Risikoanalyse: Unterschied zwischen den Versionen

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== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
Die '''Risikoanalyse''' (risk analysis) ist im Rahmen des [[Risikomanagement]]s die [[Analyse]] der durch [[Risikoidentifikation]] ermittelten [[Risikobericht#Branchenübergreifende Risikoarten|Risiken]] von unterschiedlichen Sachverhalten und Gefahrensituationen.
Die '''Risikoanalyse''' (risk analysis) ist im Rahmen des [[Risikomanagement]]s die [[Analyse]] der durch [[Risikoidentifikation]] ermittelten [[Risikobericht#Branchenübergreifende Risikoarten|Risiken]] von unterschiedlichen Sachverhalten und Gefahrensituationen


; Die Risikoanalyse ist Teil des [[Risikomanagement]]s
; Die Risikoanalyse ist Teil des [[Risikomanagement]]s
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; Risikobeurteilung
; Risikobeurteilung
* [[Risikoidentifikation]]
* [[Risikoidentifikation]]
* Risikoanalyse  
* Risikoanalyse
* [[Risikobewertung]]
* [[Risikobewertung]]


; Ziel der Risikobeurteilung ist die Identifikation und Quantifizierung (Bewertung) von Risiken, um Transparenz über Art und Umfang von bestehenden Risiken zu schaffen, z. B. um Risiken durch Präventionsmaßnahmen zu vermeiden oder zu reduzieren.
; Ziel der Risikobeurteilung ist die Identifikation und Quantifizierung (Bewertung) von Risiken, um Transparenz über Art und Umfang von bestehenden Risiken zu schaffen, z. B. um Risiken durch Präventionsmaßnahmen zu vermeiden oder zu reduzieren
* Des Weiteren werden ihre Ergebnisse für die Risikokommunikation verwendet, um z. B. die [[Risikowahrnehmung]] zu fördern.
* Des Weiteren werden ihre Ergebnisse für die Risikokommunikation verwendet, um z. B. die [[Risikowahrnehmung]] zu fördern
* Das Risiko kann auch durch ein [[Risikomaß]] ausgedrückt werden.
* Das Risiko kann auch durch ein [[Risikomaß]] ausgedrückt werden


; Zu beachten ist, dass der Prozess der Risikoanalyse ganz entscheidend von der individuellen Risikowahrnehmung geprägt ist.
; Zu beachten ist, dass der Prozess der Risikoanalyse ganz entscheidend von der individuellen Risikowahrnehmung geprägt ist
* Dass Risiken überhaupt erkannt werden, hängt auch davon ab, dass verschiedene [[Risikoträger]] ein existierendes Risiko unterschiedlich oder gar nicht wahrnehmen.
* Dass Risiken überhaupt erkannt werden, hängt auch davon ab, dass verschiedene [[Risikoträger]] ein existierendes Risiko unterschiedlich oder gar nicht wahrnehmen
* Erfolgt die Risikowahrnehmung fehlerhaft als [[selektive Wahrnehmung]], so werden nur bestimmte Risiken wahrgenommen, andere vorhandene dagegen ausgeblendet.
* Erfolgt die Risikowahrnehmung fehlerhaft als [[selektive Wahrnehmung]], so werden nur bestimmte Risiken wahrgenommen, andere vorhandene dagegen ausgeblendet
* Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus.
* Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus


; Aspekte der Risikoanalyse finden auch Eingang in die [[Arbeitsanalyse und -synthese|Arbeitsanalyse]], [[Bilanzanalyse]], [[Finanzanalyse]], [[Marktanalyse]] oder [[Schwachstellenanalyse]].
; Aspekte der Risikoanalyse finden auch Eingang in die [[Arbeitsanalyse und -synthese|Arbeitsanalyse]], [[Bilanzanalyse]], [[Finanzanalyse]], [[Marktanalyse]] oder [[Schwachstellenanalyse]]


