchbarkeit verbessern
  • Anwendung für Sandboxes und Container vereinfachen
Entwicklung
  • Dieser "merge" (dt. für "Vereinigung [der Verzeichnisse]") wurde von fast allen großen Linux-Distributionen in den 2010er-Jahren durchgeführt
  • Nach Solaris Ende 2010 und Fedora 2012 führten auch Arch und Ubuntu den Usrmerge durch
  • Bei Debian wird seit Version 10 (Buster) ein vereinheitlichtes Dateisystem ausgeliefert und ist voraussichtlich ab Version 13 (Trixie) vollständig umgesetzt

/var

Variable Daten

/var

/proc

Prozessdateisystem

/proc



Anwendung

Pfadangaben
Zugriff auf Datenträger mount
Arbeiten im Dateisystem Linux/Dateisystem/Grundlagen

Anhang

Siehe auch


Links

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Filesystem_Hierarchy_Standard
  2. Filesystem Hierarchy Standard
  3. The Linux Assigned Names And Numbers Authority