Risiko

Aus Foxwiki

topic - Kurzbeschreibung

Beschreibung

Risiko weist je nach Fachgebiet einen unterschiedlichen Begriffsinhalt auf, allgemein wird hierunter die Möglichkeit des Eintritts künftiger Ereignisse, die nachteilige Auswirkungen wie Verlustgefahren in sich bergen, verstanden.

Etymologie

Die Wortherkunft ist nicht vollständig geklärt.

In dieser Form tauchte es in italienischen Handelsbriefen des 12./13. Jahrhunderts als Umsegeln einer Klippe (Vorlage:LaS) auf. Auch in Griechenland sprach man von der Klippe (Vorlage:GrcS, auch: „Wurzel“).

  • Andere Quellen lassen Risiko auf arabischen Ursprung zurückführen (Vorlage:ArS, „Lebensunterhalt, der von Gott und Schicksal abhängt“),

wobei nicht nur negative Erwartungen einer Verlustgefahr, sondern auch positive Aspekte eines glücklichen Zufalls oder ein zufälliges Geschenk dazugehören. 1477 erreichte es als „arreschg“ den deutschen Sprachraum und wandelte sich 1479 in „arisch“. In Oberschwaben tauchte dann erstmals „uff unser Rysigo“ auf, das sich 1518 als „Risigo“ verfestigte.

Während Großwörterbücher des Deutschen (Duden, Wahrig) das Wort über das vulgärlateinische, nicht belegte Vorlage:Lang („Gefahr laufen, wagen“) auf das altgriechische Vorlage:Lang (Vorlage:Lang „Wurzel, Klippe“) zurückführen, nennt das Etymologische Wörterbuch des Deutschen als etymologischen Hintergrund nur das postulierte vulgärlateinische Vorlage:Lang („Felsklippe“), das als Verbalsubstantiv zu Vorlage:Lang („abschneiden“) den „vom Festland abgeschnittenen Felsturm, der zur Gefahr für Handelsschiffe wird“ bezeichnet. Auch das viel ältere Romanische etymologische Wörterbuch (1911) sieht die Entwicklung des Wortes im griechischen Vorlage:Lang (Vorlage:Lang „Klippe“) und der dazugehörigen lateinischen Ableitung Vorlage:Lang begründet.

Im Etymologischen Wörterbuch der deutschen Sprache (1995/1999) wird dagegen eine vorromanische Form Vorlage:Lang diskutiert, die als Ableitung vom lateinischen Vorlage:Lang („streiten, widerstreben“) die unkalkulierbaren Folgen eines Widerstands im Kampf bezeichnen würde.

  • Eine weitere Herkunft liefert der Fremdwörter-Duden.
  • Dort wird der Begriff vom arabischen rizq abgeleitet.

Begriffliche Abgrenzung

Gefahr, Exposition, Risiko, Wagnis

Ein Tiger in einem Käfig ist eine Gefahr, aber kein Risiko.

Die Begriffe Gefahr, Risiko und Wagnis sind fachsprachlich exakt definiert.

Im allgemeinen Sprachgebrauch wird dies oft nicht berücksichtigt, so dass die Begriffe häufig synonym verwendet werden. Daraus entstehen bisweilen Missverständnisse. Eine Gefahr besteht, wenn eine Sachlage intrinsisch eine schädliche Wirkung haben kann.

  • Gefahren sind also beispielsweise eine Unebenheit in der Straße, eine unbeaufsichtigte Maschine, ein Feuer, ein Terroranschlag.

Der zweite zu betrachtende Faktor ist die Exposition, also wie sehr eine betrachtete Person oder ein betrachteter Gegenstand der Gefahr ausgesetzt ist: Ein Terroranschlag in München ist für eine Person in Hamburg ungeachtet der Gefühlslage vergleichsweise ungefährlich.

  • Ein Risiko besteht nur dann, wenn eine Gefahr und die Exposition gemeinsam auftreten.

Da nicht alle Einflussfaktoren bekannt sind bzw. sie vom Zufall abhängen, ist das Risiko mit einem Wagnis verbunden.

  • Unter einem Wagnis wird fachsprachlich „das Eingehen eines Risikos bzw.
  • das Einlassen auf eine risikohaltige Situation“ verstanden.

Deshalb wird das Wort Risiko als partielles Synonym zu Wagnis verwendet. So kann man bei einer Entscheidung mit ungewissen Folgen davon sprechen, ein Risiko oder auch ein Wagnis einzugehen.

  • Jedoch ist der Risikobegriff nicht identisch mit dem Begriff Wagnis.
  • Einen Unfall kann man durch grob fahrlässiges Verkehrsverhalten zwar „riskieren“, aber nicht „wagen“.
  • Die klar definierten Begriffe sind nicht austauschbar.

Das Risiko drückt die Kombination aus Wahrscheinlichkeit und Gefahr aus, die etwa für eine betrachtete Person oder einen betrachteten Gegenstand auftreten kann.

  • Ein Tiger kann als Gefahr betrachtet werden.