== Prozessablauf ==
== Prozessablauf ==
; Die Risikoanalyse wird in drei Schritten durchgeführt
; Die Risikoanalyse wird in drei Schritten durchgeführt
* Identifikation der Gefahren ([[Risikoidentifikation]]), die das System verletzen oder zerstören können.
* Identifikation der Gefahren ([[Risikoidentifikation]]), die das System verletzen oder zerstören können
* Analyse der Ursachen der identifizierten Gefahrenereignisse (deduktive Ursachenanalyse / [[Fehlerbaumanalyse]]) und Ermittlung deren Häufigkeiten.
* Analyse der Ursachen der identifizierten Gefahrenereignisse (deduktive Ursachenanalyse / [[Fehlerbaumanalyse]]) und Ermittlung deren Häufigkeiten
* Analyse der Schadensauswirkungen der identifizierten Gefahrenereignisse, die von dem System ausgehen können (induktive Analyse / [[Ereignisbaumanalyse]]) und Ermittlung deren Wahrscheinlichkeiten.
* Analyse der Schadensauswirkungen der identifizierten Gefahrenereignisse, die von dem System ausgehen können (induktive Analyse / [[Ereignisbaumanalyse]]) und Ermittlung deren Wahrscheinlichkeiten


Für die Risikoanalyse kommen unterschiedlichste wissenschaftliche [[Analyse]]techniken zur Anwendung, wie [[Arbeitsanalyse und -synthese|Arbeitsanalyse]], [[Elementaranalyse]], [[Finanzanalyse]], [[qualitative Analyse]], [[quantitative Analyse]], [[Portfoliotheorie|Portfolio-Analyse]], [[Schwachstellenanalyse]] oder [[Szenarioanalyse]].
Für die Risikoanalyse kommen unterschiedlichste wissenschaftliche [[Analyse]]techniken zur Anwendung, wie [[Arbeitsanalyse und -synthese|Arbeitsanalyse]], [[Elementaranalyse]], [[Finanzanalyse]], [[qualitative Analyse]], [[quantitative Analyse]], [[Portfoliotheorie|Portfolio-Analyse]], [[Schwachstellenanalyse]] oder [[Szenarioanalyse]]


Das quantitative Risiko ergibt sich aus der Multiplikation der Schadenshöhe mit der Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. der Gefährdungsrate, je nachdem, ob es sich um ein zeitlich begrenztes Wagnis oder um ein Risiko handelt, summiert über die verschiedenen Gefährdungen ([[Risikoquantifizierung]]).
Das quantitative Risiko ergibt sich aus der Multiplikation der Schadenshöhe mit der Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. der Gefährdungsrate, je nachdem, ob es sich um ein zeitlich begrenztes Wagnis oder um ein Risiko handelt, summiert über die verschiedenen Gefährdungen ([[Risikoquantifizierung]])


Die Gefahrenidentifizierung sollte so weit wie möglich auf quantitativen (historisch, statistisch) Daten beruhen.
Die Gefahrenidentifizierung sollte so weit wie möglich auf quantitativen (historisch, statistisch) Daten beruhen
* Auch qualitative Methoden, wie z. B. Expertenmeinungen, Checklisten sollten zur Anwendung kommen.
* Auch qualitative Methoden, wie z. B. Expertenmeinungen, Checklisten sollten zur Anwendung kommen
* Ziel der Analyse ist es, alle wahrscheinlichen Gefahren zu finden und zu erfassen.
* Ziel der Analyse ist es, alle wahrscheinlichen Gefahren zu finden und zu erfassen


Bei der Risikoanalyse sind auch die mit der Analyse verbundenen Unsicherheiten zu berücksichtigen (Daten- als auch Modellunsicherheiten) und die Unsicherheitsquellen sind soweit möglich zu identifizieren (siehe auch [[Entscheidung unter Unsicherheit]]).
Bei der Risikoanalyse sind auch die mit der Analyse verbundenen Unsicherheiten zu berücksichtigen (Daten- als auch Modellunsicherheiten) und die Unsicherheitsquellen sind soweit möglich zu identifizieren (siehe auch [[Entscheidung unter Unsicherheit]])


== Anwendungsgebiete ==
== Anwendungsgebiete ==
=== Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz ===
=== Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz ===
; Die deutsche Bundesregierung hat 2009 die Risikoanalyse im [[Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz]] (ZSKG) gesetzlich verankert.
; Die deutsche Bundesregierung hat 2009 die Risikoanalyse im [[Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz]] (ZSKG) gesetzlich verankert
* Im Sinne des § 18 ZSKG vom 2. April 2009 führt der Bund im Zusammenwirken mit den Ländern eine bundesweite, ressortübergreifende Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz durch und unterrichtet den Deutschen Bundestag über die Ergebnisse der Risikoanalyse ab 2010 jährlich.
* Im Sinne des § 18 ZSKG vom 2. April 2009 führt der Bund im Zusammenwirken mit den Ländern eine bundesweite, ressortübergreifende Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz durch und unterrichtet den Deutschen Bundestag über die Ergebnisse der Risikoanalyse ab 2010 jährlich


; Die Risikoanalyse ist zentraler Bestandteil des Risikomanagements im Bevölkerungsschutz.
; Die Risikoanalyse ist zentraler Bestandteil des Risikomanagements im Bevölkerungsschutz
* Sie liefert belastbare Informationen über Gefahren, Risiken und über vorhandene Fähigkeiten im Umgang mit Risiken auf deren Grundlage angemessen entschieden werden kann.
* Sie liefert belastbare Informationen über Gefahren, Risiken und über vorhandene Fähigkeiten im Umgang mit Risiken auf deren Grundlage angemessen entschieden werden kann
* Die Methode orientiert sich am internationalen Standard des Risikomanagements [[ISO 31000]] und 31010.
* Die Methode orientiert sich am internationalen Standard des Risikomanagements [[ISO 31000]] und 31010


; Seit 2012 wurden folgende Gefahren einer Risikoanalyse unterzogen und die Ergebnisse in den entsprechenden Bundestagsberichten veröffentlicht:
; Seit 2012 wurden folgende Gefahren einer Risikoanalyse unterzogen und die Ergebnisse in den entsprechenden Bundestagsberichten veröffentlicht:
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* Freisetzung radioaktiver Stoffe aus einem [[Kernkraftwerk]] (2015),
* Freisetzung radioaktiver Stoffe aus einem [[Kernkraftwerk]] (2015),
* Freisetzung chemischer Stoffe (2016),
* Freisetzung chemischer Stoffe (2016),
* [[Dürre]] (2018).
* [[Dürre]] (2018)


Ergebnisse der Analysen sind die Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadensauswirkungen der untersuchten Ereignisse sowie Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die im Sinne eines ganzheitlichen Risiko- und Krisenmanagements von Bedeutung sind.
Ergebnisse der Analysen sind die Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadensauswirkungen der untersuchten Ereignisse sowie Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die im Sinne eines ganzheitlichen Risiko- und Krisenmanagements von Bedeutung sind
{{Hauptartikel|Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz}}
{{Hauptartikel|Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz}}


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* bei der Identifikation von Risiken neuer [[Technologie]]n oder gesellschaftlicher Entwicklungen;
* bei der Identifikation von Risiken neuer [[Technologie]]n oder gesellschaftlicher Entwicklungen;
* bei der Identifikation und Bewertung von Produktrisiken, insbesondere bei der [[Markteinführung]] neuer [[Produkt (Wirtschaft)|Produkte]] bzw. Abschluss von [[Produkthaftpflichtversicherung]]en;
* bei der Identifikation und Bewertung von Produktrisiken, insbesondere bei der [[Markteinführung]] neuer [[Produkt (Wirtschaft)|Produkte]] bzw. Abschluss von [[Produkthaftpflichtversicherung]]en;
* für die Feststellung durch [[dolose Handlung]]en ([[Untreue (Deutschland)|Untreue]], [[Unterschlagung (Deutschland)|Unterschlagung]], [[Betrug (Deutschland)|Betrug]], Verrat von [[Amtsgeheimnis|Dienst-]] oder [[Geschäftsgeheimnis]]sen, [[Korruption]] usw.) gefährdeter [[Arbeitsablauf|Arbeitsabläufe]] in Verwaltungen und Betrieben und zur Überprüfung und Weiterentwicklung der bestehenden internen Kontrollsysteme.
* für die Feststellung durch [[dolose Handlung]]en ([[Untreue (Deutschland)|Untreue]], [[Unterschlagung (Deutschland)|Unterschlagung]], [[Betrug (Deutschland)|Betrug]], Verrat von [[Amtsgeheimnis|Dienst-]] oder [[Geschäftsgeheimnis]]sen, [[Korruption]] usw.) gefährdeter [[Arbeitsablauf|Arbeitsabläufe]] in Verwaltungen und Betrieben und zur Überprüfung und Weiterentwicklung der bestehenden internen Kontrollsysteme