Solange der Tiger sich in seinem verschlossenen Käfig befindet, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Schaden aber gering (keine Exposition), und es besteht nur ein geringes Risiko. Trotzdem besteht die Gefahr weiter, denn diese ist nur an die Existenz des Tigers und seine intrinsischen Eigenschaften geknüpft.

Vertiefung

Risiko wird im Allgemeinen als Kombination aus Eintrittswahrscheinlichkeit eines unerwünschten Ereignisses und Schadensschwere bei einem etwaigen Eintritt des Ereignisses angesehen.

  • Eine übliche Vereinfachung ist es, das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensschwere als Risiko zu bezeichnen.
  • Dies ist dann angemessen, wenn dieses Produkt wohldefiniert ist und wenn das Ereignis so oft eintritt oder eintreten kann, dass der Übergang zu dem durch dieses Produkt beschriebenen Erwartungswert sinnvoll ist.
  • Das Risiko wird in diesem Fall in der Einheit der Zielgröße bewertet.

Aufgrund des begrenzten Wissens über Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß ist es von einer Reihe von Begriffen abzugrenzen.

Im Unterschied zum Begriff Risiko ist der Begriff Wagnis tendenziell mit einer ethischen Komponente verbunden und findet deshalb bevorzugt in den Geisteswissenschaften (Theologie, Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Sportwissenschaften etc.) Verwendung (Wagnis Freundschaft, Wagnis Ehe, Wagnis Sport). Im Unterschied zum Risiko ist das Wagnis zudem immer mit einer Handlung verbunden: Es wird zwischen dem Sachverhalt einer objektiven Gefahrensituation, d. h. eines Risikos, und dem Sachverhalt, ob jemand sich auf diese Situation einlässt, unterschieden.

  • Risiko ist danach immer Teil eines Wagnisses.
  • Es gibt kein Wagnis ohne Risiken.
  • Risiken sind aber nicht zwingend mit einem Wagnis verbunden.
  • Ein solches erfordert vielmehr zusätzlich eine persönliche Handlungsentscheidung.


Im juristischen Sprachgebrauch wird das Risiko von der Gefahr abgegrenzt.

  • Hier beschreibt Gefahr eine Situation, in der bei ungehindertem, nicht beeinflussbarem Ablauf des Geschehens ein Zustand oder ein Verhalten mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem erwarteten Schaden führt.
  • Die Gefahr stellt ein stärkeres Risiko dar.

Ferner wird das Risiko vom Restrisiko abgegrenzt, das als schwächeres Risiko bezeichnet werden kann.

Zur Unterscheidung der Begriffe Gefahr, Risiko und Restrisiko wurde auch die „Je-desto“-Formel entwickelt.

  • Sie besagt, dass bei größerem drohenden Schadensumfang infolge von Synergieeffekten die Ansprüche an die Eintrittswahrscheinlichkeit des Ereignisses geringer sind, um dennoch von einer Gefahr zu sprechen.
  • Diese Abgrenzung wird jedoch schwierig, wenn es unmöglich erscheint, Aussagen über Schadenshöhe oder Eintrittswahrscheinlichkeit zu treffen.
Begrenzung der Aufenthaltsdauer im Gefahrenbereich kann ein Risiko so reduzieren, dass es als Restrisiko hinnehmbar wird (Olching, 2009).

In diesem Fall verfließen die Grenzen zwischen Gefahr und Risiko sowie Risiko und Restrisiko.

  • Vorstellbar ist hier, dass das Schadenspotenzial eines benannten Restrisikos um ein Vielfaches höher sein kann als das einer klar definierten Gefahr.
  • Beispiel: Bis zum 11. September 2001 konnte sich niemand vorstellen, dass Terroristen mit Flugzeugen das World-Trade-Center in New York zum Einstürzen bringen würden.
  • Dieses Ereignis wurde bis dahin als sehr unwahrscheinlich und damit als Restrisiko betrachtet.
  • Seit dem 11. September stellt ein terroristischer Angriff aus der Luft jedoch eine Gefahr dar.

In Gegensatz zu Ereignissen unter Ungewissheit und Unwissenheit ist das Eintreten eines Risikos kalkulierbar.

  • Bei der Ungewissheit sind die möglichen Auswirkungen bekannt, man verfügt jedoch nicht über Informationen zur Eintrittswahrscheinlichkeit.
  • Beim Unwissen sind auch die Auswirkungen der untersuchten Handlungsalternativen nicht oder nicht vollständig bekannt.
  • In beiden Fällen ist das Ereignis – mehr als beim Risiko – unkalkulierbar.
  • Es ist aber auch denkbar, dass weder die Schadenshöhe noch die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses bekannt sind.

Allgemeines

Risiko ist nach alledem die Verlustgefahr, die aus dem unvorhergesehenen Eintritt von künftigen Ereignissen resultieren kann. Verlustgefahren sind ökonomisch betrachtet unerwarteter erhöhter Aufwand oder erhöhte Kosten, geminderter Ertrag oder geminderte Erlöse. Die Verlustgefahren oder wirtschaftlichen Nachteile betreffen den Eintritt zukünftiger Ereignisse, von denen sowohl ungewiss ist, ob sie überhaupt eintreten, als auch, mit welcher Intensität sie eintreten werden.