''Risikoanalyse'' ist in der [[Betriebswirtschaftslehre]] die Identifikation und Quantifizierung von [[Risiko|Risiken]] durch [[Abschätzung]] der [[Eintrittswahrscheinlichkeit]] und der möglichen, meist unsicheren Auswirkungen (z. B. auf die [[Kosten]]).
''Risikoanalyse'' ist in der [[Betriebswirtschaftslehre]] die Identifikation und Quantifizierung von [[Risiko|Risiken]] durch [[Abschätzung]] der [[Eintrittswahrscheinlichkeit]] und der möglichen, meist unsicheren Auswirkungen (z. B. auf die [[Kosten]])
* Sie ist die Grundlage für die Ermittlung der Höhe [[Kalkulatorisches Wagnis|kalkulatorischer]] [[Wagniskosten]] (siehe [[Risikokosten]]) und notwendig für die Bestimmung erwartungstreuer Planwerte (z. B. bei der [[Unternehmensbewertung]] durch das Risikomanagement).
* Sie ist die Grundlage für die Ermittlung der Höhe [[Kalkulatorisches Wagnis|kalkulatorischer]] [[Wagniskosten]] (siehe [[Risikokosten]]) und notwendig für die Bestimmung erwartungstreuer Planwerte (z. B. bei der [[Unternehmensbewertung]] durch das Risikomanagement)


; Teilschritte  
; Teilschritte
* Risikoidentifikation: Mit welchen Risiken ist mein Unternehmen konfrontiert?
* Risikoidentifikation: Mit welchen Risiken ist mein Unternehmen konfrontiert?
* Risikoanalyse und -evaluation: Wie wahrscheinlich ist ihr Eintritt und welche Risikohöhe weisen sie auf?
* Risikoanalyse und -evaluation: Wie wahrscheinlich ist ihr Eintritt und welche Risikohöhe weisen sie auf?
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Mit dem letzten Schritt schließt sich der Kreis, falls neue Risiken ausgemacht werden?
Mit dem letzten Schritt schließt sich der Kreis, falls neue Risiken ausgemacht werden?


Soweit möglich basiert eine Risikoanalyse auf einer statistischen [[Datenanalyse]]: Es werden die in den verschiedenen Jahren (sogenannte Produktionsjahre) neu abgeschlossenen Verträge (sogenannte Produktion) in Segmente unterteilt.
Soweit möglich basiert eine Risikoanalyse auf einer statistischen [[Datenanalyse]]: Es werden die in den verschiedenen Jahren (sogenannte Produktionsjahre) neu abgeschlossenen Verträge (sogenannte Produktion) in Segmente unterteilt
* Innerhalb jedes Segments und pro Produktionsjahr werden die in [[Rückstand (Finanzwesen)|Zahlungsschwierigkeiten]] geratenen Verträge ermittelt.
* Innerhalb jedes Segments und pro Produktionsjahr werden die in [[Rückstand (Finanzwesen)|Zahlungsschwierigkeiten]] geratenen Verträge ermittelt
* Die Segmente, bei denen für viele Produktionsjahre der jeweilige Anteil an in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Verträgen in Prozent höher ist als der Anteil in den Produktionsjahren, werden als riskant betrachtet.
* Die Segmente, bei denen für viele Produktionsjahre der jeweilige Anteil an in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Verträgen in Prozent höher ist als der Anteil in den Produktionsjahren, werden als riskant betrachtet
* Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass zum einen die Anzahl Verträge ein hinreichend großes Volumen erreichen muss und zum anderen, dass das Ergebnis der Analyse stets nach inhaltlicher Stichhaltigkeit überprüft werden muss, um eine sachlich begründete Aussage zu liefern.
* Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass zum einen die Anzahl Verträge ein hinreichend großes Volumen erreichen muss und zum anderen, dass das Ergebnis der Analyse stets nach inhaltlicher Stichhaltigkeit überprüft werden muss, um eine sachlich begründete Aussage zu liefern
* Insbesondere ist die Frage zu beantworten, ob die erkannten Zusammenhänge auch in der Zukunft stabil bleiben.
* Insbesondere ist die Frage zu beantworten, ob die erkannten Zusammenhänge auch in der Zukunft stabil bleiben


Technisch bedingte betriebswirtschaftliche Risiken können z. B. durch [[Fehlerbaumanalyse]], [[FMEA|Failure Mode and Effects Analysis]] oder [[Fehler-Ursachen-Analyse]] aufgedeckt und quantifiziert werden.
Technisch bedingte betriebswirtschaftliche Risiken können z. B. durch [[Fehlerbaumanalyse]], [[FMEA|Failure Mode and Effects Analysis]] oder [[Fehler-Ursachen-Analyse]] aufgedeckt und quantifiziert werden


Bei anstehenden strategischen Entscheidungen und Planungen hinsichtlich der Unternehmensentwicklung kommen die deterministische Szenarioanalyse zur Anwendung, bei der ausgewählte Szenarien untersucht werden, sofern die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Risiken und ihrer Einflussrichtung hinlänglich bekannt sind.
Bei anstehenden strategischen Entscheidungen und Planungen hinsichtlich der Unternehmensentwicklung kommen die deterministische Szenarioanalyse zur Anwendung, bei der ausgewählte Szenarien untersucht werden, sofern die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Risiken und ihrer Einflussrichtung hinlänglich bekannt sind
* Ist dies nicht der Fall, sind also die Bestimmungsfaktoren des Risikos zufallsverteilt, kann die stochastische Szenarioanalyse herangezogen werden, etwa in Form der [[Monte-Carlo-Simulation]] oder einer [[Program evaluation and review technique|PERT]]-Analyse mit stochastischen Knoten.
* Ist dies nicht der Fall, sind also die Bestimmungsfaktoren des Risikos zufallsverteilt, kann die stochastische Szenarioanalyse herangezogen werden, etwa in Form der [[Monte-Carlo-Simulation]] oder einer [[Program evaluation and review technique|PERT]]-Analyse mit stochastischen Knoten


Ein Problem der klassischen betriebswirtschaftlichen Risikoanalyse besteht darin, dass in internationalen Kontexten und Lieferketten schwer quantifizierbare und auch stochastisch schwer beschreibbare länderspezifische makroökonomische und politische Risiken durch Terror, Kriminalität, Korruption, Staatsbankrotte, Währungskrisen, [[Embargo]]s, Handelssanktionen, rechtliche Änderungen sowie infolge von Risiken des Geldtransfers eine zunehmende Rolle spielen.
Ein Problem der klassischen betriebswirtschaftlichen Risikoanalyse besteht darin, dass in internationalen Kontexten und Lieferketten schwer quantifizierbare und auch stochastisch schwer beschreibbare länderspezifische makroökonomische und politische Risiken durch Terror, Kriminalität, Korruption, Staatsbankrotte, Währungskrisen, [[Embargo]]s, Handelssanktionen, rechtliche Änderungen sowie infolge von Risiken des Geldtransfers eine zunehmende Rolle spielen