Zuweilen wird dieser – ausschließlich mit Verlustgefahren konnotierte – Risikobegriff auch um Gewinnchancen erweitert, einem dann weiten Risikobegriff. Das chinesische Zeichen für Risiko/Krise (Vorlage:Zh) gibt diese Ambivalenz wieder, denn das erste Schriftzeichen bedeutet „Gefahr“, das zweite „Chance“. Der erweiterte Risikobegriff wird dabei als „kein Risiko ohne Chance, aber auch keine Chance ohne Risiko“ definiert. Risiken, bei denen der Verlustgefahr eine gleich hohe Gewinnchance entspricht, nennt man spekulative Risiken; fehlt die Gewinnchance gänzlich, handelt es sich um reine Risiken. Versicherungen übernehmen daher reine Risiken, wenn ein Schaden eintritt; kommt es zu keinem Schaden, ist dies keine Gewinnchance, weil der im Voraus geplante Zustand erhalten geblieben ist.

Alle Menschen sind im gesellschaftlichen Zusammenwirken, aber auch bei Einwirkungen von Umwelt und Natur (Umweltzustände), einer Vielzahl von Risiken ausgesetzt, denen sie sich selbst bei größten eigenen und fremden Anstrengungen nicht vollständig entziehen können.

  • Denn mit jedem Handeln geht untrennbar das Entstehen von Risiken einher.

Jede Person ist deshalb ein potenzieller Risikoträger, der die Möglichkeit hat, durch die Risikowahrnehmung auftauchende Risiken zu erkennen und zu tragen oder im Rahmen der Risikobewältigung Risikovermeidung, Risikominderung, Risikodiversifikation, Risikotransfer oder Risikovorsorge zu betreiben.

  • Ob und inwieweit er dies tut, hängt von seiner Risikoeinstellung ab.

Risikoeinstellung

Risiko/Risikoeinstellung

Risikoarten

Risiko/Risikoarten

Risikobegriff

Risiko/Risikobegriff

Risikomanagement

Risikomanagement

Unter Risikomanagement versteht man den planvollen Umgang mit Risiken (Chancen und Gefahren) in Unternehmen.

Auch die Nutzung von Risikoinformationen für unternehmerische Entscheidungen kann als Teil des Risikomanagements aufgefasst werden (Beurteilung und Bewertung des Ertrag-Risiko-Profils von Handlungsoptionen, wie Investitionen).

Die Phase der Risikoidentifikation wird vielfach als die größte Herausforderung bezeichnet, da zunächst die Tatsache, dass überhaupt ein Risiko vorliegt, erkannt werden muss (Risikowahrnehmung).

  • Dieses erfordert entsprechende Informationssysteme (z. B.  Kennzahlen oder entsprechende Organisationsstrukturen).

Die Risikoquantifizierung versucht, das nun erkannte Risiko zu quantifizieren.

  • Dies geschieht in zwei Schritten.
  • Zunächst werden die Eintrittswahrscheinlichkeit und das Schadensausmaß bei Eintritt des Schadens bestimmt (s. a. Risikomatrix).
  • Durch Multiplikation dieser beiden Kennzahlen entsteht eine Art Risikopotenzial, der Schadenerwartungswert.
  • Je nach Art des Risikos können unterschiedliche Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die quantitative Beschreibung eines Risikos verwendet werden.
  • Ein Messung des Umfangs eines Risikos erfolgt mittels eines Risikomaßes.
  • Eine Herausforderung in dieser Phase ist die nachvollziehbare Überführung von qualitativen Risiken, wie z. B. eines Streiks oder eines Vulkanausbruchs, in ein quantitatives Zahlenwerk (Risikoquantifizierung).
  • Die Berechnung des Gesamtumfangs aus mehreren Einzelrisiken ist Aufgabe der Risikoaggregation.
  • Die Risikosteuerung beschäftigt sich nun mit der Frage, wie das einzelne Wirtschaftssubjekt mit dem Risiko umgeht.
  • Dazu bestehen die Möglichkeiten des Selbsttragens des Schadens, der Schadensvermeidung, der Überwälzung auf andere und der Risikobegrenzung.
  • Ansätze zur Risikobegrenzung lassen sich in ursachenbezogene und wirkungsbezogene unterscheiden.
  • Ursachenbezogene Strategien zielen ex ante darauf ab, die Höhe möglicher Verluste oder ihre Wahrscheinlichkeitsverteilung positiv zu beeinflussen.
  • Wirkungsbezogene Strategien zielen auf die Abfederung oder die Abwälzung schlagend gewordener Risiken ab.
  • Ursachenbezogene Strategien sind die Risikovermeidung und die Risikominderung.
  • Wirkungsbezogene Strategien sind der Risikotransfer und die Risikovorsorge.
  • Risikodiversifikation weist zu beiden Strategiearten Bezüge auf.


Anhang

Siehe auch


Links

Weblinks
  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Risiko