=== Risikoanalyse in anderen Bereichen ===
=== Risikoanalyse in anderen Bereichen ===
Risikoanalysen werden heute in allen Industriebereichen mit einem Risikopotential, wie der [[Kerntechnik]], [[Luftfahrt]], [[Eisenbahn]], [[Schifffahrt]], [[Chemie]], [[Petrochemie]] und [[Staudamm|Staudämme]] oder sonstige [[Anlage (Technik)|technische Anlagen]] durchgeführt, wobei die Methoden der [[Probabilistische Sicherheitsanalyse|probabilistischen Sicherheitsanalyse]] (PSA) zur Anwendung kommen.
Risikoanalysen werden heute in allen Industriebereichen mit einem Risikopotential, wie der [[Kerntechnik]], [[Luftfahrt]], [[Eisenbahn]], [[Schifffahrt]], [[Chemie]], [[Petrochemie]] und [[Staudamm|Staudämme]] oder sonstige [[Anlage (Technik)|technische Anlagen]] durchgeführt, wobei die Methoden der [[Probabilistische Sicherheitsanalyse|probabilistischen Sicherheitsanalyse]] (PSA) zur Anwendung kommen
* Bei [[Großveranstaltung]]en wird – der unterschiedlichen Gefahrenneigung Rechnung tragend – zur Berechnung der [[Stärke (Personal)|Stärke]] der Einsatzkräfte des [[Sanitätswachdienst]]es das [[Maurer-Schema]] angewandt.
* Bei [[Großveranstaltung]]en wird – der unterschiedlichen Gefahrenneigung Rechnung tragend – zur Berechnung der [[Stärke (Personal)|Stärke]] der Einsatzkräfte des [[Sanitätswachdienst]]es das [[Maurer-Schema]] angewandt
* Bei [[Feuerwehr]]en wird ein [[Brandschutzbedarfsplan]] in einigen Bundesländern vorgeschrieben, um mit diesem Instrument der Risiko- und Gefahrenanalyse zur Erreichung der [[Schutzziel (Brandschutz)|Schutzziele]] innerhalb der [[Hilfsfrist]] zu gewährleisten.
* Bei [[Feuerwehr]]en wird ein [[Brandschutzbedarfsplan]] in einigen Bundesländern vorgeschrieben, um mit diesem Instrument der Risiko- und Gefahrenanalyse zur Erreichung der [[Schutzziel (Brandschutz)|Schutzziele]] innerhalb der [[Hilfsfrist]] zu gewährleisten
* Im [[Arbeitsschutz]] heißt die Risikoanalyse [[Gefährdungsbeurteilung]].
* Im [[Arbeitsschutz]] heißt die Risikoanalyse [[Gefährdungsbeurteilung]]
* In der [[Toxikologie]] und [[Ökotoxikologie]].
* In der [[Toxikologie]] und [[Ökotoxikologie]]
* Umweltrisikoanalyse im Rahmen des [[Umweltrisikomanagement]]s.
* Umweltrisikoanalyse im Rahmen des [[Umweltrisikomanagement]]s
* Für Siedlungen im Gebirge und bei Großbauten sind die möglichen Naturgefahren ([[Erdrutsch|Bergrutsch]]e, [[Lawine]]n, [[Murgang|Muren]], [[Setzung (Bauwesen)|Setzungen]], [[Sackung]]en etc.) abzuschätzen.
* Für Siedlungen im Gebirge und bei Großbauten sind die möglichen Naturgefahren ([[Erdrutsch|Bergrutsch]]e, [[Lawine]]n, [[Murgang|Muren]], [[Setzung (Bauwesen)|Setzungen]], [[Sackung]]en etc.) abzuschätzen
* Neben Methoden der [[Geotechnik]] wird oft auch die [[Seismik|Geoseismik]] angewandt.
* Neben Methoden der [[Geotechnik]] wird oft auch die [[Seismik|Geoseismik]] angewandt
* Bei der Maschinen- und Anlagekonstruktion werden die von der Maschine / Anlage ausgehende Gefahr bestimmt und die Gegenmaßnahmen bestimmt anhand der Norm [[ISO 12100 Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung]] (siehe auch [[Sicherheitssystem]]).
* Bei der Maschinen- und Anlagekonstruktion werden die von der Maschine / Anlage ausgehende Gefahr bestimmt und die Gegenmaßnahmen bestimmt anhand der Norm [[ISO 12100 Sicherheit von Maschinen – Allgemeine Gestaltungsleitsätze – Risikobeurteilung und Risikominderung]] (siehe auch [[Sicherheitssystem]])
* In der [[Medizinwirtschaft]] und bei der Entwicklung von [[Medizinprodukt]]en muss gemäß den Vorgaben der [[ISO 14971|EN ISO 14971]] und den Regelungen des Medizinproduktegesetzes ein Risikomanagementprozess fortlaufend geführt und dokumentiert werden.
* In der [[Medizinwirtschaft]] und bei der Entwicklung von [[Medizinprodukt]]en muss gemäß den Vorgaben der [[ISO 14971|EN ISO 14971]] und den Regelungen des Medizinproduktegesetzes ein Risikomanagementprozess fortlaufend geführt und dokumentiert werden
* Im Bereich [[Elektrotechnik]] führt die [[europäische Norm]] [[EN 62305]]-2 (siehe [[Blitzschutz]]) zur Notwendigkeit einer Risikoanalyse (betreffend Gefährdung durch Blitzschlag und Überspannung) bei der Errichtung elektrischer Anlagen.
* Im Bereich [[Elektrotechnik]] führt die [[europäische Norm]] [[EN 62305]]-2 (siehe [[Blitzschutz]]) zur Notwendigkeit einer Risikoanalyse (betreffend Gefährdung durch Blitzschlag und Überspannung) bei der Errichtung elektrischer Anlagen
* Zur Evaluierung von [[Bahnübergang|Bahnübergängen]] können Risikoanalysen eingesetzt werden, um die benötigte [[Sicherheitsanforderungsstufe]] zu bestimmen, sodass eine angemessene Sicherung z. B. durch ein [[Warnsystem]] vorgesehen wird.
* Zur Evaluierung von [[Bahnübergang|Bahnübergängen]] können Risikoanalysen eingesetzt werden, um die benötigte [[Sicherheitsanforderungsstufe]] zu bestimmen, sodass eine angemessene Sicherung z. B. durch ein [[Warnsystem]] vorgesehen wird
* Für Risiken rund um Informationen, IT-Systeme und IT-Dienstleistungen werden Risikomanagementprozesse aufgesetzt.
* Für Risiken rund um Informationen, IT-Systeme und IT-Dienstleistungen werden Risikomanagementprozesse aufgesetzt
* Für die [[Lebensmittelsicherheit]] findet das Konzept [[Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte]] (HACCP) Anwendung.
* Für die [[Lebensmittelsicherheit]] findet das Konzept [[Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte]] (HACCP) Anwendung





Version vom 21. Mai 2024, 12:22 Uhr

Risikoanalyse - Risk Analysis

Im Rahmen des Risikomanagements

Beschreibung

Die Risikoanalyse (risk analysis) ist im Rahmen des Risikomanagements die Analyse der durch Risikoidentifikation ermittelten Risiken von unterschiedlichen Sachverhalten und Gefahrensituationen

Die Risikoanalyse ist Teil des Risikomanagements
Risikobeurteilung
Ziel der Risikobeurteilung ist die Identifikation und Quantifizierung (Bewertung) von Risiken, um Transparenz über Art und Umfang von bestehenden Risiken zu schaffen, z. B. um Risiken durch Präventionsmaßnahmen zu vermeiden oder zu reduzieren
  • Des Weiteren werden ihre Ergebnisse für die Risikokommunikation verwendet, um z. B. die Risikowahrnehmung zu fördern
  • Das Risiko kann auch durch ein Risikomaß ausgedrückt werden
Zu beachten ist, dass der Prozess der Risikoanalyse ganz entscheidend von der individuellen Risikowahrnehmung geprägt ist
  • Dass Risiken überhaupt erkannt werden, hängt auch davon ab, dass verschiedene Risikoträger ein existierendes Risiko unterschiedlich oder gar nicht wahrnehmen
  • Erfolgt die Risikowahrnehmung fehlerhaft als selektive Wahrnehmung, so werden nur bestimmte Risiken wahrgenommen, andere vorhandene dagegen ausgeblendet
  • Eine mangelhafte Risikowahrnehmung wirkt sich negativ auf die nachfolgenden Phasen des Risikomanagements aus
Aspekte der Risikoanalyse finden auch Eingang in die Arbeitsanalyse, Bilanzanalyse, Finanzanalyse, Marktanalyse oder Schwachstellenanalyse

Prozessablauf

Die Risikoanalyse wird in drei Schritten durchgeführt
  • Identifikation der Gefahren (Risikoidentifikation), die das System verletzen oder zerstören können
  • Analyse der Ursachen der identifizierten Gefahrenereignisse (deduktive Ursachenanalyse / Fehlerbaumanalyse) und Ermittlung deren Häufigkeiten
  • Analyse der Schadensauswirkungen der identifizierten Gefahrenereignisse, die von dem System ausgehen können (induktive Analyse / Ereignisbaumanalyse) und Ermittlung deren Wahrscheinlichkeiten

Für die Risikoanalyse kommen unterschiedlichste wissenschaftliche Analysetechniken zur Anwendung, wie Arbeitsanalyse, Elementaranalyse, Finanzanalyse, qualitative Analyse, quantitative Analyse, Portfolio-Analyse, Schwachstellenanalyse oder Szenarioanalyse

Das quantitative Risiko ergibt sich aus der Multiplikation der Schadenshöhe mit der Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. der Gefährdungsrate, je nachdem, ob es sich um ein zeitlich begrenztes Wagnis oder um ein Risiko handelt, summiert über die verschiedenen Gefährdungen (Risikoquantifizierung)

Die Gefahrenidentifizierung sollte so weit wie möglich auf quantitativen (historisch, statistisch) Daten beruhen

  • Auch qualitative Methoden, wie z. B. Expertenmeinungen, Checklisten sollten zur Anwendung kommen
  • Ziel der Analyse ist es, alle wahrscheinlichen Gefahren zu finden und zu erfassen

Bei der Risikoanalyse sind auch die mit der Analyse verbundenen Unsicherheiten zu berücksichtigen (Daten- als auch Modellunsicherheiten) und die Unsicherheitsquellen sind soweit möglich zu identifizieren (siehe auch Entscheidung unter Unsicherheit)

Anwendungsgebiete

Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz

Die deutsche Bundesregierung hat 2009 die Risikoanalyse im Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz (ZSKG) gesetzlich verankert
  • Im Sinne des § 18 ZSKG vom 2. April 2009 führt der Bund im Zusammenwirken mit den Ländern eine bundesweite, ressortübergreifende Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz durch und unterrichtet den Deutschen Bundestag über die Ergebnisse der Risikoanalyse ab 2010 jährlich
Die Risikoanalyse ist zentraler Bestandteil des Risikomanagements im Bevölkerungsschutz
  • Sie liefert belastbare Informationen über Gefahren, Risiken und über vorhandene Fähigkeiten im Umgang mit Risiken auf deren Grundlage angemessen entschieden werden kann
  • Die Methode orientiert sich am internationalen Standard des Risikomanagements ISO 31000 und 31010
Seit 2012 wurden folgende Gefahren einer Risikoanalyse unterzogen und die Ergebnisse in den entsprechenden Bundestagsberichten veröffentlicht

Ergebnisse der Analysen sind die Eintrittswahrscheinlichkeiten und Schadensauswirkungen der untersuchten Ereignisse sowie Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen, die im Sinne eines ganzheitlichen Risiko- und Krisenmanagements von Bedeutung sind Vorlage:Hauptartikel

Risikenanalysen in Unternehmen

Risikenanalysen in Unternehmen haben Bedeutung

Risikoanalyse ist in der Betriebswirtschaftslehre die Identifikation und Quantifizierung von Risiken durch Abschätzung der Eintrittswahrscheinlichkeit und der möglichen, meist unsicheren Auswirkungen (z. B. auf die Kosten)

Teilschritte
  • Risikoidentifikation: Mit welchen Risiken ist mein Unternehmen konfrontiert?
  • Risikoanalyse und -evaluation: Wie wahrscheinlich ist ihr Eintritt und welche Risikohöhe weisen sie auf?
  • Risikobearbeitung und -dämpfung: Mit welchen Maßnahmen kann ich vorbeugen bzw. den Schaden im Falle des Eintritts des Risikos begrenzen?
  • Risiko-Monitoring und -Review: Wie verändert sich die Risikosituation und mit welchen Mitteln kann ich ihre Entwicklung beobachten?

Mit dem letzten Schritt schließt sich der Kreis, falls neue Risiken ausgemacht werden?

Soweit möglich basiert eine Risikoanalyse auf einer statistischen Datenanalyse: Es werden die in den verschiedenen Jahren (sogenannte Produktionsjahre) neu abgeschlossenen Verträge (sogenannte Produktion) in Segmente unterteilt

  • Innerhalb jedes Segments und pro Produktionsjahr werden die in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Verträge ermittelt
  • Die Segmente, bei denen für viele Produktionsjahre der jeweilige Anteil an in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Verträgen in Prozent höher ist als der Anteil in den Produktionsjahren, werden als riskant betrachtet
  • Es sei darauf aufmerksam gemacht, dass zum einen die Anzahl Verträge ein hinreichend großes Volumen erreichen muss und zum anderen, dass das Ergebnis der Analyse stets nach inhaltlicher Stichhaltigkeit überprüft werden muss, um eine sachlich begründete Aussage zu liefern
  • Insbesondere ist die Frage zu beantworten, ob die erkannten Zusammenhänge auch in der Zukunft stabil bleiben

Technisch bedingte betriebswirtschaftliche Risiken können z. B. durch Fehlerbaumanalyse, Failure Mode and Effects Analysis oder Fehler-Ursachen-Analyse aufgedeckt und quantifiziert werden

Bei anstehenden strategischen Entscheidungen und Planungen hinsichtlich der Unternehmensentwicklung kommen die deterministische Szenarioanalyse zur Anwendung, bei der ausgewählte Szenarien untersucht werden, sofern die Wahrscheinlichkeit des Auftretens der Risiken und ihrer Einflussrichtung hinlänglich bekannt sind

  • Ist dies nicht der Fall, sind also die Bestimmungsfaktoren des Risikos zufallsverteilt, kann die stochastische Szenarioanalyse herangezogen werden, etwa in Form der Monte-Carlo-Simulation oder einer PERT-Analyse mit stochastischen Knoten

Ein Problem der klassischen betriebswirtschaftlichen Risikoanalyse besteht darin, dass in internationalen Kontexten und Lieferketten schwer quantifizierbare und auch stochastisch schwer beschreibbare länderspezifische makroökonomische und politische Risiken durch Terror, Kriminalität, Korruption, Staatsbankrotte, Währungskrisen, Embargos, Handelssanktionen, rechtliche Änderungen sowie infolge von Risiken des Geldtransfers eine zunehmende Rolle spielen

Risikoanalyse in anderen Bereichen

Risikoanalysen werden heute in allen Industriebereichen mit einem Risikopotential, wie der Kerntechnik, Luftfahrt, Eisenbahn, Schifffahrt, Chemie, Petrochemie und Staudämme oder sonstige technische Anlagen durchgeführt, wobei die Methoden der probabilistischen Sicherheitsanalyse (PSA) zur Anwendung kommen


Anhang

Siehe auch


Links

Weblinks
  1. Society for Risk Analysis (englisch)